Eurorack Patch-Tipps: 4 Dinge, auf die ihr beim Patchen achten solltet
Im Eurorack ist vieles erlaubt, das Patchen ist eine freie, kreative Praxis. Dennoch gibt es aber natürlich auch dabei einige Eurorack Patch-Tipps, die besonders effektiv sind. Manche wiederum bergen Schwierigkeiten, vor denen ihr auf der Hut sein solltet. Und andere Patching-Techniken sind schließlich einfach nur nützlich und also gut zu wissen. All das und mehr wollen wir im Folgenden einmal systematisch angehen.
Denn es lässt sich nicht leugnen: Alle Hersteller von Eurorack-Modulen erklären gern groß und breit, wie ihre Module funktionieren. Seltener aber findet man Eurorack Patch-Tipps dazu, wie sie mit solchen anderer Firmen zusammengesteckt werden können. Klar: Es gibt Tutorial-Videos im Netz, aber auch in denen sind oft andere Modulkombinationen zu sehen als im eigenen Rack. Umso wichtiger ist es, einige Patching-Grundlagen zu kennen. Fangen wir beim zentralsten Aspekt an: der Spannung, ihrer Stärke und ihrer Polarität.
Eurorack Patch-Tipps 1: Das Spannungsverhalten von Modulen kennen
Wie vermutlich die meisten von euch bereits wissen, arbeiten Eurorack-Module mit Stromspannung, die durch die Kabel hin- und hergeschickt wird. Die maximale Stärke dieser Spannung kann +10 V bzw. -10 V betragen – mehr geht nicht. Allerdings bedeutet das nicht, dass alle Eurorack-Module diese gesamte „Spannbreite“ ausnutzen. Manche geben nur positive Signale aus, manche nur solche von -5 bis +5 V. Das macht sowohl einen Unterschied in ihrem Einfluss auf andere Module aus wie auch die Art und Weise, wie sie auf Signale aus anderen Modulen reagieren.
Ein gutes Beispiel ist das bekannte Make Noise Maths (Affiliate-Link). Es kann mit seinen beiden Kanälen 1 und 4 LFOs erzeugen. Standardmäßig schwingen diese immer nur im positiven Bereich. Zudem gibt der Hauptausgang des Kanals das Signal mit bis zu 10 V Spannung aus. Nutzt man hingegen den mittleren Summierungsausgang des Maths, um einen LFO abzugreifen und dreht den Regler des zweiten Kanals nach links, wird aus dem LFO, der von 0 V bis +10 V schwingt einer, der von -5 bis +5 V reicht. Dieser beeinflusst einen Zielparameter völlig anders, da er ihn sowohl negativ also auch positiv von dessen Ausgangswert modulieren kann.
2: Gates und Trigger unterscheiden
Wechseln wir mit dieser Grundlage jetzt direkt mal das Thema und sprechen über Gates und Trigger. Für viele wirken diese beiden Signaltypen identisch, aber sie sind es nicht. Ein Trigger ist ein kurzer Spannungsimpuls, der schnell je nach Modul auf 5 oder 8 oder 10 V und wieder zurück auf 0 V springt. Ein Gate hingegen hat nach einem positiven Voltsprung eine Haltephase, solang etwa eine Keyboardtaste gedrückt oder ein Sequencer-Step aktiv ist. Wieso ist da nun wichtig im Rahmen unserer Eurorack Patch-Tipps? Mit Gates werden Hüllkurven aktiviert und gesteuert, die eine Haltephase (Sustain oder Hold) haben. Das ist mit Triggern nicht möglich.
Was aber – und hier wird es kompliziert – nicht heißt, dass Trigger überhaupt keine Hüllkurven auslösen können. Das geht sehr wohl, wenn sie nur zwei Phasen haben: Attack und Decay. Auch das geht mit dem erwähnten Maths-Modul. Wird dort ein Trigger in einen „Trig“-Eingang gepatcht, gibt der entsprechende Kanal eine Attack-Decay-Hüllkurve (AD) aus. Diese durchläuft einfach nur eine steigende und eine fallende Phase und ist dann zu Ende. Wird hingegen ein Gate in Richtung Maths geschickt, löst dies eine Attack-Hold-Decay-Hüllkurve (AHD) aus. Solch ein Signal erzeugt auch die oben abgebildete Verbos Polyphonic Envelope (Affiliate-Link). Nach der ersten steigenden Spannung bleibt die entstehende Hüllkurve auf einem festen Level stehen, bis das Gate auf 0 V zurückgeht. Der Effekt dieser entstehenden Hüllkurve ist ein komplett anderer – daher immer darauf achten, was ihr nutzt: Gates oder Trigger.
3: Stackcables und Multiples nutzen
Kommen wir nun zum praktischen Teil unserer Eurorack Patch-Tipps. So wünscht man sich etwa oft, dass man von bestimmten Signalen mehr hätte. Dafür kann man einzelne LFOs, Sequenzen oder auch Gates vervielfältigen. Die besten Optionen dafür sind Tiptop Audio Stackcables und Multiple-Module. Stackcables vervielfältigen Spannungen mit einem zweiten Ausgangsstecker direkt am Output des jeweiligen Patchpunktes. Was sie in den meisten Fällen aber nicht können, ist an einem Zieleingang zwei Signale summieren. Denn auch dort wird das eingehende Signal vom Stecker vervielfältigt. Achtet darauf, ob ihr Stackcables häufiger so verwenden wollt. Falls ja: Schafft euch unbedingt einen CV-Mixer an. Auch diese Aufgabe erledigt das Maths, eine Alternative wäre etwa der Mix 3 von Joranalogue (Affiliate-Link).
Parallel zu Stackcables ist es aber immer auch noch eine gute Idee, ein aktives Multiple-Modul in seinem System zu haben. Denn manche Signale müssen besonders präzise weitergegeben werden, etwa Sequenzen oder auch Zufallswerte. Solche Spannungen vervielfältigen aktive Multiples präziser solche ohne Strom – wie auch Stackcables sie sind. Beides zu haben, räumt übrigens auch Patches auf: Man kann sich dann schneller orientieren, welche Arten von Signale über Stackcables verteilt werden und welche über die Multiples.
Eurorack Patch-Tipps 4: Immer den Überblick behalten
Abschließend noch ein vielleicht banaler, aber essentieller Eurorack Patch-Tipp: Entwickelt unbedingt bewusst Strategien dafür, wie ihr auch bei komplexen Patches den Überblick über das Eurorack behaltet. Das geht auf unterschiedlichen Ebenen, angefangen bei der Anordnung der Module im Rack, über die Farbe der Kabel, bis hin zur strategischen Nutzung von Blindpanels, um Module nicht zu eng nebeneinander zu haben. Überlegt, was euch dabei hilft, auch komplexe Sounds zu patchen, ohne von der Komplexität des eigenen Machwerks überwältigt zu werden.
Patcht außerdem immer so, dass ihr an wichtige Elemente und Knöpfe des Racks bzw. einzelner Module noch gut herankommt. Denn am Ende geht es immer noch darum, dass die Sounds aus dem Eurorack dynamisch gespielt werden können. Es bringt wenig, eine spannende Sequenz entworfen zu haben, dann aber das Filter nicht mehr steuern oder den Effekt nicht mehr ein- und ausblenden zu können. Zudem sollte ein Patch nie so überfrachtet sein, dass man beim Performen keine Chance mehr hat, etwas zu verändern. Dann verpuffen oft spannende Ideen.
Zusammengefasst: Unsere Eurorack Patch-Tipps
Zählt man die einzelnen Tipps auf, waren es in diesem Artikel bestimmt deutlich mehr als vier. Doch am wichtigsten ist es, die übergeordneten Aspekte im Blick zu behalten:
- Achtet beim Patchen auf die Spannungen
- Lernt, Gates und Trigger ordentlich unterscheiden zu können
- Verteilt Signale clever mit Multiples und Stackcables
- Versucht immer, die Oberhand über einen Patch zu behalten
Ach und einen inoffiziellen fünften Trick gibt es auch noch: Werft beim Üben im Studio auch einfach mal all diese Eurorack Patch-Tipps von Bord! Vielleicht entsteht gerade dann etwas Magisches. Aber denkt über sie nach und verinnerlicht sie dennoch. Sie helfen dabei, mehr aus dem Eurorack-System herauszuholen.
Die erwähnten Eurorack Patch-Tipps und Module im Video
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