Eurorack aufnehmen: 3 essentielle Recording-Tipps
Am modularen Synthesizer können endlos viele Sounds entstehen, von Melodien über Drones bis hin zu abstrakten Soundskulpturen. Nur was hat die Nachwelt davon, wenn man sie nicht aufnimmt? Oder anders formuliert: Wer mit ihnen wirklich Musik machen will, muss sich zwangsweise auch Gedanken darüber machen, wie man die Ergebnisse der eigenen Experimente am besten aufnimmt – am Computer im Studio oder auch live. Dafür gibt es einige Optionen, bei denen aber auch immer gewisse Dinge zu beachten sind. Daher haben wir in diesem Beitrag die drei wichtigsten Tipps für perfekte Aufnahmen mit dem Eurorack für euch versammelt.
Aus unserer Sicht gibt es dafür zunächst einmal ein paar Grundvoraussetzungen zu beachten. Im Case verbaut sein sollte idealerweise ein Output-Modul, das Eurorack-Pegel in Line-Pegel umwandelt. Die ersteren sind nämlich zu laut für reguläres Studio- oder auch Pedal-Equipment und muss daher leiser geregelt werden. Das leisten Output-Module von Haus aus. Wir empfehlen eines mit XLR-Ausgängen und einem zusätzlichen 3,5 mm Kopfhörerausgang, etwa das Joranalogue Transmit 2 oder das Vermona twinOut – mit einem solchen seid ihr einfach am flexibelsten, wenn ihr Signale an euer Audiointerface oder eine DI-Box auf der Bühne senden wollt. Beide bieten neben hochwertigen analogen Ausgangstransübertragern noch Dual-Mono- oder Stereo-Betrieb und LED-Anzeigen, falls mal etwas übersteuern sollte. Achtet ihr auf diese, sind alle Voraussetzungen für gute Aufnahmen geschaffen.
Multitracking oder nicht?
Kommen wir damit zu unseren eigentlichen Tipps oder besser den Aspekten des Eurorack, auf die ihr beim Aufnehmen am meisten achten solltet. Als erstes kommt noch einer, der in Zusammenhang mit obiger Output-Frage steht. Überlegt euch am besten so früh wie möglich in eurer Eurorack-Karriere, ob Ihre Mehrspuraufnahmen von euren modularen Kreationen tätigen wollt oder nicht. Falls ja, braucht ihr andere Arrangements von Modulen für die Output-Sektion, als wenn ihr auf Summierung setzen wollt. Dann braucht es nämlich ein Audiointerface-Modul im Rack selbst – und ein einziges Output-Modul ist nicht mehr zwingendn nötig.
Audiointerface-Module werden aktuell hauptsächlich von Expert Sleepers entwickelt. Das Unternehmen aus Schottland hat mehrere Audiointerface-Module im Programm. Sie funktionieren entweder rein via ADAT oder auch über USB. Zu empfehlen sind vor allem letztere mit beiden Optionen – die oben abgebildeten ES-8 und ES-9. Ihr patcht dann einzelne Signale in die Eingänge des Interfaces, das am Rechner dann als Klangquelle der DAW eingestellt wird. In der Software wird nach den Aufnahmeläufen dann der finale Mixdown gemacht. Auf Line-Level regeln diese Module den Eurorack-Sound dabei auch runter.
Mixing im Rack: Macht es nicht zu kompliziert
Alternativ braucht ihr einen Mixer im Rack mit genug Kanälen für all eure Klangquellen. Unser zentraler, kurzer und knackiger zweiter Tipp, wenn ihr euch für diesen Weg entscheidet: Macht es euch beim Aufnehmen des Eurorack nicht zu kompliziert. Der Vorteil an einem Hands-on-Mixer ist ja gerade der, dass man auf seine Ohren hören muss und nicht so viel zu überlegen braucht, ob denn die Pegelzahlen genau passen. Vertraut auf den Moment, in dem sich alles zusammen richtig anhört – und schaut dann auf euer Output-Modul. Wenn es nicht clippt, ist alles in Ordnung und ihr könnt den Mix in eurer DAW aufnehmen.
Eurorack aufnehmen: Dezentrales Mixing als Geheimtipp
Außerdem noch ein „Side-Tipp“ für alle, die ihre Modulklänge im Eurorack für das Aufnehmen mischen und nicht erst in der DAW: Probiert es mal mit sogenannten „dezentralen Mixing“. Damit ist ein Konzept gemeint, bei dem an unterschiedlichen Stellen im Patch bereits Sounds zusammengeführt werden, bevor sie in den finalen Mischer kommen. Das kann zum Beispiel an einem VCA-Modul mit mehreren Inputs wie dem Intellijel Quad VCA oder einem monofonen Submischer für mehrere Oszillatoren geschehen, die dann in ein Filtermodul geschickt werden. Wer so arbeitet, macht sich bereits während des Patching-Prozesses Gedanken darüber, ob alles lautstärkemäßig zueinander passt. Und wenn man das richtig macht, gibt es hinten raus weniger zu regeln.
Eurorack aufnehmen auf der Bühne: Extern, intern – oder auf dem iPhone?
Alles bisher Beschriebene funktioniert natürlich besonders im Studio sehr gut. Aber was ist mit Live-Auftritten, gibt es da noch etwas zu beachten? Antwort: Nicht, wenn man einen Laptop und ein Audiointerface zum Aufnehmen mit auf die Bühne nimmt. Aber das will nicht unbedingt jeder. Falls ihr leichter reisen wollt, empfiehlt sich entweder ein externer Recorder wie ein Zoom H2 oder als dritter und letzter Tipp von uns ein Modul für das Rack selbst, das eure Summe mitschneidet. Die beste Wahl aus dieser Kategorie ist und bleibt der 4ms WAV Recorder. Er nimmt die Stereosumme eures Eurorack-Mixers als WAV-Datei auf einer integrierten SD-Karte auf – und hat ebenfalls eine Pegelanzeige, die signalisiert, wenn das Mastersignal zu heiß läuft.
Wer in seinem Rack ein USB-Audiointerface mit Class-Compliant-Option nutzt – wie beispielsweise das ES-8 – kann übrigens auch seine Live-Aktionen direkt auf einem iPhone oder iPad aufnehmen. Dafür könnnen die kostenlose App GarageBand von Apple oder auch professionelle Audiotools für iOS bzw. iPadOS genutzt werden. Unsere Empfehlung aus letzterer Kategorie ist AUM von Kymatica, eine touchbasierte DAW, die auch Multitrack-Aufnahmen des Eurorack über ein Expert-Sleepers-Modul erlaubt. Achtet nur unbedingt darauf, die richtigen Adapter von USB auf Lightning bzw. die USB-C-Inputs neuerer Apple-Geräte mit beim Gig dabei zu haben!
Das Eurorack aufnehmen: Zusammenfassung
Man sieht: Wie so oft beim Performen und Komponieren mit Synthesizern ist auch beim Aufnehmen des Euroracks so einiges zu beachten. Aber andererseits zeigt sich auch in diesem Aspekt einmal mehr, wie flexibel dieses Synthesizer-Format ist. Es bietet in einem anscheinend geschlossenen Ökosystem mehrere komplett unterschiedliche Wege zum Aufnehmen: Hands-on-Mixing mit der analogen Summe als finalem Output-Signal, Mehrspur-Recording von Eurorack-Sounds mit Audiointerface-Modulen oder direkte Aufnahme im Rack mit einem Recorder-Modul. Und natürlich lassen sich diese Optionen auch kombinieren – für einen Workflow, der genau zu euren Bedürfnissen passt.