Erica Synths SYNTRX II Synthesizer – Angecheckt!
Ein Klangerzeuger für Sounddesigner
Der Hardware-Hersteller Erica Synths veröffentlichte im Dezember 2019 mit SYNTRX II eine Weiterentwicklung seines modernen „EMS Synthesizer-Klons“. Durch Lieferschwierigkeiten und viele Vorbestellungen mussten Fans und Interessierte nochmals lange auf die Verfügbarkeit warten – jetzt ist er endlich im Laden angekommen. Neue Funktionen, neue Effekte und ein besserer Workflow. Das musste ich definitiv hier im Studio testen. Und ich war schon lange nicht mehr so aufgeregt, wie beim Auspacken dieses Synthesizers. Sounddesign par excellence im Angecheckt.
Erica Synths SYNTRX II – Das Wichtigste in Kürze
- Tolle Hardware-Optik – solide verbaut
- Modulationsmatrix mit digitalem Patchfeld
- DSP-Effekte: BBD Delay, Tape Delay, Reverb
- Joystick zum Steuern verschiedenster Parameter
- Stepsequencer
- Joystick Sequencer
- Sounddesign-Maschine
SYNTRX II – ein EMS 2.0?
Die ersten Sound-Videos zum neuen SYNTRX II aus dem Hause Erica Synths machten Lust, den Synthesizer einmal live in Aktion zu sehen und zu spüren. Natürlich kommt hier noch das Konzept dieses Klangerzeugers dazu, das dem legendären EMS Synthesizer abgekupfert wurde. Darüber hinaus war die Version 1 schon in aller Munde. Die Entwickler aus Litauen haben nochmals Ideen über Ideen in den Aufbau, Möglichkeiten und Sound des Nachfolgemodells gesteckt. Und das mit Erfolg, wie ich finde.
Wie klingt eigentlich der neue „modulare“ Synthesizer SYNTRX II und kann ich so einen Klangerzeuger überhaupt in meinem Studio vielseitig einsetzen? Das durfte ich hier in meinem Testlabor ausprobieren. Danke an Erica Synths für das zur Verfügungstellen der Hardware für dieses Angecheckt!
Der Synthesizer muss erst einmal ausgepackt werden
Das Unboxing des Hardware-Synthesizers von Erica Synths ist recht unspektakulär. Neben der Hardware liegt ein externes Netzteil, zehn Patch-Overlays und eine Beschreibung in dem Karton. Alleine die Optik dieses schwarzen Synthesizers mit Holzseitenteilen macht definitiv Lust auf mehr. Etliche schwarze sowie unterschiedlich große Drehregler, ein gelb leuchtendes VU-Meter, ein Joystick und dazu die große in rot leuchtende Patch-Matrix, die nur darauf wartet, verschaltet zu werden. Darüber hinaus ist der Hersteller natürlich auch bekannt für seinen hochwertigen fetten Sound. Das klingt nach einer sehr sehr langen Test-Session.
Vorweg sei nochmals gesagt, dass dieser Synthesizer weitaus mehr auf dem Kasten hat, als ich hier in diesem Artikel berichten kann. Dieser Bericht kratzt tatsächlich nur einen Bruchteil des Könnens an. Über den neuen integrierten Step-Sequencer lassen sich nicht nur Tonfolgen programmieren, sondern auch X- und Y-Bewegungen des Joysticks, die im Takt (auch im MIDI-Sync) in Schleife verschiedene Parameter in Bewegung versetzen. Darüber hinaus könnt ihr Joystick-Bewegungen in einem Zeitfenster von 8 sek. aufzeichnen. Das funktioniert ebenso mit den Reglern der Effektsektion, deren Drehbewegungen sich ebenfalls aufzeichnen lassen. Stark!
SYNTRX II und die Klangerzeugung
Bekannt als Gear Nerd musste auch ich feststellen, dass beim SYNTRX II ein Anschließen und ein anschließendes Töneerzeugen nicht auf die Schnelle funktioniert. Denn der Synthesizer möchte erst einmal intern ver-patcht werden. Ganz ohne Strippen ziehen bleibt der Ausgang nämlich kalt – sehr kalt (und stumm). Deswegen solltet ihr euch vorher erst einmal die Struktur und Sektionen des Klangerzeugers genauer anschauen, um zu verstehen, wie das Gerät überhaupt funktioniert.
Auf der linken Seite seht ihr die klangerzeugenden Bereiche: zwei Inputs, um Audiosignale von außen (oder interne Dopplungen) in den SYNTRX II zu bekommen, einen Rauschgenerator mit stufenlosem Übergang zwischen verschiedenen Rauschfarben, zwei Oszillatoren mit je zwei Schwingungsformen (OSC1: Rechteck und Sinus, OSC2: Rechteck und Sägezahn) mit den typischen Parametern Tune, Octave, Shape sowie Sync, PWM und Level. Darunter liegt der dritte Oszillator (Level-Regler für Rechteck und Dreieck), den man ebenso als LFO einsetzen kann.
Regeln und steuern und modulieren und formen
Ein regelbares Hochpass- und Tiefpassfilter mit Resonanz rundet die linke Seite des SYNTRX II ab. Rechts findet ihr die Ausgangssektion mit je einem Level– und Pan-Regler sowie jeweils einem Output Filter zur schnellen Klangformung für die beiden Ausgänge. Dort sitzt auch der Ringmodulator mit Quellenwahlschalter und Level. Die neue Effektsektion befindet sich darunter. Diese ist mit einem digitalen Reverb oder Delay (entweder BBD oder Tape) ausgestattet. Time, Feedback und Level steuern diese Einheit.
Trapezoid ist die Hüllkurvengeneratorsektion des SYNTRX II. Hiermit lassen sich Bewegungsverläufe programmieren. Und das mit Attack, On (-Zeit), Decay, Off (-Zeit bis zum Wert „manuell“), Trapezoid und Signal (Level). Darunter sitzt der Joystick, um zweidimensionale Bewegungen (X/Y) zu generieren oder auch aufzuzeichnen. Für X und Y lässt sich separat die Stärke regulieren. In der Mitte oben findet ihr ein VU-Meter, das Werte eingehender Audio- oder CV-Signale anzeigen kann, sowie ein S&H-Generator als weitere Modulationsquelle.
Das Patch-Monster SYNTRX II
Direkt vor mir liegend, befindet sich das aus dem EMS Synthesizer bekannte 16×16 Patch-Feld. Dieses muss zur Verschaltung verschiedener Ein- und Ausgänge nicht mit Pins bestückt werden, sondern wird digital gepatcht. Eine Verbindung wird durch eine rote LED angezeigt. Verschiedene Level sind ebenso möglich (LED ändert je nach Level die Leuchtkraft). Die Beschriftung an dem Feld zeigt euch wie in einer Matrix die Wege an, die das Signal vornimmt. Somit könnt ihr sehr intuitiv die eine Sektion in eine andere leiten, diese wiederum zu einem Ausgang schicken, aber vorher noch durch einen dritten Bereich modulieren lassen. Das ist SYNTRX II.
Am Anfang ist es eher logisch, einfache Verbindungen zu bauen, um erst einmal einen Sound aus der Kiste zu bekommen und SYNTRX II zu einem spielbaren Synthesizer zu verwandeln. Über die zwei klickbaren Regler unter der Matrix könnt ihr den „Cursor“ steuern (oder zusätzlich über einen Shortcut sogar mit dem Joystick). Also OSC1 zu Filter, Filter zu Env. Signal, das Ergebnis zu OUT1. Jetzt noch den MIDI-Eingang mit meinem MIDI-Controller verbinden und der erste Klang wird ausgegeben. Weiter geht’s mit Effekten. Env. Signal zu Effects und Effects zu OUT2. Jetzt können wir die Effektesektion sogar separat in der Lautstärke und im Panorama regeln. Sehr schön!
Einsteiger vs. Fortgeschritten
Ihr wollt mehr? Na klar – ich schon! Dann kann ich euch den Zufallsgenerator wärmstens empfehlen. Shift und Rechtspfeil drücken und schon wird die Patch-Matrix durchgewürfelt. Das erzeugt oftmals Unsinn und absoluten Krach (also vorher bitte immer die Lautstärke eurer Abhöre absenken), aber zeigt euch auch, was mit SYNTRX II möglich ist. Für diese Drones und „experimentellen“ Sounds ist die Kiste sehr bekannt. Mit diesem „Trick“ habe ich gelernt und gesehen, dass es sich definitiv lohnt „unlogische“/„unsinnige“ Verbindungen zu aktivieren (zu verschalten), um einen einzigartigen genialen Synthesizer-Sound zu bekommen. Und das auch bei „normalen“ Klängen.
Dazu bringt das Herumspielen mit der Off-Zeit des Trapezoids ziemlich coole Wiederholungen des Hüllkurvengenerators und das zusätzlich zur eintreffenden MIDI-Note. Darüber hinaus solltet ihr SYNTRX II definitiv immer „Hands on“ benutzen. Nur das bringt die eigentliche Stärke dieses Synthesizers zu Tage. Eine Hand am Joystick, um verschiedene Parameter gleichzeitig zu bewegen und eine Hand an den Drehreglern. Sind euch zwei Hände zu wenig, lassen sich Bewegungen der digitalen Bauteile (Effekte, Joystick) in einen Speicher aufzeichnen und im Loop wieder abspielen. Joystick X und Y könnt ihr zu diesen ganzen Spielereien zusätzlich über den Sequencer ansteuern. Wow. Hier ein kleines Beispiel zu einem schnellen Live Jam in meinem Studio mit dem Synthesizer.
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Sounddesign und mehr mit SYNTRX II
Aber es geht noch weiter: Über die Eingänge könnt ihr nun andere Audioquellen einschleifen und diese als Modulationsquelle nutzen (oder zum Signal von SYNTRX II mischen). Es lässt sich aber auch das interne Audiosignal nochmals über den Eingang abgreifen (das ist schon intern so verkabelt, falls kein weiteres Kabel in den Input gesteckt wird) und das als Modulationsquelle nutzen.
Ihr seht: Eine Neverending Story dieser SYNTRX II. Spaß mit Sounddesign wird hier (neben dem Namen des Geräts) absolut groß geschrieben. Nach kurzer Zeit ist dieser Synthesizer zu einer meiner wichtigsten Maschinen geworden, um sehr schnell genau den Sound zu kreieren (durch den sehr logischen Aufbau), den ich mir im Kopf vorgestellt habe. Diese Sounds haben sich danach meist durch neue Modulationsverknüpfungen in einen weitaus interessanteren und einzigartigeren Sound entwickelt. Darüber hinaus lassen sich durch den integrierten Sequencer sehr schnell coole Basslines oder Arpeggio-Verläufe erzeugen, die per MIDI-Sync im Song-Tempo laufen. Es lohnt sich also, tiefer in die Sphären des Erica Synths Klangerzeugers abzutauchen.
Fazit zum Synthesizer SYNTRX II
Der Synthesizer SYNTRX II von Erica Synths ist nicht nur optisch ein absoluter Hingucker in meinem Studio. Die Bauweise, natürlich der integrierte Joystick und das VU-Meter fallen auf meinem Studiotisch positiv interessant auf. Dazu ist die Kiste klanglich mehr als vielseitig. Von einfachen Synthesizer-Sounds, interessanten Basslines bis hin zu höchst experimentellen Drones und Klängen ist alles möglich. Der Zufallsgenerator bringt mich immer wieder auf neue Ideen, neue Sounds zu kreieren, die man fast alle in Songs/Tracks einbauen kann. Absolut hoher Spaßfaktor – und genau das braucht ein Musiker doch, um kreativ zu sein.
Negative Punkte konnte ich im SYNTRX II keine finden. Erwähnenswert ist sicherlich, dass das Gerät nichts für blutige Anfänger und Einsteiger ist, die einen neuen Synthesizer für einfache Klänge suchen. Einen Sound von Grund auf zu erstellen, erfordert definitiv Hintergrundwissen über Synthese und Aufbau eines Synthesizers. Darüber hinaus ist der Klangcharakter der Hardware teilweise und je nach Schaltung sehr speziell. Das sollte man vor dem Kauf wissen.
Ihr bekommt für über 2.000,- Euro einen wirklich soliden Synthesizer und eine großartige Spielwiese für Sounddesigner. Und das für viele unterschiedliche Musikgenres. Hier ein weiteres Video-/Klangbeispiel mit dem SYNTRX II als Hauptdarsteller in einem Live-Jam.
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Preise und Spezifikationen zum Erica Synths SYNTRX II
Erica Synths SYNTRX II erhaltet ihr ab sofort hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 2.138,- Euro. Einen passenden Transportkoffer gibt es optional.
Die Hardware wiegt 4,o5 kg und ist 457 x 309 x 115 mm (B x T x H) groß. SYNTRX II besitzt 46 Drehregler, 12 Kippschalter, einen Joystick, zwei klickbare gerasterte Endlosdrehregler und sieben Buttons. Bis zu 256 Patches der Matrix lassen sich im digitalen Speicher ablegen und jederzeit aufrufen. Im Paket enthalten ist neben dem Synthesizer ein Quick-Start-Guide, das externe 12 V Netzteil und etliche Overlays als Merkhilfe für eure Reglereinstellungen.
Anschlussseitig stehen euch im Format 6,3 mm Klinke zwei Audioausgänge, ein Scope-Ausgang, zwei Audioeingänge, zwei CV-Eingänge, ein Gate In, MIDI In/Thru (DIN) und ein regelbarer Kopfhörerausgang (stereo) zur Verfügung. Ein beleuchtetes VU-Meter ist ebenso mit dabei. Die beleuchtete Modulationsmatrix zeigt eure Verschaltungen und weitere Informationen. 254 Modulations-Presets lassen sich abspeichern. Weitere und ausführliche Informationen und Firmware-Updates erhaltet ihr auf der Website des Herstellers in Form von Downloads sowie Tutorial-Videos und PDF-Handbüchern.
Pro und Kontra Erica Synths SYNTRX II
Pro
- Tolle Hardware-Optik – solide verbaut
- Modulationsmatrix mit digitalem Patchfeld
- regelbare DSP-Effekte: BBD Delay, Tape Delay, Reverb
- Joystick zum Steuern verschiedenster Parameter
- Stepsequencer
- Joystick Sequencer
- Zufallsgenerator
Kontra
- Für Einsteiger in die Synthesizer-Welt nicht einfach zu bedienen
Mehr Infos zu Erica Synths und SYNTRX II
Weitere Videos zu dem Synthesizer von Erica Synths
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