von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 11 Minuten
EMS Synthi A KS 2023

EMS Synthi A KS 2023  ·  Quelle: Moogulator Sequencer.de

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EMS Synthi A ist ein Klassiker mit vielen Besonderheiten. Wie ist der Stand heute in einem aktuellen Studio mit MIDI, USB und CV/Gate und vielleicht dem ein oder anderen Modul? Wie steuert man das Gerät an und bringt es das überhaupt? Und was ist, wenn eine bekannte Firma dieses Gerät wie versprochen für einen anständigen Preis kopiert?

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EMS Synthi A und die anderen

Es gibt viele Wege, wie sich der Klassiker EMS Synthi A (KS ist der Name der Tastatur mit dem eingebauten Sequencer) heute in einem Studio bewährt und bezahlt macht. Der bezahlbarste Konkurrent ist der Erica Synths SYNTRX und der heute sogar erschwingliche SYNTRX II. Er ist in seiner Arbeitsweise ähnlich, aber die einzelnen Teilbereiche klingen verschieden. Die echten Clones liegen eher bei sechseinhalb Tausenden von Euro – ohne Steuer. Der Originalhersteller baut nur unter großem Betteln eine Hand voll. Dazu gibt es harte Regeln und Wartelisten, die selbst wildeste Fans nicht eingehen. Die beste Idee ist also über Erica Synths oder einen baldigen günstigen Behringer Clone (oder natürlich Software) nachzudenken.

Wer noch über die Holzkisten-Version EMS VCS3 nachdenken möchte, dem sei gesagt, dass die beiden technisch und klanglich identisch sind. Dass Beide massive, kleinere und größere technische Änderungen über die Zeit erfahren haben, ist jedoch Fakt. So sind gelegentlich die heiß werdenden Bauteile leider manchmal jene, die „besser klingen“. Diese Erfahrung will ich niemandem nehmen. Ich habe mir einfach ein Filterboard mit dem „alten“ Mark-1-Sound bauen lassen. Die sind bei beiden Versionen relativ leicht zu tauschen. Das Innenleben wurde auf 3 Platinenkarten aufgeteilt.

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Erica Synths SYNTRX II
Erica Synths SYNTRX II
Kundenbewertung:
(5)

EMS Synthi A Musiker

Mit dem Konzept hätte man nicht den Sound, aber diese Arbeitsweise. Und auch die bringt Ideen. Es ist nur leider so, dass die wenigsten den echten Sound überhaupt kennen. Es ist nicht nur „on the run“ von Pink Floyd, sondern auch kantigere und interessantere Sounds. Einige davon sind erstaunlich und oft morbid. Von Sonic Youth über Klinik bis Brian Eno und David Voorhaus sind die bekannteren Nutzer eher alte Hasen. Aphex Twin, Radiohead und Four Tet sind auch Nutzer des Wunderwerks. Es kann helfen die Hallspirale und die Modulationen nachzustellen oder auch eine wirklich im kHz-Bereich analoge FM herzustellen sowie mit den Pegeln zu spielen. Besonders der FM-Klang und die gegenseitigen Modulationen machen den Klang eben besonders.

Das Original hatte im Wesentlichen zwei verschiedene Filter (und unzählige Veränderungen). Übrigens ist bis heute FM über „LFOs“ mit mehr als 500 Hz sehr selten. Es ist aber noch seltener, dass ein VCO bewusst im Infraschallbereich arbeitet. Bekannt ist nur die berühmte zentrale Matrix, die mit verschiedenen Pins verschieden intensiv mit dem Ziel verbunden werden kann. Darunter ist sogar die Hallintensität, aber auch die Decay-Zeit.

Die neue Version des Erica Synths SYNTRX (II) hat nicht alles, was der Erste hatte und beide besitzen andere Baugruppen – es ist wie wenn man einen Synth mit Minimoog-Struktur hätte und die Baugruppen sind andere Filter aus anderen Synths. Es ist aber natürlich kein Minimoog, es soll nur erklären, dass der SYNTRX kein EMS ist, aber seine Idee übernimmt. Das kann viele Nutzer bereits glücklich machen. Dieser Satz kommt nicht von jemandem, der alten Besitz hüten will, sondern eher einem der sich freut, dass es bald Clones für alle gibt – und das für weniger Geld.

Warum ist der EMS so teuer?

Dass das so teuer ist, liegt an einigen besonderen Bauteilen (Dioden und Co.), aber auch an der Optik mit diesen Knöpfen, den teuren Endlos-10-Gang-Potis (35€ pro Stück) und dem Matrix-Bauteil. Mit einer anderen Optik, die nicht so stark an diese erinnert, wäre ein EMS günstiger herzustellen.

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Die Cloner versuchten etwa den original Samsonite-Koffer zu besorgen. Auf solche Details sollte man verzichten. Die vielen Pins lassen jedoch die Spannung insgesamt etwas ächzen und das ist dann einfach ein Verhalten, was auch zum EMS-Sound gehört. Erica Synths hat das verbessert und für den Performer ist das eigentlich auch wirklich besser. Aber nicht alles darf „verbessert“ werden. Schlimmer wäre es, wenn die Pegel keine klanglichen, sondern nur noch die Lautstärke betreffen würde. Das wäre für den Sound fatal. Von dem Klang lebt das Gerät. Und die Lebendigkeit ist eines der besten Argumente für den EMS an sich.

Immerhin kann man ja alle Baugruppen frei selbst umsortieren und patchen, weshalb allein das ein mächtiger Klanggarten ist. So ist es auch hier, im Wesentlichen offen, um etwa Hall auch vor das Filter zu setzen und ähnliches. Es ist genau deshalb sehr spannend, was es gibt. Es gibt sogar ein Album von einem geschickten Japaner Yoshio Machida, der mit diesem Gerät faktisch eine kleine Jazz-Improvisation nachstellt.

EMS Synthi A Matrix

EMS Synthi A Matrix

Das Original VCS3 vs. Synthi A

Der EMS Synthi A und der VCS3 haben drei Oszillatoren. Davon ist der Dritte als LFO mit bis zu 500 Hz ausgestattet. Sie verwenden unterschiedliche Steuerspannung für die Kontrolle der ersten Beiden gegenüber dem „LFO“-VCO und haben kein MIDI. Es handelt sich immerhin um ein Gerät der frühen 1970er Jahre. Wer so einen Synth liebt, muss sich anpassen. Es ist möglich eine Anpassung zu bauen, die eine V/Okt-Ansteuerung ermöglicht. Die Sounds lassen sich natürlich aufnehmen, denn diese Maschine ist schon eher stark in Geräuschhaftem, Experimentellem und Besonderem.

Das ist kein Synthesizer, der tonal superstabil ist. Wenn es passt, solltest du auf Record drücken und sofort damit arbeiten. Es gibt ein etwas weicheres Filter und eines mit einem etwas „grummelnderen“ älteren Filter mit je 18 dB/Okt. Die Ringmodulation ist frei schaltbar und die VCOs haben je zwei gleichzeitig aktive und getrennt patchbare unterschiedlich regelbare Wellenformen mit Symmetriejustage. Sync gibt es nur als Modifikation, ebenso Sample & Hold.

Experimentallabor Synthi A

Was es sonst noch gibt, ist eigentlich „wenig“, aber sehr gut, um ein kleines Klanglabor zu sein. Eine Hüllkurve mit Loop-Funktion dient der Modulation und es sind zwei Eingänge und Ausgänge mit einer Art Lowpass-Gate Funktionalität vorhanden. Diese, ein in „Färbung“ regelbarer Rauschgenerator und zusätzlich Oszillatoren als LFOs oder Audiooszillatoren, dienen durchaus ausreichend als Klangerzeuger. Dazu sind ausreichend verarbeitende Module vorhanden. Das Wichtigste ist die freie Verschaltung dieser Module. Es handelt sich durchaus um ein modulares System, was von außen durch die beiden Inputs für die Steuerung arbeiten kann. Von außen sind daher nur wenige Steuersignale anzulegen. Aber es ist kompakt und reagiert sehr eigen.

Synthi A VCOs

Synthi A VCOs und Rauschgenerator

Die Pegel der Module sind immer einstellbar und somit ist etwa ein Pegel eines VCO in das Filter eine massive „Klangbeeinflussung„. Das macht ihn interessant und dennoch sind fremde Module oft dominanter und verändern den Sound eher in einer „normaleren“ Richtung. Wer das Besondere will, sollte also keine Moog Module oder den MS-20 im Studio hinzuziehen – so etwas wird den Sound einfach „normaler“ machen.

EMS Synthi A Klang

Was für Klänge erwarten dich? Wenn man sich Mühe gibt, kann es wie ein fast realistisch wirkendes Cello, wie ein total morbides Klanggebinde klingen und das sehr analog. Quasi gespielt von einem Roboter aus der Jahrhundertwende. Es lebt und bewegt sich und die Pins erlauben halbes einschieben, um den Sound massiv mit einem „Schiebedruck schnell umzurouten“. Die Klänge können sogar banal sein, dafür wäre aber so ein Gerät „zu teuer“. Man kauft sich das heute ganz sicher nur, weil es DIESER Sound ist. Perfekt für Drones, Ambient, eher Dark, eher besonders. Sicher ist der schnelle LFO-Effekt von Jarres frühen Werken auch unter den typischen Sounds, aber damit ist er eher unterfordert. Für den gewöhnlichen Sound gibt es andere Angebote. So richtig ähnlich klingt eigentlich keine andere Hardware im Vergleich zu den einzelnen Baugruppen.

Wenn man das Gerät nicht ändert, wird es nicht leicht anzupassen sein. Es benötigt einen Bruchteil der Spannung pro Oktave für die Kontrolle (0,32 bis 0,28 V/Okt). Es gibt ein paar wenige MIDI-CV-Interfaces die diese Methode unterstützen. Aber machbar ist es durchaus. Kenton ist einer der Firmen, die das können.

Es gibt klanglich nichts, was man in der Nähe dieses Sounds wirklich nennen darf und sollte. Auch nicht die anderen britischen Exoten. Gespielt wird ohne die Tastatur über einen Joystick oder über die KS, den Keyboard-Sequencer.

EMS Synthi A KS

EMS Synthi A KS – Keyboard Sequencer

Besonderheiten I

Wenn die KS-Tastatur angeschlossen ist, kann man in Echtzeit Töne einspielen. Es gibt sogar eine Step-Eingabe mit Zufallstaste. Die Spreizung und das Timing sind sehr unorthodox justierbar. Es ist eben so anders wie Sinclair Computer und Normanschlüsse. Bei der Aufnahme der sehr analogen Weise in den digitalen Sequencer sieht man, wie das Voltmeter im Gerät die Position anzeigt. Einige KS-Tastaturen sind sogar über ein eingebautes Mikrofon „anschlagdynamisch“. Das ist sicher nicht so feinfühlig, wie man das heute erwartet, aber es ist da. Die KS ist ein Sonderzubehör. Wer sie hat, sollte sie auch behalten. Der Anschluss ist total exotisch und ebenso der Stromanschluss. Aber Stil hat das Gerät immer.

Das Filter

EMS Filter

In diesem Synthesizer ist nichts wirklich „normal“ und genau deshalb mag man ihn wohl auch. Der EMS ist und bleibt selten und schwer zu besorgen. Ggf. sogar schwer nachzubauen. Aber es gibt Leute, die es für gut 2500 Euro geschafft haben. Meist mit dem letzten Wort „nie wieder“ im Mund, weil der Aufwand so groß war. Lediglich in der Zeit, in der ein paar Hochschulen sich derer durch die Hintertür entledigten, haben ein paar Clevere vielleicht in den Neunzigern oder danach noch einen günstigen Griff machen können. Heute sind die Gebrauchtpreise aber jenseits von Goth und Böse. Unter 10k € bekommt man keinen – deshalb hoffe ich es gibt bald bezahlbare Clones.

Eigenschaften II – EMS Synthi A

Der Sound bleibt leider spannend und interessant für alle, die nicht nur nach Standards suchen. Dieser Synth ist und bleibt sicher ein wenig sagenumwoben, bis dass große Cloner ihn endlich für die Welt bereitstellt. Was ihm fehlt, wäre eine zweite Hüllkurve oder auch gern noch ein VCO als Modulationsquelle. Dennoch ist es eine Herausforderung mit dieser einen besonderen Loop-Hüllkurve zu arbeiten. Es gibt aber wirklich viele Optionen dem EMS sehr tiefe Bässe und überzeugenden Schub zu entlocken.

Das Reverb

EMS Synthi A Reverb

Der Klang und Verlauf dieser Hüllkurve hat ebenfalls eine eigene Art, die ich als Nutzer ggf. zu hoch einschätze. Ich mag einfach, wie das reagiert und wie dieser Pulse entstehen. Ganz unten findest du ein Live-Video von einer kurzen Performance von mir, um das selbst zu bewerten, denn vielleicht magst du es anders? Die „Mehrgang“-Potis der Oszillatoren erlauben sehr lange Bewegungen der Frequenz über eine lange Zeit. Das ist eine Eigenschaft, die man so nicht überall findet, denn die meisten Synths haben gerasterte oder quantisierte Frequenzvorgaben und Oktavschalter. Die FM Sweeps dieses Instruments sind legendär und klingen wunderbar metallisch und direkt. Ich mag kranke Sounds – wer das nicht tut, braucht ihn vielleicht nicht unbedingt.

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Sequencer vs. EMS Synthi A

Dass man Passagen auch mit einem modernen Gerät wie dem Push 3 aufnehmen könnte oder über Steuerspannungen mit dem kleinen Korg SQ-64 der interessanterweise auch einer derer ist, der die kleinen Spannungssprünge des EMS senden kann, bietet heute wieder eine neue Option den EMS sinnvoll ins Studio zu bringen. Dieser Korg Sequencer wird auch exotischer bleiben, da er etwas unkonventionell ist. Wieso also nicht kombinieren, wenn er schon einen passenden Modus hat.

Hier ein kleines alternatives Video zu der SQ-64 Idee: mit dem SQ-1 als Basis. Die „schlagenden“ Elemente sind hier interessant. Dieser EMS ist etwas modifiziert. Er kann ein paar Dinge, die durch ziehen eines Potis erkennbar werden. Also bitte nicht wundern.

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Noises, Flächen, seltsame pulsierende Felder, bis hin zu brummenden, bratzelnden Texturen – das kann ein EMS Synthi A sehr gut. Er ist ideal um Drones herzustellen, wenn man ihn lässt. Solche, die man nicht an jeder Bushaltestelle findet. Hier hörst du die Hüllkurve und spezielle Oszillator-Modulationen mit Filternutzung als FM-Ziel.

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Eine Performance mit dem EMS

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