Vom Studio zur Bühne: Digitale Soundprozessoren für Gitarre live einsetzen
Wie Axe FX, Quad Cortex und Co. die Live-Welt verändert haben
In der Welt der Live-Musik hat sich in den letzten Jahren eine stille, aber tiefgreifende Revolution vollzogen. Digitale Soundprozessoren für Gitarre live einzusetzen, hat nicht nur die Art und Weise, wie Musik auf der Bühne produziert und wiedergegeben wird, revolutioniert, sondern auch neue Maßstäbe für Klangqualität und Flexibilität gesetzt.
DSPs für Gitarre, die oft nicht größer sind als ein herkömmlicher Rack-Effekt, bieten Musikern und Tontechnikern Möglichkeiten, die vor einem Jahrzehnt noch unvorstellbar waren. Von kleinen Clubs bis hin zum Stadion, digitale Soundprozessoren sind mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des Live-Sounds geworden. Dabei setzen vor allem die großen Acts weltweit auf die Vorzüge, die digitale Soundprozessoren live bieten.
Die rasante Entwicklung in der digitalen Audiotechnologie hat interessante Produkte hervorgebracht. Das Axe FX von Fractal Audio Systems, der Neural DSP Quad Cortex und ähnliche Geräte stehen heute bei vielen Live-Sounds hinter der Bühne. Diese Prozessoren sind nicht nur wegen ihrer Klangtreue und Vielseitigkeit beliebt. Auch ihre Fähigkeit, komplexe und umfangreiche Ausrüstungen zu ersetzen, ist für Musikerinnen auf Tour Gold wert. Und sie sorgen ganz nebenbei auch für mehr Platz im Tour-Bus.
In diesem Artikel werden wir einen Blick darauf werfen, wie digitale Soundprozessoren die Welt des Live-Sounds verändert haben. Wir schauen, was sie so besonders macht und welche neuen Trends und Entwicklungen wir in naher Zukunft erwarten können.
Geschichte der digitalen Soundprozessoren
Die Entwicklung digitaler Soundprozessoren wird unter Gitarristen schon immer skeptisch betrachtet. In den frühen Tagen der Live-Musik dominierten analoge Verstärker und Effektgeräte die Bühnen. Diese Ausrüstungen waren oft schwer und unflexibel, beschränkten sich auf eine begrenzte Anzahl von Sounds und erforderten umfangreiche Aufbauten für größere Veranstaltungen.
Der Wandel begann in den 1980er-Jahren, als die ersten digitalen Effektprozessoren auf den Markt kamen. Noch lange waren die Prozessoren nicht adäquat als Ersatz für Röhrenamps, sie markierten jedoch den Beginn einer neuen Ära.
Im Laufe der Zeit wurden dies Prozessoren immer leistungsfähiger, günstiger und benutzerfreundlicher. Anfangs noch als reine Effektgeräte verwendet, entwickelten sie sich schnell zu komplexen Systemen, die eine ganze Palette an Funktionen boten. Amp-Modeling, Raumsimulation oder gestapelte Effektketten, wie sie bei Multieffektgeräten verwendet werden.
Grenzenlose Flexibilität und Soundgestaltung dank DSPs für Gitarre
Heute bieten digitale Soundprozessoren für Gitarre nicht nur live eine beeindruckende Klangtreue. Sie sorgen durch ihre Programmierung auch für eine nahezu grenzenlose Flexibilität in der Soundgestaltung.
Mit DSPs für die Gitarre lassen sich eine riesige Auswahl an Amp-Modellen und Effekten in einem einzigen Gerät kombinieren, für die vor einigen Jahren noch ein ganzer LKW-Fuhrpark notwendig gewesen wäre.
Die fortschreitende Miniaturisierung und Leistungssteigerung dieser Geräte haben sie daher zu einem (beinahe) unverzichtbaren Werkzeug für Live-Musiker gemacht. Sie ermöglichen eine schnelle und einfache Anpassung des Sounds an unterschiedliche Umgebungen und Bedingungen. Des Tontechnikers Traum, gewissermaßen.
Doch wie funktioniert das eigentlich?
Grundlagen und Funktionsweise digitaler Soundprozessoren
Die Hauptfunktion eines Soundprozessors besteht darin, analoge Audiosignale in digitale Daten umzuwandeln. Diese Daten werden dann so manipuliert, dass eine Vielzahl von Effekten und Klängen erzeugt werden können.
Im Kern eines jeden DSPs für die Gitarre liegt ein Prozessor, der speziell für die Verarbeitung von Audio-Signalen entwickelt wurde. Dieser Prozessor analysiert das eingehende analoge Signal, wie es etwa von den Tonabnehmern einer Gitarre gesendet wird. Diese Daten werden in digitale Informationen umgewandelt und dann durch vorprogrammierte Algorithmen manipuliert, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Das Ergebnis ist schließlich ein hochgradig modifizierbares Ausgangssignal, das von subtilen Veränderungen bis hin zu komplett neuen Klanglandschaften reichen kann. Und dann dank des direkten Ausgangs ohne weitere Verstärkungsleistungen z. B. an die Haustechnik (PA) weitergeleitet werden kann.
Einer der Schlüsselvorteile digitaler Soundprozessoren ist ihre unglaubliche Flexibilität. So lassen sich bestehende Sounds entweder durch geschickte Modellierung nachahmen oder mithilfe der sogenannten Capturing-Technologie auch vom analogen Vorbild einfangen. Kemper war hier lange Vorreiter und ist den meisten auch zwölf Jahre nach Markteinführung noch ein Begriff.
Digitale Präzision
Was die einen als seelenlose Technik-Invasion der Musik empfinden, ist für das reine Reproduzieren von Sounds der Königsweg: Der Verzicht auf störanfälliges analoges Equipment ermöglicht es, Sounds in Live-Situationen stets gleich klingen zu lassen.
Während früher Raumklang, Klima, Bühnenumgebung, Stromversorgung, mechanische Veränderungen und ungeschickte Mitmusiker in den Sound von Verstärkern und Co. eingerechnet werden mussten, können die konservierten Sounds durch digitale Soundprozessoren für Gitarre live gewissermaßen störungsfrei „abgespielt“ werden.
Einsatz digitaler Soundprozessoren im Live-Sound
Der Einsatz digitaler Soundprozessoren im Live-Sound hat sich in den letzten Jahren dramatisch gesteigert. Ob wir es als Vintage-Liebhaber wollen oder nicht: Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Art und Weise, wie Musik heute live präsentiert wird. Ihre Vielseitigkeit ermöglicht es Musikern und Tontechnikern, ein höheres Maß an Verlässlichkeit und Präzision in ihre Auftritte zu bringen.
Die Integration von DSPs in Live-Setups hat auch die Art und Weise verändert, wie Tontechniker arbeiten: Ob es um die Anpassung an unterschiedliche Raumakustiken oder um die Handhabung verschiedener Genres und Stile geht, DSPs für Gitarre bieten die nötige Flexibilität und Kontrolle beim Live-Auftritt.
Auch abseits der Bühne sind DSPs für die Gitarre auf dem Vormarsch. Digitale Soundprozessoren ermöglichen eine nahtlose Integration mit anderen digitalen Systemen, wie z. B. digitalen Mischpulten und DAWs wie Ableton, Logic oder Cubase. Diese Vernetzung erleichtert die Steuerung und Synchronisation des gesamten Audiosystems und führt zu einer effizienteren und reibungsloseren Performance in einer Recording-Umgebung.
Axe-FX, Quad Cortex und Co.
In der Welt der digitalen Soundprozessoren für Gitarristen gibt es einige herausragende Produkte, die sich durch ihre Leistungsfähigkeit und Beliebtheit hervorheben. Zu den bekanntesten zählen das Axe-FX von Fractal Audio Systems und der Quad Cortex aus dem Hause Neural DSP. Ein kurzer Überblick:
Quad Cortex von Neural DSP
Der Quad Cortex von Neural DSP ist bekannt für seine innovative Ansatzweise und Benutzerfreundlichkeit. Es kombiniert fortschrittliche Modellierungstechnologien mit einer intuitiven Touchscreen-Bedienung, was es zu einer attraktiven Wahl für Musiker macht, die nach einer modernen und flexiblen Lösung suchen. Der Quad Cortex bietet nicht nur eine beeindruckende Auswahl an Sounds, sondern ermöglicht es auch, eigene Rigs und Effektketten einfach zu erstellen und zu teilen. Tosin Abasi, Tom Morello, Joe Duplantier – alle vertrauen ihren Sound dem Quad Cortex an. Aktuelle News zum Quad Cortex findet ihr hier: Neural DSP Quad Cortex: Cortex Control Editor / günstigerer Preis
Fractal Audio Systems Axe-FX
Das Axe-FX hat sich als einer der Favoriten unter professionellen Musikern etabliert. Es bietet eine enorme Vielfalt an Amp-Modellen, Effekten und tiefgehenden Bearbeitungsmöglichkeiten. Die Klangqualität des Axe-Fx gilt in der Branche als nahezu unübertroffen. Seine Fähigkeit, die Nuancen klassischer Verstärker detailgetreu nachzubilden, hat es zu einem Must-Have auf vielen Touren großer User wie Neal Schon, The Edge, John Petrucci , Metallica und Co. gemacht.
Mehr zum Axe-FX: https://www.gearnews.de/mehr-alles-fractal-audio-system-axefx-iii/
Die Konkurrenz ist groß: Kemper, BOSS, Line 6 und Co.
Neben den beiden vorgestellten Giganten gibt es eine Vielzahl anderer bemerkenswerter DSPs auf dem Markt. Line 6 Helix, Kemper Profiler und Boss GT bieten jeweils einzigartige Funktionen und Klangeigenschaften, die unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben abdecken. Zudem werden Modeling-Plattformen wie die Tonex-Software von IK Multimedia immer besser und beliebter. Jedes dieser Geräte hat seine eigenen Stärken, sei es in Bezug auf Klangvielfalt, Benutzerinterface oder Integration in bestehende Setups.
Digitale Soundprozessoren für Gitarre live – Einschränkungen
Trotz der zahlreichen Vorteile digitaler Soundprozessoren gibt es auch Herausforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. Eines der Hauptanliegen ist die Lernkurve, die mit der Bedienung komplexer DSPs für die Gitarre einhergeht. Die Vielzahl an Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten kann anfangs überwältigend sein, besonders für Musiker, die zuvor nur mit traditioneller Ausrüstung gearbeitet haben. Nicht selten habe auch ich mich in Handbüchern und Foren verloren, statt einfach mal schnell die Klampfe in die Hand zu nehmen. Ganz ehrlich – ich könnte schon so viel besser sein …
Zudem erfordert der Einsatz von DSPs ein gewisses Maß an technischem Verständnis und die Fähigkeit, Probleme schnell zu diagnostizieren und zu beheben. Das gilt ganz besonders bei Live-Auftritten. Die Abhängigkeit von Software und digitaler Hardware, Systemausfällen oder Kompatibilitätsprobleme sind keine schönen Begleiter und nicht selten wünscht man sich den guten alten Röhrenamp zurück.
Mojo? Wohl kaum …
Schließlich ist die emotionale Bindung an das Equipment ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wir Gitarristen lieben das Gefühl und die Reaktion traditioneller Verstärker und Effekte. Nicht umsonst ist mein Artikel zum Thema Röhrensound hier kontrovers diskutiert worden. Die Umstellung auf digitale Prozessoren kann nicht nur eine Anpassung der eigenen Spielweise erfordern. Auch das warme Gefühl der bratenden Röhren geht mit Touchscreen und Co. verloren.
Natürlich überwiegen die Vorteile von DSPs für die meisten komplexeren Live-Situationen, insbesondere im Hinblick auf Flexibilität, Portabilität und Klangqualität. Dennoch ist es wichtig, die Einschränkungen und Mankos zu erkennen.
Zukunftsperspektiven und Trends
Die Zukunft der digitalen Soundprozessoren im Live-Sound sieht vielversprechend aus. Besonders die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in DSP-Technologien scheint ein vielversprechender Ansatz zu sein.
Diese Fortschritte könnten etwa zu intelligenteren und adaptiveren Soundprozessoren führen, die vielleicht irgendwann in der Lage sein werden, sich automatisch an verschiedene Umgebungen anzupassen und die Klangqualität in Echtzeit zu optimieren. Besonders im Bereich des Profilings machen die verwendeten Programm riesige Fortschritte. So widmet etwa IK Multimedia dem Thema AI Machine Modeling große Aufmerksamkeit: AI Machine Modelling – Wie Kemper für Amplitube
Fazit
Digitale Soundprozessoren haben sich live als Game-Changer etabliert. Durch die Kombination von Flexibilität, Portabilität und hochwertiger Klanggestaltung haben diese Geräte die Art und Weise, wie Musik live präsentiert wird, grundlegend verändert. Von kleinen Clubs bis zu großen Festivals ermöglichen DSPs für Gitarre Musikern und Tontechnikern, ihre klanglichen Vorstellungen mit beispielloser Präzision und Vielfalt umzusetzen.
Und eine gute Nachricht noch zum Schluss. Wir beobachten seit einiger Zeit eine positive Preisentwicklung: Während hochwertige DSPs früher oft unerschwinglich waren, werden die Preise zunehmend realistischer für eine breite Userbase. Vielleicht wird ja 2024 für den einen oder andern von euch der Beginn einer neuen, digitalen Ära?
Mehr Infos zum Thema Digitale Soundprozessoren für Gitarre live
- Gitarren-Plugins live einsetzen: Neural DSP Knowledge-Base
- Neural DSP über den Quad Cortex: Herstellerseite
- Gitarre und Bass über ToneX: IK Multimedia ToneX
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