Die besten Hardware-Synthesizer (Polyphon)
In diesem Überblick sind möglichst neue Synthesizer in der Auswahl, die jedoch noch zu kaufen sein müssen und bis zum Zeitpunkt der Herausgabe mindestens zu hören und sehen gewesen sein. Polyphone Synthesizer sind heute nicht mehr rein digital sondern es gibt grundsätzlich Hoffnung für mehr in diesem Gebiet. Auf absteigendem Ast sind jedoch Synthesizer mit verschiedenen Klängen, die mehrere MIDI-Kanäle mindestens 3 oder mehr verschiedenen Klängen zugewiesen werden können und gleichzeitig erklingen können.
Die Zukunft hat weniger zu bieten, oftmals ist Duotimbralität normal und schon eher Luxus, denn alle haben ja einen Computer – diese Idee ist leider nicht immer schlüssig, wenn man an Live-Performer denkt. Die alten Konzepte wie Virus und Blofeld warten noch mit mehr auf, ebenso die Clavia Synthesizer – aber Neuvorstellungen wagen auch über 1000 Euro Grundpreis den Mut Midi Thru-Buchsen oder eine Aftertouch-Tastatur einfach nicht zu haben. Das finden wir nicht gut, super ist hingegen die klangliche Tiefe und Vielfalt. Bemängeln könnte man die Vielfalt bei kreativen Syntheseformen, die im Bereich des Digitalen sicher tendenziell einfacher ist. Man traut sich wenig, bringt aber oft solide Ideen, die schon vor vielen Jahren funktioniert haben. Auch berücksichtig wird der Preis gegenüber der Markteinführung.
1. Roland SH101A
Dieser kleine Synthesizer muss nicht unter zu kleinen Bedienelementen leiden und ist ein sehr lang geliebter Klassiker, nämlich der SH101 in einer digitalen Reinkarnation. Man hat nicht nur den Klang sehr gut getroffen, es ist auch ein sehr einfach zu bedienendes Konzept, welches kreative schnelle Ideen schnell probieren lässt, er ist vierstimmig und kann auch alle vier Stimmen doppeln und eine Art struktureller Gegenpart zum klassischen Juno-60-Sound. Er ist ein wenig „moogischer“ und unfassbar beliebt bei Acts wie LFO, AFX und Boards of Canada, spontanen elektronischen Stilen mit und ohne Tanzbein und das liegt ohne Zweifel daran, dass der Sequencer und Arpeggiator wie bei keinem anderen Boutique-Synth so schnell und intuitiv zu bedienen ist. Eben mal eine Melodie ausprobieren und ein paar Akkorde? Überhaupt ist Chord Memory und Akkorde in den Sequencer zu spielen DAS Ding überhaupt. Auch für die, die keinen Sequencer haben können den Synth sehr gut in ein Set integrieren. Nachteil mag nur das fehlende Netzteil sein. Drei Farben total portable Ausmaße und verdammt guter Sound mit dieser neu gewonnenen Polyphonie sind schwer abzulehnen.
2. Yamaha Reface DX und CS
Diese kleine Serie ist mit der besten Tastatur für kleine Tasten ausgestattet, speziell der DX hat einen extremen Druck im Sound und ist definitiv meistunterschätzt. Er gibt mehr her als alle andere FM Hardware und auch Software zusammen, obwohl er nur 4 Operatoren hat und das mit komplexen 8-stufigen Hüllkurven ausgleichen möchte. Inzwischen liegen sie bei 280€. Zum CS kann man sagen – das ist ein Performance-Synthesizer für spontane Ideen und Jams, er ist, wie der DX sehr portabel ausgegelegt. Nachteile sind für Nichtumsetzen der super gut gemachten Tastatur beim CS bezüglich Anschlagdynamik und der unpraktischen MIDI-Kabelpeitsche, allerdings hätten DIN Buchsen auch nicht in diese Geräte gepasst. Wer etwas sehr kleines und spielbares sucht – der ist hier richtig.
3. Roland System 8 / 1m
Wegen seiner klanglich überzeugenden sehr sehr typischen Art, ist das System 8 hier in die obere Liste gefallen. Er ist im Preis etwas gefallen, sein idealer Preis wäre wohl aber eher 999€ als 1249€ – Er kommt aber von 1599€ und ist faktisch, was so viele Leute eigentlich lieben, Juno, Jupiter 8 und allgemeiner Roland-Sound und das überzeugend und wenigstens auch duotimbral. Die Bedienung ist absolut direkt und unumständlich und es ist auch Platz für ein Plugout, wie System 100 oder Promars und überzeugt auch hier definitiv durch den schlicht guten Sound. Das ältere System 1m hat ähnliche Qualitäten, jedoch etwas abgespeckt, brilliert aber mit geringen Abmessungen ohne monstergroße Tasten oder schlechten Tasten wie die des System 1, jedoch hat man beim 8er alles dazu gepackt, was eigentlich noch fehlte – einstellbare Anschlagdynamik, 8 Stimmen, Sequencer und keine Affengriffe. System 1m liefert mehr fürs Geld und hat modulare Eigenschaften, System 8 ist bedientechnisch optimal. Außerdem hat ersteres das Konzept Controller, Synthesizer und Software in gleicher Qualität anzubieten konsequent umgesetzt. Zum System 8 gibt es leider keine Plugins.
4. Dave Smith Rev 2 – 16 Stimmen
Auch wenn sich der 8stimmige Rev 2 besser verkauft, so ist der Nachfolger des Prophet 08 mit 16 Stimmen der eigentliche „neue Juno“ und der einzige analoge Synthesizer nach dem Alesis Andromeda, der vollständig analog ist und sechzehn Stimmen anbieten kann, dabei aber keineswegs primitiv ist, sondern für Flächenmenschen die beste Option, da hier Platz ist für lange Hüllkurven die wirklich ausklingen können. Man bewundere, dass nur ein analoge in dieser Liste der Polyphonen gelandet ist, es gibt zwar tolle Angebote, die Alternative wäre verdientermaßen wohl der Deep Mind 12 von Behringer und quasi-Konkurrent zum Rev2 mit 8 Stimmen und in der Kategorie auch eher Sieger wegen des Preises und dessen was er leistet, die anderen waren aber schlicht attraktiver als die analoge Abteilung, da sie klanglich denen kaum in etwas nachstehen. Ob sich analoge Technik nach 2020 noch technisch lohnt, wissen wir nicht…
Geben wird es sie aber bestimmt.
5. Tasty Chips GR1
Dieser Granularsampler ist die eigentliche Innovation dieses Jahres. Nicht nur, dass sich eine sehr kleine Firma etwas traut, nein es ist auch selten, dass mal jemand mit einem Sampler mit Knöpfen und Live-Auftrittsmöglichkeiten wirbt. Es gibt weit und breit nichts Vergleichbares und die klassischen Sampler-Hersteller schlafen seit langer langer Zeit. Die Maschine ist für 800€ nicht einmal besonders teuer zu nennen. Intern rangiert eigentlich der GR als heimliche Nummer eins im Bereich Chuzpe, Innovation und landet nur auf diesem Platz, weil er eigentlich erst jetzt gemächlich in die Hände der User kommt, und zwar direkt – die Laden-Geräte werden später kommen.
6. Außer Konkurrenz weil er einfach noch nicht lieferbar ist, dürfte der Innovator Waldorf mit dem Quantum sein, muss aber als „Off Tipp“ gelten.
2 Antworten zu “Die besten Hardware-Synthesizer (Polyphon)”
Verwunderlich, das der Novation Peak nicht dabei ist, denn er ist der einzige Synth in 2017 – ja seit Jahren – der technologisch einen echten neuen Schritt geht, statt altbekanntes in etwas aufgepeppter Form rauszubringen.
Mein Eindruck ist: Die neuen Möglichkeiten – und damit wirklich neuen Sounds – die der Peak ermöglicht, erschließen sich nicht sofort dem geneigten Synth-User und selbst alte Hassen brauchen einige Zeit, um zu begreifen, warum der Hersteller da „Oxford Oszillators“ draufgeschrieben hat oder was FPGAs sind (die zumindest Fans von UADs DSP/FPGA Systemen kennen).
Für mich – und ich habe schon einige analoge – ist der Peak ein echter Wurf, der (wenn man erstmal weiß, wie) wirklich von analog bis digital klingen kann, und das echt dynamisch / punchy, ja sogar schnell mal zuviel Dynamik, die es dann zu zähmen gilt. Die Werkssounds sind dabei leider nur sehr bedingt behilich. Nach 6 Monaten intensiver Schrauberei am Peak bin ich mit dem Ding regelrecht „verwachsen“ und bekomme damit vier Fünftel der Sounds hin, was bisher auf anderen (meist teureren) „Boliden“, dagegen aber viel Neues, was die anderen nicht können. Es kommt bei diesem Teil offenbar sehr drauf an, die Besonderheiten der Architektur zu verstehen – aber vielleicht ist er einfach noch zu frisch…ß)
Verwunderlich, das der Novation Peak nicht dabei ist, denn er ist der einzige Synth in 2017 – ja seit Jahren – der technologisch einen echten neuen Schritt geht, statt Altbekanntes in lediglich etwas aufgepeppter oder gar virtueller Form rauszubringen.
Mein Eindruck ist: Die neuen Möglichkeiten – und damit wirklich neuen Sounds – die der Peak ermöglicht, erschließen sich nicht sofort dem geneigten Synth-User und selbst alte Hasen brauchen schon einige Zeit oder Elektronik-Grundkenntnisse, um zu begreifen, warum der Hersteller da „Oxford Oscillators“ draufgeschrieben hat oder was „FPGA“s sind (die zumindest Fans von UADs DSP/FPGA Systemen kennen) und vor allem, wozu da drin?!?…
Für mich – und ich habe schon einige analoge in meinem Symth-Kindergarten – ist der Peak ein echter großer Wurf, der (wenn man erstmal weiß, wie) wirklich von analog bis digital klingen kann, und das echt dynamisch / punchy, ja sogar schnell mal zuviel Dynamik, die es dann zu zähmen gilt. Und im Gegensatz zum Deepmind, der zwar viel will, aber wohl doch etwas verzettelt (Rauschabstand, mech. Lüfter etc.) aus der Produktion kam. Die Werkssounds sind dabei leider nur sehr bedingt behilflich. Nach 6 Monaten intensiver Schrauberei am Peak bin ich mit dem Ding regelrecht „verwachsen“ und bekomme damit vier Fünftel der Sounds hin, was bisher auf anderen (meist teureren) „Boliden“, dagegen aber viel Neues, was die anderen neuen und alten nicht können. Der Hersteller zeigt, daß auch mit analogen Synths noch ganz neue Klänge möglich sind, die man bisher primär digitalen / wavetables oder FM Spezies zugeschrieben hat.
Es kommt bei diesem Teil offenbar sehr drauf an, die Besonderheiten der Architektur zu verstehen – aber vielleicht ist er einfach noch zu frisch…ß)