Der Sound von Afterlife: Sounddesign Workshop
Melodic House Synths aus den Tracks von Tale of Us
So geht der Sound von Afterlife! Legendäre Party-Reihe und Label in einem – das Label von Tale of Us ist in aller Melodic-Techno-Munde! Denn dessen Tracks gehören zu den Highlights auf den Afterlife-Partys. Daher haben wir uns einige Tracks auf Afterlife einmal genauer angehört. Denn neben dem Techno Beat braucht es für die typischen Synth Sounds oft nicht viel Detailarbeit. Wir zeigen euch wie ihr die Sounds ganz leicht in Vital und Arturia Pigments selbst baut!
Der Sound von Afterlife: Die Geschichte
Von legendären Sets bei Boiler Room über einen Auftritt bei GTA Online hinzu gefeierten Performances bei Tomorrowland war der Aufstieg des Berliner Duos Tale of Us seit seiner Gründung 2009 kometenhaft. Denn die Italiener Carmine Conte und Matteo Milleri brachten ein Gespür für neue Sounds in das angestaubte Melodic Techno. Dazu gründeten die beiden 2016 ihr eigenes Label: Afterlife Records.
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Nicht nur streben seitdem viele Künstlerinnen und Künstler nach dem Sound der Acts auf dem Label. Auch hat man gleichzeitig zur Gründung eine Party-Reihe ins Leben gerufen. Und die gilt international zu den beliebtesten im Melodic Techno. Angefangen auf Ibiza gibt es mittlerweile Afterlife-Events auf der ganzen Welt. Gefeiert werden nicht nur die Acts von Afterlife, auch ihr Sound und die ausufernden Visuals bei den Partys gelten als bahnbrechend. Den auf dem Kopf stehenden 3D-Avatar, der sich gigantisch groß über der Crowd dreht, vergisst man nicht so schnell.
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Exponentielle Rhythmen: Synth Salven in Tracks von Afterlife Acts
Was als erstes auffällt neben dem wummernden Bass-Bett und den peitschenden Drums, sind die ungewöhnlichen Rhythmen vieler Synths. Denn fast wie eine Maschinengewehrsalve feuern Arpeggios und Lead-Synths beschleunigend oder langsamer werdend ihre Melodien ab. Dahinter steckt vor allem eines: mikroskopische feine Automationen mit einem oder mehreren Arpeggiator-Devices. Diese Devices zerteilen gehaltene MIDI-Noten normalerweise in feste Raster wie Sechzehntel oder Achtel.
https://youtu.be/kmT3iz47q38?t=149
Der peitschende Bass-Sound bei 2:33 ist ein typischer exponentieller Rhythmus, wie er häufig bei Afterlife-Tracks zu hören ist.
Um den beschleunigenden und bremsenden Effekt wie in vielen Afterlife Tracks zu erzeugen, muss die Geschwindigkeit (oft Rate genannt) im Arpeggiator allerdings unsynchronsisiert zum Songtempo laufen. Das bedeutet, dass sie in absoluten Zeitwerten wie eine Sekunde oder 500 Millisekunden den Rhythmus erzeugt.
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Der feuernde Lead ab 01:05 ist ein typisches Beispiel für einen exponentiellen Rhythmus.
Denn nur dann könnt ihr die die Rate stufenlos automatisieren. Im synchronen Modus springt die Geschwindigkeit von einem Rasterwert zum nächsten, wenn ihr sie automatisiert. Alternativ könnt ihr natürlich auch MIDI-Noten einzeichnen. Und diese laufen im sich beschleunigenden Rhythmus. Damit habt ihr zwar noch mehr Kontrolle, bis die Beschleunigung aber hier realistisch klingt, kann es etwas dauern.
Exponentielle Rhythmen selbst in Pigments in Vital erzeugen
In einem Soft Synth wie Pigments von Arturia könnt ihr das im internen Sequencer erledigen. Denn hier gibt es im Arpeggiator den Modus „BPM„. Dieser läuft zwar nicht in absoluten Zeitwerten, aber eben in „BPM“ oder „Beats per Minute“ auch getrennt vom Songtempo. Daher könnt ihr diesen Regler stufenlos in eurer DAW automatisieren. Schaut außerdem, dass ihr, wenn möglich, die VST3-Version des Plugins nutzt. Denn hier wird der Wert des BPM-Parameters anders als bei der VST2-Version auch in der Automation angezeigt – praktisch!
Bei der beliebten Freeware Vital ist kein Sequencer dabei. Hier könnt ihr entweder den Arpeggiator eurer DAW nutzen, vorausgesetzt,. dieser bietet die Möglichkeit unsynchronisiert zum Songtempo zu laufen. Die MIDI-Devices in Ableton Live oder Bitwig bieten diese Möglichkeit beispielsweise.
Alternativ arbeitet ihr mit einem LFO in Vital. Denn diese können in Vital auch unsychronoisiert zum Tempo laufen. Moduliert mit einem LFO die Lautstärke aller Oszillatoren. Dann automatisiert ihr noch das LFO-Tempo und stellt die Kurve so ein, wie auf dem Bild. Fertig ist die Synth-Salve für den Afterlife Track!
Automation galore – alles bewegt sich
Melodic Techno lebt von den verschiedenen Melodie-Synths. Da allerdings viele Synth-Elemente wie Lead, Arpeggios oder Bass in vielen Tracks der Afterlife-Acts fast die ganze Zeit ohne Pause laufen, müsst ihr etwas Hand anlegen, damit es interessant bleibt. Denn vor allem eine Vielzahl an Automationen sorgen dafür, dass eine Synth-Melodie auch über mehrere Minuten hin nicht langweilig wird. Das, obwohl sie immer die gleichen Noten spielt!
Automatisiert in Pigments und Vital vor allem den Decay. Denn variiert ihr diesen leicht, passend zur Melodie, klingt selbst eine nur aus vier oder fünf Noten bestehende Line auch nach Minuten noch interessant. Mal öffnet sich der Decay nur bei einer Note, mal öffnet er sich graduell über mehrere Takte hinweg – um dann wieder fast zu zugehen.
Ein Tipp für alle, die eintönige Melodien über mehrere Minuten trotzdem gerne mit ihrem MIDI-Keyboard oder Synth einspielen: Moduliert den Decay mit dem Parameter Velocity! Damit öffnet sich der Decay, je fester ihr die Taste drückt. Das sorgt für extrem viel zusätzlichen Ausdruck im Spielen!
Beide Plugins, Pigments und Vital kommen dazu mit einer ganzen Reihe an Effekten. Und so gibt es hier Reverb-, Delay- und Chorus-Effekte, die alle hervorragend klingen. Daher eignen sie sich auch bestens zum Automatisieren. Manchmal reicht als Grundsound schon eine einfache Saw-Wave mit einem sanften Filter, das etwas die Höhen dämpft.
Lead Synths in Afterlife Tracks – kurze Melodien, sanfter Attack, Effekte ohne Ende
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Das bei 01:01 einsetzende Lead spielt wenige Noten, das automatisierte Delay füllt die Lücken.
Bei den Lead-Synths, also den tragenden Synth-Melodien, gilt im Melodic Techno: weniger ist mehr. Dadurch dass bei Drums, Bass, Percussion, Arpeggio-Synths und Pads schon so viel los ist, braucht es wenig bei den Leads. Häufig spielen hier nur drei, vier Noten, dann ist zwei oder sogar vier Takte Pause. In Tracks wie Consciousness läuft das Motif oder die Lead-Melodie in verhältnismäßig großen Abständen.
Was das Sounddesign in Vital und Pigments betrifft, gibt es hier zwei wichtige Zutaten. Zum einen haben die meisten Lead-Sounds im Melodic Techno einen eher sanften Attack. Stellt also bei der Amp-Envelope und falls ihr sie nutzt auch der Filter Envelope Attack-Zeiten um die 30 bis 60 Millisekunden ein. Damit klingt der Lead fast gehaucht und viel sanfter. Und setzt sich damit besser ab von den vielen zackigen Arpeggio-Synths und den Drums.
Was Effekte betrifft, sind vor allem Reverb und Delay die besten Helfer. So erlauben die Reverb-Effekte in Pigments und Vital durch hohe Werte bei den Parametern „Size“ und „Decay“ (Pigments), beziehungsweise „Size“ und „Time“ in Vital butterweiche, ewig lange Hallfahnen. Denn mit diesen lassen sich auch über mehrere Takte die Lücken zwischen den Melodien füllen. Und bei den Delay-Effekten erlauben hohe Werte bei „Feedback“ teilweise schon minutenlange Echos. Happy Soundesigning!
Infos über die Afterlife und die Soft Synths Pigments und Vital
Videos über Afterlife und Sounddesign für Tale of Us
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2 Antworten zu “Der Sound von Afterlife: Sounddesign Workshop”
Danke für diesen tollen Artikel und die Infos zum Nachbauen. Schön wären noch Soundschnipsel aus eurer Anleitung zum Vergleich.
Anyma = The Best!
Im Kontext von Modularsythesizern oder modernen Synths mit Modmatrix ist das wenig kompliziert, schnell gepatcht und unendlich variabel. Zum Beispiel mit zwei LFOs, wovon einer den anderen in der Geschwindigkeit / Rate moduliert . Das Notengate resetet den modulierenden LFO. Die sich daraus ergebenden Triggerbursts schickt man z.B. in einen VCA, der von einer Hüllkurve geöffnet wird. Die Gates / Trigger mischt man in einem OR-Combiner. Jetzt muss man nur noch die Zeiten und Arten der LFOs und Hüllkurven nach Geschmack einstellen. Mit einem Burst-Generator ließe sich das sicher noch einfacher machen. Ob sich die Zeiten gesynct als Clockteiler oder smooth, exponentiell, logarythmisch oder linear ändern, ist bei sich so schnell beschleunigenden Bursts für mein Empfinden kaum von Relevanz. Man kann den Effekt so auch an jedem Keystep mit dem Clockteiler nachahmen, wenn man bereit für ein Minimum an Performance ist.
Nicht überraschend bin ich hierauf gestoßen:
https://www.youtube.com/watch?v=KN5fD34KaOw
Es ist nicht unmöglich, aber sehr schwer an einem Computer die Grundlagen von Audio-Synthese zu erlernen und zu durchdringen.