von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 11 Minuten
Delay für E-Gitarre richtig einstellen

Delay für E-Gitarre richtig einstellen  ·  Quelle: Joe Wood / Alamy Stock Foto

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Delay-Effekte sind ein unverzichtbares Werkzeug in der E-Gitarren Werkzeugkiste. Ob dezente Echos oder komplexe rhythmische Muster für ein musikalisches Fundament im Song — Delay ist in beinahe allen Musikgenres präsent. Es ist nicht nur Effektgerät sondern nicht selten Herzstück des musikalischen Ausdrucks. Dieser Workshop richtet sich an Gitarristen aller Erfahrungsstufen und soll technisches Wissen vermitteln und zugleich als kreative Inspiration dienen. Von den Grundlagen über die verschiedenen Arten von Delays bis zum Dotted-Eighth-Delay alá The Edge – lasst mal gucken, was alles geht!

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Die Geschichte der Delay-Effekte

Bevor es los geht, lasse ich euch nicht ohne eine kleine Geschichtsstunde in den Proberaum ziehen: Der Effekt hat zwar keinen genauen Geburtstag, den ich jährlich mit einem feinen Artikel feiern könnte, hat aber eine lange Entwicklung hinter sich. In den 1940er-Jahren begann alles, als Toningenieure anfingen, mit Bandmaschinen experimentierten, um Echos zu erzeugen. 

Ein erster Meilenstein war das Echoplex in den 1950er-Jahren, das Magnetbänder zur Verzögerung von Audiosignalen nutzte und so den Sound einer Ära prägte — man höre sich mal aufmerksam die Werke von The Shadows an. 

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In den 1970er- und 1980er-Jahren brachten dann digitale Effekte wie das BOSS DD-2 aus 1983 eine neue Präzision und Flexibilität in den Sound. Diese nun deutlich kompakteren Geräte ermöglichten längere Delay-Zeiten und glasklarere Echos und halfen, komplexere Klanglandschaften zu gestalten. 

Während analoge Delay-Effekte für ihren warmen Klang geschätzt werden, haben sich digitale Pedale dank ihrer Vielseitigkeit als Standard etabliert. Witzig, dass es wieder eine Verbindung zwischen Analog und Wärme gibt, hm? Gut, dass moderne Pedale wie das von mir sehr, sehr (sehr!) geschätzte Walrus ARP ’87 hier Einstellmöglichkeiten und den Wechsel von analogem zu digitalem Sound ermöglichen.

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Walrus Audio ARP-87
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Arten von Delay-Effekten

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Klassische Delay-Effekte: Boss DD-Serie
Klassische Delay-Effekte: Boss DD-Serie · Quelle: Wirestock, Inc. / Alamy Stock Foto

Es gibt mehrere Haupttypen von Delay-Effekten, jedes mit einzigartigen Eigenschaften:

Analog: Bekannt für seinen warmen, organischen Klang, erzeugt Signalwiederholungen durch Eimerkettenspeicher (BBD), die das Audiosignal in kleine Schritte unterteilen. Geräte wie das BOSS DM-101 und das Electro-Harmonix Memory Man sind Vertreter in dieser Kategorie.

Digitale: Bietet präzisere und vielseitigere Klangreproduktion, ideal für moderne Musikstile. Pedale wie die BOSS DD-Serie und das Strymon Timeline sind führend in dieser Kategorie und bieten eine ganze Reihe an erweiterten Funktionen.

Tape Echo: Verwendet Magnetbänder, um einen einzigartigen, leicht verwaschenen Klang zu erzeugen, der für Retro-Sounds und experimentelle Musik geeignet ist. Künstler wie Pink Floyd nutzten diesen Effekt, um unverwechselbare Soundscapes zu kreieren. Wenn es auch altertümlich erscheinen mag, moderne Geräte wie der T-Rex Replicator haben ihre Daseinsberechtigung und machen echt so richtig Laune. Unbedingt mal testen!

Die Wahl des richtigen Effektgeräts hängt von den musikalischen Anforderungen und dem gewünschten Sound ab, wobei jede Art ihre spezifischen Vorzüge bietet. Wer auf der Suche nach einem praktischen Begleiter für Live und Studio ist, sollte sich auf die digitalen Varianten konzentrieren — hier lassen sich mitunter amtliche Analogsounds emulieren. 

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Delay für die E-Gitarre: Einstellungen und Grundkonzepte

Delay: Analog, Digital oder beides?
Immer wieder die Frage: analog, digital oder beides? · Quelle: Zoonar GmbH / Alamy Stock Foto

Um das Potenzial von Delay-Effekten voll auszuschöpfen, ist es vor allem entscheidend, die wichtigsten Parameter und deren Auswirkungen auf den Klang zu verstehen. Um euch vor der Höchststrafe (ausführliches Lesen der Anleitung) zu bewahren, kommt im folgenden Teil ein überblick zu den zentralen Einstellungen. Feedback/RepeatsDelay-ZeitMix-Level sowie optionale Parameter wie Modulation und Filter-Einstellungen wollen wir einmal näher betrachte.

Feedback oder auch Repeats regelt, wie oft das verzögerte Signal wiederholt wird, bevor es schließlich verklingt. Eine niedrige Feedback-Einstellung erzeugt wenige, klare Wiederholungen, während eine hohe Einstellung zu dichten, manchmal oszillierenden Echos führt. Gitarristen wie The Edge nutzen diese hohen Feedback-Einstellungen, um hypnotische, sich wiederholende Muster zu schaffen. Markenzeichen und so. Ihr wisst schon.

Die Delay-Zeit bestimmt, wie viel Abstand zwischen dem Originalsignal und dem wiederholten Signal liegen soll. Kurze Zeiten (in etwa 50 bis 200 Millisekunden) erzeugen einen Slapback-Effekt, der besonders in Rockabilly und Blues beliebt ist. Mittlere Einstellungen (ca. 200 bis 500 Millisekunden) verleihen einem Solo mehr Tiefgang und Würze, während längere Zeiten (500 Millisekunden und mehr) für ambientartige Klanglandschaften und rhythmische Muster verwendet werden können. Achtung: Gerade bei längeren Zeiteinstellungen tun Spielfehler besonders weh.

Das Mix-Level steuert das Verhältnis zwischen dem trockenen Originalsignal und dem verzögerten Signal: Ein ausgewogenes Verhältnis lässt das Echo den Klang eher ergänzen, ohne ihn zu überlagern. Ein höherer Mix-Anteil rückt das wiederholte Signal dann immer mehr in den Vordergrund und stellt es als zentrales Klangmerkmal in die Mitte des Sounds. Wenn das nicht gewollt ist, liegt die Kunst darin, das Mix-Level so zu justieren, dass ein Delay-Effekt organisch in den Gesamtsound integriert wird, ohne den ursprünglichen Gitarrensound komplett zu verdrängen.

Erweiterte Einstellung bei Delay-Effekten für E-Gitarre

Moderne Pedale bieten oft zusätzliche Modulations- und Filter-Einstellungen, die den Klang weiter verfeinern können. Modulationen, wie sie etwa beim Electro-Harmonix Memory Man zu finden sind, fügen dem verzögerten Signal subtile Schwingungen oder einen Chorus-Effekt hinzu, was besonders bei Ambient oder experimentellen Sounds reizvoll sein kann. Filter-Einstellungenermöglichen es, die Frequenzen des Delays für die E-Gitarre zu beschneiden, um entweder einen dunkleren, analog anmutenden Klang zu erzeugen oder das Delay in einem dichten Mix besser und deutlicher zu positionieren.

Die richtige Einstellung der genannten Parameter ist entscheidend, um den gewünschten Sound zu erzielen und vor allem schnell und bewusst einzustellen. Während für manche Anwendungen einfache, intuitive Einstellungen ausreichen, erfordert es in anderen Situationen ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aller Parameter. Es zeigt sich schnell, dass der richtige, gezielte Umgang mit einem Delay-Effekt gelernt sein muss — und zwar von Gerät zu Gerät. Aber keine Sorge, Spaß macht’s ja allemal. 

Sound-Optionen und kreative Anwendungen

Meister des Delays: The Edge (U2)
Meister des Delays: The Edge (U2) · Quelle: James Jeffrey Taylor / Alamy Stock Foto

Ok, Einstellungen und Theorie mal beiseite: Delay-Effekte bieten uns eine breite Palette kreativer Möglichkeiten, den Sound (und den Song) zu gestalten. Wenn man die Grundeinstellungen und Parameter einmal verstanden hat, lassen sich von subtilen Echos bis hin zu komplexen rhythmischen Mustern beinahe alle musikalischen Situationen mit einem Delay beeinfluss. Und das sehr häufig sogar positiv. Hier kommen einige der spannendsten Sound-Optionen, die gerade für Anfänger inspirierend sein können.

Rhythmisches Delay oder auch Basic Rhythmic Delay ist eine einfache, aber wirkungsvolle Anwendung des Effekts. Dabei wird das trockene Signal im Takt der Musik wiederholt, und lässt ein neues, weiteres rhythmisches Element entstehen, das den Groove unterstützt. Ein bekanntes Beispiel ist der Song „Where the Streets Have No Name“ von U2, in dem The Edge einen rhythmischen Delay-Effekt verwendet, um eine hypnotische Klanglandschaft zu schaffen. Wer es ganz genau wissen will, schaut hier einmal nach: The Edge’s Delay Settings

Für experimentierfreudige Gitarristen bieten sich Ambient Soundscapes als kreativer Spielplatz an. Ich habe meine Artikel dazu bereits oben verlinkt, aber hier nochmal: Ambient Gitarrenmusik. Hier wird ein Delay-Effekt regelmäßig verwendet, um lange, verwaschene Ebenen zu erzeugen, die sich im Verlauf übereinanderlegen und so einen atmosphärischen Klangteppich bilden. Zusätzlich kombiniert mit Reverb oder Modulationseffekten entstehen auf diese Weise üppige, träumerische Soundscapes. 

Soli und punktierte Achtel

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Lead-Gitarren und Soli profitieren teils erheblich von den Möglichkeiten moderner Delay-Effekte. Ein geschickt eingesetztes Delay kann einem Solo mehr Raum und Würze verleihen, wodurch es sich vom Rest des Mixes abhebt. Selbst kurze Phrasen erhalten mehr Größe und durch kurze, subtile Echos mehr Präsenz verleihen. Lange Delay-Zeiten ermöglichen dagegen regelrechte Call-and-Response-Effekte, bei denen Originalsignal und Echo interagieren. 

Eine der bekanntesten und wirkungsvollsten Techniken ist das Dotted Eighth Delay. Hierbei wird der Effekt so eingestellt, dass es im rhythmischen Abstand von punktierten Achtelnoten wiederholt wird, wodurch ein treibender Groove entsteht. Ich liebe diesen Trick, da es einfachen Gitarrenriffs eine neue Dimension und scheinbare Komplexität verleiht. Wahnsinnig schön, damit zu spielen.

Alle genannten Optionen sind nur der Anfang dessen, was mit Delay-Effekten möglich sein kann. Seid ihr bereit, mit verschiedenen Einstellungen zu experimentieren, kann der Effekt eine nahezu unbegrenzte Vielfalt bieten. Das Wichtigste dabei ist, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie die verschiedenen Parameter zusammenwirken. Und das geht nur durch Erfahrung. Also: Spielen! Ein paar Beispiele für weiterführende Delay-Optionen kommen jetzt.

Spezialtechniken und fortgeschrittene Anwendungen

Gern in experimentelleren Stücken eingesetzt ist etwa das Reverse Delay. Hier wird das verzögerte Signal rückwärts abgespielt: Surreale, fast mystische Sounds werden erzeugt. 

Beim Ping-Pong Delay-Effekt wird das verzögerte Signal abwechselnd auf die linken und rechten Kanäle des Stereobildes gelegt und so zum hin- und herspringenden gebracht. Dies kann ein Gefühl von Räumlichkeit erzeugen und macht den Mix breiter, aufregender. Gerade bei Stereo-Setups oder im Studio eine feine Sache, um etwas mehr „Action“ im Mix zu haben.

Multitap Delay-Effekte erlauben es, mehrere, individuell einstellbare Delay-Taps zu setzen. Das verzögerte Signal wird dabei mehrmals in unterschiedlichen Abständen wiedergegeben, ideal für „Shimmer“-Effekte. Geräte wie das Eventide TimeFactor bieten die Möglichkeit, diese Effekte detailliert zu gestalten.

Praktische Tipps und Tricks für dein Delay-Effekt

Hier kommen einige bewährte Tipps und Tricks, um das Beste aus deinem Delay herauszuholen – ob auf der Bühne oder im Studio.

Einsatz von Delay in Live-Situationen:
Die Akustik eines Raumes spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl der Delay-Einstellungen. In kleinen Räumen sollten Feedback und Mix-Level reduziert werden, um den Mix nicht zu überladen. Kürzere Delay-Zeiten sind oft effektiver, während längere Zeiten in großen Hallen für mehr Räumlichkeit sorgen können.

Kombination von Delay-Effekten mit anderen Effekten:
Die Reihenfolge der Effekte beeinflusst den Gesamtsound erheblich. Es ist üblich, das Delay nach dem Overdrive (oder Distortion) zu platzieren, um ein sauberes Echo zu gewährleisten, und Reverb am Ende der Kette einzusetzen, um dem Sound Tiefe zu verleihen. Setzen wir Modulationseffekte nach dem Delay, sorgen sie für eine schwebende, organische Qualität.

Presets und persönliche Einstellungen:
Bietet ein Delay-Effekt Presets an, sind diese besonders bei Live-Auftritten praktisch. Es lohnt sich, grundlegende Presets für verschiedene Anwendungen wie Rhythmusgitarren, Clean-Sounds und Soli zu erstellen. Diese Presets bieten euch eine solide Basis, die je nach Bedarf verfeinert und angepasst werden kann.

Vermeidung von Feedback-Schleifen und Rauschen:
(Zu) Hohe Feedback-Einstellungen können zu unerwünschten Rückkopplungen führen, besonders bei analogen Delays. Eine sorgfältige Einstellung des Feedback-Parameters ist daher wichtig. In lauten Umgebungen oder bei hohem Gain kann ein Noise-Gate helfen, unerwünschtes Rauschen und andere Artefakte zu unterdrücken.

Delay-Effekte für die E-Gitarre — Fazit

Delay-Effekte sind wunderbare Werkzeuge zur Klangverzögerung – und noch viel mehr. Sie können, richtig eingesetzt, zum essenzielle Elemente im Sound eines Gitarristen werden. Dabei sind die Grenzen von den warmen, organischen Klängen analoger Geräte bis hin zu den präzisen und vielseitigen Effekten moderner digitaler Pedale weich und lassen viel Raum für Esxperimente.

Für Einsteiger mag es anfangs herausfordernd sein, die Vielzahl an Einstellungen und Optionen zu meistern. Doch keine Sorge, ein wenig Spielen eröffnet bereits viele Optionen. Und am Ende ist das Delay eben nicht nur ein Effektgerät, sondern ein kreatives Ausdrucksmittel: Erlaubt ist, was Spaß macht und geil klingt. Und das kann von Ping-Pong über Dotted-Eights bis zum einfachen Delay-Effekt alles sein.

So, und nun viel Spaß beim Experimentieren und Erschaffen neuer Sounds!

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