von claudius | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die Technik ist da ...  ·  Quelle: Thomann / gearnews

... aber UA schafft den Sprung auf USB3 nicht  ·  Quelle: Thomann / gearnews

ANZEIGE

Universal Audio kennt man vor allem als Hersteller der DSP-Karten, DSP-Effekten und auch Interfaces. Beide basieren auf Firewire bzw. seit Neustem Thunderbolt. Das ist nicht ganz ungewöhnlich, weil sich mit der Technik ressourcenarm mit kleinster Latenz arbeiten lässt. USB sucht man da leider vergeblich und eine große Gruppe potentieller Nutzer schaut in den Ofen.

ANZEIGE

Firewire wurde anfangs als Ersatz für die in die Jahre gekommene SCSI-Schnittstelle von Apple, IBM und Sony entwickelt. Im Gegensatz zu USB wurde es nicht als „einfache Schnittstelle für Jedermann“ entwickelt, sondern für „High Performance“ Anwendungen und findet deswegen auch heute noch in der Audio- und Videowelt Verwendung. Aber auch externen Gerätschaften wie Festplatten oder Brennern findet man es heute noch. Großer Vorteil von Firewire: Es kann in Reihe geschaltet werden. USB funktioniert nur als Stern-Topologie, zum Beispiel mit einem Hub. Nach und nach wird Firewire durch die neue (abwärtskompatible) Schnittstelle Thunderbolt ersetzt, die eine ähnliche Geschwindigkeit wie USB3 liefert.

Logisch, dass sich die Technik mit den Vorteilen auch in der Audiowelt breit gemacht hat. Gerade mit Thunderbolt sind Datenraten „jenseits von Gut oder Böse“ erreichbar, da können schon mal ein paar Computermonitore und ein paar externe Festplatten an einem Anschluss hängen. Diese Geschwindigkeit eignet sich auch hervorragend, um Audiodaten bei gleichzeitiger Effektberechnung zu bearbeiten. Wie bei den DSP-Karten von Universal Audio.

ANZEIGE

Jetzt ist das Problem, dass Firewire am aussterben ist und Thunderbolt nicht so richtig auf dem Markt ankommt. Klar ist es in der Apple-Welt vertreten, aber das Gros der Computer-Nutzer hängt eben doch aus unterschiedlichsten Gründen am Windows-Betriebssystem. Die PCI-Erweiterungskarten lassen sich an einer Hand abzählen – und ob diese dann noch zuverlässig mit der eigenen, externen Hardware funktionieren, steht noch mal auf einem anderen Blatt. Wenn ich richtig informiert bin, hat Microsoft sich nie so sehr in die Core-Treiberentwicklung gekniet wie es Apple getan hat. Dafür war Microsoft bei USB stets vorn dabei. Damit sind aber die schönen UAD-Karten nur bedingt bis gar nicht mit Windows nutzbar und es fehlen Plugin-Effekte wie die zuletzt vorgestellte Marshall Plexi Super Lead Emulation, die dank Thunderbolt auch latenzfrei als Input-FX genutzt werden kann.

Ich frage mich schon lange, warum Universal Audio nicht schon lange auf Basis der USB3-Schnittstelle ein Interface mit DSP anbietet. Das gibt es schließlich schon seit 2008 und ist wie Thunderbolt Full-Duplex (senden und empfangen gleichzeitig) fähig, die Datenrate ist fast identisch. USB2 konnte nur senden oder empfangen (Half-Duplex), aber nicht gleichzeitig. Seit geraumer Zeit gibt es nun auch den Nachfolger USB 3.1 der sogar im neuen MacBook von Apple eingesetzt wird – den üblichen Anschluss für Firewire oder Thunderbolt sucht man stattdessen vergeblich. Ein Paukenschlag von Apple weg von der eigenen Schöpfung. Bisher war es das einzige Modell, aber wie man Apple kennt, werden weitere folgen.

Das ist doch eigentlich ein Wink mit dem ganzen Zaun, dass da mal etwas passieren muss. Dann kommen nicht nur Apple MacBook 12“ Nutzer ohne Adapter in den Genuss von DSP und Interface in einem, sondern auch die Windows-Welt wird als Kundenkreis erschlossen. Die Technik ist da, woran scheitert es also? Ich bin ziemlich ratlos.

ANZEIGE

9 Antworten zu “Sind Universal Audio die Windows-Nutzer egal?”

    EffAre sagt:
    0

    Ich denke das UA kein Geld für USB 3 bzw. 3.1 investieren will und das sicherlich aus dem Grund das die meisten Audio Studios mit Apple Computer bestückt sind, also gab es auch kein wirklich Anlass dazu sich gross mit Windows auseinander zu setzen. Der andere Grund ist auch das es sehr viele Native Alternativen der Plugins gibt und dann nicht jeder, die doch etwas hohen Preise von UA bezahlen möchte.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass man hier bald auch eine andere Schnittstelle bringen wird. Ich halte mittlerweile den Weg den MOTU geht für sehr viel sinnvoller: AVB Ethernet und eine USB3 Schnittstelle für unterwegs.

    Durch die lange Zeit schwer nachvollziehende Modellpolitik seitens Apples, was den Mac Pro angeht, sind viele Anwender zwischenzeitlich auch auf Windows umgestiegen und der aktuelle Mac Pro „Abfalleimer“ ist eher auf die Bedürfnisse von Videomachern zugeschnitten als auf Audio. Zudem wird der große Umsatz nicht mit den Profis, sondern ambitionierten Amateuren gemacht.

    Auf der anderen Seite gibt es jede Menge native Plugins, die sich hinter den UA Pendants nicht verstecken brauchen – außer was große Namen und die fotorealistische Nachbildung eines Hardwaregeräts angeht.

    Monoteur sagt:
    0

    Wie der Author des Artikels schon richtig bemerkt hat, ist Windows Stärke nicht unbedingt an Kerneltreibern zu arbeiten. Und das ist das Problem, was auch ein UA Entwickler erwähnt hat. Da Windows keine Thunderbolt Treiber auf Kernel Ebene zur Verfügung stellt, ist ist unmöglich für jeden Hersteller von Grafikkarten einen eigenen Windowstreiber zu entwickeln. USB 3.1. wäre ein Option, aber die Schnittstelle ist ja noch sehr neu. Bei den Apollo Racks lässt sich auch das Thunderbolt Interface gegen ein USB 3.1 tauschen, wenn man wollte.

    Übrigens ist ein MacPro 2013 ein hervorragender Musikcomputer. Ich hatte noch nie einen so leiseren und doch so leistungsstarken Computer, den man auch mal zum Gig mitnehmen könnte.

    Tai Meierhans sagt:
    0

    FW, TB und USB sind nicht nur unterschiedliche Steckerformen, da stecken sehr unterschiedliche Konzepte dahinter. Auch die Topologie sternförmig vs. daisy chain kratzt nur oberflächlich am Thema. Ich nehme an UA hat alle geprüft und USB als zu schlecht empfunden und sich nicht darum geschert wie viele Schnittstellen jeweils auf dem Markt sind. Sie haben einfach konsequent gehandelt.

    Die nur schlecht kalkulierbaren Eckdaten eines Windows PCs sind weniger durch die Art des Betriebssystems begründet, sondern schlicht in der ausufernden Zahl möglicher Hardwarekombinationen. Jede hat ein kleines Problem mit irgendeiner anderen, in der Summe kann das schiefgehen. Ich bin mit Problemen dieser Art seit fast 30 Jahren konfrontiert und denke ein Windows Rechner kann genauso gut wie ein Mac mit Echtzeitanwendungen umgehen, wenn es nicht IRGENDEIN PC ist, sondern auf eine kompatible Zusammenstellung der Komponenten geachtet wird. UA sieht das auch so und hat USB zumindest vorerst über die Klippe springen lassen.

    Ach ja, sag ich der Hotline welchen PC ich einsetze, kommt die Frage nach Grafikkarte, Mainboard, Chipsatz, Prozessor und danach nach der Software. MacBook Pro 15 early 2013 oder MacPro 2013… da kommt höchstens noch die Frage nach der Software, der Rest ist klar, DAS ist der grosse Vorteil der Kisten. Und derjenige, der das Betriebssystem geschrieben hat, hat auch die Rechner gebaut

      Luft sagt:
      0

      Jemand, der Windows als DAW einsetzt, kennt in der Regel seine Hardware, wenn er über externe DSPs nachdenkt. Und wenn der Treiber im Kernel verankert ist, dann ist die Anbindung sicherlich auch einfacher.

      Und so speziell sind DSPs sicher auch nicht anzusteuern, dass es nicht zuverlässig über USB(3+) geht.

      Die Hoffnung stirbt zuletzt. :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert