DAWproject – Können wir endlich einfach DAW-Projekte tauschen?
Ganz einfach Colabos! Ohne Probleme Projekte aus einer DAW in einer anderen öffnen! Mit den heute erschienenen Updates von PreSonus Studio und Bitwig und dem neuen Format DAWproject kommen wir diesem Traum einen gewaltigen Schritt näher.
Was ist DAWproject?
Die radikale Idee hinter DAWProject ist die Möglichkeit, endlich Projekte aus unterschiedlichen DAWs problemlos teilen zu können. Manche fragen sich jetzt vielleicht: Aber MIDI-Dateien oder die die Formate AAF (Advanced Authoring Format) oder OMF (Open Music Format) sind doch schon do etwas? DAWproject bietet so viel mehr.
Bisher war es bereits möglich, in diesen Formaten MIDI-Noten, Audio-Clips, Fades, Mixer-Einstellungen von DAW zu DAW über die genannten Formate zu transportieren. DAWproject packt dazu Informationen über Tonhöhe, Warpnig, MPE, Projektmarker und Automation (!). Aber der eigentliche Kracher ist das Thema Plugins.
Denn das neue Format wird den kompletten Status eines Plugins, also alle Einstellungen, dazu jede Automation mit abspeichern! Interessant wird das natürlich besonders bei DAW-internen Plugins, die man nicht einfach übertragen kann. Das neue Format wird alle Werte jedes geladenen Plugins wie interne EQs, Kompressoren oder Limiter auslesen und diese in der Ziel-DAW in deren Plugins übertragen. Wenn das funktionieren sollte, ist das nicht weniger als eine Revolution!
Wozu das Ganze?
Sobald Producer zusammenarbeiten, ist einer der ersten Schritte das Erzeugen von Bounces und Stems. Denn fast nie nutzen alle die gleiche DAW. Und das hat eine Menge Nachteile. Denn das Stem-Erstellen braucht Zeit und Speicherplatz. Und alles ist als jeweils eine Audiodatei pro Track gerendert. Einzelne Noten wie in MIDI-Clips lassen sich genauso schlecht ändern, wie mitgerenderte Effekte entfernen.
Im Szenario von DAWProject ist das nicht mehr nötig. Alle Audio-Clips und -Dateien, alle MIDI-Clips, jeder Fade und alle Automation, vielleicht sogar Gruppen oder Szenen wie in Clip-basierten Workflows wie bei Ableton Live, Bitwig oder nun auch Pro Tools Sketch könnten übertragen werden.
Und dann könnte man viel einfacher kooperieren. So wäre ein Workflow mit mehreren DAWs, einer zum Sounddesign, einer zum Recording und einer zum Mixen viel einfacher. Auch wäre es nicht mehr so umständlich, sein DAWproject in ein Studio mitzunehmen, das eine andere DAW nutzt, als die eigene. Und die ewige Mac/Windows-Problematik wäre Schnee von gestern.
Wie funktioniert DAWproject?
An sich muss die DAW nur eine neue Option beim Export bieten: als DAWproject. Es geht hier nicht darum, dass man in Ableton Live, Logic Pro oder FL Studio nur noch mit dem Format arbeitet. Denn jede DAW hat ja immer noch Eigenheiten, besondere Instrumente und Features. Und die sind voll benutzbar nur im eigenen DAW-Format.
Natürlich ist für das Übertragen der Plugin-Einstellung Voraussetzung, dass bei beiden DAWs die entsprechenden Plugins, also Serum, Fabfilter Pro-Q3 oder andere auch installiert sind. Und wie gesagt, es wird vor allem da interessant, wo man einen DAW-internen Effekt wie den Grain-Delay in Ableton Live nutzt, den es so in keiner anderen DAW nutzt.
Welche DAWs unterstützen das neue Format?
Das Ganze ergibt natürlich nur Sinn, wenn es überhaupt DAWs gibt, die das heute vorgestellte DAWproject unterstützen. Und die gute Nachricht ist: Zwei sind schon im Boot! Bereits seit einiger Zeit gibt es in der Betaversion von Bitwig 5.0.8 die Möglichkeit, als DAWproject zu exportieren. Und heute erscheint PreSonus Studio 6.5. Und hier könnt ihr ebenfalls im neuen Format speichern.
Beide Hersteller, PreSonus und Bitwig arbeiten bereits seit einigen Jahren an der Entwicklung von DAWproject. Da das Format Open-Source entwickelt wird, ist die Implementierung für andere DAW-Hersteller ein Leichtes. Bleibt abzuwarten, ob es ähnlich wie beim Plugin-Format CLAP hier eine anfängliche Euphorie gibt, die dann aber relativ schnell abebbt, da große Namen sich Zeit lassen. Wir drücken die Daumen!