Das erste Eurorack-System: Vermeidet am besten diese Fehler
In diesen Tagen und Wochen nach Weihnachten stellen sich viele Musiker ihr erstes Eurorack-System zusammen. Dabei müssen viele Punkte beachtet werden: Welches Case nehme ich? Wie baue ich die Module ein? Welche Patchkabel brauche ich – und gibt es weiteres nützliches Zubehör? Bei so vielen Fragen können natürlich auch Fehler passieren. Welche das sind und wie ihr sie vermeidet, klären wir in diesem Artikel.
Legen wir direkt mit dem größten Fehler los, den man machen kann: ein zu großes oder zu kleines Case kaufen. Überlegt euch unbedingt vor der Anschaffung genau, was ihr mit eurem Eurorack-Gehäuse und den verbauten Modulen genau erreichen wollt. Soll es ein kreativ einsetzbarer Synthesizer mit unterschiedlichen Soundquellen sein? Braucht ihr nur eine Stimme oder soll er polyphon arbeiten? Oder braucht ihr vielleicht eher ein Effekt-Rack für die kreative Bearbeitung von externen Sounds? Je nachdem, welche Anforderungen ihr habt, muss das Case anders aussehen – und zwar teils recht drastisch.
Lieber ein wenig Platz im ersten Eurorack-System lassen
Dazu gehört auch noch ein weiterer Aspekt: Es ist immer sinnvoll, bei der Planung eines Cases (etwa mit der nützlichen Website ModularGrid) etwas freien Platz im Gehäuse zu lassen. Auf gar keinen Fall solltet ihr direkt das ganze Case zukleistern – denn wenn man eine erste Modulkonfiguration in echt ausprobiert, ergeben sich oft noch neue Verbindungen und Ideen, die passen könnten. Wenn es dann keinen Raum mehr für sie gibt, ist das schnell frustrierend. Lieber am Anfang gezielter kaufen und dann nach und nach mit Sinn und Verstand upgraden.
Achtung: Handbuch-Alarm!
Von diesen eher allgemeinen Tipps gehen wir nun zu Fragen der konkreten Modulauswahl über. Auch dabei gibt es einige Dinge, die man beim Einrichten des ersten Eurorack-Systems bewusst beachten sollte. So greifen viele Musiker am Anfang gern zu komplexen Modulen, die viele Dinge auf einmal können – Beispiele aus dieser Kategorie wären etwas das (nur noch gebraucht oder als Klon erhältliche) Mutable Instruments Plaits oder das aktuell sehr beliebte OXI Coral (Affiliate-Link) zu nennen. Sie bieten auf kleinem Raum viele Soundoptionen von FM über Waveshaping bis hin zu unterschiedlichen Drum-Sounds. Das kann ein echter Vorteil für experimentierfreudige Eurorack-User sein, birgt aber auch Gefahren. Denn man muss sich bei solchen Modulen oft erst einmal intensiv mit dem Handbuch beschäftigen, um zu wissen, wie man sie bedient. Das kann mitunter zu Frust und Unlust beim Patchen führen.
Um dies zu vermeiden, votieren wir grundsätzlich dafür, auf eine diverse Modulauswahl zu achten. Neben einem digitalen Multifunktionsmodul wie dem Coral macht sich zum Beispiel ein analoges Filter wie das NANO Modules Font (Affiliate-Link) sehr gut. Es hat eine konkrete Funktion und dedizierte Regler für alle Soundparameter. Weil es analog ist und über eine selbstoszillierende Resonanz verfügt, kann es auch für experimentellere Sounds eingesetzt werden. Dennoch ist es selbsterklärend und somit Anfängern direkt zugänglich. Solche Module solltet ihr unbedingt auch für andere Funktionen wie das Mixen von Sounds oder auch im Fall von Effekten in Betracht ziehen. Ein Multieffekt-Modul wie das beliebte Happy Nerding FX Aid bietet zwar viele Optionen für wenig Geld, jedoch kann ein dedizierter Reverb oder ein hochwertiges Delay-Modul wie das Xaoc Sarajewo auch spannend sein. Denn mit Effekten lässt sich gut experimentieren!
Keine Scheu vor Funktionsgeneratoren und VCAs
Des Weiteren solltet Ihr zu Beginn immer im Hinterkopf haben, dass Modulationsmodule den wahren Kern eines ersten Eurorack-Systems ausmachen. Soundmodule und Effekte klingen nur dann langfristig spannend, wenn sie moduliert werden. Musik ist Bewegung – und für die sorgen im Eurorack LFOs, Hüllkurven- und Zufallsgeneratoren. Auch hier gibt es spannende „All-in-one-Lösungen“ wie das Function Junction von cre8audio oder den Klassiker Maths von Make Noise (Affiliate-Link). Die beiden Module erschließen sich zwar einigen auch nicht direkt, bergen aber viele unterschiedliche Möglichkeiten in sich. Vor allem verfügen beide über sogenannte „Funktionsgeneratoren“. Dieser Schaltkreis aus steigenden und fallenden Attack- und Decay-Phasen flößt vielen Einsteigern zu Beginn erst einmal Respekt ein.
Unser Tipp: Holt euch dennoch ein solches Modul. Es kann, richtig eingesetzt, als LFO, Hüllkurvengenerator, Trigger-Generator und einiges mehr dienen. Dank dieser Flexibilität lernt man nie aus, wie mit Funktionsgeneratoren gepatcht werden kann. Sie sind ein schier endloser Quell der Inspiration – anders als „normale“ LFOs, die aber dennoch nützlich sind. Auf die Diversität kommt es eben an.
Das erste Eurorack-System: Sequencer und Infrastruktur nicht vergessen
Ja und dann darf man beim Planen eines neuen Euroracks auch nie vergessen, wie man es steuert und wie der Sound am Ende aus dem Modularsystem geht. Dafür braucht es meist drei Dinge: einen Controller bzw. Sequencer, ein Audiointerface-Modul und passende Kabel. Auch diese Modultypen haben natürlich je nach Modell unterschiedliche Funktionen und Fallstricke. Bei einem Sequencer etwa sollte man darauf achten, dass er ausreichen Spuren für die ausgewählten Soundmodule hat. Bei drei Oszillatoren reicht ein Mono-Sequencer nicht aus, acht Spuren für ein monophones Case sind hingegen eher Overkill – es sei denn, man plant eine spätere Expansion.
Nicht an der falschen Stelle sparen
Was den Output des Cases angeht, empfehlen wir abschließend, nicht an der falschen Stelle zu sparen. Wer kein hochwertiges Output-Modul nutzt, darf sich später nicht über knackende oder verzerrte Sounds aus dem ersten Eurorack-System beschweren. Unser Tipp: Wenn es irgendwie geht, setzt auf XLR-Ausgänge. Solche hat beispielsweise das Joranaloge Transmit 2 (Affiliate-Link) – das zudem noch über einen Kopfhörerausgang für das Monitoring und eine kleine Pegelanzeige mit LEDs verfügt. Es wird euch lange und treue Dienste leisten, anders als es vielleicht günstige Kopfhörermodule tun. Falls es aus Platz- oder Budgetgründen aber dennoch nur ein solches sein soll, haben wir auch da einen klaren Tipp für euch: das ALM HPO.
Zum Schluss
Ihr habt es sicher inzwischen bemerkt: Beim Zusammenstellen eines Eurorack-Systems sind viele Dinge zu beachten. Das ist der Natur dieser Synthesizer geschuldet: Weil die verschiedenen Funktionen des Instruments durch jeweils ein eigenes Modul übernommen werden, müssen dessen Funktionen genau bedacht werden. Noch wichtiger ist es jedoch, die Kombinationsfähigkeit der ausgewählten Geräte zu bedenken. Nicht jeder Oszillator passt zu jedem Filter, nicht jeder LFO reicht aus, um eine bestimmte Auswahl an Modulen zu modulieren. Und am Ende steht immer ein sehr spezifischer Sound. Diesen so gut es geht vorher zu antizipieren – und Platz für Neuanschaffungen zu belassen – hilft dabei, am Ende ein wirklich passendes und spielbares erstes Eurorack-System zu haben.
Die erwähnten Eurorack-Module im Video
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