Best Of 2016: Minimoog, System-8, OB-6 und noch mehr
Was war denn an diesem Jahr gut? Es sind ne Menge Musiker verschwunden und alles ist ein wenig durcheinander. Aber genauer hingeschaut hat es ja sogar in diesem und letztem Jahr einige Neuvorstellungen im Bereich Synthesizer gegeben. Als Musiker denke ich eher in Kategorien von 5 bis 10 Jahren. Kauft man eigentlich viel, wenn man so denkt? Nein. Tut man nicht. Man räumt schön sein Zimmer auf und macht einfach weiter Musik. Und im Rechner? Die Plug-ins sind abzählbar. Was gut ist, ist geblieben. Was sich nicht besonders bewährt, kommt in einen „OFF“-Ordner. Ich bin für Hardware zuständig. Insgeheim auch für Soft und Apps. Was ist passiert, was sich lohnt anzuschauen? Und ich darf und soll und möchte da mal emotional werden. Werbebots werden wie immer draußen gelassen.
Für mich selbst gab es dieses Jahr wieder viele merkwürdige Werbeaktionen in Form von unscharfen Fotos und Videos, die eigentlich nichts sagen. Wir bei Gearnews freuen uns über Leaks, aber irgendwie wäre es auch mal sympathisch, wenn man einfach nur sagt. Hi, ihr kennt uns ja – hier ist das neue Dingens, es kann dies und hier ist ein normales Video, wo KEIN Typ rumspringt und -Post-Dubstep in 3 Takten vorführt, man ein paar Lichter sieht und man dann begeistert zu sein hat. Müsste ich jetzt was kaufen, gäbe es aber auch so ein paar interessante Dinge.
1. Der Minimoog ist wieder da
Also, man kann sagen was man will. Der Moog bleibt was er immer war: Der Nasenplattdrücker. Und auch in sämtlichem PA-Gebälk knarrt es, wenn er dran ist. Er hat einen LFO dazu bekommen und eine würdige Tastatur, die dynamisch funktioniert. Für die komische Sammlergemeinde haben sie ihn weitgehend so gelassen, wie er ist. Ich bin kein großer Fan dieses Holzkasten-Rocker-Designs, denn ich will die Zukunft. Aber das Gerät klingt einfach gut. Außerdem wurde der Klang und damit der Kern des Instruments nicht vermurkst. Er klingt nicht mal einen Hauch dünner oder lahmer. Deshalb darf der Mini hier tanzen.
In meinem Besitz befindet sich der Minimoog nicht, aus einem speziellen nicht öffentlichen Grund besitze ich die Sounds schon. Wäre dem nicht so, würde ich ihn wohl ersparen. Er kostet noch immer so viel wie ein halbes Auto, aber in der Regel behält man einen Moog länger. Mit VCO3, FM und dem neuen LFO ist er fit für Dinge, die eben zu tun sind. Ich mache keinen EDM, aber er könnte das auch. Man kann ihn jetzt kaufen, also wähle ich ihn in den Ring.
2. Roland System-8
Ich habe es schon tausendmal gesagt, ich mag diese System- und SH-Serie von Roland. Ich verwendete die Originale und habe noch einen SH5 und einen Jupiter-6. Es gibt nur noch einen Gott, der über ihnen allen schwebt, das System 700. Wenn sie das hin bekommen, dann wird das prima. Das System-8 ist nicht ohne Fehler, aber ich mag es. Noch mehr mag ich das System 1m. Mein Wunsch: Microkorgform – aber Funktion des System 700, System-8 und 1m mit 8 Stimmen in einem dynamischen Kleintasteninstrument, aber nicht so klein wie Boutique. Das ist hochprivat, aber ich finde es gut.
Ich bin Fanboy und lasse mir das von keinem nehmen. Der Sound überzeugt. Ich war einer der ersten, der ihn anschauen konnte, dennoch hat mich einfach das Ding selbst klanglich an das erinnert, weshalb ich schon früh Roland mochte. Das „holzt“ schön, passt immer und macht, was es soll. Der LFO könnte aber etwas mehr Hub haben. Das Filter klingt einfach gut und die Oszillatoren sind den Namen wert. Einfachheit in gut – sage ich als Fan von aufwendigen Synthese-Prinzipien. Zumindest gemessen an dem, was aktuell passiert.
3. DSI OB-6
Der OB-6 ist der Schönklinger, der die ganzen Dinge löst, die mit Oberheim-Sound zu tun hat. Wie beim System-8 stört mich ein wenig die strenge 1-LFO-Methode, aber der Sound ist toll. Das Konzept ist gut und es ist das Ding, was man nimmt, wenn man keinen Matrix-6/12 oder Xpander im Haus haben kann
4. Die aktuelle Entwicklung
Der eigentliche Freudengrund an den aktuellen Entwicklungen ist, dass man weniger wirklich alte Synthesizer kaufen muss. Man hat eine Auswahl an aktuellen Modellen im Handel, wenn auch nicht für jeden Wunschsound. Aber GUTE Software-Synths und Neuanaloge sind die, die den aktuellen Sound stützen werden und die einfach ihren Job tun. Gut 21 Jahre nach Vorstellung einiger Geräte mit dem Werbetäfelchen „virtuell analog“ ist der Unterschied heute bei einigen Herstellern wirklich klein. Die Frage ist, wo geht es weiter? Wir haben gute analoge und man kann digitale Synthesizer bauen, die dem kaum in etwas nach stehen. Können wir uns bitte jetzt wieder um die echte Zukunft kümmern? Und hier vermisse ich gerade bei der Hardware noch ein paar real-digitale neue Konzepte. Außerdem ist es schön, wenn die Idee des Live-Sequencings weiter gebracht wird und das Sampling in das Jahr 2017 überführt wird. Ich warte! Sonst schicke ich ein Intensiv-Glückbärchi und lasse „die“ etwas tun! ;)
Immerhin: Beim Thema Sequencing hat sich da etwas getan, der Synthstrom Deluge ist aus Neuseeland gekommen. Er macht einen halben Schritt in eine gute Richtung. Der Klang ist ordentlich, der Speicher ist groß, es gibt lange Sequenzen und vielleicht wird der logische Schritt zu Granular, Probability und nicht all zu begrenzten Taktlängen wahr. Deshalb darf der Deluge hier den Platz in etwa auf der Höhe zwischen 2 und 4 bekommen.
Eine Ausleitung gibt es nicht, ich habe genug geschrieben. Ihr wisst, wo ihr dran seit. Es ist super hier, es könnte noch etwas besser sein und mutiger. Deshalb Synthstrom für alle!
… im Abgang
Was Klang angeht, ist Korgs Odyssei ein verdammt guter Kandidat – der in einem Best Of vorzukommen hat, mein aktueller Tipp ist die Stroke Machine von Franke (tolle Engine, aktuell reduziert eigentlich nicht von 2016) und der RePro1 von U-he sollte auch erwähnt sein.