Behringer baut Curtis bzw. SSM Chips und Oberheim OB-Xa Klon
Uli Behringer hat bekanntgegeben, dass die „Music Group“ mit Cool Audio das absolute KernstĂŒck aller bekannten polyphonen Synthesizer herstellen bzw. klonen will: die Curtis Chips. Das vermutlich weitgehend unbekannte Cool Audio ist die Bauteil-Sparte von Behringer.
Update (23 Uhr)
Uli Behringer bestÀtigt SSM- und Curtis-Chip-Produktion und Verkauf an andere Hersteller sowie Oberheim OB-Xa Klon. Mal sehen, was noch auf uns zukommt. Modular-System im Doepfer Format? Model 15? Ein Modell mit W-LAN, Bluetooth und mehr AR/VR?
Curtis
Curtis selbst hat vor einiger Zeit einen CEM-Chip wieder auf den Markt gebracht, was fĂŒr groĂes Aufsehen sorgte. Es ist nun auch offiziell, dass Behringer auch den >strong>Oszillator-Chip 3340 sowie den 3320-Filter herstellen wird. Die beiden sind Basis von Synthesizern wie dem SCI Prophet-5, Pro One, dem Oberheim Xpander/Matrix 12 und damit den Klassikern der achtziger Jahre. Heute produziert nur Dave Smith nennenswert viele polyphone analoge Synthesizer, da auch er auf Curtis Chips zurĂŒckgreifen kann, die er sich kurz vor Doug Curtis‘ Tod auflegen lassen hat.
Preis vs. Menge
Das Problem bei der Herstellung dĂŒrfte primĂ€r der Preis fĂŒr eine nennenswerte Menge sein, weshalb nicht einmal die groĂen Firmen in der Branche dies bisher gewagt haben. Korg, der kleine Hersteller Parva und Elektron sind heute die Vertreter von vierstimmigen Synthesizern, die ohne diese Chips ausgekommen sind.
Die Bedeutung dieser Chips ist fĂŒr Hersteller groĂ, die nie Konzerne waren, sondern in der Regel winzige Betriebe. Auch Korg ist eigentlich kein Konzern, wie man sich das vorstellen mag. In der Branche sind auch kleinere fĂŒnf- bis sechsstellige GeldbetrĂ€ge (etwa fĂŒr die Chips) durchaus ein Faktor, den kaum jemand vorstrecken mag. Der Blick der meisten Hersteller geht eher nach vorn in Richtung „digital“, wie z.B. Roland. Aber eben noch mehr jene kleinen Innovatoren.
Ist analoge Technik eigentlich innovativ?
Behringer klont den OSCar, den ARP 2600, den Minimoog und in bisher am meisten mutierter Form den Juno-106 als DeepMind 12. KĂŒrzlich stellte Herr Behringer sogar höchstselbst den Schaltplan des „D-Synths“ ins Netz, um alle dazu aufzurufen mitzuteilen, ob noch etwas zu verbessern sei. Sein Konzept ist ein Minimoog-Rack auf SMD-Basis, also mit sehr kleinen Bauteilen, die per Lötbad oder Roboter-BestĂŒckung in gröĂeren Mengen gebaut werden können. Er fragt ebenfalls stichpunktartig bestimmte Leute, welche Synthesizer denn interessant wĂ€ren. Digital oder analog ist egal.
Alles ist möglich
Angesichts dieser Entwicklung ist nahezu jeder Synthesizer der goldenen Zeiten faktisch wiederbelebbar und teilweise mit etwas Re-Engineering auch erweiterbar durch zusÀtzliche LFOs oder einige andere Details. Das Mindestmaà ist stets USB-MIDI. Der geplante Minimoog sieht (noch?) weitgehend so aus wie das Original. Vielleicht sehen wir noch einen CS80-Clone (wie passend) oder gar einen Oberheim?
Die wichtigere Frage kann sein, ob Cool Audio die Chips fĂŒr jeden anbietet, denn die bisherigen sind heute 40 Jahre alt. Es wĂ€re die Chance fĂŒr eine extreme Masse an möglichen Analog-Synthesizern von Leuten, die nicht allzu viele Resourcen brauchen wie etwa Jomox mit dem Sunsyn oder Alesis mit dem Andromeda oder auch Korg mit dem Minilogue. Eine andere Folge könnte sein, dass sich der Markt dann sehr viel enger anfĂŒhlt. Einige Firmen könnten verschwinden. Andererseits könnten sich Leute bisher unbezahlbare oder „zu alte“ Synthesizer als „neu“ kaufen. Wie innovativ das sein wird, hĂ€ngt von dem ab, was Behringer daraus machen wird.
Sie haben jedenfalls die Ehre, dass sie hier erneut vorkommen. So dicht, dass sie sogar einen Schaltplan vorlegen, war bisher kaum ein Hersteller, jedoch ist dieser auch allgemein bekannt.
Ein Minimoog ist nunmal ein Minimoog.