Bastl Instruments Modular – ein bunter individueller Klangbaukasten
Das tschechische Unternehmen Bastl Instruments ist zwar eher unbekannt, hat in der Vergangenheit aber schon mit diversen ausgefallenen Klangerzeugern auf sich aufmerksam gemacht. Exemplarisch genannt sei hier beispielsweise eine kleine Kiste namens Microgranny. Hierbei handelt es sich um einen kompakten Granularsampler mit eigenwilligem Bedienkonzept und faszinierenden Klangresultaten.
Die nun vorgestellten Eurorack-Module toppen dies allerdings bei weitem. Recht erstaunlich, was die Jungs von Bastl Instruments sich da ausgedacht haben. Wichtig zu wissen ist dabei, dass es sich bei dem Unternehmen um einen sehr kleinen Laden handelt. Hier passiert das Allermeiste noch in liebevoller Handarbeit. So werden beispielsweise die Platinen der Klangerzeuger in gemütlicher Runde zusammen mit Freunden bestückt oder Poti-Knöpfe in der heimischen Bastelecke handgedrechselt. Nebenbei werden auch noch Workshops zur Arbeit mit den eigens entwickelten Gerätschaften angeboten.
Derzeit bietet der Hersteller eine Palette von 10 Modulen im Eurorack-Format an. Es ist aber zu vermuten, dass es dabei nicht bleiben wird. Was einem direkt ins Auge fällt, ist der wirklich ungewöhnliche Look der Module. Statt hier auf metallene Frontplatten zu setzen, entschied man sich wohl ganz bewusst für CNC gefräste Holzblenden aus robuster Eiche. vervollständigt wird dieser besondere Look durch eine rot/schwarze Bedruckung. Laut Herstellerangaben wurde insbesondere auch darauf geachtet, dass die Beschriftung auch nach längerer Nutzung lesbar bleibt.
Unter den bisher angebotenen Modulen sucht man die von anderen Modularsystemen vertrauten Standards vergeblich. Hier gibt es keine „schnöden“ VCOs, VCFs oder auch klassische ADSR-Generatoren und LFOs. Vielmehr merkt man den verfügbaren Modulen an, dass diese von Tüftlern mit absolut eigenen – teilweise unkonventionellen – Vorstellungen betreffend Konzept, Bedienung und Klang erdacht wurden.
Folgende Module werden derzeit über den Webshop des Herstellers angeboten:
ABC: Ein 6-kanaliger Signalmixer mit diversen Möglichkeiten für ein flexibles Ein- und Ausgangsrouting über innenliegende Jumper. Über weitere Jumper kann der Mixer aber auch von wechselspannungsgekoppelten Eingängen auf einen gleichspannungsgekoppelten Betrieb gesetzt werden, damit erhält man einen Mixer für CV-Spannungen!
GrandPa: Ein Granularsampler und quasi die Eurorack-Variante des eingangs bereits erwähnten Microgranny. Neben zwei separaten Triggereingängen, welche jeweils eigenständige Samples abfeuern können, verfügt das Modul über einen SD-Kartenslot zur Einspeisung der Samples. Bis zu 35 auf der Karte abgelegte monofonen Wavefiles in 22,05 kHz und 16 Bit kann das Modul auslesen. Zur klanglichen Manipulation der Files stehen die Parameter Sample Rate, Crush, Grain size, Shift Speed, Attack und Release sowie Start- und Endposition der Wiedergabe zur Verfügung. Über eine innenliegende Schnittstelle besteht zudem die Möglichkeit, die Firmware des GrandPa-Moduls zu verändern.
Knit Rider: Ein umfangreicher Trigger und Gate Sequencer. Dieser verfügt über sechs individuelle Ausgänge für Steuerspannungen. Dabei kann jeweils definiert werden, ob ein Trigger- oder ein Gate-Signal ausgegeben werden soll. 64 Patterns können gespeichert werden, jedes davon kann 256 Steps beinhalten. Ein Clock-Eingang und eine Record-Funktion mit einstellbarer Quantisierung runden die Ausstattung ab.
LittleNerd: Ein ausgefuchster Trigger und Gate Processor. Er verfügt über zwei Ein- und fünf Ausgänge und ist beispielsweise in der Lage, eingehende Triggersignale zu teilen oder zu doppeln. Aber auch speziellere Aufgaben wie die Pulsbreiten-Manipulation von Steuersignalen oder einfaches Sequencing beherrscht das Modul.
Multiple: Ein passiv aufgebauter Splitter mit neun Klinkenbuchsen zur Signalverteilung. Die innenliegende Verdrahtung der Buchsen kann zur Realisierung unterschiedlicher Splitting-Konfigurationen beliebig aufgetrennt werden.
Noise Square: Ein vielseitig einsetzbarer Noise Generator. White- und Pink-Noise werden mithilfe eines analogen Schaltungslayouts erzeugt, eine digitale Klangerzeugung steuert dann noch die Signaltypen Square, Cow, Digital und Metallic bei. Für die digital generierten Signale kann dabei jeweils das Tuning eingestellt werden.
Quattro Figaro: Ein vierfach VCA inklusive CV-Invertern. Jeder Kanal verfügt über einen eigenen Regler zur Vorverstärkung der Signale und einen zur Abschwächung der Control Voltage. Die Ausgabe der Signale erfolgt wahlweise über Einzel- oder auch Mischausgänge.
Skis: Ein schlichtes dual aufgebautes Decay- und VCA-Modul. Neben der einstellbaren Decaytime kann ein Crunch-Mode aktiviert werden, um eingespeisten Signalen mehr Biss zu verpassen. Laut Hersteller soll dieses Modul insbesondere der Erzeugung von Drumsounds dienen.
Spaghetti: Ein praktisches Helferlein, um Signale mischen, zu invertieren oder verlustfrei splitten zu können. Dieses Modul verfügt im Gegensatz zu dem bereits aufgeführten Multiple-Modul über ein aktives Schaltungsdesign.
Tea Kick: Ein Kick-Drum Erzeuger mit einigen netten Dreingaben. Tuning und Resonanz der erzeugten Kick sind einstellbar, zusätzlich verfügt das Modul aber auch über einen CV-Eingang mit anpassbarer Vordämpfung. Laut den Angaben des Herstellers ist das Tuning in so großem Umfang einstellbar, dass auch Tom- oder Woodblock Sounds synthetisiert werden können. Der zusätzliche – ebenfalls in der Tonhöhe veränderbare – Klick-Generator vervollständigt die Ausstattung dieses Moduls.
Grundsätzlich schreit hier nichts nach einer Großserienproduktion, alle Module werden im tschechischen Brünn von Hand gefertigt. Daran sei nochmals erinnert, wirft man einen Blick auf die Preise der einzelnen Module! Diese fallen in der Tat sehr moderat aus und liegen zwischen ca. 80 und 230 Euro. Derzeit können die oben aufgeführten Module nur einzeln gekauft werden, aber auch ein Kit aus verschiedenen Modulen ist geplant. Details dazu gibt es bisher aber noch nicht. Im späteren Jahresverlauf sollen dann übrigens auch noch DIY-Kits folgen. Laut den Angaben des Herstellers sind wohl alle Schaltungen ohne SMD-Bauteile realisiert, sodass einem einfachen Selbstaufbau nichts im Wege steht.
Insgesamt erscheint mir das Modularsystem von Bastl Instruments sehr durchdacht zu sein. Auf jeden Fall handelt es sich hier um ein recht individuelles und unkonventionelles Instrument mit eigenem Charme. Es juckt spürbar in den Finger – ich werde die nächstbeste Gelegenheit zum Antesten jedenfalls nutzen! Alle weiteren Informationen zu diesem Modularsystem finden sich auf der Website des Herstellers.
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