Automatische Raumkorrektur in Studiomonitoren und Alternativen
Optimierter Sound mit automatischer Kalibrierung der Studiolautsprecher
Automatische Raumkorrektur in Studiomonitoren und Alternativen · Quelle: IK Multimedia
Mittlerweile gibt es immer mehr Studiomonitore, die über eine automatische Raumkorrektur verfügen. Wir schauen uns an, welche Vorteile eine integrierte Raumkalibrierung bringt und welche Alternativen es für Studiolautsprecher ohne diese Funktion gibt.
Inhalt:
Integrierte Raumkorrektur in Monitoren
Um beim Aufnehmen, Produzieren und Abmischen einen möglichst präzisen Eindruck zu bekommen, müssen Monitore die Musik möglichst neutral wiedergeben. Denn nur so kannst du richtig einschätzen, ob der Mix ausgewogen sind und genau so klingt, wie du es im Sinn hast. Das Ziel ist nämlich immer, dass das Ergebnis nicht nur in deinem Studio gut klingt, sondern auch auf Laptop-Lautsprechern, Kopfhörern, HiFi-Systemen und ebenso im Auto oder im Club.
Allerdings gibt es dabei eine Schwierigkeit: Der Raum, in dem die Monitore stehen, beeinflusst den Klang. Das kann mal mehr und mal weniger ausgeprägt sein und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum Beispiel von dem „Schnitt“ des Studioraums, dessen Aufteilung und Mobiliar und natürlich auch von der Aufstellung der Lautsprecher. Stehen diese in einer Ecke, zu nah an der Wand oder aus anderen Gründen ungünstig, hat dies mitunter einen großen Einfluss auf den Sound.
Das Verbessern der Raumakustik ist grundsätzlich ein guter Einsatz diesen Effekten entgegenzuwirken. Bereits mit wenigen Akustikelementen lassen sich durchaus schon Ergebnisse erzielen, eine gezielte Optimierung der Raumakustik erfordert aber Know-how und wie so oft auch ein bisschen Geld.
Es gibt aber einen neuen Lösungsansatz und damit sind wir beim eigentlichen Thema: Eine automatische Raumkorrektur „verbiegt“ den Sound der Studiomonitore nämlich so, dass die durch den Raum entstehenden Probleme ausgeglichen werden. Wenn der (Studio-) also beispielsweise dafür sorgt, dass Bassfrequenzen zu sehr betont werden, sorgt die automatische Raumkorrektur dafür, dass diese Frequenzen eben etwas dezenter wiederzugeben.
Um dies umzusetzen, muss diese DSP- und Softare-basierte Lösung allerdings Informationen über die Beschaffenheit der Umgebung verarbeiten. Genau aus diesem Grund ist ein Messmikrofon erforderlich, um so mit ein paar wenigen Schritten den Raum und dessen Eigenschaften zu erfassen. Meistens ist der Vorgang des Einmessens relativ unkompliziert und auch schnell erledigt. Die meisten Hersteller geben Hinweise für diesen Schritt, oft wird dies sogar von einer Software begleitet.
Welche Vorteile bietet eine automatische Raumkorrektur?
Coole Technologie fühlt sich ja immer ein bisschen wie Magie an. Und das gilt auch, wenn eine automatische Raumkorrektur zum Einsatz kommt. Mitunter ändert sich der Klang von Monitoren deutlich und macht sich beim Recording und Mixing schnell bemerkbar.
Eine automatisch vorgenommene Raumkorrektur der Monitore – einige nennen es auch Raumkalibrierung – bietet verschiedene Vorteile:
- Durch den Raum entstehende Ungleichmäßigkeiten des Frequenzgangs werden relativ effektiv ausgeglichen.
- Einfache Einrichtung und Anpassung: Die meisten Systeme für eine automatische Raumkorrektur lassen sich schnell und unkompliziert einrichten – du musst also kein Experte in Akustik sein oder zusätzliches Equipment benutzen.
- Konsistenter Sound in verschiedenen Umgebungen: Wenn du dein Studio-Setup in einer neuen Umgebung einrichtest, kannst du mit der Kalibrierung recht schnell einen gewohnten Klang erzielen. Das ist besonders interessant, wenn du deine Monitore für ein Projekt woanders aufstellst oder mit deinem Studio umziehst.
- Ein weiterer Vorteil ist, dass du dir nicht zu viele Gedanken über die Aufstellung der Monitore machen musst. Manchmal steht eben nur eine kleine Ecke für das Setup bereit, oder du musst aus Platzgründen recht nah an eine Wand rücken. Eine automatische Raumkorrektur kann trotzdem den bestmöglichen Klang herausholen.
- Kostenersparnis: Wenn sich Monitore automatisch auf den Raum kalibrieren, ist es nicht zwingend nötig, den Raum akustisch zu optimieren oder zumindest die Notwendigkeit reduzieren. Das spart unter Umständen Geld und ebenso Arbeit.
- Weniger „Stress“ beim Abhören. Wenn das Klangbild nicht besonders ausgeglichen ist, neigst du vielleicht schneller dazu, mit einer höheren Lautstärke zu arbeiten und du musst dich möglicherweise auch mehr konzentrieren. Durch eine Korrektur wird das Aufnehmen und Abmischen etwas entspannter.
- Bei Setups für Immersive Audio spielt eine gute Raumanpassung eine noch wichtigere Rolle als bei Stereo-Konfigurationen. Hier profitierst du von einer unkomplizierteren Einrichtung.
Gibt es auch Nachteile? Aus meiner Sicht eigentlich nicht wirklich, denn die Funktion lässt sich ja jederzeit auch deaktivieren. Als einziger Nachteil könnte nämlich genannt werden, dass durch das Processing eine minimale Latenz entsteht. Die ist beim Mixing aber eher zu vernachlässigen und bei der Aufnahme kannst du wie gesagt einfach die automatische Raumkorrektur deaktivieren. Und wer lieber seinen Monitor „pur“ benutzen will, bekommt außerdem die bei den meisten Studiolautsprechern typischen manuellen Anpassungs-Optionen.
Welche Studiomonitore bieten eine integrierte automatische Raumkorrektur?
Eine automatische Raumkorrektur funktioniert grundsätzlich über Software. Monitore, die so eine Funktion anbieten, müssen also über einen internen DSP verfügen, der dieses Feature unterstützt. In der Regel wird dies durch eine Anbindung zum Rechner ergänzt, um so beispielsweise Klangprofile zu verwalten und weitere Optionen für Anpassungen anzubieten.
Außerdem nutzen einige Hersteller das Grundprinzip dieser Technologie dafür, dass es ein paar zusätzliche Extras gibt. Dazu gehört beispielsweise die Simulation von verschiedenen Abhörumgebungen oder von anderen Studiomonitoren. Auch dies wird über eine Manipulation des Sounds in Echtzeit erreicht.
Natürlich bieten sehr viele Studiolautsprecher Möglichkeiten zur Anpassung des Klangs – dies ist aber nicht mit einer automatischen Raumkorrektur zu vergleichen. Denn im Vergleich musst du hier nach deinem Empfinden manuelle Änderungen vornehmen. Selbstverständlich ist aber auch, dass Monitore mit eingebauter Raumkalibrierung in der Regel auch über manuelle Optionen für Anpassungen verfügen.
Zu den bekanntesten Herstellern, die aktuell eine automatische Raumkorrektur anbieten, gehören ADAM Audio, Genelec, Fluid Audio, IK Multimedia und Neumann. Jede dieser Firmen verfolgt dabei einen eigenen Ansatz.
ADAM Audio nutzt für die A-Serie SoundID Reference von Sonarworks – hier etwas mehr Infos dazu. Die verschiedenen Modelle der A-Serie findest du hier bei Thomann*. Neben den Monitoren musst du dir noch das passende Messmikrofon von Sonarworks zulegen.
Genelec Audio setzt auf GLM (Genelec Loudspeaker Manager) und die AutoCal genannte Funktion, die in den SAM Monitoren des Herstellers genutzt wird. Um die automatische Raumkorrektur einzurichten, ist neben den eigentlichen Monitoren noch das Genelec GLM Kit oder der Genelec 9320 Reference Monitor Controller erforderlich. Die Liste der erhältlichen Smart Active Monitore von Genelec ist lang, denn es gibt jedes Modell in mehreren Farbvarianten. Hier eine Übersicht bei Thomann*.
Fluid Audio Image 2 ist ein weiterer Studiomonitor, der eine automatische Raumkalibrierung anbietet. Auch hier kommt eine Sonarworks-Integration zum Einsatz. Mit der DSP Configuration Tool Software lassen sich Profile verwalten, diese werden aber auch direkt auf dem DSP des Studiomonitors gespeichert. Image 2 bekommst du bei Thomann*.
IK Multimedia verfügt ebenfalls über dieses Feature und bietet dies in verschiedenen Modellen der iLoud genannten Serie. Die automatische Raumkorrektur wird hier über ein eigenes System umgesetzt, die Einrichtung lässt sich direkt an den Monitoren vornehmen – alternativ kann aber auch die X-Monitor Software dabei assistieren. Und bei den Paaren ist sogar das erforderliche Messmikrofon im Lieferumfang enthalten. Zu iLoud MTM MKII haben wir einen kleinen Testbericht veröffentlicht, ebenso zu dem sehr kompakten iLoud Micro Monitor Pro. Hier findest du die verschiedenen Modelle bei Thomann*.
Neumann setzt auf das MA 1 Automatic Monitor Alignment, das mit der Version 2.0 in Hinblick auf Mehrkanal-Setups optimiert wurde. Hierfür sind neben den netzwerkfähigen Monitoren der KH-Serie zusätzlich das MA 1 Messmikrofon und die Multichannel Extension für MA 1 erforderlich. Einen Überblick der Neumann Monitore mit Suppurt für MA 1 findest du hier bei Thomann*.
Gibt es Alternativen für Monitore, die keine automatische Raumkorrektur eingebaut haben?
Um eine automatische Raumkorrektur zu nutzen, musst du nicht zwingend einen Monitor besitzen, der dieses Feature anbietet. Wie bereits gesagt, funktioniert diese Lösung prinzipiell über eine Software. Und genau aus diesem Grund, gibt es eben auch Plugins, die eine Kalibrierung für deine Monitore ermöglicht.
Zudem gibt es auch eine sehr interessante Hardware-Lösung, die über eine kleine Box funktioniert, die zwischen deinem Audiointerface und dem Eingang der Monitore sitzt.
Die Software-Lösung wurde bereits erwähnt. Sonarworks hat sich mit SoundID Reference nämlich auf Korrekturen des Frequenzgangs spezialisiert.
Der Hersteller bietet sogar eine Software, die für Kopfhörer gedacht ist. Einen Überblick der verfügbaren Lösungen von Sonarworks findest du hier bei Thomann*.
ARC Studio von IK Multimedia ist eine Lösung, die mit Hardware funktioniert. Die Einrichtung funktioniert ganz unkompliziert und wird von der X-Monitor Software begleitet.
Mehr über ARC Studio und einen kleinen Erfahrungsbericht liest du in unserem Kuztest. ARC Studio bekommst du hier bei Thomann*.
Fazit
Studiomonitore, die über eine automatische Raumkorrektur verfügen, bringen einige Vorteile. Speziell in nicht optimal akustisch behandelten Umgebungen verbessern diese die Klanggenauigkeit. Außerdem sorgen diese für eine konsistentere und objektivere Abhörumgebung. Ein weiterer Vorteil ist, dass du dich nicht mit der durchaus aufwendigen Optimierung der Raumakustik beschäftigen musst und ebenso Zeit und Geld sparen kannst. Das gilt nicht nur für das Abhören in Stereo, sondern noch mehr bei Setups für immersives Audio. Wer keine Monitore mit dieser Funktion besitzt, erhält mit Software wie Sonarworks SoundID Reference oder einer Harware wie IK Multimedia ARC Studio trotzdem sehr gut funktionierende Lösungen für eine automatische Raumkalibrierung der Lautsprecher.
Weitere Infos
- Raumakustik verbessern im heimischen Studio: So geht’s günstig
- Angecheckt: IK Multimedia iLoud MTM MKII
- Angecheckt: IK Multimedia iLoud Micro Monitor Pro
- Angecheckt: IK Multimedia ARC Studio
- Workshop: Adam Audio A-Serie mit Sonarworks-Raumkorrektur
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