Angecheckt: Zoom B6 Multi-Effects Bass Processor
Das Zoom B6 ist ein integriertes Pedalboard mit ganzen 9 Fußschaltern, 4,3- Zoll-Farb-Touchscreen, zwei umschaltbaren Eingängen mit Impedanzanpassung, USB-Audiointerface, Drumcomputer, Loopstation und mehr. Preislich konkurriert es mit starken Kontrahenten, allen voran Line6. Kann es sich gegen den Platzhirsch durchsetzen?
Hinweis: Das Gerät wurde uns kostenlos und ohne Anspruch an den Text oder eine Aussage von Sound Service zur Verfügung gestellt.
Ein Herz für Zoom
Ich muss mich outen. Über die Jahre besaß ich durchaus einige Geräte von Zoom, die mir wegen ihrer Praktikabilität große Freude bereitet haben. Und das trotz so manchem Plastikgehäuse oder den nicht unbedingt allerbesten Preamps. Auch hat der Hersteller durch seine meist fairen Preise dafür gesorgt, dass ich zu einer Zeit, in der ich knapp bei Kasse war, bestimmte Experimente oder Ideen umsetzen konnte. Darüber bin ich sehr dankbar!
Beispielsweise war ich vor langer Zeit, als es noch keine Smartphones mit brauchbarer Aufnahmequalität gab, durch den Zoom H2 Fieldrecorder (ein Weihnachtsgeschenk meiner Eltern) endlich in der Lage, Proben und Konzerte meiner Bands mitzuschneiden. Was für eine Offenbarung das war!
Den R16 Multitrack Recorder hatte ich viele Jahre zum Zwecke von „Guerilla-In-Ear-Monitoring“ und Backing Tracks genutzt. (Manche Funktionen dieses Gerätes suche ich bei anderen Herstellern noch heute vergebens!)
Und schließlich auch das B3 Basseffektgerät. Mit seinem stabilen Metallgehäuse ist es mir über viele Auftritte auf der Straße in England und Deutschland sehr ans Herz gewachsen. Klar, klanglich ist das inzwischen betagte Gerät nicht auf dem Niveau eines aktuellen Helix. Dafür kostete es damals aber auch nur einen Bruchteil, konnte per USB als Audiointerface verwendet werden und enthielt einen Drumcomputer sowie eine Loopstation.
Zoom B6 Multi-Effects Bass Processor
Mit dem brandneuen B6 ändert sich nun Einiges. Da wäre zunächst einmal der beachtliche Anschaffungspreis von aktuell 449 Euro*, der uns in diesem gesamten Angecheckt immer wieder begleiten wird. Ob bewusst oder unbewusst, damit setzt der Hersteller ein Zeichen. Denn der Preis liegt über dem eines Line6 Pod GO (415 Euro), das wir ebenfalls angecheckt hatten. Und wo wir schon bei Line6 sind: Das HX Stomp, also das Gerät, mit dem sich heutzutage alle Anderen messen lassen müssen, kostet aktuell 568 Euro.
Klar, das ist erst mal teurer. Aber eben nicht so viel hochpreisiger, als dass man es als potentieller Käufer bei der Entscheidungsfindung außen vor lassen könnte. Denn es ist nun mal der aktuelle, hoch gelobte Standard!
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Erstkontakt
Nach dem Auspacken fällt sofort das angenehm große Display und die 9 Fußschalter + 4 Drehregler ins Auge. Die Taster sind fast alle in jeweils vier Ebenen unterteilt, deren Hintergrundbeleuchtung je nach Funktion wechselt. Das mag etwas altbacken wirken, sorgt aber für eine sehr schnelle Übersicht und erleichtert die Bedienung ungemein. Besonders im spärlich beleuchteten Proberaum oder auf der Bühne.
Rein optisch mag mir der Stealth-Look nicht recht gefallen, er ist jedoch etwas unauffälliger als es das Rot des B3 in dieser Größe gewesen wäre. Insgesamt wirkt die Verarbeitung des flachen Gehäuses solide. Die Unterseite ist aus Metall, die Oberseite leider nicht. Das spart wiederum an Gewicht. Auf Grund der Größe sehe ich das B6 eher in einer eigenen Tasche oder einem Case statt im Big Bag.
Professionelle Anschlüsse
Über die folgenden Funktionen und Anschlüsse freue ich mich sehr: Da wären einerseits die 2 Eingänge mit umschaltbarer Impedanz und einem eigenen Input-Select-Fußschalter. Das ist großartig! Denn so könnt ihr zwischen euren zwei Lieblingsbässen oder einem Bass und einem Synthi wechseln und diese sogar mit eigenen globalen Lautstärke- und EQ-Einstellungen versehen, damit alle mühsam erstellten Sounds mit dem gleichen Pegel angesteuert werden. Sehr gut!
Außerdem liebe ich den professionellen, am Gehäuse verschraubten XLR DI-Out mit Ground-Lift-Schalter. Ich weiß, dass man für Geräte wie das HX Stomp einen simplen Adapter nutzen kann. Aber mich nervt so was!
Neben dem Kopfhöreranschluss, der zugleich als Amp/Line-Ausgang fungiert, sind ein AUX-Eingang, ein Control In und ein Effekt-Loop zum Einbinden eurer externen Effektgeräte verbaut. Das gefällt mir außerordentlich gut!
Los geht’s
Einige von euch wissen bereits, dass ich die Gebrauchsanleitung gern zunächst außen vor lasse. Das gibt mir die Möglichkeit, herauszufinden wie intuitiv die Bedienung umgesetzt ist. Also den Power-Schalter betätigt und munter drauf los gespielt. Und siehe da, schon gibt’s die erste Überraschung!
Die meisten Multieffekte werden ab Werk mit grausamen Presets ausgeliefert. Umso mehr bin ich erstaunt, welch Klang mir hier in die Kopfhörer geblasen wird. Ein satter, runder, gutmütiger, dicker Ampeg-Sound ohne sinnlose Zusatzeffekte, mit dem ich sofort auf die Bühne gehen könnte.
Da das Patch über meine Kopfhörer etwas dick aufträgt, tippe ich kurz auf die grafische Abbildung des Verstärkers im Display und bin im Nu am EQ dran. Das geht flink von der Hand und macht so viel Sinn als die Bedienung eines Stomp ohne Editor. Und das Beste: In der Werkseinstellung gibt es eine automatische Speicherfunktion, sodass meine Änderungen von allein übernommen werden. Übrigens: Auch die folgenden paar Presets sind wirklich Ordnung, aber irgendwann wird es dann doch wieder schwammig und Effektbeladen.
Die Sache mit der Rechenleistung …
An dieser Stelle denke ich mir: „Das klingt doch dufte, jetzt möchte ich einen Effekt in die Kette einbinden.“ Klingt einfach, ist jedoch nicht möglich. Laut Hersteller sind Effektketten mit bis zu 6 Effekten + Verstärker-Emulation möglich.
Dazu muss man sich allerdings ganz schön Mühe geben, denn die Rechenleistung ist nicht gerade großzügig verteilt worden. Denn das von mir gelobte erste Preset, bestehend aus einem Preamp, Bassamp und einer Impulse Response, belegt bereits 98 % der Rechenleistung. Achtundneunzig Prozent für drei Effektblöcke!
Allein die Impulse Response benötigt 39 %. Und das ist unabhängig davon, ob man die mitgelieferten CabSims oder eine externe IR verwendet. Das bedeutet leider, dass das B6 sehr wahrscheinlich nicht eure komplette Signalkette aus Effekten und Amp-Simulation zugleich ersetzen kann, sondern eher nur einen Teil davon.
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M wie Musik, M wie Mathe…
Ein Rechenbeispiel: Die Simulation des Ampeg SVT belegt 25 %. Zusammen mit einer IR (39 %!) kommen wir auf 64 %. Die zusätzliche Auslastung durch Effekte ist verschieden – beginnend bei kleinen Blöcken mit nur 4 % (EQ) bis hin zum HD Hall mit 42 %. Je nach euren Bedürfnissen könnte es also schwierig werden. Übrigens klaut selbst die Positionierung des Send/Return-Loops 3 %. Das muss man erst mal sacken lassen.
Sounds
Das ist sehr schade, denn die Amp-Sounds und Boxensimulationen machen definitiv Spaß! Es klingt punchy, sitzt gut im Mix und es gibt keine sinnlosen Parameter wie „Ripple“ oder ähnliches. Dadurch gelange ich schneller ans klangliche Ziel.
Im Direktvergleich mit derselben IR klang der SVT aus dem HX Stomp untenrum definierter und insgesamt frischer, dafür gefiel mir aber der Drive des Algorithmus im B6 besser und die Unterschiede konnten mit Regleranpassungen einigermaßen angeglichen werden. Das Zoom macht definitiv Spaß beim Spielen und kann sehr gute Klänge abliefern.
Manche Effekte, beispielsweise die RAT (inklusive Blendregler, was das Original nicht besitzt) hat mir sehr vor dem Ampeg gefallen! Die Reverbs sind funktional, können aber nicht mit denen im Helix und schon gar nicht mit Plug ins einer DAW mithalten. Touch Wah und Chorus bereiteten Freude, mancher Octaver ebenso (mit geringfügigen Abzügen in der Tracking-B-Note).
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Für Bassisten wird einiges geboten
Gut gefällt mir auch der legendäre SansAmp BDDI, da er eher an V2 angelehnt ist und über einen Mittenregler verfügt. Insgesamt klingt das B6 besser, punchiger, größer, mehr 3D als seine Vorgänger. Außerdem liefert das B6 so einige Goodies, die Line6 nicht bietet, z. B. Neve-, SSL- und Avalon-Vorverstärker, DBX 160-Kompressoren, MXR- und Xotic-Overdrives.
Loops und Drumgrooves
Als langjähriger Nutzer des B3 freue ich mich über einige altbekannte Funktionen, z. B. den oben genannten Drumcomputer und die Loopstation. Als Bassist bereiten mir diese beiden Features viel Spaß und Inspiration beim alleinigen Üben. Besonders, wenn man sich zu einem Drumgroove aufnehmen kann. Und im Gegensatz zu anderen Geräten ist die Bedienung der Loopstation dank der Mehrfachbeschriftung der Fußschalter herrlich übersichtlich und geht erfreulich leicht von der Hand.
Übrigens kann die Aufnahmekapazität von 45 Sekunden mittels SD/SDXC-Karte auf stattliche 2 Stunden angehoben werden. Damit könntet ihr theoretisch eine ganze Probe oder ein Konzert mitschneiden und im Anschluss euer Spiel kontrollieren.
Wer ist die Zielgruppe?
Angesichts des Preises kommt immer wieder die Frage auf für welche Nutzer das Gerät wohl am ehesten passt. Auf Grund der Prozessorleistung könnte man so herangehen: Wenn ihr für eure Band mit In Ear Monitoring immer eine AmpSim +CabSim + einen Compressor fest im Signalweg habt, dann wird es mit zusätzlichen Effekten schwer! Wenn euch das ausreicht – Glück gehabt!
Wer bereits einen Amp + Box nutzt und somit eher ein Effektgerät für die Band und zugleich ein hochwertiges Übetool/Audiointerface mit großem Spaßfaktor für daheim benötigt, ist hier bestens bedient.
Designschwächen
Mal ehrlich, tauscht ihr bei einem Konzert während der Songs die DI-Boxen aus? Nein? Ich auch nicht. Daher wundert es mich, dass Zoom einen wertvollen Fußtaster nur für diese Funktion vergibt. Die klanglichen Unterschiede der vier virtuellen DI-Boxen sind zudem eher homöopathisch.
Den Touchscreen winke ich mit einem zugedrückten Auge durch. Mit dem Erlebnis eines aktuellen Smartphones hat das nichts zu tun, aber es erleichtert die Bedienung, weshalb ich das träge Verhalten gern in Kauf nehme.
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Fazit
Was spricht für das Gerät? Da wären die 9 Fußtaster, die professionellen Anschlüsse (XLR) und durchaus auch der Klang! Die Amp- und Boxensimulationen lassen Freude aufkommen, liefern Punch und bieten genau das richtige Maß an Möglichkeiten, ohne den Nutzer zu überfordern.
Natürlich auch der Touchscreen, auch wenn der manchmal etwas träge reagiert. Dank ihm macht das Erstellen und Editieren der Patches viel mehr Spaß als bei anderen Geräten. Die Programmierung via Editor (Zoom Guitar Lab) ist ebenfalls gut umgesetzt.
Am Ende komme jedoch selbst ich als Fan der Marke nicht umhin mich zu wundern. Warum hat man dem Gerät nicht mehr Power spendiert? Abhängig von den Bedürfnissen des Nutzers ist das, in Kombination mit dem Anschaffungspreis von aktuell 449 Euro, die Achillesferse des Pedals.
Wer bislang von digitalen Geräten mit ihren vielen Features überfordert war und sich nach einer einfachen Bedienung mit überschaubaren Parametern und trotzdem gutem Klang sehnt, sollte das B6 unbedingt anspielen. Wer dagegen bis ins kleinste Detail schrauben, parallele Signalpfade erstellen und gleichzeitig viele Effekte und Ampsimulationen nutzen möchte, der muss leider die Finger davon lassen.
Preis
Das Zoom B6 kostet 449 Euro*.
Weitere Informationen
Weitere interessante Produkte unserer „Angecheckt“-Reihe findet ihr hier. Ihr habt Vorschläge? Dann her damit!
Videos
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10 Antworten zu “Angecheckt: Zoom B6 Multi-Effects Bass Processor”
Ich frage mich, warum das Line 6 HX Stomp so häufig als *die* Referenz genannt wird. Ich habe dieses Gerät getestet und es ist durchaus gut. Das Boss GT 1000 Core, das im gleichen Preissegment liegt (bzw. lag… aktuell gibt es ja starke Preisschwankungen), halte ich für allerdings für etwas besser.
Dem kann ich mich nur anschließen. Ziehe auch das Boss GT 1000 core den helixen bei weitem vor. Das ist vermutlich auch eine Frage des Geschmacks, denn ich liebe beim Herumspielen im Heimstudio breites Stereo und da ist der Boss einfach um Welten besser. Auf einer Bühne spielt Stereo natürlich keine Rolle, aber für mein Gehör ist Boss auch bei den Simulationen nicht schlechter. Dagegen sind die nur 6 Effektblöcke beim Stomp eine ziemlich herbe Limitierung, die es beim GT 1000 core nicht gibt.
Ich habe den zoom b6 wieder zurück gesendet. Grund: er rauscht mir zu stark. Für Recording m. E. unbrauchbar. Für wenig mehr bekommt man ein darkglass, da rauscht nix. Ok, hat weniger Effekte, aber die, die es hat, sind amtlich. Bin mit dem ADAM sehr glücklich.
Als Bassist braucht man keinen hall, also lassen wir das mal stecken. Für Live reicht das Ding aus. Aber mein altes Boss me 50b und ne ordentliche bassanlage fetzt doch dieses Digitale Furz Teil von jeder Bühne und im Studio ordentlich Mikrofon niert…. Da braucht es keine IR und vor allem muss ich nicht schon wieder was neues kaufen das mich wieder geld kosten würde und ich feststellen muss, nä zurück schicken.
Moin Moin! Ich verstehe was du sagen möchtest und finde es wunderbar, dass du mit deinem Setup happy bist. Aber das Zoom B6 als digitales Furzteil zu bezeichnen, während du gleichzeitig ein Boss ME-50B nutzt… 😅 gewagt, gewagt. Ich würde mir klar fürs Zoom entscheiden. Hab einen duften Tag!
Könnte daran liegen, dass Bollinger das B6 nie getestet hat. Es ist ja allgemein bekannt, dass man etwas viel besser beurteilen kann wenn man es überhaupt nicht kennt.
„Als Bassist braucht man keinen hall“
Ich brauche Hall und auf allen professionellen Aufnahmen, die ich kenne, hat der Bass ebenfalls Hall. Ich frage mich, wie Du darauf kommst der Bass sei das Ausnahmeinstrument, für das man keinen Hall benötigt.
Kommt auch stark auf die Musikrichtung an.
Als kreativen Effekt nutze ich auch gerne automatisierte Hall fahnen auf Bässen aber klar, man fügt dadurch auch einige frequenzen hinzu die mit zbs mit der Kick kolliedieren (sauberer wird der Mix durch Hall auf dem Bass bei mir meistens nicht :D )
Hast Du jemals an einer professionellen Aufnahme teilgenommen? Beim Mixing und Mastering? Alles braucht Hall, sonst klingt es dumpf und eng. Eine Aufnahme, bei der alles außer dem Bass Hall hat, klänge ziemlich seltsam.
Also Hall auf dem Bass? Sorry nicht für mich. Aber ja, es gibt Musikstile wo es hall drauf gibt, aber insgesamt ist es sinnlos, sonst verwässert der ganze Mix. Ich vermeide hall und stereo Modulation beim Bass im Mix, sie sind stets eine sehr gewagte Sache!
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