Angecheckt: UDO Audio Super 6 Desktop Synthesizer
Der Hardware-Hersteller UDO Audio bietet seit einiger Zeit mit dem Super 6 Desktop eine Tischversion seines großartigen und vielfach gelobten Tasten-Synthesizers an. Ich durfte zur Superbooth 2019 den Klangerzeuger das erste Mal antesten und mit dem Entwickler George Hearn aus Bristol in Großbritannien sprechen. Der Synthesizer erinnert durch die Optik an eine Emulation alter legendärer Vorbilder. Aber das ist er definitiv nicht. Im Gegenteil: Super 6 vereint essentielle Funktionen alter Zeiten mit modernen und fortschrittlichen Technologien der Klangerzeugung. Und das macht das Konzept einzigartig und spannend für jedes Musikzimmer. Ich bin schon gespannt, ob es vielleicht weitere (Firmware) News von UDO Audio zur Superbooth 2022 geben wird! Wir halten euch auf dem Laufenden.
UDO Audio Super 6 Desktop
UDO Audio ist eine kleine Synthesizer-Schmiede aus Bristol in England. Dort wurde der Super 6 nicht nur entworfen und entwickelt, sondern er wird ebenso in den eigenen Hallen zusammengebaut und vor dem Versand an den Kunden getestet. Das spricht natürlich für ein solides Produkt. Und das ist es auch. Mit zwei Oszillatoren, einem Hoch- und Tiefpassfilter mit Resonanz, zwei LFOs, VCA, zwei Hüllkurvengeneratoren, Cross Modulation, PWM, Portamento, Arpeggiator, Sequencer, Delay und Chorus ausgestattet, bekommt ihr ein wirklich tolles Instrument für Bühne und Studio.
Ich habe schon lange nicht mehr solch einen analog-hybriden Synthesizer bedient, der soundtechnisch in wirklich viele Musikgenres passt. Zwölfstimmig polyphon bedeutet sehr viel Power und mehrstimmige Akkorde. Die Stimmgewalt wird im einzigartigen Binaural Mode halbiert, aber erzeugt nochmals mehr Klangtiefe, Breite und eine unglaublich vielschichtige Bewegung jedes einzelnen Sounds im Klangkonstrukt. Schon alleine das Anlesen des mitgelieferten Handbuchs lässt einem Sounddesigner und Synthesizer Nerd das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Genau das musste ich mir einmal anschauen und habe mir diese Hardware in Desktop-Form für mein Studio und dieses Angecheckt beim Hersteller geordert.
Ausgepackt
In der gelieferten Kiste befand sich, neben dem Synthesizer, ein Kaltgerätestecker zur Stromversorgung des internen Netzteils, das schicke DinA4 Handbuch und ein USB-Kabel. Mit einer Größe von 452 x 293,5 x 103 mm (B x T x H) passt die weiße Hardware sehr schön auf meinen Studiotisch neben meine Controller. Das Gewicht von 5,5 kg verdankt das Gerät dem Metallgehäuse sowie dem hochwertigen Inneren. Auf der Rückseite könnt ihr den Synthesizer mit eurem Studio und Strom verbinden.
Dort findet ihr einen Kopfhöreranschluss, zwei Monoausgänge (L & R), Audioeingang, Anschluss für ein Sustain- und Control-Pedal, das MIDI-Trio (in, out, thru), USB-B Port sowie der Anschluss für den Netzstecker. Das Gehäuse besitzt dazu noch weitere Features. Ihr könnt optional Rack-Winkel anbringen und den Synthesizer in ein 19“-Rack einbauen, über den VESA Mount an einer VESA-Halterung anbringen oder die Hardware mit zwei Klappfüßchen auf dem Tisch ein wenig anwinkeln. Durch weitere Gummifüße steht das Gerät absolut ruckelfrei und fest auf meinem Tisch.
Angeschaltet
Das Erste, was auffällt: wo ist eigentlich das Display? Ich denke, dass genau dieses „Feature“ viele Interessenten erst einmal abschrecken lässt. Denn das erinnert tatsächlich an einen typischen „oldschool“ Synthesizer. Aber das ist es, was den Klangerzeuger wiederum ausmacht. Regler drehen, Fader bewegen, Knöpfchen drücken und einfach zuhören, bis der Klang passt. Und das kann das Gerät wirklich perfekt. Na gut, ab und an vermisse ich ein Display oder einen Software Editor zur besseren Kontrolle der Presets, Namensgebung, Browser.
Dieses Arbeiten sind wir nunmal in 2022 gewohnt. Aber wie gesagt: das ist hier wirklich kein must-have. Lautstärkeregler oben links auf 0 dB und los gehts. Schon die ersten voreingestellten Presets lassen mich grinsen. Sehr schön und eigentlich genau das, was ich gesucht und nun gefunden habe. Tolle und vor allem weite Pads, Bässe, Synth-Fx-Sounds, Melodielinien, Leads, Pianos, Atmosphären, Chords, Percussions, Drum Sounds, Organs und mehr findet ihr in der 8 x 8 großen Preset-Liste. Die Auswahltasten erinnern an die alte Roland Jupiter-Serie.
Die Fader haben angenehme Fader-Wege und sind wie auch die Regler sehr solide verbaut, aber recht leichtgängig mit gutem Widerstand. Die Kippschalter rasten schnell ein und lassen sich ebenso gut schalten. Um auch tiefere Menüstrukturen zu erreichen, müsst ihr die Shift-Taste drücken. Danach blinken alle Buttons und könnt alle doppelt belegten Regler, Fader und Tasten im zweiten Modus bedienen. Das ist gewöhnungsbedürftig, da man natürlich danach nicht mehr nachvollziehen kann, wo der Regler im 1. Modus stand. Hier greift dann der „Abholmodus“, sodass keine plötzlichen Parametersprünge entstehen.
Weitere Sounds lassen sich über USB super-einfach über euren Rechner-Browser per Drag-and-drop importieren oder als Backup auf eurem Computer speichern. Dort lassen sich auch Sequenzen, weitere Schwingungsformen sowie Firmware Updates hinzufügen/entfernen. Aber hierzu später mehr. Jetzt geht es ans Eingemachte und dem Erstellen eines Sounds.
Bedienung, Klang und Kreativität
Links unten könnt ihr das Preset initialisieren und somit bei „0“ starten. Die beiden digitalen Oszillatoren (FPGA basiert), hier DDS (Direct Digital Synthesis) genannt, auf der rechten oberen (grauen) Seite enthalten nicht nur die üblichen Schwingungsformen Sinus, Sägezahn, Rechteck, Dreieck, Rauschenund Pulsweitenmodulation, sondern können auch auf alternative Wavetables zurückgreifen. Diese befinden sich im internen Speicher und lassen sich, wie oben beschrieben über USB austauschen/erweitern. Das bedeutet: unbegrenzte Möglichkeiten und absolut neue Klangkonstellationen.
Bei aktiviertem Binaural Mode werden die eigentlichen zwölf Stimmen zu sechs „Super-Stereo-Paaren“geformt. Das heißt, dass der Synthesizer nun den linken und rechten Kanal separat in Bewegung versetzen kann, was zu unglaublichem Hörerlebnis führt. Denn die Sounds beginnen tatsächlich an mit dem Raum zu verschmelzen und zu fliegen. Dieses Feature würde ich mir in jedem Klangerzeuger wünschen!
Das analoge 4-Pol, 24 dB / Oktave Tiefpassfilter klingt sehr warm und besitzt drei Drive-Stufen (Off, 1, 2) zum Anfetten. Die Resonanz bringt den Sound zum „klingeln“ und sie erzeugt sogar eine eigene Schwingung (Selbstresonanz). Über Keytracking lässt sich dieser Ton dann über die Klaviatur spielen. Das optionale Hochpassfilter filtert im Fix Mode alle Frequenzen unterhalb von bis zu 500 Hertz aus dem Audiomaterial oder erhält im Tracking Mode schmalbandig zum Lowpass ähnliche Cutoff-Werte, was zu einem Bandpass-Filter führt. Keytracking und drei Modulationsquellen (Env, LFO 1 und DDS 2) bewegen das Filter.
Die ADSR-Hüllkurvengeneratoren und die beiden LFOs modulieren die Schwingungen. Envelope 1 ist sogar loopbar und enthält Keytracking. LFO 1 ist eigenständig und LFO 2 benutzt die Schwingung des DDS 2. Darüber hinaus könnt ihr fast jeden Modulator nochmals in einen Anderen routen, um noch extravagantere Bewegungen zur erzeugen. Dazu steht euch ein Cross-Modulationsregler zur Verfügung.
Arpeggiator, Sequencer und Effekte
Ihr denkt das war es schon mit Klang und Bewegung? Nein. Nicht hier. Ein Arpeggiator und Sequencergehört heute zur Grundausstattung eines Synthesizers. Der Integrierte besitzt einige Einstellmöglichkeiten, wie Laufrichtung, Swing, Tempo oder Sync, und sogar Slide, Accent und Rest für 303-artige Verläufe sind programmierbar. Wow!
Und zu guter Letzt durchläuft das Audiosignal einen Delay-Effekt mit einstellbarem Level, Time und Feedback und den Roland-typischen Chorus-Effekt in zwei Stufen (inklusive Stufe 1 und 2 zusammen). Ein Reverb wurde nicht verbaut, fehlt mir persönlich aber auch nicht.
Sehr cool ist auch die Möglichkeit den Synthesizer in MPE anzusteuern, um zum Beispiel jede Stimme separat von den Anderen in Tonhöhe, Anschlagstärke und Aftertouch zu spielen. Das erweitert nochmals mehr die Bandbreite mit dem Klangerzeuger neue Sounds zu kreieren.
Fazit
Der Super 6 Desktop von UDO Audio ist für mich eine großartige Bereicherung in meinem eigentlich üppig ausgestatteten Studios (zumindest was Klangerzeuger angeht). Trotz vergleichbarer und ähnlicher Syntheseart, erhalte ich mit dem Synthesizer nicht nur neuartige (aber auch Standard) klingende Sounds, sondern kann diese durch den Binaural Mode einzigartig in den Raum setzen. Der Formfaktor ist für mich perfekt, da das Tischgerät sich sehr gut und angewinkelt vor mir stehen kann. Regler und Fader sind solide verbaut und sorgen immer wieder für ein schnelles Eingreifen in den Klang.
Ab und zu würde ich mir doch ein Display wünschen. Aber ich denke, dass in einem der nächsten Firmware Updates sicherlich eine Anbindung an einen Software Editor nachgeliefert wird. Das System befindet sich zurzeit noch in Version 0.3 – bis zur 1.0 kann und wird viel passieren. Der Preis ist natürlich nicht gerade günstig, aber man muss immer bedenken, was man hier erhält, wie und wo es gefertigt wird. Ich würde den Super 6 definitiv nochmals kaufen und eher andere Synthesizer aus meinem Sortiment damit ersetzen.
Falls ihr euch doch noch nicht sicher seid, schaut euch definitiv einmal die unzähligen YouTube-Videos verschiedenster Musiker und Influencer an, die eine riesige Bandbreite an unterschiedlichen Klängen zeigen. Es lohnt sich!
Preise und Spezifikationen zu UDO Audio Super 6 Desktop
UDO Audio Super 6 Desktop Synthesizer bekommt ihr hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 2249,00 Euro (oder 2599,00 Euro inklusive Klaviatur). In dem Paket enthalten ist die eigentliche Hardware mit einer Größe von 452 mm x 293,5 mm x 103 mm (B x T x H) und einem Gewicht von 5,5 kg, ein USB-Kabel, ein Handbuch sowie ein Kaltgerätestecker für das integrierte Netzteil.
Der USB-Anschluss befindet sich neben dem Netzteil als USB-Typ-B (zum Verbinden mit einem Computer). Dazu kommen ein MIDI-Trio (In, Out, Thru), CV Clock In/Out, ein Expression- und Sustain-Pedaleingang, ein Audioeingang im Format große Stereoklinke, Main Out L & R sowie ein Kopfhöreranschluss (große Stereoklinke). Etliche Presets von bekannten Musikern und Sounddesignern sind dabei. Darüber hinaus bietet die Firma auf der Website weitere Packs zum kostenlosen Downloadan.
Mehr Infos zu UDO Audio und der Hardware
Videos zu dem Synthesizer
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2 Antworten zu “Angecheckt: UDO Audio Super 6 Desktop Synthesizer”
Einer der besten Analogen überhaupt, nur die Influencer Jubel-Videos nerven total ab, da es sich um reine Verkaufsvideos handelt.
bleiben wir doch bei Hybrid, habe die Tastenversion. Toll ja Supersaw aber kein Brot und Butter Synth, kann def. keine JP6 Sounds, kann das 1:1 vergleichen . Das Design vom JP6 gestohlen inkl. unbrauchbare Patchnummeranzeige.
Hartmann von mir aus, solange es kein gänzlich un-bedienbarer MW1 ist. von Modal ist leider das ewige Beta, wohl eine Tradition :P