von Lasse Eilers | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten | Unsere Wertung: 5,0 / 5,0
Angecheckt Sequential Pro 3

Angecheckt: Sequential Pro 3  ·  Quelle: Gearnews / Lasse

Sequential Pro 3

Sequential Pro 3  ·  Quelle: Gearnews / Lasse

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Ein neuer Synthesizer von Dave Smith ist immer etwas Besonderes. Dementsprechend gespannt wartete ich auf den Sequential Pro 3, den ich bisher nur auf der diesjährigen NAMM Show kurz angespielt hatte. Denn seine Eckdaten haben es wirklich in sich: Drei Oszillatoren (davon einer mit Wavetables), paraphon spielbar, drei verschiedene Filter und ein ausgefuchster Sequencer. Jetzt steht der Pro 3 vor mir und es ist Zeit, Sequentials neuen Monosynth genauer anzusehen.

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Als der Pro 2 im letzten Jahr eingestellt wurde, fragten sich alle, ob Sequential wohl Pläne für einen neuen monophonen Synthesizer in der Schublade hätte. Die Antwort gab es im Januar auf der NAMM. Vieles am Pro 3 steht in der Tradition des Vorgängers. Aber Dave Smith hat schon oft gezeigt, dass ihm die ständige Wiederholung von bewährten Konzepten und das Kopieren der eigenen Vintage-Legenden zu langweilig sind. Deshalb bringt der Pro 3 auch viele Neuheiten mit – allen voran natürlich den Wavetable-Oszillator.

Hardware

Vor mir steht die Standardausführung des Pro 3, die in einem dunkel lackierten Metallgehäuse mit Kunststoffseitenteilen steckt. Wer knapp 500 Euro mehr auf den Ladentisch legt, bekommt die Special Edition mit Holzteilen und klappbarem Bedienfeld. Mir persönlich wäre das die Mehrkosten nicht wert. Die Special Edition ist technisch identisch, wiegt aber satte 5 kg mehr. Auch das Design empfinde ich bei der Standardversion als stimmiger, weil moderner. Der Pro 3 ist schließlich kein Minimoog und will das zum Glück auch gar nicht sein!

Die Verarbeitung macht jedenfalls einen hochwertigen und langlebigen Eindruck. Die Regler haben einen ziemlich festen (manchen vielleicht schon zu festen) Drehwiderstand und die 37er-Tastatur von Fatar fühlt sich ebenfalls sehr gut an. Auch beim Design hat Dave Smith übrigens mit einer Tradition gebrochen: Untypisch für Sequential haben diesmal nicht alle Drehregler die gleiche Größe. Der Filter Cutoff und die drei Oktavwahlschalter der Oszillatoren sind durch größere Kappen hervorgehoben. Das macht den Pro 3 optisch etwas weniger nüchtern als die meisten anderen Sequential-Instrumente, was durchaus gut zu dem Synthesizer passt.

Die Rückseite ist mehr als gut bestückt. Neben einem Stereo-Ausgang findet man hier einen Audio-Eingang, sodass der Pro 3 auch als Filter oder Effektgerät für externe Signale dienen kann. MIDI geht über vier klassische DIN-Buchsen (In, 2x Out, Thru) sowie über USB rein und raus. In analoge Setups und modulare Systeme integriert sich der Pro 3 über nicht weniger als vier CV-Ein- und vier CV-Ausgänge sowie einen Gate Output. Damit ist er für alle Anwendungsbereiche in modernen Hybridstudios und auf der Bühne bestens gerüstet.

Sequential Pro 3

CV/Gate-Anschlüsse · Quelle: Gearnews / Lasse

Struktur

Die Oszillatorsektion des Pro 3 besteht aus zwei analogen VCOs, deren Schwingungsform stufenlos von Dreieck über Sägezahn bis Rechteck variiert werden kann, was sich natürlich auch modulieren lässt. Der dritte Oszillator ist digital und bringt neben Standard-Schwingungsformen (darunter auch Supersaw) die größte Neuerung des Pro 3 mit: 32 Wavetables zu je 16 Waves, die manuell oder von einer beliebigen Modulationsquelle gesteuert „durchfahren“ werden können. Das erweitert das Klangspektrum des Synthesizers ganz erheblich und ermöglicht viele Sounds, die rein analog nicht möglich wären. Eine tolle Ergänzung!

Sequential Pro 3

Oszillatoren · Quelle: Gearnews / Lasse

Filter gibt es ebenfalls drei. Neben dem 24-dB-Tiefpass aus dem Prophet-6 und einem Ladder-Filter nach Art des Minimoog bietet der Pro 3 auch das 12-dB-Oberheim-Filter aus dem OB-6. Dieses lässt sich wie gewohnt von Tiefpass über Bandsperre bis Hochpass variieren und bietet zusätzlich einen Bandpass-Modus. Die Filter können nur einzeln verwendet werden; es ist nicht mehr wie beim Pro 2 möglich, sie seriell oder parallel miteinander zu kombinieren.

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Sequential Pro 3

Filter · Quelle: Gearnews / Lasse

Um die Modulationen kümmern sich vier Hüllkurven (mit Delay und Loop-Funktion) und drei LFOs. Für manuelle Modulationen gibt es neben den Rädern für Pitch Bend und Modulation mit dem Touch-Strip einen weiteren praktischen Controller, der über eine Feststellfunktion verfügt.

Effekte und Feedback

Abgerundet wird die Klangerzeugung von einer digitalen Effektsektion mit zwei Blöcken, die neben Reverb und Delay eine Reihe von Modulationseffekten, einen Ringmodulator und ein Hochpassfilter bereithält. Auch ein analoger Distortion-Effekt ist integriert.

Sehr interessant ist zudem die Tuned-Feedback-Schaltung, die aus anderen Dave-Smith-Synthesizern wie dem Evolver und aus dem Eurorack-Modul DSM03 bekannt ist. Sie eignet sich nicht nur als Effekt, sondern auch als Klangerzeuger für die Karplus-Strong-Synthese und kann viele unkonventionelle Sounds hervorbringen.

So ausgestattet, ist der Pro 3 ein klanglich unglaublich vielseitiger Synthesizer. Das Spektrum reicht von klassischen analogen Bässen und Leads bis hin zu Sounds, die man eher einem digitalen FM- oder eben einem Wavetable-Synthesizer zuschreiben würde. Und die dreistimmige Paraphonie erweitert die Möglichkeiten nochmals. Zwar bleibt der Pro 3 im Kern monophon und wer hauptsächlich auf der Suche nach Pad- und String-Sounds ist, sollte sich nach etwas anderem umsehen, aber man kann problemlos gelegentliche Ausflüge in die Mehrstimmigkeit unternehmen.

Sequential Pro 3

Sequencer · Quelle: Gearnews / Lasse

Sequencer

Schon der Vorgänger Pro 2 verfügte über einen sehr umfangreichen Sequencer. Beim Pro 3 hat Sequential daran angeknüpft, aber noch einmal ordentlich draufgelegt. Der Sequencer bietet vier Patterns à 16 Steps pro Programm, die sich bei Bedarf zu einem längeren Pattern verketten lassen. Er kann nicht nur Noten aufzeichnen (auch im 3-stimmig paraphonen Modus), sondern auch beliebige Parameter sequenzieren. Dafür stehen insgesamt 16 Tracks zur Verfügung. Die Bedienung ist kinderleicht und sehr Performance-tauglich: Um eine Reglerbewegung aufzuzeichnen, hält man einfach Record gedrückt und bewegt den jeweiligen Regler, woraufhin der Sequencer die Daten auf der nächsten freien Spur aufzeichnet. Weitere Quellen für abwechslungsreiche Patterns sind die vier möglichen Laufrichtungen (vorwärts, rückwärts, vorwärts/rückwärts und Random) und die Ratcheting-Funktion für bis zu acht Trigger pro Step.

Mit dieser umfangreichen Ausstattung eignet sich der Sequencer des Pro 3 für viel mehr als nur die internen Sounds. Sequenzen werden über die beiden MIDI-Ausgänge des Synthesizers und auf Wunsch auch über die vier analogen CV-Outputs und den Gate-Ausgang ausgegeben, weshalb der Pro 3 sich auch als Sequencer für Modularsysteme und andere externe Gerätschaften anbietet. Damit kann der Pro 3 mehr als so mancher „hauptberufliche“ Hardware-Sequencer und manches Sequencer-Modul und ist dabei sehr intuitiv in der Bedienung. Der Sequencer macht unglaublich viel Spaß und ist definitiv einer der größten Pluspunkte des Pro 3.

Bedienung

Stichwort intuitive Bedienung: Führt man sich vor Augen, wie viele Funktionen im Pro 3 stecken, dann finde ich die Bedienung ziemlich optimal gelöst. Alles, was man beim Spielen im Zugriff haben muss, ist jederzeit direkt über das Bedienfeld erreichbar. Einige Feineinstellungen gehen nur über das Display, aber auch hier wirkt die Menüführung gut durchdacht und man muss nie lange suchen. Besonders deutlich wird das an praktischen Details wie der automatischen Spurenzuweisung beim Aufzeichnen von Parameteränderungen im Sequencer und bei der Zuweisung von Modulationsquellen und -zielen in der Modulationsmatrix. Hier genügt es, die Buttons für „Source“ bzw. „Dest“ gedrückt zu halten und dann die Regler der gewünschten Quelle bzw. des Ziels zu bewegen. Das ist so einfach, dass man sich fragt, weshalb es nicht bei jedem Synthesizer so funktionieren kann.

Fazit

Mit dem Pro 3 präsentiert Sequential einen in jeder Hinsicht beeindruckenden Monosynth. Er bietet eine enorme klangliche Bandbreite und Kraft, sehr flexible Modulationsmöglichkeiten und dabei eine sehr einfache, absolut bühnentaugliche Bedienung. Einer der größten Pluspunkte ist der leistungsstarke Sequencer, der eine beinahe unerschöpfliche Modulationsquelle ist und sich dank der umfangreichen Ausstattung mit CV-Ein- und Ausgängen auch zur Steuerung von externem Equipment wie Modularsystemen anbietet. Damit passt der Pro 3 sehr gut in die heutige Zeit. Er ist ein durch und durch moderner Synthesizer, der dennoch fest in der Tradition seiner Vorgänger verwurzelt ist.

Preise

Den Sequential Pro 3 bekommt ihr hier bei Thomann.de* zum Preis von 1655 Euro. Die Special Edition mit Holzteilen und Klappgehäuse findet ihr hier bei Thomann.de* für 2134 Euro.

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Video

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Eine Antwort zu “Angecheckt: Sequential Pro 3 – paraphoner Hybridsynthesizer”

    Liesl sagt:
    -1

    Also über 1600€ für ne monokiste, das war 2010 so der Normalpreis für eine halbwegs interessante Kiste. Aber momentan gibt es einige Kongurrenz die mit einzigartigen Fähigkeiten aufwartet. Da finde ich den pro 3 ein sehr gewagtes Projekt. Okay es gibt immer einen der morgens aufsteht….. Aber ich denke mir, das sind doch nicht viele. Ich gehöre da auch nicht dazu, weil ich bin auch zu arm, aber glücklich.

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