ANGECHECKT: Harley Benton DNAfx Git Pro – wie gut ist das große Budget Multi-FX?
Top Verarbeitung, viele tolle Sounds und geringer Preis – das konnte das erste Harley Benton DNAfx Git in unserem Angecheckt auf jeden Fall beweisen. Nun kommt mit dem Harley Benton DNAfx Git PRO der Nachfolger und gleichzeitig große Bruder auf den Markt. Gearnews hatte die Chance, das Budget-Multieffektgerät für E-Gitarre und E-Bass anzuchecken.
Transparenz: Es handelt sich um einen fertig entwickeltes Vorserienmodell, das uns von Thomann ohne Anforderungen an Inhalt oder Formulierungen kostenlos für den Test zur Verfügung gestellt wurde.
Harley Benton DNAfx Git Pro Features
Hast du die Ankündigung des Harley Benton DNAfx Git Pro Multieffekts verpasst? Hier zum Nachlesen oder noch einmal die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Multieffekt für E-Gitarre und Bass
- 51 Amps
- 31 Boxen per IR
- einen Haufen Effekte
- 4 Fußschalter, 1 Wippe
- Großes, buntes Display
- Mono / Stereo
- MIDI
- USB
- FX Loop
- XLR Out für PA/FOH/Studio
- stabiles Alu-Gehäuse
- Amp Control
- Expression In
Aufbau + Verarbeitung
Schon beim kleinen Geschwisterchen konnte ich keine Defizite bei der Verarbeitung bemerken. Auch das DNAfx Git Pro macht einen absolut hochwertigen Eindruck. Grund für mich, noch einmal extra pingelig auf alles zu schauen – ich kann aber wirklich keine Mängel bei der Verarbeitung oder den Bauteilen entdecken. Alle Potis drehen gut, die kurze Wippe fühlt sich hochwertig und stabil an (könnte für Barfuß-Spieler gern etwas länger sein), die Fußschalter sind stabil und klicken nicht, aber halten dafür vermutlich 100 Jahre durch. Das Display ist wirklich toll. Hoch aufgelöst, gut lesbar, bunt, hell auch bei Tageslicht und sinnvoll strukturiert.
Lediglich bei den Klinke-Anschlüssen auf der Rückseite könnte ich den Einsatz von Plastik als Mantel bemängeln. Es gibt Effektpedale, die seit gefühlt 50 Jahren mit Plastikbuchsen problemlos funktionieren. Hier kann nur die Zeit die Antwort bringen.
Anschlüsse + Regler
Hier kam meine erste Überraschung: Nicht nur Input und Output, sondern fast die komplette Rückseite ist mit Ein- und Ausgängen befüllt. Neben dem Input für Gitarre und Bass befindet sich so viel mehr hinten am DNAfx Git Pro: Aux In, Amp Control, (Expression) Pedal 2, Send, Return L, Return R, Output L, Output R, Kopfhörer (3,5mm), Output L und R jeweils als XLR plus Ground/Lift Schalter und eine MIDI 5-Pol DIN Buchse, die als In und Out fungiert. Ach ja, ein USB Typ B Anschluss zur Verbindung zum Computer.
Sehr cool finde ich, dass Harley Benton nicht nur auf Standard 9V und den Boss-Hohlstecker mit Center Negative Polung gesetzt hat, sondern auch direkt daneben einen On/Off-Kippschalter verbaut hat. Für mich ein kleines, aber feines Detail.
Aber die Rückseite ist nicht alles, schließlich haben wir viel öfter mit der Oberseite zu tun. Die besteht aus einem sehr großen Farbdispaly (ich meine es ist OLED) ohne Touchfunktion im Zentrum, darunter 5 digitale Regler mit Push-Funktion, (analoger?) Master-Volume, Push Select-Poti, fünf Druckschaltern, vier Fußschaltern mit zugehörigen RGB-LEDs und einer Wippe, die Parameter stufenlos verändert und so z.B. als Wah eingesetzt werden kann.
Benutzbarkeit + Bedienung
Das Handbuch beim Testmodell ist eher eine Kurzbeschreibung der Bedienelemente und heißt eher Try and Error. (Es soll aber ein Handbuch beim regulären Modell dabei sein.) Für mich aber genau richtig, denn nur so kann ich mir sicher sein, dass sich Gedanken für einfache Nutzbarkeit gemacht wurde. Grundlegend ist es auch recht intuitiv gestaltet. Aber es gibt ein paar Dinge, die einfach nicht logisch für mich (als nicht Multieffektnutzer) sind.
Presets durchschalten ist einfach, ebenso Looper und (der im Gegensatz zum Vorgänger gut nutzbare) Tuner aktivieren sind einfach zu aktivieren. Auch Preset-Bänke durchschalten ist, wie ich es mir vorstelle und von anderen Floorboards kenne. Wenn ich eine Bank erreicht habe, wähle ich mit einem der Fußschalter zwischen A-D das Preset und muss doppelt betätigen, um in den Live-Modus zu kommen, in dem ich dann mit dem Fußschaltern die voreingestellten Funktionen oder Effekte aktivieren kann.
Ist der Live-Mode aktiv, komme ich über den D-Fußschalter zum Edit-Mode und kann dann per Select-Push und Drehen an die entsprechende Stelle gehen und dann da per Reglern unter dem Display alles einstellen. Einige Einstellungen der Effekte und Amps verstecken sich aber auf Seite 2, die nur über den Nach-Rechts-Druckschalter erreiche (wenn ich denn den kleinen Pfeil entdeckt habe). Tap Tempo aktiviere ich widerum im Live Modus durch einen Druck auf einen der Regler 1-3 und so einen Effekt-on/off aus meiner Reichweite schaffen muss.
Das alles lässt sich per externen Controllern sicherlich gut lösen, nur mit dem DNAfx Git Pro fühle ich mich allerdings etwas eingeschränkt durch die etwas unlogische Bedienung. Es hat auch lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie die Wippe als Expression auf Parameter genutzt werden kann. Eigentlich simpel: Im Edit-Modus einfach das Poti unter dem zugehörigen Wert lange drücken und das entsprechende Pedal zuweisen. Das geht sogar mit mehreren Parametern. Einmal geschnallt, ergibt es durchaus Sinn.
Tolle Potis, tolles Display, tolle Fußschalter – hier stimmt bei der Verarbeitung allesSchade, dass Harley Benton es verpasst hat, ein Effekttyp mehrfach einzusetzen. Overdrive und Booster parallel oder gar seriell einsetzen ist nicht möglich. Oder Chorus und Pitch Shifter. Es gibt jeden Effekttyp nur einmal pro Preset zu vergeben. Zumindest habe ich keine Option gefunden, einen der Typen zu doppeln. Schade. Aber dafür ist es ja ein digitales Effektgerät geworden und könnte möglicher weise mit einer Firmware-Update nachgereicht werden. Harley Benton, go for it! :)
Expression (extern) und MIDI und Amp Control konnte ich leider nicht testen, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass irgendwas damit komisch sein sollte. Im Menü kann vor allem bei MIDI allerhand eingestellt werden.
Sounds – wie klingt es denn nun?
Kurz und schmerzlos: Viele der Presets finde ich eher ungut. Zumindest klingen sie mit meiner Jazzmaster mit Single Coils zu grell und schneiden in den Ohren. Mangels Humbucker-Gitarren im Haushalt kann ich es aber nicht mit einem anderen Modell testen. Vermutlich wurden die Presets aber genau dafür bzw. damit angelegt.
Aber: Das ist nicht schlimm, denn so musste ich mich mit dem Effektgerät auseinandersetzen.
Und siehe da: Es kann sehr, sehr gut klingen. Es bedarf aber einiger Frickelei. Dafür ist die Lernkurve steil und man kann (muss) sich so durch die Amps und Boxen-IRs hören und bekommt auch den Umfang mit, den das DNAfx Git Pro mit sich bringt. Es ist wirklich vielseitig. Und es steht und fällt bei mir in den meisten Fällen mit der Boxen-IR. Der Amp kann noch so gut klingen, wenn die Box scheiße ist. Wie im echten Leben. Geschmäcker sind auch hier verschieden. Einige lieben es topfig, andere ohne hörbaren Bass und wieder andere „hassen“ Mitten. Für alle ist etwas dabei.
Die Effekte und Amps klingen übrigens in meinen Ohren durchweg gut bis sehr gut. Eine Ausnahme bei den Amps, aber vielleicht ist das nur Geschmackssache.
Mein Favorit: Tube Overdrive auf 50% Gain und etwas die Höhen runter, Amp #18 (Plexi) mit Gain auf 11-12 Uhr und Treble auf 0% (!) und einer Freeman Box, dazu ein Noise Gate (sehr wichtig bei meinen Single Coils) und einem Spring Reverb mit maximal 20% Wet. Genau mein Ding und dank dem deativierbaren Overdrive wie ein Zweikanaler. Zumindest auf meinem Home Setup mit meinen AKG 702* Kopfhörern. Richtig geiles Zeug.
Leider verträgt sich das DNAfx Git Pro nicht mit Effekten davor geschaltet, zumindest klangen mein Dirty Little Secret* Clone, Small Clone* Clone und mein Green Big Muff* Clone schrecklich. Vermutlich, weil der Eingang gepuffert wird. Im FX Loop haben die Zerrer ebenfalls keine wirklich gute Figur gemacht, aber der Small Clone Clone hat sich über die neue Position hörbar gefreut – der kann übrigens an jede Stelle in der Signalkette gepackt werden und per Fußtritt aktiviert.
Der Drum Computer hingegen ist für mich nicht mehr als Übungswerkzeug. Brauchbar und gut einstellbar, klanglich aber eher mehr und definitiv kein Ersatz für einen Drummer oder den Beat Buddy. Aber das möchte er auch nicht sein. Der Looper ist ebenfalls maximal gut. Die rudimentären Funktionen gehen, aber mehr als ein Ditto* kann er nicht, abgesehen von der Anpassung an das eingetappte Tempo. Für Übungszwecke aber völlig ausreichend. Eine Boss RC-500 oder RC-600 Loopstation erwartet aber auch hoffentlich keiner.
Fazit – Wie cool ist das Harley Benton DNAfx Git Pro?
TL;DR: Für das kleine Geld bekommt man echt viele, tolle Sounds, viel Flexibilität und tolle Verarbeitung. Wenn die Presets noch etwas angepasst werden (oder du dir 30 Minuten Zeit nimmst und dir deine Bänke/Presets an deine Gitarre anpasst – was ohnehin passieren sollte), dann gibt es hier ein Effektgerät zum Glücklichwerden und ich würde es Anfängern bzw. Anfängerinnen auf jeden Fall trotz dem eher hohen Preis ans Herz legen.
Vor allem die Vielfalt der Anschlüsse und damit einhergehenden Möglichkeiten sind krass und lassen genug Spielraum für die Zukunft. Das Harley Benton DNAfx Git Pro kann nicht nur Sounds erzeugen, sondern auch den Amp Steuersignale geben, was dann in späteren Setups sicherlich noch einmal Bonuspunkte mitbringt.
Auch wenn der Vergleich nicht angemessen ist: Meine ersten Multis, Zoom 606 und 707 II, waren verglichen damit der letzte Müll in jeder Hinsicht. Was heute für ähnliches Geld geboten wird, ist wirklich amtlich. Finde ich gut.
Jetzt hoffe ich noch auf ein Firmware-Update, das mehrere Instanzen des gleichen Effekttyps erlaubt und auch ein paar mehr Presets für Single Coil Gitarren mitbringt.
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6 Antworten zu “ANGECHECKT: Harley Benton DNAfx Git Pro – wie gut ist das große Budget Multi-FX?”
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Eine der für mich als 8-Saiter-Spieler und Down-Tuner wichtigsten Fragen bei Multieffekten : Ist ein Frequenz-abhängiges Aufsplitten in 2 separate, parallele Effektwege möglich?
Hi, getrennte Effektwege sind nicht möglich.
Irgendwie immer das Gleiche bei den Budget-Modellern wie Hotone, Nux, HB.. Werbung mit super vielen Amps etc, aber gut klingen dann am Ende zwei. Ohne eigene IRs geht das meist gar nix, Effekte sind mäh und man braucht viele viele Stunden, um da was annähernd hübsches rauszubekommen (wenn überhaupt).
Kann ich so nicht nachvollziehen – zumindest beim NUX MG-30. Der hat zwar nicht extrem viele Amp-Modelle, aber die vorhandenen sind verdammt gut. Das einzige, das mir nicht zusagt ist das SLO model. Die IRs die mitkommen variieren. Es kommen ein paar durchaus gute ChopTones-IRs mit und ein paar von Eminence. Ich benutze dennoch gerne York Audio IRs und die funktionieren verdammt gut im MG-30. Wie so vieles ist auch die Nutzung von Amp-Modellern Übungssache. Wenn man es nicht kann, dann kommt auch nichts gescheites dabei raus. Das soll natürlich kein Angriff sein – ich mag mir da kein Urteil erlauben – es stimmt aber einfach.
Kein Problem, Kritik und Diskurs sind konstruktiv sehr willkommen.
Vielleicht kommt es im Angecheckt nicht so gut rüber: Die Sounds sind toll, aber die Presets einfach mit meiner Jazzmaster meist nicht gut. Ich hatte den „Vorgänger“ DNAfx Git (ohne Pro) und der klang mit meiner Gitarre besser „out of the Box“ – und ist ein erweitertes Mooer. Das hier ist wohl eine Eigenentwicklung.
(Edit: ich seh‘ jetzt erst, dass es gar nicht an mich gerichtet. :D Die Antwort gilt trotzdem.)
leider funktioniert Midi out nicht mit dem Marshall jvm system.
HB und Thomann haben dafür keine Lösung.
Also nicht Midi geeignet!