Angecheckt: Bettermaker Stereo Passive Equalizer
Und was ist eigentlich der Pultec-Trick?
Der Hardware-Hersteller Bettermaker veröffentlichten Mitte des Jahres 2022 den Stereo Passive Equalizer. Und das mit in typischer Manier des Entwicklers: analoger Audioweg inklusive digitaler Steuerung via Plugin. Der EQ erinnert viele von euch sicherlich gerade äußerlich und durch die angebotenen Regler und Parameter an den legendären Pultec-EQ und den bis heute immer wieder eingesetzten Pultec-Trick. Der „SPE“ besitzt aber im Vergleich keine Röhren, arbeitet also intern eben anders, aber trotzdem klappt der ultimative Mix-Trick mehr als gut. Und nicht nur das! Genau deswegen musste ich mir den Klangveredler einmal in meinem Studio anschauen und im Angecheckt unter die Lupe nehmen.
Bettermaker Stereo Passive Equalizer ist kein Pultec
Die Firma Bettermaker ist bekannt für ihre analogen Mix- und Mastering-Effekte im 19“-Rack-Format, die mit einem Plugin von eurer DAW über USB ferngesteuert werden können. Ein sehr spannendes Thema! Denn somit lassen sich Parameterwerte der einzelnen Funktionen und das ganzen Geräts sehr einfach mit jedem Song abspeichern. Aber auch eine schnelle Bedienung mit Maus oder Desktop Controller ist somit gegeben. Vor einiger Zeit veröffentlichten sie mit dem Stereo Passive Equalizer einen Pultec-ähnlichen EQ mit genau dieser Controller-Technologie. Und das zu einem für solch einen Effekt wirklich attraktiven Preis (im Vergleich zur Konkurrenz).
Doch sei gesagt, dass dieser EQ kein „echter“ Pultec-Style-Equalizer ist. Denn das Original basiert nämlich auf einer Röhrenschaltung. Der Stereo Passive Equalizer (SPE) aber nicht – hier findet ihr intern eine Solid-State-Variante. Nur die Bedienelemente sind (fast) gleich oder eben ähnlich – so auch die Arbeitsweise. Preislich liegt der EQ nicht an der untersten Grenze, kann aber bei den hochpreisigen Varianten sicherlich gut mithalten. Dazu wird er als Stereo-Variante ausgeliefert. Günstigere (aber auch weitaus teurere) erhaltet ihr nur in Mono und benötigt dann zwei Geräte. Das bedeutet doppelte Kosten, mehr Platzbedarf und mehr Arbeit beim Einstellen.
Dieses Outboard Equipment musste ich mir einmal genauer anschauen und habe mir die Hardware für mein Studio und dieses Angecheckt beim Hersteller geordert.
Ausgepackt und angeschlossen
In der gelieferten Kiste befindet sich neben der Hardware, ein externes Netzteil zur Stromversorgung (inklusive Stromkabel) und ein USB-Kabel zum Anschluss an den Rechner. Ein ausführliches PDF-Handbuch erhält man, wie heutzutage üblich, per Download auf der Website des Herstellers Bettermaker. Das 19“-Gerät kommt in einer Größe von zwei Höheneinheiten und einer Tiefe von 140 mm. Das Leichtgewicht wiegt zirka 2,7 kg und enthält ein schwarzlackiertes Metallgehäuse. Auf der Rückseite könnt ihr den EQ mit eurem Studio und Strom verbinden. Strom gibt es (leider nur) über ein externes Netzteil, das man geschickt im Kabelsalat hinter dem Rack verstauen muss.
Dort findet ihr auch die Audioein- und -ausgänge (jeweils symmetrisch XLR) sowie den USB-B Port. Auf der Vorderseite befinden sich fünf große silberfarbene Endlosdrehregler für Lo Boost, Lo Cut, Hi Boost, Hi Cut und Hi Boost Curve (inklusive roter LED-Kranz zur Anzeige der Werte) sowie sieben Buttons zur Auswahl der Frequenz und „Engage“ (inklusive rotem Hintergrundlicht) zur Bedienung des Equalizers. Ein weitere Button funktioniert als An- und Ausschalter. Sehr schön, dass der Entwickler daran gedacht hat diesen Schalter auf die Frontseite zu legen – das findet man ansonsten eher selten. Und das ist meist ärgerlich, da die Hardware entweder an einer separaten Mehrfachsteckdose aktiviert werden müsste oder bei Studio-Start die ganze Zeit Hitze erzeugt, obwohl man sie garnicht einsetzt.
Der nächste Schritt, und das ist für alle Bettermaker-Produkte der Fall, sollte euch auf der Internetseite des Entwicklers führen. Denn dort gibt es Firmware Updates für den digitalen Teil der Hardware (Fehlerbehebung und neue Funktionen) und Plugins zur Steuerung des EQs. Der Download und die Installation gehen einfach vonstatten. Das Plugin ist vom Aussehen dem Original fast gleich. Es wurden lediglich ein Gain-Regler, ein digitales 24 dB/Oct Hochpassfilter, 32 Snapshots, Copy/Paste- und Reset-Funktion sowie ein FFT-Analyzer (mit verschiedenen Modi) hinzugefügt. Geniales Feature!
Der Pultec-Trick?
Eigentlich solltet ihr den Begriff „Pultec-Trick“ schon einmal gehört haben. Oder etwa nicht? Ausprobieren lässt sich diese besondere Equalizer-Einstellung sehr einfach mit VST-Plugins. Von Analog Obsession gibt es eine recht gute Emulation als Freeware (siehe hier). Die Original-Hardware wurde in den 1950er Jahren von Eugene Shenk und Ollie Summerlin gebaut. Sie nutzten einen passiven Equalizer-Schaltkreis zur Bearbeitung der Frequenzen und eine Röhrenschaltung, um die verlorene Lautstärke wieder zu erhöhen (Gain).
Die Bedienung eines Pultecs oder passiven EQs ist recht simpel. Euch steht jeweils ein Boost und je ein Cut für die tiefen und hohen Frequenzen zur Verfügung. Für die Tiefen lässt sich ein Frequenzband aus drei verschiedenen festen Bändern auswählen, für die Höhen könnt ihr ein Band aus fünf Bändern festlegen. Dazu regelt man mit Bandwidth die Güte des hohen Bands. Natürlich denkt jetzt jeder, der sich ein wenig mit Equalizern auskennen sollte: „Warum hebe ich ein Frequenzband an, das ich direkt wieder absenke?! Das hebt sich doch wieder auf?“ Gut gedacht! Auch in dem alten Handbuch steht, dass man eigentlich niemals gleichzeitig anheben und absenken sollte. Aber Musiker ticken eben anders und experimentieren gerne. Das Ergebnis war und ist bis heute verblüffend – und mehr als gut!
Denn die einzelnen Frequenzbänder für Boost und Cut sind in der Hardware leicht (im Frequenzspektrum) versetzt, wodurch eine sehr extreme Resonanz entstehen kann. Das bedeutet in der Praxis an dem typischen Modell: Bass Drum. Hier könnt ihr durch dieses schmalbandige Anheben im Bassbereich mit einem solchen EQ sehr krasse Subbässe/Bässe erzeugen und somit eure Kick wesentlich „fetter“ mischen. Im Höhenbereich profitieren unter anderem Gesangsaufnahmen von dieser gleichzeitigen Anhebung und Absenkung (mehr Klarheit, mehr Breite und Tiefe im Sound). Dazu habt ihr die Möglichkeit die Breite des zu bearbeitenden Frequenzspektrums festzulegen, um somit noch sanftere, seidigere Ergebnisse zu erzielen.
Und das Ganze funktioniert absolut einfach und intuitiv. Solch einen EQ solltet ihr nicht analytisch einsetzen, sondern nach eurem Hörempfinden einstellen. Probiert es doch einmal mit einem Plugin aus! Es lohnt sich.
Bedienung und Klang
Der Stereo Passive Equalizer kann genau das und das richtig gut. Die Regler an der Hardware lassen sich locker drehen, besitzen aber einen leichten Widerstand. Aber wer benötigt denn Regler? Denn das Beste kommt noch: die Plugin-Steuerung. Ich muss gestehen, dass ich nach der Installation der Software die Hardware im Rack vergessen habe – also anfassen (bis auf das Ein- und Ausschalten) war nicht mehr! Wow. Die Fernsteuerung des Geräts mit der Maus lief absolut reibungslos, ohne Latenzen – genial! Das würde ich mir von vielen Geräten in der heutigen Zeit wünschen.
Nicht nur, dass ich im Plugin alle Funktionen dargestellt bekomme, hier werden alle Einstellungen mit meinem Song abgespeichert und nach dem Laden wiederhergestellt. Perfekt. Als Goodie gibt es noch einen optionalen Analyzer, der mir die Bearbeitungsunterschiede zum Originalsignal aufzeigt. Also ist hier doch ein analytisches Arbeiten möglich. Ein digitales Hochpassfilter, das nur über das Plugin aktiviert und geregelt wird, bringt mir ein weiteres Hilfsmittel, um ungewollte tiefe Frequenzen zu eliminieren.
Klanglich wurde ich noch nie so überrascht, wie bei dieser Hardware. Sowohl auf einzelnen Sounds (Kick, Clap, Snare, Hihat), kompletten Percussion-Gruppen, auf Gesangsaufnahmen, Synthesizer-Spuren/-Gruppen, aber auch beim Mastering glänzte diese Kiste ungemein. Und das bedeutet: wesentlich mehr Klarheit in den Spuren, Klängen und im ganzen Mix, mehr Wärme und insgesamt mehr Ausgewogenheit. Natürlich ist das (wie immer) abhängig vom Ausgangsmaterial.
Auch der Vergleich mit den wirklich guten Software-Emulationen (Softube (TubeTech), Waves (PuigTech), UAD (Pultec, Massive Passive), SPL (PassEQ), PSP Audioware (NobleQ) und weitere) wirkt hier recht unfair. Denn die Hardware ist in allen klanglichen Bereichen weit vorne. Auffällig ist hier die Stereobreite der Originalspur, die nicht „in sich zusammenfällt“, wie bei den Software Pendants, im Gegenteil: die Weite gewinnt sogar! Dazu gibt es wesentlich wärmere Tiefen und kristallklarere und seidigere Höhen. So muss das bei dem Preisunterschied zur Software auch sein.
Fazit
Der Stereo Passive Equalizer von Bettermaker ist für mich eine großartige Bereicherung für mein Studio. Und das für Mix und Mastering. Das Wort „Stereo“ steht hier absolut im Vordergrund, denn das zu bearbeitende Audiosignal gewinnt unheimlich an Tiefe und Breite. Ein riesiger Pluspunkt ist die Möglichkeit die Hardware über ein Plugin fernzusteuern. Und das extrem einfach und intuitiv. Dazu kommt der FFT-Audio-Analyzer, der mir grafisch das Ergebnis und sogar den Vergleich zum Originalsignal anzeigt. Somit lassen sich die Vorzüge der analoge Hardware (vor allem der Sound) mit der digitalen Welt spielend einfach verbinden.
Ein negativer Punkt oder Kritik wäre lediglich das externe Netzteil, das man auch in die Hardware hätte bauen können. Nichtsdestotrotz: Ein toller Equalizer mit teilweise unglaublich guten Ergebnissen für ein breites Einsatzgebiet und eigentlich alle Musikgenres. Von mir gibt es eine absolute Kaufempfehlung und ein neues Spielzeug für mein Studio.
Preise und Spezifikationen zum Bettermaker Stereo Passive Equalizer
Den Bettermaker Stereo Passive Equalizer erhaltet ihr hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 2369,00 Euro. In dem Paket enthalten ist die eigentliche Hardware mit einer Größe von zwei Höheneinheiten und 140 mm Tiefe und einem Gewicht von zirka 2,7 kg, ein USB-B- auf USB-A-Kabel sowie ein externes Netzteil (15 W (2 W im Standby-Modus), 100-240 V) zur Stromversorgung.
Der USB-Anschluss zur Kommunikation mit dem Computer befindet sich neben dem Anschluss für das Netzteil als USB-Typ-B hinten an der Hardware. Dazu kommen Audioeingang L/R (symmetrisch XLR) und Audioausgang L/R (symmetrisch XLR). Das PDF-Benutzerhandbuch, die Software für Firmware Updates sowie die Installationsdatei für das Plugin findet ihr auf der Website des Herstellers. Das Plugin läuft auf macOS 10.11 oder höher (inklusive nativem Support für Apple Silicon) und Windows 8 oder höher als AAX, AU und VST3 in 64 Bit.
Mehr Infos zu Bettermaker und der Hardware
Videos zu dem Pultec EQ von Bettermaker
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