Angecheckt: Behringer Flow 8 Digitalpult im Einsatz
Winzig und dennoch digital ist das Behringer Flow 8 Mischpult. Es scheint von der größeren Serie X32 und dem Wing zu profitieren und dennoch ist es eine eigene Entwicklung, die nicht „irgendwo“ inspiriert ist. Die Optik erinnert an einfache analoge Pultserien.
Go with the Flow 8
Behringer spricht mit dem Gerät so ziemlich jeden an, der wenig Platz hat oder eine überschaubare Menge an Audiogeräten zusammenbringen möchte. Sei es ein kleines Liveset, ein Podcast-Studio, der Proberaum oder ein Unterwegs-Setup.
Das Flow 8 arbeitet als Audio-Interface und bietet 10 Eingänge und 2 Ausgänge, die per USB in den Rechner „fließen“. Das funktioniert ohne spezielle Treiber (macOS/iOS) durch simples Einstecken und ist Class Compliant. Das bedeutet „Plug & Play„. Das Audio-MIDI-Kontrollfeld zeigt sofort die nötigen Audiokanäle an und erlaubt „Aggregated Device“, sobald das USB-Kabel eingesteckt wird. Und Zack – alles im Rechner kann damit arbeiten.
My Mission
Disclaimer: Im Folgenden kann ich nur über die Verbindung mit iOS und macOS berichten, es dürfte jedoch ähnlich gut mit Android und Windows funktionieren. Außerdem prüfe ich es speziell auf meine Wünsche und hoffe, dass die gerade Lesenden ihre Fragen darin beantwortet finden.
Folgende Untersuchungen wurden gemacht:
• die Nutzung in meinem außerordentlich knappen Live-Case,
• die Nutzung als Podcasting-Pult und als kleines Jam–Pult für kleine Livesets und
• die Verkopplung von zwei Pulten, da es extrem flach ist und ich in meinem Case keinen Platz für 19″-Racks und Klötze habe. Mein großes Liveset braucht 12 Kanäle und freut sich auch über 16.
• Funktioniert das Effekt-Konzept für das große Liveset?
Inzwischen gibt es auch ein Update, welches einen USB Routing und Streaming-Modus neben dem „Recording“ Modus anbietet. Und danach kam noch ein Service-Bugfix-Update – ua. mit echten einstellbaren Frequenzen für die EQs und Bandbreiten (zweites Update), was die Nutzbarkeit sehr verbessert. Nur ein Gate gibt es leider noch immer nicht.
Flow 16?
Ein zweites Flow 8 habe ich nicht probieren oder kaufen können, es wäre aber ein Wunder, wenn es nicht schlicht parallel mitlaufen könnte und sich somit die Rechner-Eingänge auf 20 und die Ausgänge auf 4 erhöhen. Im Mac habe ich bisher Synthesizer, Audiointerfaces und andere Geräte wild gemischt und in ein Sammel-Hauptgerät „Aggregated Device“ gesteckt. Es gab bisher damit keine Probleme.
Ich habe das Pult bestellt als es angekündigt wurde und es kostete 220 Euro. Aktuell kostet es etwa 10 Euro mehr, da offenbar mehrere Menschen auf diese Idee gekommen sind. Es scheint eine Art Schutzgebühr zu sein, bis die Liefersituation wieder „normal“ ist und Thomann haben irgendeine „Superfreundschaft“ mit Music Tribe/Behringer gebildet. Was das genau heißt, weiss ich nicht.
The Mischen
Meine geheime Mission war, ein Pult für mein Liveset zu finden und ich nutze es aktuell für meinen Videocasts („SequencerTalk„) und Tutorials. Wie bei einem Live Act braucht es schnelle Eingriffe, die besonders für Lautstärken ohne Menü-Diving passieren sollen. Das hat geklappt.
Dasselbe klappte auch mit Jams im kleinen Stil mit spontan angeschlossenen Synths und einem Großmembran-Mikrofon mit Phantomspeisung. Sie wird als eine von zwei Möglichkeiten als kleine Zahl angezeigt und ist nur über die App erreichbar. Dasselbe gilt auch für alle Equalizer-Einstellungen, den Low-Cut und den kleinen Kompressor, der sich in jedem Kanal befindet, mit Ausnahme des Bluetooth-Sonderkanals. Dort gibt es „nur“ den 4-teiligen Fest-Wert-Equalizer.
Channel-EQs und Pegel
In einem digitalen Pult hätte ich einen halb- oder vollparametrischen EQ eleganter gefunden. Das Jam-Set und die Podcasts waren damit problemlos zu meistern. Da die vier Bildschirmfader über das iPad/iPhone eingestellt werden, sind sie nur bei gelegentlichen Korrekturen als Performance-Element sinnvoll. Man muss den Kanal in der App antippen und kann dann sofort einstellen. Mehr Tiefe oder Menüs gibt es nicht. Es ist gut erreichbar, aber nicht am Gerät. Für mich war das „okay“, da das Pult wegen der digitalen Natur viel mitbringt. Ich benötige nicht zwingend Speicher, aber es gibt 16 benennbare Speicher, deren Name ich im Mini-Display sehen kann.
Außerdem werden die Pegel in 0,5-dB-Schritten angezeigt. Das passte fantastisch und übertraf meine Wünsche. Ebenfalls sehen kann ich die Namen der gewählten Effekte und ich kann die beiden FX-Taster drücken und dann die Effekte jeweils bequem steuern. Das ist auch mit vollem Kopf noch einfach, denn auch hier kann der „alte Wert“ abgeholt werden. Das bringt keine Sprünge und ist wegen der Fader ebenfalls prima in der Praxis. Für die Neugierigen sei gesagt, dass ich Effekte und Pegel bisher nicht genau zur selben Zeit einstellen musste. Es würde einen Tastendruck benötigen! Wenn das ein Problem ist, wäre das ein Minuspunkt.
Master
Der Master-Bereich hat einen Limiter und neun Fest-Equalizer. Das reicht um böse Störungen gezielt herauszunehmen, nicht aber um eine genaue Frequenz zu „suchen“. Mit der App ist das mehr als gut zugänglich, denn das brauchte ich immer nur, bis der Gig und die PA aufgebaut sind und der Soundcheck gelaufen ist. Wer Multiband-EQ-Einstellungen live braucht, ist aber für den Preis noch gut bedient, denn Pulte für diesen Preis oder 100 Euro mehr haben sicher selten bessere Möglichkeiten und hier lassen sie sich auch speichern. Und mein wichtigster Wunsch, das Pult deutlich kleiner zu machen, ist erfüllt.
Effekte nutzen
Die Effekte klingen okay, aber sind natürlich nicht auf dem Niveau wie gut ausgesuchte Bodeneffekte. Die Effekte sind sinnvoll als Delay und Reverb auf FX1 und FX2 verteilt. Damit lässt sich gut leben. Das Delay hat einen Tap-Taster am Pult und es gibt jeweils nur einen Parameter zum Einstellen über die App.
Sie werden also sicher kein Teil der Live-Arbeit sein. Es gibt 16 Presets mit Instrument oder Vocal-Ausrichtung. Es gibt für beide leicht verschiedene Parameter wie etwa Helligkeit und Feedback. Tremolo, Chorus und Co. gibt es auch und als einfache Effekte für die Synths, Stimme oder das iPad (als Synth) ist das ok und spart Kabel und Patching zweier einfacher billiger Effekte.
Externe Effekte und Monitoring
Zusätzlich dazu lassen sich die beiden „Monitor“-Wege nutzen um Effekte von außen einzuschleifen. Es kostet zwar Eingänge, aber die Monitore haben eigene EQs, Trittschallfilter und Kompressoren. Das ist sehr hilfreich. Sie werden genau so wie die Effekt-Wege per Fader gesteuert. Deshalb hat das Pult die Taster MON1 und MON2 sowie FX1 und FX2, und Main bringt die Lautstärkeeinstellung zurück.
Mute-Taster gibt es keine, dafür gibt es einen Taster. Wer sehr schnelles Mute-Handling braucht muss einkalkulieren, dass dieser nötig ist. Für mich reicht der Fader für Lautstärken. Der Vorteil von Mutes ist allerdings, dass Einstellungen der Pegel bestehen bleiben. Das kann das Pult auch, aber es gibt eben keine direkten Taster.
In einer perfekten Welt gäbe es pro Kanal EIN Poti oder Encoder, der Mutes, Panning oder EQing übernimmt. Dann wäre die Performance schon sehr schnell. Die (St-)Um(m)schaltung der Effekte oder der gespeicherten Einstellungen per Fußschalter ist aber möglich und eine gute Idee. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, ist als Elektronik-Musiker das Panning nicht als Knopf parat zu haben.
Es würden ein Taster als Auswahl und ein Knopf dafür ausreichen. Der große dicke Knopf bleibt allerdings Master-Level und zeigt diesen auch an. Die Pegelanzeigen sind besser als bei den meisten Pulten dieser Preislage. Das ist sogar eine Stärke und die App hilft dabei – sie könnte dort etwas „größer“ dargestellt werden.
Recording?
Wer die Monitor-Ausgänge für Aufnahmen oder Monitorboxen benötigt, sollte keine Effekte außerhalb benötigen. Es gibt weder Tape-Ports noch Control-Room-Ausgänge. Der Kopfhörerausgang ist regelbar, die Monitorausgänge auch und damit sind Aufnahmen von allem nur sinnvoll mit dem Rechner zu erledigen, denn der bekommt alle Kanäle separat.
Wer auch einen Rechner auf der Bühne verwendet, hat eine gute Grundlage. Ich gehöre aber nicht zu dieser Gruppe Musiker. Recording der Livedarbietung ist also keine Stärke des Flow 8, es gibt auch keine Master-Recording-Funktion.
Generelles
Da alle Einstellungen gesichert werden können, lassen sich Einstellungen der Fader über den Abholmechanismus ohne Sprünge nachfahren. Ein wilder Sprung wäre fatal bei Live-Aufführungen. Jeder Kanal hat eine Clip-LED und eine Pegelanzeige als LED-Kette. Ich bin ein elektronischer Musiker, der bestenfalls mal ein Mikrofon benötigt.
Die Anschlüsse passen zu dieser Anforderung recht gut. Zwei reine XLR-in-Mono-, zwei XLR/Klinken-Kombibuchsen für Monosignale und vier Klinkenbuchsen für zwei Stereo-Kanäle. Der Ausgang ist in reinem XLR ausgelegt. Es gibt zwei Monitor-Ausgänge, die jedoch keine eigenen Returns bieten. Dadurch lassen sich externe Effekte nur über das Opfer der kostbaren Eingänge einbinden. Das sind bis hier hin genau acht Eingänge und vier Ausgänge.
Insgesamt sind es 10 Eingänge und die beiden fehlenden Eingänge werden über Bluetooth eingebunden. Das hat allerdings eine so deutliche Latenz, dass eigentlich nur eingespielte Musik für und nach dem Gig oder Einspieler für Podcasts vom iPad ohne Kabelverbindung sinnvoll sind. Musikalisch ist der Versatz zu groß, um iPads oder Rechner als Synthesizer einzubinden.
Es ist eine nette Option, aber wie Bluetooth-Kopfhörer nur für wenige Anwendung wirklich nutzbar. Deshalb heißt das Pult auch Flow 8 und nicht Flow 10. Die Bluetooth-Einspielung kann auch nur auf die Kopfhörer geleitet werden ohne die Master-Ausgänge zu beliefern.
Casten sie bitte Pod
Es gibt jeweils eine App für iPhone und iPad, obwohl Behringer nicht unbedingt mit großer Apple-Nähe aufgefallen ist. Die App wird über Bluetooth angesprochen. Die Bedienung ist einfach und man findet sich ohne Anleitung gut zurecht. Ich habe eine Menge Bluetooth-Gerätschaften und mehrere iOS-Geräte ausprobiert, und das Pult verbindet sich mit einmal verbundenen Geräten stets sofort. Die Bluetooth-Einspielung kann auch von einem anderen Gerät stammen als das, worauf die Flow 8 App läuft. Das ist prinzipiell super.
Für Video- und Live-Podcaster mit Einspielung aus dem iPad mit ein paar Soundbytes ist das Pult wie geschaffen. Ich brauche absolut keine Zusatzgeräte mehr und kann mit Rechner, Flow 8 und Webcam überall im Land in hoher Qualität Podcasts fahren mit aufwendigen Einspielungen und Live-Synths und zwei Sprechern.
Für große Runden würde dem Pult allerdings die Phantomspeisung für weitere Mikrofone fehlen. Für zugeschaltete-Gäste und 1-2 Hosts mit aufwendigem Audiozuspiel-Equipment ist man gut bedient. Das einzige, was mir fehlt ist ein Noise-Gate (wenigstens für die Micro-Kanäle).
Update EQ, Recording vs.. Stream Mode, Routings etc.
Nach einem Firmware Update gibt es inzwischen 2 Betriebsarten – Recording und Streaming – genau das, was ich brauchte für Podcast und als kleines Livepult, die EQs sind jetzt parametrisch und nicht mehr einfache Frequenzbänder und es gibt eine sinnvollere Verwendung des USB/BT-Knopfes als Rückleitung für die Podcasterei™.
Man muss sich ein bisschen damit auseinandersetzen und findet einige wertvolle Routingoptionen, die einige beschriebene Sorgen aufheben und verbessern – das Pult kann nun als einziges für SequencerTalk im Einsatz sein – es ist noch einfach geworden. Es gibt auch fürs Display mehr Menüpunkte und Umschaltmöglichkeiten am Pult selbst.
Liveset
Die meisten Punkte der „Mission“ sind akzeptabel. Das einzige, was etwas schade ist, ist die Steuerung des Pannings für Live-Bewegung. Auf der Rechner-Seite dürften zwei Flow 8 funktionieren, ein Kaskadieren zweier Pulte erlaubt kein Einschleifen eines zweiten Pultes, ohne 2 Kanäle zu opfern, um die Ausgänge des jeweils anderen Pultes aufzunehmen.
Das wäre bestimmt eleganter zu lösen. Recording ist ebenfalls keine Stärke, wenn es sich nicht um einen Rechner-Act handelt, oder benötigt ein Split-Kabel ohne eigene Aussteuerung. Die kleinen Lösungen sind damit recht gut machbar, Podcasts, Jams, und kleine Livesets mit bis zu 8 Eingängen lassen sich mit minimalem Platzbedarf lösen und haben den Luxus von Speicherung der digitalen Pulte in einem Preisbereich, der wirklich verdammt niedrig ist.
Für das große Live-Case wäre ein etwas größeres Flow 16 vermutlich die bessere Idee. Besonders für die, die dem Pult nicht viel Platz einräumen können, bleibt nur die Bluebox als Alternative mit 12 Eingängen. 14 digitale Kanäle und 4 latenzbehaftete Bluetooth-Zuspieler sind technisch machbar.
Für Computermusiker ist das Flow 8 eine der günstigsten Optionen. Wäre ich ein Rechneract mit ein paar Hardware-Synths, wäre es die perfekte Wahl. Für Podcasts ist es genau so perfekt und löst die meisten Probleme besser als ein Audiointerface für erstaunlich wenig Geld. Es hat auch da gespart, wo es für diese Zwecke sinnvoll ist.
Gitarren anschließen ist kein Problem, im Menü der App frindet sich die passende Funktion. Die App hat eine Option, die wichtigsten Werte als größere Knöpfe darzustellen und kann die beliebig umpositionieren, und das Tippen auf den unteren Teil eines Faders schaltet den Kanal stumm.
Das Flow 8 ist ein absoluter Versuchskauf und ich bin insgesamt für die meisten Einsatzgebiete sehr zufrieden. Eine interne Schnittstelle zur Kaskadierung in dieser Klasse kann man nicht verlangen, wäre aber für mich der Grund ein zweites zu kaufen.
Es ist aber im Konzept einfach für die kleinen Jobs gedacht und vermutlich wäre es besser, es gäbe einen größeren Kollegen, der eher 16 als nur 12 Kanäle anbietet, oder eine Version mit Recording. Die größeren Pulte bieten das, aber sind auch größere Klötze. Winzige Pulte sind selten und deshalb kann eine Doppelnutzung sinnvoll sein, aber ist nicht die erste Idee, die der Hersteller hatte.
Ein Audiointerface kann den Job nicht lösen, denn dort gibt es wenig bis schlechte Zugänge für genau das, was das Flow 8 anbietet. Der Preis für das Gebotene ist so klein, dass es wohl fast wie die Schokoriegel an der Kasse ein Spontankauf werden kann. Ich habe eine Reihe kleiner flacher Pulte probiert. Einige waren unzuverlässig, zu oft kaputt oder schlecht.
Ein Poti statt Fader reicht mir dabei. Wer etwas in diese Richtung sucht, könnte vielleicht durch eine andere Bauform sogar eines Tages bedient werden. So etwas gibt es bisher gar nicht – es gibt aber die meist 19″-Klötze, die aber in meinem Fall nicht ins Case oder Livekonzept passen, und sie werden komplett und nur über das iPad gesteuert.
Würde ich es wieder tun? Ja. Für den Podcast wird es so lange im Einsatz bleiben, bis das alte 2012er Macbook auseinanderfällt und vermutlich auch ein bisschen darüber hinaus.
Preis
Das Behringer Flow 8 erhaltet ihr hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 235 Euro. Eigentlich fehlt mir primär ein Gate pro Kanal, da es sogar Kompressoren gibt – vielleicht kann man das nachreichen? Für den Preis ist das Gebotene allerdings mehr als gut und der Klang ebenso.
Video
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Eine Antwort zu “Angecheckt: Behringer Flow 8 Digitalpult im Einsatz”
Hm, kein Wort zu dem Klang…