von Dirk | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten | Unsere Wertung: 4,5 / 5,0
Angecheckt: AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+

Angecheckt: AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+  ·  Quelle: Gearnews

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Stell dir vor, einen Studiokopfhörer genau so zu benutzen, wie du das von deinem Bluetooth-Modell gewohnt bist. Ohne Kabelverbindung Instrumente oder Beats einspielen, Vocals aufnehmen, Sounds am Synthesizer erstellen und ganze Tracks abmischen. Und das alles mit einer Latenz, die weitaus niedriger ist, als du das von Bluetooth kennst. Klingt das verlockend? Der AIAIAI TMA-2 Wireless+ verspricht genau das. Ein Kopfhörer mit Studioqualität, der über einen Transmitter und das sogenannte W+ Link eine kabellose Verbindung mit unkomprimierter 16 Bit Auflösung und einer Latenz von nur 16 ms ermöglicht. Alternativ lässt sich der Kopfhörer auch über Bluetooth oder ganz klassisch mit Kabel betreiben. Wie sich TMA-2 Studio Wireless+ schlägt, liest du in diesem Erfahrungsbericht. Angecheckt!

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AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+

Für mich ist dieser Kopfhörer tatsächlich die erste Begegnung mit einem Produkt des dänischen Herstellers. Einige meiner Freunde und Bekannte besitzen DJ-Kopfhörer der Marke AIAIAI und haben bis jetzt eigentlich nur Gutes darüber erzählt, ich blicke dem Test also mit Vorfreude entgegen.

Gleich zu Anfang werde ich daran erinnert, wofür AIAIAI bekannt ist. Dazu gehört nämlich die modulare Bauweise der Kopfhörer. Egal, um welches Modell es sich handelt – dieses besteht aus einzelnen Komponenten, die sich sogar untereinander austauschen lassen. Nachhaltigkeit spielt bei AIAIAI ebenfalls eine große Rolle. Die Produkte werden derzeit zu mindestens 30 Prozent aus recyceltem Material hergestellt, in diesem Jahr sollen die neuen Speaker Units zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen.

Modulares Design des AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+

Modulares Design des AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+

Aufgrund der modularen Bauweise lassen sich defekte Teile problemlos austauschen oder upgraden. Ein Wechsel des Speaker Units macht zum Beispiel aus einem DJ-Kopfhörer ein Modell für das Studio – oder eben umgekehrt.

Modular bedeutet aber auch, dass ich den Kopfhörer zunächst „zusammenbauen“ muss. Das geht ganz schnell und ist auch ohne Anleitung keine große Sache. Die Teile sind einzeln verpackt in dem Karton, TMA-2 Studio Wireless+ besteht aus folgenden Modulen: S05 Speaker Units (also die Schallwandler), E08 Earpads, H10 Headband, X01 Transmitter, C02 Kabel und der A01 Tragetasche. Außerdem gehören zwei Klinkenadapter und ein USB-Kabel zum Lieferumfang.

Design

Beim Zusammenbau des Kopfhörers fällt mir auf, wie cool das Ding aussieht. Klar, das ist immer eine Geschmacksfrage. Optisch haben mich die Headphones von AIAIAI jedenfalls schon immer angesprochen. Mattes Schwarz und der Verzicht auf jegliche Schnörkel bestimmen das Aussehen. Das Design ist komplett auf das modulare Konzept und die gewünschte Nachhaltigkeit ausgerichtet. Dafür verzichtet der Hersteller auf einige Features, die bei vielen anderen Kopfhörern zum Standard gehören. Für den Transport lässt sich der TMA-2 Studio nicht zusammenklappen, wer Platz sparen will, muss folglich wieder auseinanderbauen. Mich stört das nicht besonders, aber einige sehen darin vielleicht einen Kritikpunkt.

Ohne Kabel zeigt meine Digitalwaage ein Gewicht von 275 Gramm an, in der Hand und auf dem Kopf fühlt sich der Kopfhörer einfach nur leicht an. Mit einem angenehmen Druck sitzt die Over-Ear-Bauweise über meinen Ohren. Kurzum: Der Tragekomfort stimmt.

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AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+

AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+

H10 Headband und X01 Transmitter

Der TMA-2 Studio Wireless+ will kein gewöhnlicher Studiokopfhörer sein, sondern eine kleine Revolution darstellen. Denn es geht um kabellosen Betrieb und für das Studio wichtige Eigenschaften. Dabei spielen das neue Handband und der zugehörige Transmitter die entscheidende Rolle. In diese beiden Teile hat AIAIAI in Kooperation mit Leuten wie dem DJ Richie Hawtin drei Jahre Arbeit gesteckt.

Im H10 Kopfbügel sitzt deshalb einige Technik. Drei Buttons auf der Oberseite sind für die Bedienung zuständig, ein zusätzlicher Switch nahe der Speaker Units wechselt die Betriebsmodi zwischen Bluetooth und dem eigens entwickelten W+ Link. Über einen am anderen Ende des Bügels installierten USB-Anschluss wird der integrierte Akku aufgeladen. Um sowohl an den Switch als auch die USB-Buchse zu kommen, muss ich die Ohrmuscheln etwas hinausschieben.

Als zusätzliches Device gehört der X01 Transmitter zum Lieferumfang. Dieser erinnert vom Aussehen an ein Akkupack, ist im Gegensatz dazu allerdings noch mit einer Buchse für 3,5 mm Klinke versehen. Hier kommt das gelbe, geringelte und recht kurze Kabel dran. Damit verbindet ihr den Transmitter mit dem Kopfhörerausgang von Audiointerface, Laptop oder jedem beliebigen anderen Gerät. Der X01 Transmitter sorgt für den kabellosen 2,4 GHz Low-Latency-Betrieb. Funk ist also ein Teil des Funktionsprinzips – schönes Wortspiel, oder?

AIAIAI H10 Headband und X01 Transmitter

AIAIAI X01 Transmitter und H10 Headband

Wie sich die Latenz gegenüber Bluetooth verhält, erzähle ich gleich. Aber ein Vorteil der Funktionsweise über einen Transmitter wird bereits jetzt deutlich: Jedes Instrument mit einem Kopfhörerausgang lässt sich so prinzipiell kabellos verbinden. Das ist verdammt cool! Und nicht vergessen: Alternativ steht das „klassische“ Bluetooth (der Transmitter ist dann nicht erforderlich) zur Verfügung oder der gewohnte Weg über Kabel.

Einen kleinen Nachteil des Transmitters muss ich aber auch erwähnen. Prinzipiell braucht dieser immer etwas Platz für die Ablage. Das ist auf Tischen kein Problem, wenn aber zum Beispiel das Interface in einem Rack eingeschraubt wurde, kann es eventuell eng werden. Das kleine Ding ist äußerst leicht und kann theoretisch am kurzen Kabel hängen, optimal ist das aber bestimmt nicht.

W+ Link vs. Bluetooth vs. Kabel

Kopfbügel und Transmitter sind aufgeladen und endlich kann ich ausprobieren — wenn ich das Kabel benutze, muss der Kopfhörer übrigens nicht aufgeladen sein. Aber ich will nun den vom Hersteller entwickelten W+ Link und den damit möglichen Wireless-Betrieb testen. Diesen aktiviere ich am Headband mit dem Switch am Ende des Bügels. Die Farbe Weiß signalisiert W+ Link, Blau steht für Bluetooth – wer hätte das gedacht?

Das Pairing funktioniert für beide Modi gleich. Zwei Buttons am X10 Kopfbügel für drei Sekunden drücken, dann zweimal kurz den Button am X01 Transmitter betätigen. Laut Herstellerangaben ist beim Low-Latency-Betrieb eine Reichweite von 15 Meter zwischen Kopfhörer und Transmitter möglich, die Wände in meiner Wohnung machen da allerdings einen Strich durch die Rechnung. Ob in einem offenen Raum genau 15 Meter hinkommen, kann ich nicht überprüfen, ich glaube dem Hersteller da einfach mal. Das gilt übrigens auch für die Betriebsdauer. Die soll bei W+ Link 15 Stunden betragen, im Bluetooth-Modus sogar sage und schreibe 80 Stunden.

AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ an der MPC 2000 XL

Auch an der MPC 2000 XL konnte ich problemlos Beats einspielen, die Latenz ist dafür niedrig genug

Latenz-Check

Ich habe in diesem Artikel schon einmal ein paar Überlegungen zum Thema Bluetooth im Studio und speziell dem Problem mit der Latenz geschrieben. Kurz gesagt, ist diese bei einer solchen Verbindung einfach zu groß, um damit vernünftig zu arbeiten. Der TMA-2 Studio Wireless+ bietet über den Transmitter aber eine Übertragung mit einer Latenz von gerade mal 16 ms. Was bedeutet das in der Praxis? Um ehrlich zu sein, habe ich erwartet, dass dieser Wert zwar eine Verbesserung darstellt, aber trotzdem noch nicht überzeugend genug sein wird.

Um das zu prüfen, habe ich einen kurzen Loop in Ableton Live erstellt, bei dem einfach nur ein Beat läuft. In einer zweiten MIDI-Spur spiele ich nun über einen USB-Controller zusätzliche Hi-Hats und Percussion ein. Und da bin ich überrascht: Sobald ich an dem AKAI LPD8 auf ein Pad tippe, erklingt in meinen Ohren der Sound. Und auch das Aufnehmen funktioniert ziemlich „tight“. Damit habe ich nicht wirklich gerechnet. Ich musste direkt zum Vergleich die Verbindung über Bluetooth ausprobieren. Und kam direkt zu dem Ergebnis, dass es so völlig unmöglich ist.

AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ lässt sich natürlich auch mit Kabel betreiben

Der Studiokopfhörer lässt sich natürlich auch mit Kabel betreiben

Der Low-Latency-Modus ist demgegenüber wirklich eine enorme Verbesserung. Für mein Empfinden kann ich damit durchaus kreativ arbeiten. Dazu kommt, dass es ja viele Momente bei der Studioarbeit gibt, in denen Timing nicht so unglaublich kritisch ist. Das gilt zum Beispiel für das Mixing, dem Ausprobieren von Effekten oder das Erstellen von Sounds am Klangerzeuger.

Und falls es eben doch mal Momente gibt, in denen es auf punktgenaues Timing ankommt, lässt sich der TMA-2 Wireless+ ja jederzeit über Kabel benutzen. Für mein Empfinden ist die Latenz aber für viele Aufgaben gering genug. Und das ist im Studiokontext ein großer Schritt in eine neue Richtung und tatsächlich eine kleine Sensation! Es ist einfach extrem komfortabel, auch im Studio nicht ständig von der Verkabelung des Kopfhörers behindert zu werden.

Noch mal kurz zusammengefasst: Beim Betrieb über Kabel lässt sich keine spürbare Latenz feststellen. Der Low-Latency-Modus mit 16 ms Latenz eignet sich bereits zum Einspielen und macht sich bei vielen anderen Aufgaben so gut wie gar nicht bemerkbar. Bluetooth eignet sich auch hier primär zum kabellosen Musikhören, ist für Studioarbeit hingegen absolut unbrauchbar.

AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ im Bluetooth-Betrieb

Bluetooth-Betrieb mit Smartphone

Sound

Klanglich gefallen mir die hier enthaltenen S05 Speaker Units sehr gut. Der Sound ist trocken, recht neutral und im Bassbereich eher „punchy“. Wer elektronische Musik oder Stile wie Hip-Hop und modernen Pop produziert, dürfte hiermit glücklich werden. Das Stereobild bleibt relativ intim, auch das mag ich.

Beim Betrieb über W+ Link (also dem Low-Latency-Modus) ist mir aufgefallen, dass ein ganz leichtes und leises Rauschen (eine Art „Hiss“) zu vernehmen ist. Das fällt eigentlich nur dann auf, wenn ich mich genau darauf konzentriere. Das Rauschen bleibt immer gleich „laut“, egal mit welcher Lautstärke ich arbeite. AIAIAI betont übrigens, dass in diesem Modus eine Audioqualität erreicht wird, die 16 Bit und 44 kHz entspricht. Falls dich diesbezüglich die Details interessieren, kanst du mal hier schauen. In Bezug auf den Klang ist mir bis auf das feine Rauschen kein Unterschied zischen dem Betrieb mit Kabel oder W+ Link aufgefallen.

AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ mit Novation Circuit

Mobil und ohne Kabel jammen: AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ mit Novation Circuit

Fazit

Der Sound stimmt, letztendlich sollte das bei Studiokopfhörern weiterhin der wichtigste Punkt bleiben. Beim kabellosen Betrieb liefert die von AIAIAI entwickelte Technik eine Latenz, die niedrig genug ist, um damit arbeiten zu können. Bluetooth eignet sich für entspanntes Musikhören. Und wenn es erforderlich ist, lässt sich jederzeit das gute alte Kabel benutzen. Es ist aber wirklich sehr befriedigend, einen Studiokopfhörer mal ohne ein solches zu benutzen. Wer sich daran gewöhnt hat, möchte es am liebsten nur noch so haben.

AIAIAI liefert mit dem TMA-2 Studio Wireless+ ein sehr innovatives Produkt, das möglicherweise den Startschuss für eine neue Generation von Studiokopfhörern markiert. Beide Daumen hoch!

Features TMA-2 Studio Wireless+

  • H10 Wireless+ Kopfbügel mit Bluetooth und 2,4 GHz Technologie:
  • Latenz: 16 ms (2, 4 GHz)
  • Spielzeit: mehr als 80 Std. BT, 15 Std. 2,4 GHz
  • Bluetooth 5.0 Codec: AAC, SBC
  • X01 Wireless+ Transmitter:
  • Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • SNR: >93 dB
  • Reichweite: bis zu 12 m
  • E08 Alcantara Over-Ear Ohrpolster
  • S05 MKII Lautsprechereinheit mit Biozellulose Membran
  • 40 mm High Grade Neodym Treiber
  • Frequenzbereich: 20 Hz bis 40 kHz
  • Schalldruckpegel: 113 dB
  • Impedanz: 32 Ohm
  • C02 Anschlusskabel, gewendelt, mit Adapter
  • Inklusive A01 Tasche

Verfügbarkeit und Preis

AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+ kostet bei Thomann aktuell 332 Euro. Für den H10 Wireless+ Kopfbügel bezahlt ihr 120 Euro, der X01 Wireless+ Transmitter kostet 60 Euro. Den Kopfhörer bei Thomann kaufen*.

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