Ableton Note: Notizblock für Live als Apple iOS App – Angecheckt!
Ableton Note ist ein neues ungewöhnlichen Produkt der Berliner DAW-Schmiede, das heute veröffentlicht wurde. Diese App, ja ihr habt richtig gelesen, bringt die beliebte DAW Ableton Live auf euer Apple Smartphone und Tablet. Und das in einem ähnlichen Aussehen und einer Bedienbarkeit der großen Desktop-Variante. Für lediglich 6,99 Euro könnt ihr somit nun auch unterwegs und per Touch-Eingabe Musik produzieren und eure neuen „Skizzen“ sogar per Cloud-Transfer direkt auf eurem Studiorechner finalisieren. Genau das durfte ich mir vorab anschauen und auf Herz und Nieren für unsere Angecheckt-Reihe testen.
Ableton Note ist ein mobiler Notizblock
Die Idee geisterte schon Jahre im Netz und wurde sicher schon von etlichen Anwendern, Live-Performern und Fans der bekannten DAW Ableton Live gewünscht: Live in App-Form für iPhone und iPad. Jetzt ist es endlich soweit. Die Berliner Firma Ableton veröffentlicht Note, ein Live in mini und absolut mobil. Sehr schön! Aus der Sicht des Users muss eine solche App genau so zu bedienen sein, wie die große Desktop-Version. Das stand wohl beim Entwickler ganz oben auf der Prioritätenliste. Denn das ist auch mein erster Eindruck. Und das als Ableton Live Fanboy, der schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit dieser DAW Musik produziert.
Wie der Name „Note“ schon vermuten lässt, ist die App als musikalischer Notizblock konzipiert. Sozusagen ein Notepad für Ableton Live. Aber um schon einmal vorweg zu spoilern: Die iOS-Software ist weit mehr als nur eine Ideensammlung für neue Songs. Ihr könnt sehr einfach und intuitiv eure musikalischen Skizzen unterwegs (oder besser: wo immer ihr euch mit eurem iDevice befindet) festhalten und eure kreativen Ideen ausleben.
Wie die App aussieht und ob sie die Desktop-DAW ersetzen kann, musste ich mir einmal genauer anschauen und durfte mir die neue iOS-DAW vorab für dieses Angecheckt anschauen. Danke Ableton!
Mein iPhone und Ableton Live = Ableton Note?
Ich selbst bin ja nicht so der „In-the-box“-Nerd, stehe auf Hardware-Synthesizer und Recording-Outboard. Dazu ist mein iPhone zum Telefonieren und für Social Media gedacht. Also warum sollte mich eine Musikproduktions-App für mein Smartphone interessieren? Eine Nachricht von Ableton sollte mich hier umstimmen. Und ja: Ich bin von der ersten Stunde an ein begeisterter Anwender der DAW Ableton Live. Also: Challenge accepted!
App-Installation war, wie bei iOS gewohnt, ein Klick und warten, bis alle Daten auf dem Apple iPhone 13 Pro aufgespielt wurden. Ein weiterer Klick auf das Icon der neuen App namens Note öffnet diese ziemlich schnell mit Begrüßungsbildschirm und der darauffolgenden Sets-Übersicht. Diese enthält vorgefertigte Songs (die Songs sind in dieser Ansicht vorhörbar), um den Einstieg zu erleichtern. Und für mich eine Demonstration, wie die App funktioniert und vor allem aus den kleinen Speakern klingt. Aber ich habe hier ebenso die Möglichkeit, einen neuen Song mit einem leeren Template zu starten.
Ein „Touch“ auf den Track „Yeah“ bringt mich direkt in die Session Ansicht. Na also: Ableton Live in klein! YEAH! Wer sich mit der großen Desktop DAW auskennt, wird sind in der App sofort auskennen. So soll das auch sein. Natürlich ist die Darstellung kleiner als auf meinem großen Studiobildschirm. Aber durch Gesten (Standard-Wisch-Bewegungen in iOS) kann man sehr schnell von links nach rechts und von unten nach oben scrollen, einzelne Parts anwählen, starten, stoppen, nochmals starten – auf geht’s zum Musikmachen.
- PS: Auch auf meinem iPad Pro läuft die App reibungslos und sogar im iPad-Vollformat.
Funktionen und Bedienung der Software
Zurzeit stehen euch fünf verschiedene Preset-Kategorien für unterschiedliche Instrumente und Sounds zur Verfügung:
- Bass (Synthesizer)
- Brass (Synthesizer)
- Drum Rack (Sample-Player für eigene Samples)
- Drums (Sample-Player/Drum Rack: Acoustic, Electronic, Hybrid)
- Evolving (Synthesizer)
Alle Presets könnt ihr in den Menüs der Instrumente, wie auch im großen Live, mit eigenen Parametern und Funktionen bearbeiten und nach eigenen Wünschen tweaken. Darüber hinaus stehen euch zwei Effektslots zur Verfügung, die ihr mit einem Channel-EQ, Chorus-Ensemble, Delay, Phaser-Flanger, Redux, Reverb und Saturator ausstatten könnt. Auch hier gibt es vorgefertigte Presets mit fertigen Einstellungen, die ihr per Klick in einen Slot laden könnt.
Die Synthesizer lassen sich über ein 5×5 großes Trigger-Grid, das nur Noten der Tonart zulässt (wie bei Ableton Push) oder in einer Keys-Ansicht (Klaviertasten) einspielen. Das Drum Rack ist ähnlich aufgebaut und besitzt pro Trigger-Taste ein Sound. In der 1-Tasten-Ansicht könnt ihr ein Drum-Sample in verschiedenen Velocity-Werten eintriggern. Alle Reglerbewegungen werden auch für Automationen registriert und lassen sich manuell leider (noch?) nicht nachbearbeiten. Bei Fehlern müsst ihr die Automation nochmals live regeln, was am Ende auch kein großer Mehraufwand darstellt.
Eine wichtige Information: Note befindet sich immer im Aufnahmemodus. Das heißt, egal wo ihr euch in der App befindet und Noten eintriggert, Automationsdaten generiert (durch bewegen der Parameterregler), alles bleibt im „Buffer“ und kann im Nachhinein als Part oder zu einem bestehenden Part addiert werden. Tolle Idee. Hierfür müsst ihr auf den unten liegenden Button „Hinzufügen“antippen. Ihr seht, eigentlich funktioniert alles sehr ähnlich, wie in der Desktop-Version. Zumindest was die Session-Ansicht angeht. Arrangements sollen danach auch in Live entstehen und nicht in der App.
Klang und Recording
Sicher solltet ihr euch im Klaren sein, dass die iPhone-Speaker eure Studiomonitore nicht ersetzen können. Aber es lassen sich mit dem Smartphone oder iPad mittlerweile auch Audiointerfaces verbinden, die wiederum ein professionelles Signal an die Außenwelt schicken. Aber auch der umgekehrte Weg ist sehr interessant. Denn Note verfügt über einen integrierten Sampler, den ihr ebenso unterwegs mit Sounds füttern könnt (Field Recording). Und das macht die App nochmals mehr zu einem sehr interessanten Werkzeug und zum Sound-Notepad.
Hier helfen euch natürlich externe Mikrofone über Audiointerfaces oder Ansteckmikros, die eine wesentlich höhere Qualität liefern, als das schon recht gute interne Mikrofon der iDevices. Die aufgenommenen Samples lassen sich in Note sogar nachbearbeiten. Natürlich nicht so komfortabel, wie am Rechner, aber mehr als ausreichend, um neue Instrumente zu erstellen. Das ist für mich eins der wichtigsten Features der App – und sehr spaßig. Klar gibt es das Feature in anderen Apps schon eine Ewigkeit, aber nicht im Verbund mit dem Sequencer, Synthesizer, Effekten und dem schnellen Export zu meiner DAW.
Die recordeten Audiodaten könnt ihr dann durch die internen Filter jagen, repitchen, zerschneiden und durch die mitgelieferten Effekte zum neuen Leben erwecken. Übrigens: Sounds und Samples lassen sich auch über AirDrop (oder dem typischen Apple-Datenaustausch über die Dateien-App) von eurem Rechner in die App importieren. Auch das ist sehr schnell und einfach möglich und erweitert die Sound-Bibliothek nochmals um ein Vielfaches.
Der Datenaustausch, Synchronisation und ein Vergleich zur DAW
Für den Datenaustausch lassen sich bis zu fünf eigene Note Sets automatisch (kostenfrei) in der Ableton Cloud speichern. Damit könnt ihr mit dem neuesten Update (11.2.5) eurer DAW Live oder auf einem anderen iOS-Device, das sich in eurem Apple Kosmos befindet, direkt auf den Song und die Songdaten zugreifen, um daran weiterzuarbeiten. Eine Internetanbindung wird hier natürlich bei allen Endgeräten vorausgesetzt. Ob die Cloud irgendwann einmal (zum Beispiel durch ein Abonnement) vergrößert/erweitert werden kann, ist nicht bekannt. Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht wichtig. Aber ihr könnt Sets auch über AirDrop, per Messenger, E-Mail verschicken oder in „Dateien“ sichern.
Umgekehrt ist der Transfer von Songdaten von Ableton Live zu Note nicht möglich. Das ist aber auch klar und absolut nachvollziehbar. Die Live Devices sind wesentlich umfangreicher, dazu setzen wir doch alle Drittanbieter-Plugins (VST) ein. Und das ist auch nicht die Intention, die hinter der App steht. „One-way“ ist hier gewollt und auch richtig so. Note ist eben ein Werkzeug zum Skizzieren von Song-Ideen und kein Tool zum Finalisieren von Musikstücken.
Note-Songs lassen sich ebenfalls als Audiodatei rendern, exportieren und verschicken. Natürlich verfügt die App über die hauseigene Technologie Ableton Link, die es ermöglicht, über WIFI/LAN Songs oder Loops temposynchron mit anderen Link-fähigen Devices im Netzwerk abzuspielen. Also hiermit könnt ihr Note direkt in euer Live Set/eure Live-Performance einbinden und live jammen. Die Feature-Liste ist hier noch lange nicht abgedeckt. Hierfür gibt es viele Videos (siehe unten) und das Handbuch, das ihr über die App selbst aufrufen könnt.
Fazit
Die Smartphone App Note von Ableton ist für mich eine absolut tolle Ergänzung zur DAW und nicht „nur“ ein Notizblock für meine musikalischen Skizzen. Aber auch Einsteiger und Musiker, die nicht mit Live arbeiten, werden viel Spaß mit dieser jetzt schon ausgereiften „Mini“-DAW haben. Die App ist definitiv mehr als nur ein Spielzeug. Und das mit einem unschlagbaren Preis. Sehr cool ist, dass der Entwickler gleich eine iPad-Version im Paket (und zum selben Preis) dazu liefert, was oftmals nicht selbstverständlich ist. Die Bedienung erklärt sich durch die grafische Darstellung für alle Ableton Live User von selbst. Nur die Touch-Bedienung benötigt eine leichte Um- und Eingewöhnung (aber auch nur für Musiker, die nicht oft mit iOS-Musik-Apps gearbeitet haben).
Mein Wunsch für kommende Updates wäre der Einsatz der App als Controller für Ableton Live. Das sollte doch sicherlich möglich sein. Aber das wäre nur das i-Tüpfelchen für eine jetzt schon sehr brauchbare und zur Kreativität anregenden Musik-App. Ableton, das hast du sehr gut umgesetzt.
Preise und Spezifikationen zum Ableton Note
Den Ableton Note erhaltet ihr ab sofort im Apple App Store zum Preis von 6,99 Euro. Die App setzt ein iPhone oder iPad und iOS/iPadOS 15.0 voraus. Sie ist 545,6 MB groß. Im Paket enthalten sind 56 Drum-Kits, 261 Synth-Sounds, 36 melodische Sampler-Instrumente und drei fertige Song-Skizzen.
Mehr Infos zu Ableton und der App
Videos zu der Smartphone DAW von Ableton
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10 Antworten zu “Ableton Note: Notizblock für Live als Apple iOS App – Angecheckt!”
interessante App, lässt sich ganz gut bedienen.
Leider kann man die Songs, die mit der App gemacht wurden erst ab Live 11.2 auf den Rechner öffnen..
schade, dass man nicht gleich mit diesem update eine umfangreiche cloud-funktion eingebaut hat, die es ermöglicht zwischen von unterschiedlichen devices auf einzelne projekte zuzugreifen.
Das würde bedeuten, dass Ableton für alle User eine Menge an Cloud-Speicher zur Verfügung stellen müsste… Das ist sicher nicht so günstig. Manche Live-Projekte sind extrem groß (wegen Audio-Files in hoher Auflösung), sodass das Problem hier die Speichermenge in der Cloud sein wird. Zwischen Note und Live gibt es ja eine „kleine“ Cloud-Schnittstelle.
Leider ist (im Gegensatz zu eurem Bericht) kein Sequencer enthalten. Absolutes No-Go in meinen Augen. Hoffentlich wird das Feature nachgeliefert…
Was meinst du mit Sequencer? die Arrangement-Ansicht? das habe ich geschrieben, dass diese nicht eingebaut wurde, da Note (wie der Name schon sagt) lediglich ein Notizblock für Ideen sein soll. Die Session-Ansicht mit Noten-Sequencer ist aber enthalten, wie im großen Live.
MIDI Noten Editor. Gibt es nicht.
Siehe dieses Video ab ca. 7:20.
https://m.youtube.com/watch?v=YneChMYTCQE
Das editieren der Noten wie in dieser App ist nicht akzeptabel.
Endlich. Ich freu mich. Danke Ableton.
Ich habe die App (leider) direkt gekauft. Leider fehlt (hoffentlich nur momentan) fast alles, was sie als Kreativtool wirklich auszeichnen würde :
-keine Einbindung von externen Instrumenten und Plugins
-kein Audioimport aus der Cloud ode vom usb-Stick.
-keine Audio Clips, Tempo, and Time Warping
Ich benutze Ableton seit Version 1.
Der Schwerpunkt lag hier immer auf dem kreativen Konzept des elastischen Umgangs mit Audio.
Dies hier ist leider das exakte Gegenteil : eine – sorry – fucking Presetschleuder, um noch mehr musikalisch generische Kacke in die Welt zu setzen…
Und wenn ich mit dem Mikro des iPads was samplen will, nehme ich den Koala Sampler.
Fazit : ich verstehe die Begeisterung des Autors nicht und bin erstmal enttäuscht.
Der erste Eindruck ist sehr schlecht. Die eingespielten Noten zu editieren oder welche hinzufügen ist sehr schlecht gelöst. Keine Möglichkeit die Noten mal eben einzugeben wie in Ableton. Siehe hier.
Ab 17:20
https://m.youtube.com/watch?v=YneChMYTCQE
Schaut euch vor dem Kauf erst mal das Video an. Ich rate ab ohne den MIDI Noten Editor ähnlich wie in Ableton geht es nicht.
Endlich. Schade, dass ich nicht vocals/Gesangsspuren als skizze mit aufnehmen kann. der sampler reicht da meiner Meinung nach nicht. da er zu kurz ist. Eine audiospur wär doch am einfachsten.
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