von claudius | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Linux Distributionen Ubuntu Arch Manjaro Mint Uebersicht STarter

Linux als Pro-Audio Plattform?  ·  Quelle: Claudius, Gearnews

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Sicherlich hast du schon mitbekommen, dass es bei Gearnews immer mal wieder um Linux geht. Das Betriebssystem neben Windows und macOS hat auf jeden Fall Potenzial, dafür muss man eben über den Tellerrand schauen und etwas Zeit zum Umlernen investieren – und zuweilen auch bereit sein, dein OS verstehen zu wollen. Damit du dich nicht komplett ins kalte Wasser wirfst, geben wir dir ein paar Tipps mit auf den Weg. Heute geht es um die richtige Distribution.

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Linux

Der dritte Big Player neben Windows und macOS ist das freie Betriebssystem Linux. Es ist zudem auch oft kostenlos und die Entwickler der Distributionen arbeiten auf Spendenbasis. Eine Distribution ist ein Paket aus GNU/Linux, dem Kernel und damit unterster Software-Ebene, einem Desktop Environment (DE) und Window Manager (WM) und vorinstallierter Software. Das hört sich komplex an, ist aber eigentlich nicht so kompliziert, denn jedes Betriebssystem wird so gestrickt, bei Linux liegt die Wahl aber beim Anwender – oder man greift auf die fertig gestrickten Versionen von den Entwicklern zurück.

Am Ende entscheidest du damit über Aussehen und Bedienbarkeit deines Systems. Soll es sich eher nach Windows anfühlen, installierst du eine Distribution mit DEs wie KDE oder MATE, ist macOS eher dein Ding, dann geht dein Weg Richtung GNOME3. Es gibt aber auch komplett andere Ansätze, etwa i3 oder Openbox, die sich eher an Nerds richten und etwas Einarbeitung bedürfen. Das aber nur als Seiteninformation.

Damit du einen Eindruck bekommst, was ich meine, hier ein paar Bilder:

Je nach ausgewählter Distribution wird auf andere Grundprogramme und Bestandteile gesetzt, etwa Paketmanger, mit denen du deine Programme installierst und verwaltest. Am Ende sind die notwendigen Befehle etwas unterschiedlich, es passiert aber grundlegend das Gleiche. Auch deine Desktop-Umgebung ist maßgeblich an der Bedienung beteiligt und es muss die persönliche Vorliebe gefunden werden. Falls du erstmalig umsteigst, dann solltest du dich z. B. von i3 fernhalten und auf KDE oder GNOME3 setzen. Ich kann gut verstehen, wenn dich das irritiert oder überfordert – ich habe anfangs überhaupt nicht durchgeblickt, was es alles gibt. Vor allem war ich die Auswahl bei Windows und macOS überhaupt nicht gewohnt.

Nur welche Distributionen sind gut für den Start? Vor allem im Bezug auf Audio?

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Wichtig: Es geht „alles“ mit jeder Distro, der Weg zum Ziel ist anders. Ich stelle dir die drei wichtigsten und wie ich finde einsteigerfreundlichsten vor – natürlich steht dir die Wahl immer frei, die volle Auswahl-Dröhnung findest du bei DistroWatch. Wir sprechen in diesem Artikel nur von Linux, meinen aber das komplette Betriebssystempaket.

Ubuntu (Studio)

Wenn es um ein Einsteiger-Linux geht, dann ist eigentlich die erste Empfehlung im Netz „Ubuntu“ oder eine der vielen Ableger, Xubuntu, Kubuntu oder auch Ubuntu Studio.

Um Verwirrung vorzubeugen: Der Anfangsbuchstabe der *buntu-Versionen lässt dabei auf das verwendete Desktop Environment schließen, Xubuntu nutzt XFCE, Kubuntu KDE. „Normal-Ubuntu“ nutzt GNOME3 – mittlerweile mein persönlicher Favorit, vor allem, da ich mich die letzten Jahre im Mac-Universum am wohlsten gefühlt hatte.

Die Empfehlung zu Ubuntu kommt nicht von ungefähr. Lange (und auch jetzt noch) ist Ubuntu eines der am leichtesten zu installierenden Linuxe. Man startet es ganz einfach vom Live-USB-Stick, kann es ausprobieren und anschließend sich durch einen altbekannten Installationsprozess klicken, wie du es von Windows oder macOS kennst. Wer lesen und Knöpfchen drücken kann, sollte damit auf jeden Fall zurechtkommen.

Ubuntu Vanilla Linux Mixbus DAW

Mein Desktop-System sieht beim Mixing so aus – am Ende siehst du auch nur die DAW und das OS wird schnell egal · Quelle: Claudius, Gearnews

Außerdem bietet Ubuntu ein großes Startpaket an vorinstallierter Software an – damit ist Plug’n’Play auch für Drucker, Scanner, Interfaces und Co. kein Problem – war es früher durchaus und ist es bei anderen Distros mitunter (absichtlich) immer noch. Canonicals Ansatz ist, dem Nutzer ein problemloses Linux-Erlebnis zu bieten. Und das haben sie geschafft.

Ich hatte selbst Ubuntu Studio 19.10 ausprobiert. Es ist eine Distribution, die in Sachen Audio, Video, Grafik und 3D viele Programme vorinstalliert hat und so den Installations- und Einrichtungsprozess abnimmt. Ähnlich funktioniert KX Studio, das auch eigene Paketquellen und eigens dafür entwickelte Programme mitbrachte – gerade Cadence habe ich sehr liebgewonnen – jetzt ist KX aber „nur“ noch eine Sammlung von Paketen für Audio- und Videoanwender und kein eigenständiges Linux mehr. Dafür sind die Paketquellen bei Ubuntu Studio schon vorinstalliert. Mittlerweile arbeite ich in allen Belangen mit einem normalen Ubuntu und richte mir alles selbst ein.

JACK Cadence Config Window Ubuntu

Cadence verwaltet die Audioschnittstelle JACK · Quelle: Claudius, Gearnews

Mint

Linux Mint ist eine der beliebten Distributionen für den Normalanwender und nutzt als Unterbau das bewährte Ubuntu. Es betitelt sich selbst als Multimediasystem und bringt alles mit, was für den Alltag relevant ist. Die Installation ist einfach, tiefgreifende Einrichtung musst du eigentlich nicht vornehmen, alles ist quasi vorinstalliert. Wer surft, tippt und Videos anschaut, kommt hier voll auf seine Kosten.

Audiosachen wie eine DAW musst du eigentlich immer selbst installieren – grundlegend kein Problem, man muss sich nur ranwagen. Ich sehe für mich kein Vorteil bei Linux Mint gegenüber Ubuntu, außer dass ein paar mehr Pakete vorinstalliert sind und es andere DE’s zur Auswahl gibt. Es ist aber gerade für Windows-Umsteiger als Sorglospaket sicher eine Option.

Manjaro (Arch)

Arch ist (eigentlich) eine etwas komplizierter zu installierende Linux-Distribution – hier muss man alles von Hand in einer Terminal-Umgebung eintippen und braucht ohne Vorkenntnisse eine Anleitung. Eigentlich!

Findige User haben um Arch die Distribution Manjaro gestickt und nutzen die Rolling Release Distribution als Unterbau – der Vorteil: Man muss „nie“ eine neue Version wie beispielsweise bei Ubuntu installieren, wenn der Support-Zeitraum nach 10 Jahren abläuft, sondern macht einfach ein Update, wie man auch einen Browser updaten würde. Das bringt enorme Vorteile mit. Und die Installation ist dank Manjaro-Installer nicht schwerer als bei Ubuntu oder Mint. Die Verwaltung läuft etwas anders und ist immer auf dem allerneusten Stand bei Arch – was zu Problemen mit Bugs führen kann.

Manjaro Linux Octopi Unfa

Youtuber „Unfa“ installiert Plug-ins in Manjaro · Quelle: Unfa / Youtube

Der große Unterschied ist das sog. Arch User Repository (AUR), in dem Entwickler Versionen der Programme für Arch ablegen können und man es ähnlich wie bei Ubuntu aus einer Paketquelle installieren kann. Es ist nur sehr viel einfacher. Der YouTuber Unfa hat den gesamten Einrichtungsprozess im unten verlinkten Video erklärt. Anfangs wirkt die Umgebung und Art und Weise vielleicht ungewohnt, aber gewöhnt man sich einmal an den Luxus des AUR, will man es nicht mehr missen. Zumindest ich hätte es gern für mein Ubuntu zurück.

Auch hier wird nichts vorinstalliert, was für Audioanwender relevant wäre. Über einen Paketmanager kann man aber aus einer Liste ziemlich einfach auswählen, welche Programme direkt als Batch installiert werden. Das beschleunigt die Einrichtung immens.

Deine Meinung

Am Ende ist erlaubt, was gefällt.

Durch die geringe Hürde der Beschaffung (runterladen und über DD im Mac Terminal oder Linux Live USB-Creator auf einen frisch formatierten USB-Stick ziehen) kann man auch ohne Installation direkt im Live-System rumprobieren.

Wichtig ist, dass du dich drauf einlässt und dir Zeit nimmst und auch gibst. Ein paar Tage reichen schon für einen ersten Blick, meistern dauert aber länger. Ein neues Instrument lernt sich in der Regel auch nicht an einem Tag – ein Wechsel von macOS auf Windows dauert auch.

Wichtig ist die Erkenntnis für dich, dass du mit allen vermutlich ans Ziel kommst. Es unterscheidet sich nur der zu lernende Weg und das Ausgangspaket an Software.

Hast du dich schon einmal mit Linux ausprobiert? Bringt dir diese Liste etwas oder fehlt dir noch eine Information?

Die besten DAWs für Linux findest du hier. Wusstest du, dass es Bitwig Studio und Reaper auch für Linux gibt?

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2 Antworten zu “Linux-Audio – mit diesen Distributionen kannst du anfangen”

    Lasse Reden sagt:
    0

    Geil. Danke für die Übersicht. Was hälst du von Fedora oder PopOS für Audio?`Bin recht neu, will aber den Umstieg auf einer zweiten Partition wagen.

      claudius sagt:
      0

      Gerne. :)

      Mit Fedora und PopOS habe ich selbst keine Erfahrung, würde mich aber wundern, wenn du damit ernste Probleme bekommen würdest. PopOS ist ein Ubuntu-Aufbau und richtet sich eher an Alltagsanwender, aber wie überall kannst du damit eigentlich alles machen. Auch Audio. Fedora ist bei vielen beliebt, da es eine eigene Grund-Distro ist, so wie Arch oder Debian. Die haben nicht noch eigene Paketquellen/Entwicklerteams wie Ubuntu oder Manjaro, auf die man bei Aktualisierungen warten müsste. Für erste Schritte (oder auch mehr) sind die auf jeden Fall sehr brauchbar. PopOS hat mehr Eyecandy ab Werk – und andere Distros wie Manjaro mit Gnome3 adaptieren einige Funktionen des PopOS-Desktop. Im Zweifel einfach probieren, die Installation dauert ja nur wenige Minuten.

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