Angecheckt: Arturia KeyLab 88 mk3
Keyboard Controller mit 88 Tasten und Hammermechanik
Mit dem Arturia KeyLab 88 mk3 ist jetzt die dritte Generation des Controller-Flaggschiffs erhältlich. Im Angecheckt erfahrt ihr, welche Neuerungen das KeyLab 88 mk3 bietet und was gleich geblieben ist.
Hinweis: Dieser Artikel von Rob Puricelli erschien im Original in englischer Sprache auf gearnews.com. Übersetzung: Lasse Eilers.
Angecheckt: Arturia KeyLab 88 mk3
Arturia KeyLab 88 mk3: Das Wichtigste in Kürze
- Neue, gewichtete Hammermechanik-Tastatur (Fatar TP/110)
- Vollfarbiges Display
- Velocity und Channel-Aftertouch
- Intelligente Software-Integration
- Umfassende DAW-Integration mit Transportsteuerung
- Berührungsempfindliche 360º-Encoder und Fader
- 12 anschlag- und druckempfindliche, hintergrundbeleuchtete RGB-Pads
- Scale- und Chord-Modi, Arpeggiator
- MIDI-Konfiguration, Pad-Farben und Velocity-Kurven flexibel anpassbar
- Software-Paket mit Analog Lab Pro, Instrumenten, Effekten und mehr
Meine Erfahrungen mit 88 Tasten
Bevor wir uns dem eigentlichen Test widmen, möchte ich zunächst etwas über meine Erfahrungen mit 88 Tasten erzählen, da diese natürlich meine Meinung über das KeyLab 88 mk3 beeinflussen. Die meisten Menschen in meinem Alter (Mitte 50 und älter) machten ihre ersten musikalischen Gehversuche auf einem Klavier. Sei es in der Schule, in der Kirche oder, wer Glück hatte, zu Hause. So auch ich.
Mir begegnete das erste Klavier im Haus meiner Großmutter. Sie hatte ein verstaubtes altes Piano, das leider nicht richtig gestimmt war, was meiner kindlichen Faszination aber keinen Abbruch tat. Weiter ging es in der Sonntagsschule (in die ich eigentlich nur ging, weil sie eher ein Jugendclub war!) und schließlich in der normalen Schule. Das waren alles akustische Klaviere mit der entsprechenden Mechanik und dem Spielgefühl.
Synthesizer-Tastaturen fühlten sich im Vergleich zwar etwas seltsam an, aber die Klänge, die sie erzeugen konnten, ließen mich bald über die Unzulänglichkeiten ihrer Tasten hinwegsehen. Meinen ersten MIDI-Controller mit 88 Tasten und Hammermechanik kaufte ich erst vor ein paar Jahren. Jedoch entschied ich mich nicht für einen modernen Controller. Stattdessen kaufte ich ein Gerät, das immer noch als einer der besten 88-Tasten-Controller mit Hammermechanik aller Zeiten gilt: das Yamaha KX88.

Das wollte ich schon seit vielen Jahren haben, weil ich in den 80er-Jahren gesehen hatte, dass Mike Lindup und Michael McDonald es nutzten. Als sich die Gelegenheit bot, biss ich dem Verkäufer förmlich die Hand ab. Trotz seiner Größe, seines Gewichts und des Fehlens vieler moderner Funktionen war es eine wahre Freude, wieder auf einem Keyboard zu spielen, das sich wie ein echtes Klavier anfühlte.
Yamaha hatte genau die richtige Balance gefunden. Der Anschlag war schwer genug, um sich wie ein echtes Instrument anzufühlen, aber auch leicht genug, um Synthesizer-Klänge spielen zu können. Aber das KX88 war natürlich nicht perfekt, erst Recht nicht im Umfeld des 21. Jahrhunderts. Als eines der ersten seiner Art war es vergleichsweise eingeschränkt und schwierig zu konfigurieren – man denke nur an die komplizierte Programmierung über Hexadezimal-Codes.
Außerdem ist es einfach ziemlich klobig und extrem schwer, was uns in unseren modernen, kleinen Heimstudios nicht gerade entgegenkommt. Nein, das KX88 ist ein schönes Stück Geschichte, aber in der heutigen Zeit ist es nicht mehr als eine gute Tastatur. Also musste etwas Neues her. Und hier kommt das Arturia KeyLab 88 mk3 ins Spiel.
Arturia KeyLab 88 mk3
Arturia stellt seit über einem Jahrzehnt hochwertige Keyboard-Controller her. Die dritte Generation des KeyLabs ist da keine Ausnahme. Im August letzten Jahres konnte ich bereits die Version mit 61 Tasten testen und habe ihr 4,5 von 5 Punkten gegeben. Das KeyLab vereint eine gute Tastatur mit einer intuitiven Benutzeroberfläche, die perfekt auf die V Collection und viele beliebte DAWs abgestimmt ist.
Damals habe ich spekuliert, dass Anfang 2025 eine neue Version mit 88 Tasten erscheinen könnte. Meine Spionagesinne müssen gut geschärft gewesen sein, denn jetzt ist das KeyLab 88 mk3 da – und, soviel vorweg, ich finde es wirklich gelungen! Äußerlich folgt es dem modernen Design seiner kleineren Geschwister mit hölzernen Seitenteilen, in die das Arturia-Logo eingelassen ist.

Zwar ist es wie die meisten Keyboards dieser Größe nicht gerade ein Leichtgewicht, aber mit einem Gewicht von etwa 16 kg immerhin viel handlicher als mein KX88 und, was noch wichtiger ist, auch viel schlanker! Die Benutzeroberfläche ist identisch mit der der 49- und 61-Tasten-Varianten, allerdings befinden sich die Tasten für die Transponierung und Oktavierung unterhalb der Pitch- und Modulationsräder und nicht darüber.
Die 12 berührungs- und druckempfindlichen Pads mit RGB-Hintergrundbeleuchtung lassen sich vier Bänken zuweisen, sodass insgesamt 48 Pads zur Verfügung stehen. In Kombination mit Ableton Live können sie sowohl als Clip-Launcher als auch als Drum-Pads verwendet werden. Zwar würde ich mir 16 statt 12 Pads wünschen, aber das ist kein großes Ding. Wäre es möglicherweise sinnvoller, diese Pads durch eine größere Anzahl kleinerer Pads zu ersetzen, wie es bei einigen Live-spezifischen Controllern der Fall ist?

Oberhalb der Transporttasten befinden sich Tasten für die Chord- und Scale-Modi, den Arpeggiator, Hold und Funktionen wie Speichern, Quantisieren, Undo und Redo. So muss man seltener zur Maus greifen. Das farbige Display ist groß genug, um gut ablesbar zu sein, und klein genug, um die Oberfläche nicht allzu sehr zu dominieren. Ein größerer Bildschirm hätte aber trotzdem Vorteile.
Beim Einschalten fragt das Gerät, was gesteuert werden soll: eine DAW, ein Arturia-Plugin oder eine benutzerdefinierte Konfiguration. Das Keylab 88 mk3 ist in hohem Maße konfigurierbar und kann in allen Bereichen individuell angepasst werden. Beim ersten Einschalten gibt es außerdem die Möglichkeit, es für den persönlichen Spielstil zu kalibrieren, was natürlich jederzeit angepasst werden kann.

Die je neun Fader und 360º-Encoder sind berührungsempfindlich. Legt man einen Finger auf den Regler, werden seine Zuweisung und Position sofort auf dem Display angezeigt. Eine elegante Lösung, wie ich finde, auch wenn manche sich vielleicht stattdessen eine Property-Exchange-Funktion wie beim KORG Keystage gewünscht hätten.
Wie beim 49er und 61er hat Arturia die CV/Gate-Ausgänge der Vorgängermodelle weggelassen. Im Vergleich zu den kleineren Modellen wartet das 88er mit einem zusätzlichen Pedalanschluss auf (vier statt drei). Außerdem gibt es MIDI In/Out und einen USB-Anschluss für Daten und Strom. Dank einer Buchse für ein 12-V-Netzteil (das allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist), lässt sich das KeyLab 88 mk3 auch autark nutzen.

Bis auf einige Kleinigkeiten ist das KeyLab 88 mk3 bis hierhin praktisch identisch ausgestattet wie die anderen Controller der dritten KeyLab-Generation. Werfen wir also einen Blick auf die Unterschiede und den Hauptgrund dafür, warum man sich für diese Variante entscheiden sollte: die Tastatur.
Neue Tastatur
Das KeyLab 88 mk3 ist mit der Fatar TP/110-Tastatur ausgestattet, einer Weiterentwicklung der im MK2 verwendeten TP/100. Laut Arturia bietet diese Mechanik ein noch besseres Spielgefühl. Das kann ich bestätigen, denn es ist wirklich ein Vergnügen, darauf zu spielen. Und hier kommt mein Exkurs über das Yamaha KX88 ins Spiel.
Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche 88er-Tastaturen ausprobiert. Bisher wurde die des KX88 für mich nie übertroffen und war in Sachen Spielgefühl und Leistung unerreicht. Fast jeder, der das KX88 kennt, schwärmt davon. Besucher meines Studios sprachen mich oft darauf an und erzählten von ihren eigenen Erfahrungen damit.
Meiner Meinung nach übertrifft die Tastatur des KeyLab 88 mk3 die des KX88 – und zwar so deutlich, dass ich das KX88 in sein Case verbannt habe und es wahrscheinlich nur noch zu besonderen Anlässen hervorholen werde. Es fiel mir nicht leicht, aber mit dem KeyLab gibt es für mich keinen wirklichen Grund mehr, den begrenzten Platz meines Studios für das KX88 zu opfern.
Die Mechanik des KeyLab 88 mk3 ist so geschmeidig, wie Arturia es verspricht. Sie bietet diese perfekte Balance zwischen Leichtigkeit und Widerstand, die sich irgendwie immer richtig anfühlt, egal was man spielt. Sie ist agil genug, um schnell zu spielen, und zugleich präzise genug, um ausdrucksstark zu sein. Dennoch sind die Ausdrucksmöglichkeiten vielleicht eine der wenigen Schwächen des KeyLab.

Seit der Einführung des PolyBrute 12 mit seiner atemberaubenden, MPE-kompatiblen FullTouch-Tastatur hofften viele, dass Arturia dies auch auf einen Controller übertragen würde, vielleicht die neue KeyLab-Generation. Das ist nicht passiert, was mich jedoch nicht überrascht. Die FullTouch-Tastatur ist so einzigartig und so untrennbar mit der analogen PolyBrute-Engine verbunden, dass wir sie wohl kaum in der näheren Zukunft in einem Controller erleben werden. FullTouch ist ein so wichtiges Alleinstellungsmerkmal des PolyBrute 12, dass ein solcher Schritt Arturia vielleicht mehr schaden als nützen könnte.
Wenn man die Enttäuschung über das Fehlen von FullTouch beiseite schiebt, könnte man hoffen, dass das KeyLab 88 mk3 wenigstens über regulären polyphonen Aftertouch verfügt. Jedoch muss ich euch auch in dieser Hinsicht enttäuschen: Wie der Vorgänger bietet auch das KeyLab 88 mk3 nur Channel Aftertouch. Manche behaupten ja, dass Aftertouch und eine Hammermechanik-Tastatur grundsätzlich nicht zusammenpassen, allerdings hat zum Beispiel Yamaha mit dem Montage M8x bewiesen, dass es durchaus geht.
Unterm Strich ist das KeyLab 88 mk3 also ein recht traditionell ausgestatteter Controller. Wer einen solchen sucht, wird sich von diesem kleinen Manko kaum abschrecken lassen.

Arturia KeyLab 88 mk3 in der Praxis
Um das KeyLab 88 mk3 einem ersten Test zu unterziehen, habe ich es mit verschiedenen Piano-Librarys ausprobiert: dem hauseigenen Arturia Piano V, IK Multimedia Pianoverse und AcousticSamples C7, mein persönlicher Favorit. In Anbetracht meiner eher holprigen Technik war ich mehr als begeistert, wie diese Instrumente unter der Kontrolle des KeyLab 88 klangen. Es war eine Freude, sie zu spielen, und ich hatte eine Menge Spaß dabei.
Als Nächstes habe ich eine Reihe von Instrumenten aus der Arturia V Collection ausprobiert. Instrumente wie die Augmented-Reihe passen sehr gut zum KeyLab 88, vor allem die Pad-Sounds. Bei den Synthesizer-Emulationen war ich angenehm überrascht, wie gut sich die Tastatur auch für das Spielen im Synthesizer-Stil eignet. Die Repetitionsgeschwindigkeit ist hervorragend und ermöglicht schnelle Licks und Läufe.
Viele bevorzugen für solche Dinge sicherlich eine Tastatur mit Synth-Action und würden eine Hammermechanik erst gar nicht in Erwägung ziehen. Aber für diejenigen unter uns, die gerne zwischen beiden Welten wechseln, ist das KeyLab 88 mk3 eine echte Freude.

Fazit zum Arturia KeyLab 88 mk3
Was die Tastatur angeht, ist das KeyLab 88 mk3 einer der besten Keyboard-Controller, die ich je gespielt habe. Es ist nahezu perfekt ausbalanciert und eignet sich für ein breites Spektrum von Instrumenten und Spielweisen. Den typischen Einsatzbereich eines 88-Tasten-Controllers mit Hammermechanik deckt es überzeugend ab, eignet sich aber auch für Synthesizer-Performances.
Das Design und die Funktionen sind auf der Höhe der Zeit. Der Controller ist in Weiß und in Schwarz erhältlich, wobei letztere Variante zumindest zum Start in geringerer Stückzahl produziert wird. Zwar hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass Arturia dem KeyLab 88 mk3 polyphonen Aftertouch spendieren würde, aber ich bin nicht allzu enttäuscht, dass er fehlt. Diese Aufgabe decken in meinem Studio andere Keyboards ab.
Wie die anderen Controller von Arturia, wird auch das 88er mit einem umfangreichen Software-Paket ausgeliefert, darunter Analog Lab Pro, Piano V, Mini V und Augmented Strings sowie das Reverb-Plugin Rev PLATE-140. Auch das Piano „The Gentleman“ von Native Instruments, Ableton Live Lite und Probe-Abonnements für Melodics und Loopcloud sind dabei.
Als erstklassiger Keyboard-Controller wird das Arturia KeyLab 88 mk3 zweifellos zum Mittelpunkt vieler Studios und Live-Setups werden. Der mitgelieferte Notenhalter und die Ablage für ein Tablet unterstreichen den hochwertigen Gesamteindruck.
Pro und Kontra
Pro
- Hervorragende Tastatur mit präziser Mechanik, das sich für eine Vielzahl von Spielstilen eignet
- Vielseitige Integration in DAWs und Instrumente der V Collection
- Berührungsempfindliche Encoder und Fader
- Elegantes Design
Kontra
- Kein polyphoner Aftertouch oder MPE
- Ein größeres Display wäre sehr willkommen
- Die CV/Gate-Anschlüsse wurden gestrichen
Preis und Verfügbarkeit
Das Arturia KeyLab 88 mk3 ist ab sofort in Weiß und Schwarz für 989,- € bei Thomann* erhältlich.
Mehr Informationen
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