von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten
Djent-Sound für E-Gitarre

Djent-Sound für E-Gitarre  ·  Quelle: Jared Dines / Youtube

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Djent – ein Wort, das so klingt, wie es gemeint ist. Ursprünglich als lautmalerische Beschreibung verwendet, entwickelte sich der Begriff schnell zu einer eigenen Szene. Und manch einer behauptet sogar, zu einem eigenen Genre. Der markante, aggressive und gleichzeitig extrem präzise Gitarrensound prägt moderne Metal-Bands und hat längst seine eigene Fangemeinde. Aber was unterscheidet den Djent-Sound eigentlich von einem klassischen Metal-Sound?

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Denn während traditioneller Metal oft mit offenen Powerchords, epischen Leads und viel Sustain arbeitet, ist Djent ein anderes Biest: Kurze, perkussive Anschläge, massive Low-End-Punches und ein hohes Maß an Präzision. Und genau das macht ihn für viele Gitarristen (und auch mich) so spannend – die Kombination aus technischer Spielweise, spezifischem Equipment und ungemeiner Wucht bringt eine ganz eigene Klangwelt hervor. 

In diesem Artikel wollen wir euch einen Überblick über das geben, was den Djent-Sound erst möglich macht und über Equipment und (Spiel-) Technik sprechen.

Die wichtigsten Zutaten für den Djent-Sound

Multiscale-Gitarren: Tosin Abis und Co. bei der Arbeit
Djent-Sound: Tosin Abis und Co. bei der Arbeit · Quelle: ZUMA Press, Inc. / Alamy Stock Foto

Djent-Sound ist mehr als nur eine tief gestimmte Gitarre mit viel Gain. Um den charakteristischen Sound zu bekommen, müssen diverse Komponenten zusammenpassen – und das beginnt bei der Wahl der richtigen Gitarre und endet bei eurer spielerischen Fähigkeit … oder war es andersherum? Egal, wir schauen zuerst aufs Equipment.

Gitarre: Extended Range oder klassisch?

Ein zentraler Punkt im Djent-Universum ist die Frage: Braucht es wirklich 7 oder 8 Saiten? Die Antwort ist, wie immer, ein klares „Jein“

Fredrik Thordendal (Meshuggah) gilt als Pionier der 8-Saiter und hat mit tief gestimmten Riffs den Grundstein für den Djent-Sound gelegt. Die zusätzlichen Saiten ermöglichen nicht nur tiefere Tunings, sondern auch interessante Akkordvoicings. Doch nicht jeder Djent-Gitarrist spielt Extended-Range-Gitarren – Misha Mansoor nutzt je nach Song auch 6- und 7-Saiter

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Neben der Saitenzahl sind Bauweise und Spielgefühl des Instruments entscheidend. Tosin Abasi (Animals as Leaders) setzt auf Headless-Modelle mit Multi-Scale-Bundierung, um das Spielgefühl trotz langer Mensur angenehm zu halten. Auch wenn es zunächst herausfordernd ist, sich mit der neuen Bauart anzufreunden: Die Lernkurve ist schnell bezwungen. Also bitte neben der Anzahl der Saiten auch auf Faktoren wie Mensur, Halsprofil und Ergonomie achten! 

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Saiten & Tuning: Warum der richtige Satz entscheidend sein kann

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Ein tiefer, knackiger Djent-Sound beginnt nicht erst beim Verstärker – sondern bei den Saiten. Wer schon einmal versucht hat, ein Standard-10er-Set auf Drop-G zu stimmen, kennt das Problem: schwammige Töne, unkontrollierbare Obertöne und eine miserable Intonation

Und genau deshalb setzen Gitarristen wie Dino Cazares (Fear Factory) oder John Browne (Monuments) auf fettere Saiten und angepasste Mensuren. Und nein, ich möchte die Diskussion darüber, ob Fear Factory nun Djent spielen oder nicht, nicht starten. 

Gerade bei 7- oder 8-Saitern muss das Verhältnis zwischen Spannung und Spielgefühl stimmen. Josh Travis (Emmure) geht sogar noch weiter und nutzt Drop-E auf 9-Saitern – ein Extrembeispiel, das zeigt, wie tief Djent gehen kann. 

Auch das richtige Material spielt eine Rolle: Ob Nickel-wound, Stainless Steel oder beschichtete Saiten: Die Auswahl hängt vom persönlichen Spielstil ab, aber für den typischen Djent-Klang braucht es eine knackige Ansprache und klare Definition in den tiefen Frequenzen. Ich habe zu diesem Thema bereits einen eigenen Artikel geschrieben, den findet ihr hier: Die besten Saiten für deinen Sound

Verstärker & Preamps

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Quelle: EVH

Djent ist High-Gain – aber nicht so, wie man es von klassischem Metal kennt. Während traditionelle Metal-Sounds oft mit viel Sustain und starken Mitten arbeiten, setzt eine Djent-Gitarre auf Tightness, Attack und definierte Bässe

Bei der Auswahl des Amps sollte daher auf eine klare, durchsetzungsstarke Gain-Stufe geachtet werden. Auch digital zu verstärken oder per Modeling den Djent-Sound zu kreieren ist nicht verboten. 

Es sei ein Blick auf das Portfolio von Bias FXAmplitube und Co. empfohlen. Auch ein Misha Mansoor ist bekannt dafür, EVH 5150III oder Peavey 6505 Heads zu spielen, live jedoch auf ein Axe FX von Fractal Audio zu setzen. 

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Effektpedale: Wie man den Sound noch weiter verfeinert

Djent ist beinahe minimalistisch, wenn es um Effektgeräte geht – aber ein paar Helferlein dürfen nicht fehlen: 

Noise Gates sind Pflicht, denn ohne sie klingen die tiefen Palm-Mutes schnell unsauber. Der Boss NS-2 ist mein klarer Favorit für viele Gitarristen und auch auf meinem persönlichen Board stets beschäftigt.

Ein EQ-Pedal kann helfen, den typischen Mid-Scoop oder eine gezielte Frequenzanhebung zu realisieren — Boss GE-7 oder der etwas umfangreichere Boss EQ-200 kommen mir hier in den Sinn.

Und natürlich gehört ein gutes, verlässliches Booster- oder Overdrive-Pedal in fast jedes Djent-Setup – nicht zwingend für mehr Gain, sondern um den Klang straffer zu machen. Unsere Empfehlungen zu entsprechenden Pedalen und ein paar Hintergrund-Infos findet ihr hier: Hauptsache Zerre

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Digitaler Djent: Muss es immer Hardware sein?

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Moderne Djent-Sounds brauchen längst nicht mehr zwingend einen fetten Röhrenverstärker. Viele Gitarristen setzen inzwischen auf Software-Lösungen, die den typischen Djent-Sound nahezu perfekt reproduzieren. 

Amp-Modeling

Früher galt: Wer einen fetten Sound wollte, brauchte eine 4×12 Box und einen Röhren-Amp auf voller Lautstärke. Doch mittlerweile haben digitale Amp-Modeler eine Qualität erreicht, die selbst eingefleischte Gitarristen überzeugt. 

Influencer und Gitarrist Rabea Massaad ist hier ein gutes Beispiel: Er nutzt sowohl analoge Verstärker als auch digitale Modeler wie denn Neural DSP Quad Cortex, um maximale Flexibilität zu haben.

Ein entscheidender Vorteil von Software ist die Möglichkeit, Sounds stets exakt zu reproduzieren. Während ein echter Röhren-Amp von Raumakustik und Lautstärke abhängig ist, bleibt ein Plugin immer gleich – ob im Proberaum, im Studio oder auf der Bühne

Spieltechnik: Djent ist nicht nur Equipment!

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Wir wissen es doch alle: Der eigentliche Sound entsteht durch die Spieltechnik, sondern in den Fingern. Selbst mit dem besten Amps und den perfekten Saiten wird es nicht nach Djent klingen, wenn die Anschlagstechnik nicht stimmt. 

Muting & Palm-Muting: Die Basis für den Djent-Sound

Der markante, perkussive Klang entsteht vor allem durch gezieltes Palm-Muting. Dabei wird der Handballen der Schlaghand so platziert, dass er die tiefen Saiten dämpft, ohne sie komplett zu ersticken. Das sorgt für einen knackigen Attack, der genau dosiert werden muss – zu wenig Druck klingt nach offenem Powerchord, zu viel nach komplett ersticktem Tiefbass-Gewummer

Fredrik Thordendal (Meshuggah) hat diese Technik perfektioniert und nutzt sie, um die typischen Maschinengewehr-Rhythmen zu erzeugen. Der Trick dabei ist, das Handgelenk locker zu halten und mit einem präzisen, kontrollierten Anschlag zu kombinieren. Mega-einfach, zumindest wenn man das hier so aufschreibt.

Rhythmik, Dynamik & Akzente

Headless E-Gitarren: Nicht nur für Plini
Technik ist alles: Nicht nur für Plini · Quelle: Davide Sciaky / Alamy Stock Foto

Ein Schlüsselfaktor für einen fetten Djent-Sound ist die Art, wie Rhythmik und Dynamik eingesetzt werden. Während sich das klassische Metal-Riff oft mit gleichmäßigen 16tel-Noten oder maximal Triolen zufrieden gibt, lebt der Djent-Sound von ungewöhnlichen Betonungen und Polyrhythmen

Ein gutes Beispiel hierfür sind Meshuggah, die mit ihrer unorthodoxen Taktgebung einen völlig neuen Stil geprägt haben. Wo ein klassisches Metal-Riff einfach nur gerade durchläuft, spielen Djent-Gitarristen mit Akzenten, die sich über mehrere Takte erstrecken. 

Für spielerische Perfektion sind meine beiden Lieblingsbeispiele Plini, der Meister darin ist, Djent-Sound mit melodischer Dynamik zu kombinieren, und Tosin Abasi (Animals as Leaders), der eine völlig eigene Technik entwickelt hat, die Fingerstyle mit Djent verbindet. 

Fazit: Dein Weg zum perfekten Djent-Sound

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Das war mein kurzer, wilder Ritt durch die Besonderheiten des Djent-Sound. Es bleibt hängen, dass Djent-Sound mehr ist, als nur tiefe Tunings. Ohne präzise Spieltechnik wird der Sound nicht funktionieren, da rettet auch kein drittes Distortion-Pedal oder neues Plugin.

Zugleich ist die Wahl der richtigen Gitarre und Hardware entscheidend, um den Sound tatsächlich in einer guten Qualität zu liefern. Zwar gibt es kein Universal-Setup, aber bestimmte Elemente helfen enorm: Extended Range Gitarren, leistungsstarke Amps (oder Modeler, oder Software) und die passenden Effektgeräte gehören dazu. 

Außerdem, und da muss der Röhrenfan in mir jetzt ganz stark sein, sind moderne Digital-Lösungen in einer Live-Umgebung längst auf Augenhöhe mit klassischen Verstärkern – egal, ob du nun einen Röhren-Amp oder ein Plugin bevorzugst. 

Wie steht ihr zu den extremeren Spielarten des Metal? Was sagt ihr zum Djent-Sound? Und: Welches Equipment habe ich vergessen? Schreibt es mir in die Kommentare!

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