Fender American Ultra II Stratocaster: Angecheckt
Die beste Strat aller Zeiten?
Es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass ich eine tiefe Liebe für die Gibson Les Paul hege. Ich mag das Modell, ich mag den Look und ich mag den Sound. Es war die erste Gitarre, die mich in ihren Bann gezogen hat. Wer wäre also besser geeignet, das neue Fender Stratocaster Flaggschiff, die Fender American Ultra II Stratocaster, objektiv zu testen? Mein Angecheckt.
Inhalt: Angecheckt
Fender American Ultra II Stratocaster – Das Wichtigste in Kürze
- Perfekte Verarbeitung
- perfekte Bespielbarkeit dank Quartersawn-Hals mit Compound-Radius und schönen Hals-Korpus-Übergang
- klare, sehr brillante Clean- und Crunch-Sounds, in Kombination mit Fuzz oder Drive-Pedalen nie matschig oder schrill
- 5-Wegschalter und S1-Switch für eine enorme Klangvielfalt für alle Situationen
- Stimmstabilität durch fein justiertes 2-Punkt Tremolosystem, gut gefeilten Sattel und Locking-Mechaniken
Verpackung und Optik
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So muss eine Gitarre verpackt sein: Im Inneren des schlanken Fender-Kartons versteckt sich ein fetter, super robuster Hardschalen-ABS-Koffer mit drei Schnallen und einem vernünftigen Schloss. Der Griff ist etwas zu einer Seite verschoben, so dass der Koffer (gefüllt) gerade am Tour-Arm hängt. Der Griff ist mit einer weichen Gummierung überzogen. Bereits ohne die Gitarre gesehen zu haben oder nur zu wissen, welches Instrument darin liegt, schreit dieses Packaging „HOCHWERTIG“.
Schnell auf damit und siehe da: Die Fender American Ultra II Stratocaster blinkt mir in einem wunderschönen „Sinister Red“ entgegen. Diese etwas dunklere Rotvariante ist die perfekte Balance aus Knalleffekt und Eleganz und passt wunderbar zum quartersawn Ahornhals. Die cremefarbenen Single-Coils stehen auf dem schwarzen Schlagbrett in einem feinen Kontrast und die schlichte, chromfarbene Hardware setzt dem ganzen den Hut auf. Ich muss zugeben, so sexy habe ich eine Strat nur selten gesehen. Volle Punktzahl auf dem „jetzt muss ich sie aber mal in die Hand nehmen“ – Skala.
Verarbeitung
Was die Optik bereits angekündigt hat, nehme ich bereits in dem Moment wahr, in dem ich die Fender American Ultra II Stratocaster in die Hand nehme: Hier ist hochwertigste Arbeit am Start. Der Hals ist samtig-weich mit perfekt (und ich meine PERFEKT) abgerundeten Bundenden und will bespielt werden. Unbedingt. Insofern kann ich verstehen, wie dringend alle auf die neue Ultra II Serie gewartet haben.
Der Korpus ist ebenfalls, strattypisch schmeichelhaft: Auch der Les Paul Jünger muss zugeben, dass die geschwungenen Konturen einfach etwas haben. Die Platzierung und Installation der Elektronik ist perfekt, nichts wirkt wackelig oder irgendwie „hingeschustert“ — hier ist jedes Teil genau da, wo es hingehört.
Der Sattel ist wunderbar gekerbt, Griffbrett und Hals perfekt eingestellt (Bundrein, Oktavrein und die Saitenlage ist auch top — Hut ab, Fender). Wenn eine Einstellung des Halses notwendig wäre, könnte man das Trussrod direkt von der Kopfplatte aus erreichen. Muss man aber nicht.
Das 2-Punkt Tremolosystem (meine Achillesferse, ich geb’s gern zu) ist frei schwebend aufgebaut und tatsächlich, in Zusammenarbeit mit den sauber laufenden und fein abgestimmten Locking-Mechaniken, sehr, sehr stimmstabil.
Ach ja, Lackierung und Finish des gesamten Instruments ist genau so, wie man es von einer Premium-Gitarre erwartet. Perfekt.
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Bespielbarkeit
Ein Geheimnis gefällig? Ich habe in meiner ganzen Gitarristenkarriere nur eine (1!) Strat besessen. Wer wäre also geeigneter, als die Fender American Ultra II Stratocaster in ihrer Bespielbarkeit mit anderen Strats zu vergleichen? Nun, jeder, vermutlich.
Aber ich weiß, was ich weiß: Die Fender American Ultra II Stratocaster spielt sich butterweich und traumhaft. Das liegt sicherlich am sehr sanft ausgeführten Compound-Radius und dem flachen Übergang zwischen Hals und Korpus. Hier macht das Spiel in den höheren Lagen wirklich Freude und es geht tatsächlich etwas (nur ein bisschen) besser von der Hand, als bei meinen geliebten Single-Cut Gitarren.
Der Quartersawn-Hals ist aus geviertelten Stämmen gesägt und die Jahresringe stehen im rechten Winkel zum Griffbrett — nicht nur optisch ein Highlight, denn die Festigkeit gegenüber dem dauernden Saitenzug wirkt sich auch auf die Stimmstabilität aus. Das Griffbrett, aus dem selben Stück Ahorn herausgearbeitet, ist spiegelglatt und wunderbar weich zu bespielen.
Und leicht ist das verdammte Teil auch noch. Etwas unter 3,4 Kilogramm sind dabei an der unteren Grenze dessen, was mir persönlich gut gefällt. Aber handlich ist’s schon, dass muss ich den Freunden der leichten Gitarren lassen.
Fender American Ultra II Stratocaster: Technik und Elektronik
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Die Elektronik der Gitarre ist deutlich an die Bedürfnisse und den Geschmack moderner Player angepasst. Angefangen bei den drei Single-Coil Pickups:
Die Ultra II Noiseless-Tonabnehmer arbeiten dabei dank ihres Designs ohne Brumm- und Störgeräusche. Warum? Weil sie tatsächlich keine waschechten Single-Coils sind. Sorry, Puristen, ihr müsst jetzt stark sein. Die Spulen (plural) der Ultra II Noiseless-Tonabnehmer liegen übereinander und arbeiten so an einer Reduzierung der Störanfälligkeit.
Aber keine Sorge: Der Sound der Fender American Ultra II Stratocaster ist noch immer ganz klassisch Single-Coil. Die Tonabnehmer haben eine feinen, gläsernen Sound, der wunderbar frisch und aktiv wirkt. Aber dazu gleich mehr.
Die Schaltung erfolgt, Strat-typisch, über einen Fünfwegschalter (Neck, Neck-Middle, Middle, Middle-Bridge, Bridge). Zusätzlich verfügt die Fender American Ultra II Stratocaster jedoch über einen sogenannten S1-Switch. Dieser Push-Push-Schalter auf dem Volume-Poti aktiviert bei den 4 und 5 den Halstonabnehmer zusätzlich, so dass es die Option gibt, Hals- und Stegtonabnehmer zeitgleich zu spielen, oder aber alle drei Pickups parallel zu bedienen.
In der Praxis macht das vor allem in der Position 5 (Hals- und Bridge-PU) echt Spaß und bringt Sounds, die an eine twangige Tele erinnern. Klasse.
Der Praxistest: Die Fender American Ultra II Stratocaster im Soundcheck
Ok, raus aus der Komfortzone verzerrter Humbucker. Aber gut, man ist ja nicht festgelegt. Hier kommt meine kleine Erkundungstour durch die Stratocaster-Sphären. Gespielt wird auf einem Laney Röhrenamp (Clean), einem Marshall Plexi (Leihgabe, danke an Andi) und elektronisch per Amplitube 5.
Part 1: Clean
Joa, das ist mal gut. Glitzern kann sie: Besonders im Picking scheinen die Ultra II Noiseless-Tonabnehmer mit einer ungeahnten Klarheit und Brillanz. Die einzelnen Noten sind extrem präzise im Sound verortet und dank wirklich tollem Sustain auch lang zu hören.
Funkige Riffs (nicht, ich wiederhole NICHT meine Fachrichtung) klingen knackig und spritzig. Da matscht nichts zusammen, alles ist kompakt und da, wo es hingehört.
Akkorde, gerade im leichten Strumming, klingen warm und wohl texturiert — da ist feine Elektronik im Spiel, das hört man.
Part 2: Ein bisschen dreckig
Wenn man schon einen schönen Plexi da hat, muss man ihn auch nutzen. Einen netten, einfachen Crunch-Sound macht die Fender American Ultra II Stratocaster schnell so richtig lebendig. Der Sound ist super ausgewogen und in allen Positionen sofort und ohne viel Gefummel zu gebrauchen. Bluesig-Charmant oder dreckig als Classic-Rock: Die Ultra II Noiseless-Tonabnehmer machen das in allen Positionen hervorragend.
Part 3: High-Gain
Klar, dass hier ist eine (wenn nicht technisch, dann funktional) SSS-Strat. Dass Pantera und Co. nicht funktionieren, dürfte klar sein. Dennoch sticht die Fender American Ultra II Stratocaster mit einem wahnsinnig präzisem und perfekt aufgeschlüsseltem Sound durch den Mix. Gerade die großen Soli der klassischen Rocker (gern in Verbindung mit einem schönen Walrus Audio Eons Fuzz) klingen einfach gigantisch. Das hätte ich, in dieser Brillanz, nicht erwartet.
Abschluss und Fazit zur Fender American Ultra II Stratocaster
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Die Fender American Ultra II Stratocaster ist eine wunderbare und hochwertige SSS-Stratocaster, die sich vor allem an den modernen Stratspieler richtet. Die Verarbeitung und das Design der American Ultra II ist über jeden Zweifel erhaben und macht wirklich, wirklich Spaß.
Die Abrichtung der Bünde, die Verarbeitung des Halses, die Elektronik und auch die drei Ultra II Noiseless-Tonabnehmer machen das Spielen mit dieser Luxus-Strat zu einem echten Vergnügen.
Mich hat vor allem der Sound der drei Ultra II Noiseless-Tonabnehmer begeistert. Durch die insgesamt sieben Pickup-Kominationen ist für jede Situation der richtige Klang an Bord und die Ansprache und Dynamik der Elektronik ist perfekt. Gut, ein High-Gain-Monster ist sie nicht, mit einem guten Drive- oder Fuzz-Pedal macht sie ihre Sache aber außerordentlich gut. Übrigens, wenn ihr ein paar wirklich coole Soundfiles der Fender American Ultra II Stratocaster hören wollt, sei der Testbericht von Bonedo empfohlen.
Auch wenn ich immer wieder zu Single-Cut Gitarren zurückkehren werde: Ich habe die knapp 14 Tage mit der Fender American Ultra II Stratocaster wirklich genossen und bin ehrlich gesagt etwas traurig, dass ich das gute Teil demnächst zurückgeben muss. Der nächste Spar-Strumpf ist schon aufgehangen…
Wenn du die Fender American Ultra II Stratocaster selbst in den Händen halten möchtest (ich empfehle die Sinister Red Variante), findest du sie hier bei Thomann für derzeit 2399,- Euro.
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Pro und Kontra Fender American Ultra II Stratocaster
Pro
- Perfekte Verarbeitung
- perfekte Bespielbarkeit dank Quartersawn-Hals mit Compound-Radius und schönen Hals-Korpus-Übergang
- klare, sehr brillante Clean- und Crunch-Sounds, in Kombination mit Fuzz oder Drive-Pedalen nie matschig oder schrill
- 5-Wegschalter und S1-Switch für eine enorme Klangvielfalt für alle Situationen
- Stimmstabilität durch fein justierbares 2-Punkt Tremolosystem, gut gefeilten Sattel und Locking-Mechaniken
Kontra
- Ich muss sie zurückgeben.
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