RAM vs. CPU: Was ist wichtiger in der Musikproduktion?
Speicher oder doch mehr Leistung?
Es ist Zeit für einen neuen Rechner oder eine Aufrüstung des alten und bei der Planung kommt die Frage auf: RAM vs. CPU? Welche der beiden Komponenten ist wichtiger? Wo sollte man im Zweifelsfall lieber eine Stufe höher gehen, wo kann man sparen? In diesem Guide bekommt ihr einige Vorschläge, bei welchem Szenario eher Prozessor-Power oder eben Arbeitsspeicher die wichtigere Rolle spielen.
RAM vs. CPU: Die Details
Wann neu kaufen, wann aufrüsten?
Am Anfang steht die Frage, ob es generell in die Richtung neuer Rechner oder eher in Richtung Aufrüstung des alten geht. Wobei man sagen muss, dass es zunehmend so wirkt, als würde Aufrüsten, gerade, was CPU oder RAM betrifft, selbst bei Studiorechnern immer seltener werden.
Wer zum Beispiel in der Apple-Welt zu Hause ist, der kann das Thema Aufrüsten quasi komplett ignorieren. Bei Macs ab der M1-Generation sind CPU und RAM fest miteinander verlötet, hier gibt es also keine Möglichkeit zu tauschen. Auch bei Laptops mit Windows ARM sollte man genauer hinsehen, ob Prozessor oder Arbeitsspeicher überhaupt auswechselbar sind.
Am ehesten sind es die erwähnten Studiorechner, fast immer Windows-Systeme (einige alte Mac Pro oder G4 sind auch noch unterwegs), bei denen es um Aufrüsten geht. Generell kommt die Frage für Producer nach zusätzlicher Leistung immer dann, wenn es beim Produzieren, Komponieren zu häufigen Knacksern, Hängern oder sogar Abstürzen kommt. Die Frage ist nur: CPU vs. RAM, welche Komponente ist wichtiger?
CPU vs. RAM: Wofür sind sie da?
Der Prozessor gilt gemeinhin als das „Hirn“ eines Rechners, das mit Milliarden an Transistoren, Dutzenden Kernen und mehreren Cache-Leveln die Prozesse eines Systems verarbeitet. Wo lange die schiere Geschwindigkeit, gemessen in Gigahertz, über die Leistungsfähigkeit einer CPU am aussagekräftigsten war, ist es in den letzten 10-15 Jahren vor allem die Anzahl der Kerne.
Im Gegensatz dazu ist der Arbeitsspeicher, oft auch RAM (Random Access Memory), ein im Vergleich zur Festplatte extrem schneller Speicher. In diesen werden, solange er ausreicht, die gestarteten Programme und oft auch die darin geöffneten Dateien (in unserem Fall DAW-Projekte mit Samples und Audio-Dateien) geladen. Anders als Festplattenspeicher ist RAM ein temporärer Speicher. Sprich, schaltet ihr den Rechner aus oder schließt ihr das Programm, wird das Geladene wieder auf die Festplatte geschrieben. Man könnte von einer Art Kurzzeitgedächtnis sprechen.
In der Welt der Musikproduktion und der Arbeit mit DAWs und Plugins spielen beide Komponenten an unterschiedlichen Faktoren eine Rolle.
CPU: Je schwächer der Prozessor, desto weniger Plugins
Ganz vereinfacht gesagt kommt es zum berüchtigten Knacksen vor allem dann, wenn die CPU eures Systems nicht mehr hinterherkommt. Zwar kann man hier bis zu einem gewissen Grad noch mit dem Hochsetzen der Buffer-Zeit gegensteuern, aber spätestens, wenn man aufnehmen möchte, wird das zur Falle. Denn je höher man die Buffer-Zeit setzt, desto länger wird auch die Latenz.
Grundsätzlich gilt: Je mehr ihr mit Effekt-Plugins arbeitet und je wichtiger Software-Synthesizer wie Serum, Pigments oder Current sind, desto stärker muss die CPU sein. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ihr, wenn ihr hauptsächlich Audioaufnahmen macht oder mit Loops und Samples ohne viele Effekte arbeitet, kann auch ein altes System mit ebenso alter CPU noch vollkommen ausreichen.
Tipp: Auch wenn gerade in der Welt der VSTs die neusten und besten Plugins oft Wunder versprechen, kommt man mit den sogenannten Stock Plugins, also den in der eigenen DAW mitgelieferten Effekten und Instrumenten erstaunlich weit. Und diese beanspruchen in vielen Fällen viel weniger CPU-Leistung!
RAM: Für Sample-Fans und Filmmusik wichtig
Wir hatten es schon beim Guide zum Thema, wie viel RAM man überhaupt benötigt: 16 oder 32 GB sollten es bei einem neuen System schon sein, wenn es zukunftssicher sein soll. Aber es gibt genug Szenarien, wenn man beispielsweise mit einem alten Laptop produziert, wo acht oder sogar 4 GB auch schon reichen können.
Je mehr man mit großen Sample-Librarys arbeitet, also Orchester oder Bläser per MIDI einspielt, desto größer darf der Arbeitsspeicher sein. Vor vielen Jahren war ich in einer Session, die jeden Morgen damit begann, dass der Keyboarder erst einmal seine Version der Vienna Symphonic Library lud. Dieses Hunderte Gigabyte große Monster lief auf einem separaten Rechner. Und trotzdem konnten alle erst mal eine halbe Stunde Kaffeetrinken gehen, denn solange dauerte es, bis VSL einsatzbereit war!
Im Arbeitsalltag rechnen sich solche Ladezeiten. Außerdem werden System erfahrungsgemäß gerne mal instabiler, wenn der RAM knapp wird. Arbeitet ihr also mit Kontakt-Librarys oder großen ROMplern wie Omnisphere, dann kann es gar nicht genug Arbeitsspeicher sein.
RAM vs. CPU: Was gilt es beim Upgrade oder Neukauf zu beachten?
Hat man für sich entschieden, welche CPU und wie viel RAM es werden soll und der Einbau oder Neukauf steht bevor, gilt es einiges zu beachten, will man, dass der Umstieg einigermaßen flüssig läuft. Gerade bei Upgrades alter Systeme sollte man sich VOR dem Kauf mit der Kompatibilität von Treibern und Betriebssystem auseinandersetzen.
Denn gerade wenn es ein wirklich alter Rechner mit einem ebenso alten Betriebssystem wie vielleicht Windows 7 und altem Audiointerface ist, kann es gut sein, dass man auch hier auf ein neueres Betriebssystem umsteigen muss. Denn nur das kann dann auch das volle Potenzial der neuen CPU ansprechen. Und das kann dann aber wieder zu Problemen führen, falls es für das alte Interface keine Treiber mehr gibt, die mit neueren Systemen kompatibel sind.
Das Gleiche gilt für die installierten Plugins und die DAW. Hier wird, je nach Alter des vorherigen Systems, unter Umständen ein (kostenpflichtiges) Update notwendig sein. Und stellt euch je nach Menge der installierten Plugins (ihr habt doch auch mindestens 250 installiert, oder? …. oder?!) auch auf einen nervenaufreibenden Tag voller Installer, Seriennummern, unterschiedlicher Kopierschütze, verloren gegangener Sample-Pfade und mehr ein. Recherchiert auch hier vorher, ob unter Umständen eine De-Registrierung auf dem alten System notwendig ist.
Fazit
Auch wenn ich unbefriedigenderweise hier keine finale Antwort zu RAM vs. CPU geben konnte, einen umfassenderen Blick zum Thema habt ihr durch den Guide. Und einen Punkt habe ich hier auch gar nicht angerissen: das Einsatzgebiet. Denn es macht einen großen Unterschied, ob ihr einen Alltagsrechner zu Hause habt, der bloß ein wenig mehr Power bekommen soll, damit ihr euer Hobby besser betreiben könnt. Oder ob ihr beruflich als Producer oder Filmkomponist arbeitet.
Denn dann gelten, je nach Budget, etwas andere Maßstäbe. Da kann es auf großen Systemen für Filmmusik schon mal in den mittleren dreistelligen Bereich bei der RAM-Größe gehen oder bei Producer Laptops an die absolute Obergrenze, was CPU-technisch möglich ist. Und wer bei CPU und RAM gut ausgestattet hat, kann bestimmt die ein oder andere externe Festplatte für Backup, Archiv oder Sample gebrauchen.
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