Synthesizer-Live-Studio – kompakt und zeitgemäß
Alles, was man für den perfekten Live-Gig einpacken sollte
Live-Studio für den Koffer – Du hast schon viel Musik gemacht und willst jetzt ein kleines aber transportables und gut klingendes Studio für die Bühne, das möglichst viel bringt? Das alles soll in einen Koffer passen und für möglichst viele Stile funktionieren? Du brauchst folgende Komponenten: Mischpult, Kabel, Synthesizer, Sampler, Sequencer. Was ich nicht mit in den Koffer packe sind die passenden Kabel. Aber welche Geräte könnten das sein, damit das Setup passt?
Superkompaktes Koffer-Synthesizer-Live-Studio
Pult und Recording: 1010music Bluebox
Beim Pult ist das interessanterweise am einfachsten, die 1010Music Bluebox kann Einzelspuren aufnehmen und ist gleichzeitig Mischpult für 12 Kanäle. Ich habe seit Jahren nichts Besseres und Kompakteres gefunden. Alternativ gibt es die CQ-Serie von Allen & Heath, die größer ist aber auch in ein Case passen kann, wenn du 18 Kanäle benötigst. In der Bluebox kannst du Stereo- und Mono-Kanäle ganz leicht auswählen und zu Gruppen zusammensetzen sowie für Recording einzeln scharf schalten. Es gibt Delay und Reverb als eigene Bus-Effekte. Nicht zu besonders, funktioniert aber. Ich nehme ein Nano Control als schnelle Steuerung dazu. Eine gute Wahl!
Raus geht es mit dem eigentlichen Signal für die PA mit Miniklinke auf XLR, denn du kriegst sowieso zu 90% deiner Gigs eine DI-Box oder ein XLR Kabel gereicht. Wenn das nicht passt, nimmst du ein Miniklinke-Klinkenbuchsen-Adapter und kannst dann ebenso das bedienen. Andere Dinge kommen seltenst vor. Vergiss nicht evtl. Cinch-Adapter für Leute, die DJ-Pulte als Hauptanschluss anbieten. Kopfhörer ist 3.5mm – was die meisten Kopfhörer sowieso über einen Anschraub-Adapter schon können. Es ist dazu Platz für ein Cue-Signal, das du mit dem kleinen Teil extra mischen kannst. Das sollte für das Live-Studio reichen. Du kannst sogar den EQ für alles neu justieren.
Brauchst du mehr als 12 Kanäle, musst du noch so eins kaufen, es gibt schlicht zu wenig brauchbare Konkurrenz, echte Konkurrenz.
Sequencer-Zentrale: Elektron Digitakt 2 & Digitone 2
Ein Sequencer, der alles kann und alles tut, was man braucht, kommt meist von Elektron. Damit es nicht extra wiegt und kostet, ist dieser Sequencer idealerweise auch ein Klangerzeuger. Nach langem Shootout und für Performance optimiert, fällt man aus vielen Gründen gern immer wieder auf diese Maschine zurück: Elektron Digitakt 2 und Digitone 2.
Beide können Sequencing mit 8 Takten. Über Conditions können sie noch komplexer sein und verschieden im Timing. So weit, so gut. Die klare Frage ist: brauchst du live Transpose für polyphone Spuren? Wenn ja, muss es Digitone 2 sein, denn das kann der Digitakt 2 leider nicht. Es ist nur möglich eine monophone Spur schnell zu transponieren, nicht aber 4 Noten gleichzeitig. Das bleibt dem Digitone 2 überlassen, er hat sogar einen Taster dafür. Aber wenn du Samples brauchst, dann brauchst du natürlich den Digitakt 2.
So gut das alles ist, wenn du normale Songs machst, ist dieser Weg der bessere. 16 Spuren komplette Kontrolle über alles per MIDI und impro-tauglich. Das gibt es immer weniger. Matrix-Sequencer sind dafür ungeeignet und unübersichtlich, es braucht also etwas straightes. Deshalb Digitone 2, er hat zudem einen schönen 4-OP Synthesizer „an Bord“. Take it or not. Das tut hier und da weh, aber es ist die beste Lösung.
Sampling Synth: 1010music NanoBox Tangerine
Bis hier kannst du schon Songs bauen, hast aber noch keinen Synthesizer. Hier gibt es mehrere Strategien und DAS hängt natürlich vom Ziel und deinem Sound ab. Spielen Samples eine wichtige Rolle, hast du dich sicher für einen Digitakt 2 entschieden.
Aber es gibt noch eine Alternative mit Sampling im kompakt-Live-Studio. Arbeite wie Front 242 und Depeche Mode – Sample alles und stelle es in kleinster Form bereit. Das bringt und geht mit 8 Parts mit Multisampling mit dem Tangerine.
Alternativ kannst du den Digitakt 2 dazunehmen. Ich hatte ihn schon gekauft und mag den einfach, er kann sehr viel, nur die Effekte sind nicht toll, was leider generell für alles hier gilt. Das Transpose-Problem dürfte mit der nanobox einfacher sein – per MIDI-Controller! Der Weg zum Kompakt-Live-Studio ist vielfältig. Das kann man vom Digitone 2 aus leicht automatisieren.
Live-Studio-Synthesizer gesucht: C Impro, B Perfekt, A Allrounder
Ab hier müssen Synthesizer gesucht werden, die deinen Sound und deine Anforderungen ideal erfüllen. Allgemein zu sagen, welche das sind, ist am meisten abhängig von deinem Stil. Ein Live-Studio braucht kompakte Geräte und idealerweise multitimbrale Arbeitsweise, um Gehäuse und Geräte zu sparen. Das ist aber leider selten geworden.
Perfekt vs. Impro-Allrounder
Das andere Extrem ist der „verboten gut klingende Synthesizer„, den man sich gern als Solo-Ausflipp-Impro-Maschine dazu stellt und der möglichst viel können sollte. Alternativ dazu kann man einen Allrounder aussuchen, der nahezu alle Klangkategorien abdeckt. Wer einen guten Multimode’ler hat, kann sich da zurücklehnen und nicht bei dem Perfekt-Synth geizen:
In meinem realen Live-Studio ist der microKorg der Allrounder, der tatsächlich alle wichtigen „Electronic“ Sounds souverän leistet – klingt auf jeder Club PA gut. Aber der ist schon etwas alt. Die für mich privat besten Live-Maschinen sind die Roland System 1m Synthesizer, da sie absolut überzeugend klingen, leider nicht multitimbral. Die gibt es nicht mehr neu.
Große Synths können in einem „Mini Live-Studio“ nicht vorkommen. Also kein System 8 oder „so etwas“. Klein und transportabel muss es schon sein. Das schränkt schon ein. Desktops oder Kleintasten-Versionen regieren. So etwas passt in den Koffer. Ein Oberheim TEO-5 wäre klanglich auch ganz vorn, aber der ist nicht „klein“ im neueren Sinne. Vielleicht kannst du aber damit leben, also nenne ich ihn mal. Ich schließe aber alles aus, was zu groß ist.
Multitimbraler Desktop Synthesizer fürs Live-Studio
Du brauchst ein Arbeitspferd, was möglichst viel und vielseitig arbeiten kann? Alles andere haben Sampler oder FM im Digitone 2 oben schon abgedeckt. Ich musste unfassbar viele tolle Synthesizer aus meinem Repertoire löschen, weil sie nur 2 oder weniger verschiedene Sounds gleichzeitig erzeugen können, denn – du hast nicht viel Platz und deshalb sind 4 Slots sinnvoll, um einen echten Song im Synthesizer aufbauen zu können. So etwas muss für sehr viele Soundtypen polyphon und offen sein. Die Synthesizer-Frühzeit ist vorbei! Die Achtziger auch! Also keine Gnade!
Hier gibt es einen neuen analogen Synthesizer mit (leider nur) 6 Stimmen, der aber frei zuordenbar ist: Für analoge Liebhaber wäre das der Redshift 6. Er wäre mein Tipp für Klangfreunde, die sich einschränken können. Den klassischen VA-Alleskönner, den es schon „jahrmillionenlang“ gibt, gibt es in Form des Blofeld. Er liefert bei normaler Nutzung gut 10-15 Stimmen. Noch moderner ist der stimmenreiche 4-Slotter Mayer Vibes mit gut klingender Engine und auf den zweiten Blick ein ziemlicher Synthesekönig. Etwas spezieller von einem tollen kleinen Hersteller ist Fred’s Lab neuer Manatee, der ebenfalls vier unterschiedliche Sounds schafft. Er ist inzwischen auch über Thomann normal zu kaufen. Ähnlich wie der Blofeld, braucht er mehr Power pro Sound, wenn massiv viel Leistung angefordert wird.
Schnellurteil: Wer möglichst vielfältig viele Slots und modern unterwegs sein will und etwas modernes möchte, sollte sich bei Mayer und Fred umsehen! Der Mayer Vibes hat sogar, wie der Roland SH-4D, noch einen fünften Drumslot. Wenn das Geld nicht reicht, können die anderen Genannten gute Dienste leisten. Übrigens kommt kein Waldorf Iridium hier vor, weil der einfach zu wenig unterschiedliche Sounds bereitstellen kann. Pech gehabt! Multitimbralität ist wichtig und die Hersteller sollten hier mehr liefern! Aber – es gibt endlich wieder Einige und meist von absolut kleinen Herstellern! Super! Kauft man gern!
Das Live-Studio Super-Impro-Perfekt-Synthesizer!
Dies ist dein Lieblings-Synthesizer, den du gekauft hast, weil er so gut klingt, er sehr ausdrucksstark ist oder für dich so etwas wie die absolute SuperMaschine ist. Zusätzlich zu dem Multimode–Synth. Er kann exotisch oder besonders sein. So etwas kann ich unmöglich für dich auswählen. Aber er muss ja noch in den Koffer passen und darf daher eben nicht ausladend sein.
Mein aktueller Favorit ist noch immer der Vectra von Future Retro. Er ist 46,3 cm breit und kleiner als ein Arturia Keystep 37, den man live vermutlich ebenfalls dringend braucht. Der Vectra klingt sehr spannend und kann vieles in Sachen Klang und Synthese (FM etc), ist aber bestimmt nicht jedermans Lösung, da er auch kein vollpolyphoner Synth ist. Obwohl er in den Koffer passt, suche ich weiter. Er ist auch kleiner als ein Minifreak, also kann ich den nehmen!?
Ein Klassiker wäre der SH-101-Nachfolger S-1, den es inzwischen in der Compact-Serie gibt. Das ist die neuere Fassung der Boutique-Serie von Roland, die vierstimmig ist und sich einfach gut durchsetzt. Noch immer ein toller Grund-Sound. Er ist gegenüber dem Vorgänger ein simpler 1-OSC Synth mit digitalen Tricks und daher also im Klangspektrum erweitert. Ich gebe allerdings zu, dass ich meinen „alten“ und roten SH-01A lieber mitnehme, da er leichter zu bedienen ist (alles Fader). Ich habe das Set mal in den Koffer gebaut – und sie passen alle zusammen hinein. Du hast also mit dem, was hier steht, mind. 5 unterschiedliche Klänge plus Drums plus weitere Drums, wenn du dich für SH-4D oder Vibes entschieden hast.
Scheiß drauf, wenn ich ausflippen wollte, würde ich mich trotzdem für den verdammten Vectra entscheiden, weil er einfach cool ist, so viel kann und unfassbar gut klingt. Ich bin kein Fan dieser Tastatur und dass er nur paraphon ist, ist kritisierbar – aber er kann sehr schnelle LFOs, ist frei kombinierbar, seine Filter sind eher EMS VCS und klingen besonders, fresh und einfach irre gut. Billig ist er nicht. Das Ding passt in MEINEN Koffer, also – bitte sehr, damit ich meine Seele nicht töten muss, hier in die Live-Studio Liste…
Hinweise und Mods – Live-Studio und Bildkommentar
Mein Live-Studio-Bild zeigt eine Stellstudie mit Geräten, die ich nutze. Bei mir sind das Digitakt 2, ein Steuerkeyboard, 2 Live-Synths (Manatee und S-1), ein hochwertiger Eventide-Effekt H9. In meinem Liveset ist natürlich die Bluebox, die ich aus Faulheit nicht abstecken wollte. Die Blackbox kann aber die Stellprobe erfüllen. Der weiße Sequencer ist ein krasses Melodie-Teil von Alice D25, der MiditraC, der mittlerweile seine Firmware 2.09 bekommen hat. Seine Transpose-Fähigkeiten sind grandios.
Ich hadere sehr, da ich Sample-Mensch bin und den Digitakt 2 sehr mag, der aber keine Transpose-Option besitzt, weshalb bei mir wohl ein Digitone 2 dazukommen muss oder Elektron bietet ein Update, sodass man besser poly–transponieren kann. Ohne das sind klassische Songs etwas schwerer zu erzeugen, Tracks gehen aber „auch“ irgendwie. Ich gebe zu, dass ich die System 1m mit dem System 100 Plug-Out wegen des tollen Sounds nicht gut ablegen kann, aber oben gibt es ja 2 Alternativen.
Live-Studio Überlegungen / Alternativen
Es geht auch sicher als Hauptsynth für dein Live-Spiel ein microKorg 2 oder was auch immer dir gefällt. Ich mag als weitere Alternative den Roland SE-02 als Minimoog mit Speicher, falls monophon ok ist, aber der Sound kompromissfrei fett sein muss. Er ist alternativ zum SH/S-1 live dabei, besonders wenn es ordentlich ballern muss.
Aktuell gibt es bei Thomann den Roland JD-08 im Sonder-Raushau-Preis 329€. Der kann 2 verschiedene Sounds multitimbral und hat 4 Layer. Vielleicht passt das für einige – vermute Roland räumt gerade seine Regale. Musikalisch bin ich nicht ganz auf „der Linie„, aber ich mag den einfach. Rompler sind aktuell nicht typisch und daher „exotisch“ im Sound. Geheimtipp für den Koffer und Schrank. Er kommt eh nie wieder, Roland wird irgendwelche anderen Wege gehen. Ein kompaktes Roland ACB-Desktop System-20 mit Plug-out Platz für alles (inkl. geliebtes System 100), von dort voll bedienbar, und das ohne Software und polyphon kommt ja vermutlich eher nicht. Aber das wäre mein Wunsch. Dann den!
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