Wozu ein Preamp? – Was bringt ein Vorverstärker und was nicht
Wozu ein Preamp – früher oder später stehen viele Home Producer, Projektstudios und Home Recording Setups vor dieser Frage. Denn ein Audiointerface verstärkt doch schon?! Was bringt da noch ein Mikrofonvorverstärker? Die wichtigsten Fragen und Antworten findet ihr hier. Und einige Vorschläge.
Wozu ein Preamp für zu Hause?
Wozu ein Preamp – In Studios schon immer dabei
Home Recording und Laptop Producing ist im Vergleich zur Geschichte von Musikaufnahmen noch gar nicht so alt. Bis Ende des letzten Jahrhunderts fanden Aufnahmen zum allergrößten Teil in Studios statt. Nicht nur war die Raumakustik dort optimiert, auch hatte man häufig teures und edel klingendes Equipment zur Verfügung.
Von seltenen Mikrofonen über legendäre Kompressoren hin zu – eben – Preamps und Bandmaschinen, sorgte das Gear für teuer klingende Aufnahmen. Im Zuge des wachsenden Zuhause-Produzierens ist immer mehr in-the-box und in-the-audio-interface gewandert. Weder hat man den Platz noch die finanziellen Mittel, um sich riesige Racks und monströse Patchbays in der Studioecke aufzustellen.
Preamps in den Studios, erst vor allem Röhrenvorverstärker, später vermehrt Transistormodelle, tun genau das: Sie heben die Signale der angeschlossenen Mikrofone an – von Mic Level auf Line Level. Im voll analogen Studio sorgte dieser Punkt in der Signalkette dafür, dass die Signale (je nach Qualität des Preamps) möglichst rauscharm auf Line-Pegel gebracht wurden. Wozu ein Preamp, wenn man zu Hause produziert?
Ist ein Preamp sinnvoll für zu Hause?
Wie so oft in der Audiowelt gilt auch hier: Kommt drauf an. Wenn du nur instrumental arbeitest, ohne Vocals aufzunehmen und auch sonst keine akustischen Instrumente aufnimmst, bringt dir ein Preamp wenig. Zur analogen Färbung kommen wir noch, aber rein technisch gesehen ist ein Vorverstärker in diesem Setup kaum zu gebrauchen.
Auch bei reinen Sprachaufnahmen mit einem Kondensatormikrofon reicht in vielen Fällen ein Audiointerface aus. Denn so gut wie alle heutigen Modelle liefern 48 Volt Phantomspeisung, die Voraussetzung für den Einsatz eines Kondensatormikrofons. Sobald ihr mit einem dynamischen Mikrofon arbeitet, wie dem Sm57, dem Sm58 oder dem SM7b von Shure, dem bei der Abnahme von Gitarrenverstärkern beliebten Sennheiser E 906 oder dem Sennheiser MD421, kann ein Preamp sehr sinnvoll sein.
Wozu ein Preamp? Gerade beim SM7b sind viele anfangs erstaunt, wie leise und schwachbrüstig es klingt, wenn man es direkt an sein Audiointerface anschließt. Denn das dynamische Mikrofon benötigt so viel Vorverstärkung, dass viele Einstiegsmodelle hier einfach nicht genug Gain liefern. Oder die integrierten Verstärker mangels Qualität zu viel Rauschen ins Signal bringen.
Wozu ein Preamp für Analog-Vibes?
Was die analoge Färbung betrifft, die fast unumgänglich durch einen Preamp im Signal landet, kommen wir vom technisch Notwendigen zur Glaubensfrage: Färbung oder nicht. Denn was ein Neve 1073 oder ein Avalon VT-737SP an „Wärme“ und „Präsenz“ in ein Signal bringen, empfinden viele Engineers als die Kirsche auf der Audiotorte, die mit Plugin-Emulationen so nicht erreichbar ist.
Wozu ein Preamp? Wer hier klein anfangen will, sollte sich die Aufsteck-Preamps von Cloudlifter, FetHead und Co. näher ansehen. Hier kommt kein wuchtiges Rack, keine röhrige Kiste auf den Schreibtisch, nur ein kleiner Anstecker an den Anschluss des Mikrofons. Und diese Preamps heben den Pegel meist so gut und rauscharm an bei leichter analoger Färbung, dass sie in vielen Bereichen vollkommen ausreichen.
Low-Cut, High-Shelf und 48 Volt
Neben Signalanhebung und Sättigung bieten viele Vorverstärker auch noch weitere Features. So bieten Neve 1073 und die meisten Klone des Klassikers einen 3-Band-EQ, mit dem ihr euren Vocal-Sound veredeln könnt. Viele Preamps haben dazu ein zuschaltbares Low-Cut-Filter (meistens bei c. 80 Hz), um Trittschall zu dämpfen.
Je nachdem welches Mikrofon ihr zu Hause nutzt, kann es auch sinnvoll sein, darauf zu achten, dass der Preamp optional 48 Volt Phantomspeisung bietet. Stöbert ihr tiefer in der der Welt der Preamps, werdet ihr dazu feststellen, dass es von vielen Modellen jeweils eines in Mono und ein teureres in Stereo gibt. Ersteres kann, falls ihr eh nur ein Mikrofon für eure Aufnahmen nutzt, vollkommen ausreichen.
Fazit zum Thema: Wozu ein Preamp?
Wozu ein Preamp, wenn es ein Audiointerface tut? Und Plugins in vielen Fällen klanglich nah genug am teuren Original emulieren, dass man in einem Mix den Unterschied nicht hört? Berechtigte Frage. Und nach diesem kurzen Ausflug habt ihr dazu vielleicht einige neue Gedanken und Ideen bekommen, ob sich ein Vorverstärker für euch lohnt.
Wie sind eure Erfahrungen damit? Und mit welchen Vorverstärkern arbeitet ihr am liebsten? Schreibt es und in den Kommentaren!
Infos über Preamps
- News über Neve
- 1073 Website
- Das Neuste von Shure
- SM7b Website
- Sennheiser bei Gearnews
- MD421 Kompakt Website
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4 Antworten zu “Wozu ein Preamp? – Was bringt ein Vorverstärker und was nicht”
Ich hab mir vor Jahren den Universal Audio LA-610 MkII geholt.
Diesen Preamp (und mehr, Comp etc.) nutze ich ausschließlich für Vocalaufnahmen für Rap und Gesang.
Niemals würde ich für diese Aufnahmen den Preamp umgehen. Ich liebe ihn!
Für alles Andere wie Sprachaufnahmen etc. gehe ich ausschließlich den direkten Weg über das Interface. So kann ich mir sicher sein, dass noch nichts eingefärbt ist. Das kann ich dann bei Bedarf zu Belieben in the box machen.
Ach herrlich wieviel Flexibilität man heute doch hat, dank der Technik :-)
Ich nehme seit ca. 5-6 Jahren meine Drums mit einem Behringer X32 auf, letztes Jahr meinet ich für mein Bändchen Mikrofon mir einen gefallen mit einem Preamp-Klon WA 273 zu tun. Leider bin ich erst dieses Jahr dazu gekommen die Preamps des X32 mal mit denen des WA 273 zu vergleichen…und stelle fest: die des X32 gefallen mir viel besser. Der WA273 kann natürlich tolle Sachen hinzufügen…nur ehrlich, das gelingt mir auch mit einigen Plugins ebenso.
Ich habe einen Digidesign 192 AD/DA Wandler. Er verlangt etwa 70db Gain damit man etwas zum aufnehmen hört.Man benötigt einen Preamp. Er verlangt auch einen hochwertigen Kompressor. Da die günstigen die nötige Lautstärke nicht liefern. Aber die Aufnahmen klingen sehr gut.
Wo sowohl der VT-737 und das SM7 erwähnt werden: Das überbewertete Mikro ist für den Avalon deutlich zu schwach. Selbst auf Hi Gain mit 3-Uhr-Stellung. Mehr darf man nicht, sonst rauscht der Avalon. Man benötigt selbst dort also einen FetHead. Krass, oder?