Ein legendäres Buchla-Modularsystem wird wieder zum Leben erweckt: Synthesizer-Journal
In dieser Ausgabe des Synthesizer-Journals könnt ihr mitverfolgen, wie ein fast 60 Jahre altes Buchla-Modularsystem wieder zum Leben erweckt wird. Außerdem: Nakedboards präsentiert mit Archean einen neuen experimentellen Synthesizer, der von geologischen Formationen inspiriert ist. Und Expert Sleepers erweitert seine Interface-Modulpalette um ein praktisches ADAT-Modul.
Synthesizer-Journal
Nakedboards Archean: Geologische Klangwelten
Nakedboards kennen wir von praktischen Gerätschaften wie dem USB-CV-Interface CV-8 und dem dazu passenden MIDI-Controller MC-8. Jetzt meldet der Entwickler sich mit dem kleinen patchbaren Synthesizer Archean zurück, der von geologischen Formationen inspiriert ist. Nakedboards schreibt dazu:
“Für mich ruft Ambient-Musik unendlich viele Assoziationen mit geologischen Formationen hervor, weit mehr als mit der lebendigen Natur. Das Eintauchen in diese Musik, das Lesen von Büchern und das Hören von Geologievorlesungen versetzen mich in einen gewissen romantischen Zustand, den ich durch meine Instrumente, Projekte und Musik zu vermitteln suche. Diesem Gefühl ist dieser Synthesizer gewidmet.”
Wie darf man sich das nun in der Praxis vorstellen? Archean verfügt über einen interessanten Oszillator, der auf drei verschiedene Weisen arbeiten kann. Man kann aus einer zufällig generierten „Landschaft“, einer sich fortwährend weiterentwickelnden „Landschaft“ und einer Dreieckschwingung auswählen. Der Oszillator bietet einen Tonumfang von sieben Oktaven.
Diese „Klanglandschaften“ werden dann durch ein Filter, einen LFO, einen VCA, einen ADSR-Hüllkurvengenerator und ein CV-steuerbares Delay weiter geformt. Außerdem gibt es eine mysteriöse Schaltung namens „Element“. Viele Parameter sind patchbar, was viel Raum für Experimente bietet, auch in Kombination mit einem Eurorack-System.
Archean wird über MIDI, USB-MIDI oder CV/Gate gesteuert. Außerdem kann man den Synthesizer über eine kleine Touch-Tastatur mit 22 Tasten spielen. Als weitere Modulationsquelle verfügt Archean über einen Entfernungssensor, der die Distanz zu einem vor dem Synthesizer befindlichen Objekt misst. Dies wird auch über MIDI und CV ausgegeben, wodurch der Synthesizer sich auch als interessanter Performance-Controller für andere Gerätschaften anbietet.
Ihr könnt Nakedboards Archean auf der Website des Entwicklers für 350 US-Dollar vorbestellen. Die Auslieferung soll im Oktober 2024 beginnen.
Ein Buchla 100 wird wieder zum Leben erweckt
Wer eine Vorstellung davon bekommen möchte, wie viel Arbeit in die Restaurierung eines Vintage-Modularsystems fließt, dem darf ich diesen Blog-Artikel der US Library of Congress ans Herz legen. Das Buchla-System hatte ursprünglich keinem Geringeren als Morton Subotnick gehört. Der Name des Komponisten ist untrennbar mit der Geschichte der West-Coast-Synthese und der Buchla-Synthesizer verknüpft, denn es war Subotnick, der Don Buchla während seiner Zeit am San Francisco Tape Music Centre zum Bau eines modularen Synthesizers anregte.
Auf Umwegen gelangte das Modularsystem im Jahr 2008 in den Besitz der Kongressbibliothek, als Subotnicks Werk „Silver Apples of the Moon“ in die National Recording Registry aufgenommen wurde. Seitdem schlummerte der Synthesizer in der Sammlung.
Im Frühjahr dieses Jahres entschloss man sich endlich, das Buchla-System wieder funktionsfähig zu machen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen externen Technikern und einem Maker-Space in Virginia restaurierte die Bibliothek den Synthesizer und versetzte ihn in einen funktionsfähigen Zustand. Den interessanten Restaurierungsprozess könnt ihr in diesem Blog-Artikel mitverfolgen. Vielleicht eine Inspiration, mal wieder ein Synthesizer-DIY-Projekt in Angriff zu nehmen?
Buchtipp: Alles über modulare Synthesizer
Stichwort Modularsystem: Wer sich für das Thema interessiert und wissen möchte, wie ein modularer Synthesizer aufgebaut ist, welche Module es gibt und wie sie funktionieren, dem sei dieses Buch von Heiner Kruse empfohlen. Auf 340 Seiten erfahrt ihr alles über modulare Systeme, anschaulich erklärt mit vielen Patch-Beispielen und Praxistipps.
Auch auf die physikalischen und theoretischen Grundlagen geht der Autor ein, ebenso wie auf Software-Modularsysteme und die Steuerung eines modularen Synthesizers über MIDI. Neben Eurorack-Systemen kommen auch die Varianten von Moog, Serge und eben Buchla zur Sprache. Werft einfach mal auf der Produktseite einen Blick ins Inhaltsverzeichnis – kein Aspekt modularer Synthesizer wird ausgelassen. Das neue Standardwerk zum Thema Modularsystem in deutscher Sprache?
„Modulare Synthesizer“ von Heiner Kruse bekommt ihr bei Thomann* für 39,90 €.
- Das erste Eurorack-System: Vermeidet am besten diese Fehler
- Eurorack Patch-Tipps: 4 Dinge, auf die ihr beim Patchen achten solltet
- Semimodular oder nicht: Wie steige ich ins Eurorack ein?
Neu von Expert Sleepers: ES-10 ADAT-Interface
Die verschiedenen Interface-Module von Expert Sleepers gehören seit Langem zu den beliebtesten Lösungen zur Steuerung eines Modularsystems per DAW – oder andersherum. Jetzt hat der Hersteller die Serie um ein weiteres Modul ergänzt.
Das Expert Sleepers ES-10 ist ideal für alle, die einen bisher ungenutzten ADAT-Port an ihrem Audiointerface haben. So bleiben die analogen Anschlüsse des Interfaces frei für andere Aufgaben. Das ES-10 bietet je acht Ein- und Ausgänge, die alle DC-coupled sind und sich für CV- und Audiosignale eignen. Alle Inputs lassen sich einzeln zwischen Line- und Modular-Pegel umschalten.
Falls noch mehr Ausgänge benötigt werden, lässt sich das ES-10 mit dem Erweiterungsmodul ES-5 kombinieren.
Das Expert Sleepers ES-10 ist jetzt bei Thomann* für 349,- € bestellbar.
*Hinweis: Dieser Artikel enthält Werbelinks, die uns bei der Finanzierung unserer Seite helfen. Keine Sorge: Der Preis für euch bleibt immer gleich! Wenn ihr etwas über diese Links kauft, erhalten wir eine kleine Provision. Danke für eure Unterstützung!