Die 8 besten Gitarrenverstärker aller Zeiten
Die wichtigsten Amps im Überblick
Gitarrenverstärker haben seit den frühen Tagen des Rock ’n‘ Roll einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der Musik. Von den frühen Blues-Sounds bis hin zu den donnernden Riffs des modernen Heavy Metal haben bestimmte Verstärkermodelle die klangliche Landschaft geprägt und den Sound von Generationen von Gitarristen definiert. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die 8 definitiv wichtigsten E-Gitarren-Verstärker aller Zeiten. Zumindest sind sie es aus meiner Sicht. Wir schauen auf ihre technischen Besonderheiten und die legendären Guitar-Heroes, die sie berühmt gemacht haben.
Worum es geht
1. Marshall JTM-45 — Jimi Hendrix
Der landläufig nur „Plexi“ genannte Marshall JTM-45 wurde schon 1962 eingeführt und hat sich seither schnell als der einflussreichste britische Gitarrenverstärker in der Geschichte des Rock etabliert. Besonders seine wahnwitzige Lautstärke machte ihn schnell zu einem Symbol für „den“ kraftvollen Rocksound. Und auch nach seiner Umbenennung in 1967 in JMP Super Lead bleibt er schlicht und ergreifend das Nonplusultra des britischen Rocksounds.
100 Watt Leistung und zwei Kanälen liefern zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und Sounds — je nach Röhrenkonstellation. Der wohl bekannteste Plexi-Sound wird durch das Zusammenspiel von EL34-Röhren und Verwendung von EL34-Röhren in der Endstufe und ECC83 im Preamp erreicht.
Besonders der Sound von Jimi Hendrix machte den Plexi berühmt. „Purple Haze“ ist eines der bekanntesten Beispiele, wie ein Marshall klingen sollte. Die Verwendung extremer Lautstärken, echter Röhrenzerre und allerhand Effektgeräte (Fuzz, Fuzz und Fuzz) haben ihren ganz eigenen Charme und sicherlich dazu beigetragen, Jimi auch Jahrzehnte nach seinen legendären Shows zu einem der bekanntesten Gitarristen der Welt zu machen.
Der Sound des Plexis (der Name kommt übrigens von einer Bedienfront aus Plexiglas, die bei den ersten Modellen verwendet wurde), ist kraftvoll und beinahe aggressiv. Durchsetzungsfähigkeit und druckvolle Riffs behaupten sich in jeder Bühnensituation — 100 Watt Röhrenpower sei Dank. Dieser Gitarrenverstärker ist ein unverzichtbares Werkzeug für jeden, der den klassischen Rocksound in seiner reinsten Form erleben möchte. Mein Tipp: Am besten zusammen mit einer Paula (und einem Bier) spielen und genießen.
2. Fender Blues Deluxe — Mein Gitarrenverstärker für John Mayer und SRV
Ja, ich habe einen einigermaßen modernen Fender Gitarrenverstärker in diese Liste mit aufgenommen. Und? Mit Recht! Der Fender Blues Deluxe wurde im ersten Run 1993 eingeführt und ist eine mehr als gelungene Hommage an die klassischen Fender-Verstärker der 1950er-Jahre (die Tweed-Ära lässt grüßen). Der warme, tiefe und wunderbar cremige Röhrensound macht ihn für mich zum perfekten Blues-Amp.
Technisch ist der Blues Deluxe mit 40 Watt Leistung und einem 12-Zoll Eminence-Lautsprecher mehr als klassisch ausgestattet. 6L6-Endstufenröhren (für ordentlich Headroom) arbeiten Hand in Hand mit 12AX7 Vorstufenröhren zusammen, die für ihren klaren, singenden Klang bekannt sind. Der Amp selbst verfügt über zwei Kanäle (Normal und Drive) sowie einen Federhall, der dem Sound zusätzliche Tiefe verleiht. Mehr braucht’s halt auch nicht.
Auch wenn offiziell keiner der großen Namen für den Einsatz des Blues Deluxe bekannt ist, für meine Ohren klingen sowohl John Mayer (vergleiche „Gravity“), als auch Teile von Stevie Ray Vaughan(„Lenny“) stark nach Blues Deluxe. Ich mag die Einfachheit und die rohe Energie in den Tracks, den Schimmer und die Klarheit der Gitarrensounds.
Die Kombination aus klaren Höhen, festen Bässen und einem reichhaltigen Mittenbereich macht den Fender Blues Deluxe zur perfekten Mischung aus klassischem Sound und moderner Technik. Steinigt mich ruhig, aber ich finde ihn besser als einen Twin Reverb.
3. Vox AC30 — Brian May
Was 30 Watt alles so liefern können. Vox AC30, ein Name wie Donnerhall — zumindest bei uns Gitarristen. Eingeführt in den späten 1950er-Jahren ist er ein fester Bestandteil des britischen Rock ’n‘ Roll Sounds. Von der British Invasion bis heute spielt der Vox AC30 als Gitarrenverstärker einen entscheidende Rolle — sowohl live als auch in Tausenden Studioproduktionen sämtlicher Genres.
Technisch bietet der AC30 mit seinen 30 Watt Leistung und zwei 12-Zoll-Lautsprechern nicht besonders „viel“. ECC83- und EL84-Röhren sorgen für den gern als „chimey“ bezeichneten Sound. Doch besonders die Top-Boost-Schaltung ist erwähnenswert, da sie dem Klang des kleinen Combos so richtig Fleisch verpasst.
Ein (mein) Paradebeispiel für den Einsatz des Vox AC30 ist daher auch Brian May von Queen, der diesen Verstärker (bzw. gleich neun davon) intensiv nutzt. Insbesondere bei „Stone Cold Crazy“ geht mir dabei das Herz auf — so schön können aufgerissene, britische Röhrenamps also klingen. Und auch heute gilt: Der Vox AC30 ist ein zeitloser Klassiker, der auch in modernen Musikproduktionen nichts von seiner Relevanz eingebüßt hat.
4. Mesa Boogie Dual Rectifier — Dave Grohl
Der Mesa Boogie Dual Rectifier ist weniger ein einzelner Gitarrenverstärker, denn eine ganze Serie, deren Entwicklung bereits 1989 begann. Mit Marktreife der Revision C 1992 hat sich „der“ Recitfier schnell als Standard für moderne Metal-Sounds etabliert. Ursprünglich für die damals hoch im Kurs stehenden Hair-Metal-Bands entwickelt, schlug der Dual Rectifier vor allem bei aufsteigenden und bereits bekannten Bands aus Metal-Genres aller Art ein.
Der Dual Rectifier verfügt über drei Kanäle, die jeweils einen eigenen Charakter haben und Schaltmöglichkeiten zwischen Röhren- und Dioden-Gleichrichtung bieten — daher auch der Name der Recties. Mit seinen 100 Watt Leistung ist dieser Verstärker mehr als fähig, große Bühnen zu beschallen und dabei einen durchdringenden und kraftvollen Klang zu liefern. Dank einer vorwählbaren Leistung von „nur“ 50 Watt lässt sich der Gitarrenverstärker ein wenig zähmen.
In meinen (begrenzt-musikalischen) Ohren ist das beste Beispiel für einen ordnungsgemäß gespielten, sauber aufgerissenen Dual Rectifier der Gitarrensound der Foo Fighters. Insbesondere Dave Grohlscheint sich mit der Kombination aus Semi-Hollow-Gitarre und Mesa Amp extrem wohl zu fühlen. Gerade Live werden die Gitarrenverstärker gern Seite an Seite mit, Überraschung, AC30s eingesetzt: GroundGuitar
5. Peavey 5150 — Eddie Van Halen
Tja, es wird noch doller: Der legendäre Peavey 5150, entwickelt auf der Basis des Soldano SLO100 und in Zusammenarbeit mit dem legendären Eddie Van Halen, wurde 1992 auf den Markt gebracht. Als führender Verstärker für High-Gain-Rock und Metal machte sich der Amp unter den Fingern von Eddie einen Namen und wird bis heute gern in zahlreichen Bands eingesetzt (User sind unter anderem James Hetfield, Jerry Cantrell, Joe Satriani und Prince).
Der ursprüngliche 5150 bietet unvernünftige 120 Watt Leistung und zwei Kanäle, die von (einigermaßen) clean bis extrem verzerrt reichen. 6L6-Röhren sorgen für ordentlich Druck, nicht umsonst ist der 5150 ist für seine enorme Lautstärke und seinen durchdringenden Sound berüchtigt. Eben DER Sound der 90er.
Bis in die frühen 2000er produziert ist die „Marke 5150“ heute bei EVH zuhause und wird unter diesem Label in unterschiedlichen Varianten angeboten — vom 100 Watt Gitarrenverstärker bis zum Effektgerät ist alles erhältlich.
6. Hiwatt DR103 — David Gilmour
Der Hiwatt DR103, der in den späten 1960er-Jahren auf den Markt kam, ist eng mit der Geschichte von David Gilmour und Pink Floyd verbunden: Der große Headroom und die Vielfältigkeit des Amps verbinden sich perfekt bei experimentellen Soundwelten und Ambient-Sounds.
Entwickelt von David Reeves, besticht der DR103 durch seine außergewöhnliche Klangqualität und seine Fähigkeit, auch bei hohen Lautstärken glasklar und durchsetzungsstark zu bleiben. Der DR103 liefert echte 100 Watt und setzt dabei auf vier EL34-Endstufenröhren sowie vier 12AX7-Vorverstärkerröhren — klassisch britisch eben.
DAS Paradebeispiel für den Einsatz des Hiwatt DR103 ist und bleibt David Gilmour mit Pink Floyd. Besonders bei Songs wie „Comfortably Numb“ zeigt sich die Stärke dieses Verstärkers. Gilmours sanfte, atmosphärische Soli und sein klarer, durchsetzungsfähiger Sound wurden maßgeblich durch den DR103 geprägt. Der Verstärker hilft, die Nuancen und die Tiefe seiner Musik perfekt zu transportieren: Gilmourish
7. 1959 Fender Tweed Twin Amp — Joe Bonamassa
80 Watt Leistung, Tweed-Gehäuse und zwei 12“ Celestions machen den Twin zu einem echten Monster— zumindest lautstärkemäßig ist da alles drin.
Bereits in den späten 1950er Jahren waren den Tweed-Amps aus amerikanischer Produktion beliebt, heute sind die originalen Teile beinahe unerschwinglich und daher in Händen von Sammlern und Enthusiasten. Zu welchen der beiden Lagern ihr nun Joe Bonamassa zählt, bleibt euch überlassen.
Der Sound allerdings ist genau das, was die großen Blues- und Rock-Gitarristen für den Tweed begeistert hat: Geniale Dynamik, bissige Drive-Sounds und ein fetter, aber kompakter Bass-Sound laden zu Solo-Orgien ein.
Da seinerzeit nur wenig mehr als 700 Gitarrenverstärker gebauten wurden, ist ein Original heute beinahe unbezahlbar. Fender und Joe Bonamassa haben sich also aus reiner Nächstenliebe zusammengetan, und 2018 den ’59 Twin Amp neu herausgebracht.
8. Marshall JCM800 — Zakk Wylde, Jeff Hanneman
Der Marshall JCM800, eingeführt 1981, machte Marshall einmal mehr zum Standard für Hardrock- und Metal-Bands. Benannt nach Jim Marshalls Initialen (und seinem Autokennzeichen), brachte dieser Verstärker eine neue Ära des High-Gain-Sounds: Der JCM800 war einer der ersten Marshall-Verstärker mit eingebauter Master-Volume-Steuerung, mit der sich fette Overdrives auch bei niedrigen (verhältnismäßig) Lautstärken erreichen lassen.
Der JCM800 liefert satte 100 Watt Leistung aus EL34-Endstufenröhren und ist gebaut wie ein Panzer: Einfach und robust macht er vor allem auf etwa „wilderen“ Bühnen eine gute Figur. Man frage Gitarristen wie Zakk Wylde oder Kerry King, die den JCM800 in der 2203-Variante mehr als gründlich ausgefahren haben. Auch der großartige, viel zu früh verstorbene Jeff Hanneman setzte (absolut zu rech) auf den JCM800.
Klanglich liefert der JCM800 auch abseits von Zerr-Orgien einen satten, sehr plastischen Sound — da reicht dank schöner Dynamik auch der eine Kanal. Die britische Charakteristik der Röhre kommt absolut durch und macht, in vernünftiger Lautstärke, so richtig Laune.
Fazit
Als Gitarristen sind wir in der glücklichen (teuren) Lage, nicht nur über zahlreiche Effektgeräte und Instrumente, sondern eben auch per Gitarrenverstärker einiges am Sound zu machen.
Es ist auffällig, dass auch in Zeiten von immer besser werdenden digitalen Modellern, Software-Modulen und Co. die klassische Röhre nicht ersetzbar zu sein scheint. Meiner Meinung nach gehört mehr dazu als reines Sound-Voodoo, aber ich lasse mich gern belehren. Ich hoffe, euch hat meine kleine Zusammenstellung gefallen. Falls nicht: Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich hervorragend streiten — ich bin gespannt auf eure Kommentare!
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