von Gastautor | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Synthesizer-Klassiker:Korg M1

Synthesizer-Klassiker:Korg M1  ·  Quelle: Korg

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Die Korg M1 ist einer der meistverkauften Synthesizer aller Zeiten. Zusammen mit dem Roland D-50 versetzte die samplebasierte Workstation den analogen Synthesizern den (vorläufigen) Todesstoß und läutete eine glitzernde neue Ära digitaler Klänge ein. Aber ist die Korg M1 im 21. Jahrhundert noch relevant?

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Hinweis: Dieser Artikel von Adam Douglas erschien ursprünglich in englischer Sprache auf gearnews.com. Übersetzung: Lasse Eilers.

Korg M1

Richten wir unseren Blick (und unsere Ohren) auf die späten 1980er. Seit dem durchschlagenden Erfolg des Yamaha DX7 aus dem Jahr 1983 war das Rennen um den nächsten Meilenstein in Sachen digitale Synthese eröffnet. FM war keine Option, da Yamaha das exklusive Patent auf die Technologie besaß. Samplebasierte Synthese war das nächste große Ding und Roland präsentierte 1987 den beliebten D-50. Ein Jahr später legte Korg mit einem der populärsten Synthesizer aller Zeiten nach: Die M1 Music Workstation war geboren.

Der Namenszusatz verrät bereits den Schlüssel zum Erfolg: Workstation. Klar, die 16-Bit-PCM-Sounds waren großartig und die Multieffekt-Sektion war eine Offenbarung. Außerdem hatte die M1 Drum-Samples – ein Novum in einem Synthesizer – und einen brauchbaren Sequencer. Jedoch war es vor allem die Kombination aller dieser Dinge in einem Gerät, die die M1 zum Kassenschlager machte. Korg hatte ein Instrument erfunden, das von der Soundprogrammierung bis zum fertigen Song eine komplette Produktion abdecken konnte. Folglich flog die M1 nur so aus den Regalen der Händler.

Korg M1
Die Korg M1 Music Workstation begründete eine neue Instrumentengattung · Quelle: Gustavo.paiva, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Korg M1: Die AI-Synthese

Obwohl die Korg M1 Samples nutzte, war sie kein Sampler. Aufbauend auf der bei der Entwicklung des DSS-1 gesammelten Erfahrung, erschuf Korg ein samplebasiertes Synthesesystem namens AI. Damals stand das noch nicht für „Artificial Intelligence“, sondern, etwas holprig, für „Advanced Integrated“. Im Speicher der M1 lagen Multisamples, computergenerierte DWGS-Waves zur Nachbildung von Standard-Schwingungsformen, gesampelte Attack-Phasen wie beim D-50 und weitere Elemente. Korg schaffte es, diese 16-Bit-Sounds in nur 4 MB ROM unterzubringen. Weitere Sounds gab es auf ROM-Karten zu kaufen.

Dennoch war die 16-stimmig polyphone und achtfach multitimbrale M1 mehr als nur ein ROMpler (diese Kategorie gab es damals noch gar nicht). Sie war ein echter Synthesizer, nur eben mit gesampelten Sounds als Klangquelle. Nullen und Einsen durch und durch. Mit zwei digitalen Oszillatoren, einem digitalen Tiefpassfilter (leider ohne Resonanz) und drei digitalen Hüllkurvengeneratoren gab es viel Spielraum zum kreativen Verändern von Klängen. Allerdings klangen die Presets so gut, dass die meisten diese Möglichkeiten nur selten nutzten.

Korg M1 Software
Die AI-Synthese (hier in der Software-Version der Korg M1) bot umfassende Synthesemöglichkeiten · Quelle: Korg
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Korg M1: Die erste Workstation

Obwohl die M1 zweifellos gut klang, war es der Workstation-Aspekt, der sie aus der Masse der neuen digitalen Instrumente rund um den D-50 herausstechen ließ. Zum einen hatte sie eine echte Multieffekt-Sektion mit zwei Slots für Delay, Reverb, Chorus, Leslie, Distortion, EQ, und andere Effekte.

Zum anderen war da der integrierte Sequencer. Dieser hatte zwar seine Limitierungen; zum Beispiel bot er nur Platz für 10 Songs und 100 Patterns. In Testberichten wurde das Fehlen eines Diskettenlaufwerks beklagt; allerdings konnte man Sequenzen auf einer optionalen RAM-Karte speichern. Es war genug, um damit arbeiten zu können und das Vorhandensein von Drum-Samples und mehreren Ausgängen machte die M1 als Produktions-Komplettlösung attraktiv.

Korg M1: Der Sound der 80er und 90er

Wegen der Kombination aus hochwertigen Sounds und den Workstation-Funktionen war die M1 extrem populär bei Musikern aller Genres. Sie lieferte die sprichwörtlichen Brot-und-Butter-Sounds in einer Qualität, die für die damalige Zeit beispiellos war. Dank Multisamples gehörte der berüchtigte Chipmunk-Effekt bei hohen Tönen der Vergangenheit an; alles klang so, wie es sollte. Dies zeigte sich besonders am Sound Piano 16’, der auf unzähligen House-Tracks (und natürlich Madonnas „Vogue“) zu hören ist. Organ 2 war ein weiteres Preset, das House-Geschichte schrieb.

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Mit Sounds wie „Organ 2“ schrieb die Korg M1 House-Geschichte

Außerdem brillierte die M1 bei sphärischen Klangcollagen. Angefangen bei den wogenden Chor-Klängen und feinen Texturen des Presets „00 – Universe“ klang sie wie eine fantastische Traumwelt voller Einhörner und Feen. New-Age-Musiker stürzten sich darauf, ebenso wie Film- und Fernsehkomponisten. Die M1 wurde zum Standard für alles von hochkarätigen Hollywood-Produktionen bis zu Schulungsfilmen in Unternehmen.

Um die M1 mit hochwertigen Sounds zu bestücken, hatte Korg ein Team aus weltweit renommierten Sounddesignern zusammengestellt. Darunter waren Komponisten und Studiomusiker, die oft unkonventionelle Techniken anwendeten. Zum Beispiel sampelten sie den Sound, der entsteht, wenn man über eine große Sake-Flasche bläst. „Es machte einen wirklich tiefen Ton, der tiefer war als die meisten anderen Blown-Bottle-Samples“, erzählt der Soundprogrammierer Jack Hotop in einem Artikel in Sound on Sound.

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Korg M1: Einfluss und Nachfolgemodelle

Obschon Korg sich nie zu den tatsächlichen Verkaufszahlen geäußert hat, gehen Schätzungen davon aus, dass die originale M1 während ihrer siebenjährigen Produktionszeit etwa 250.000 Mal verkauft wurde. Zum Vergleich: Lässt man die Reissues außen vor, brachte Moog vom Minimoog Model D nur etwa 12.000 Stück unters Volk.

Wie schon Roland beim D-50 nutzte Korg die Beliebtheit der M1, um eine Reihe von Varianten und Nachfolgemodellen herauszubringen. Darunter waren die Rackversion M1R und die abgespeckte Rackvariante M3R. Es folgten die M1EX und die dazugehörige Rackversion M1REX, die beide mit Klängen aus der T-Serie aufwarteten – einer vergleichsweise unpopulären Nachfolgeserie der M1. Erfolgreicher war die 01/W, die auf einer erweiterten Version der AI-Synthese basierte. Ihre AI2-Klangerzeugung bot mehr Effekte und einen ungewöhnlichen digitalen Waveshaper.

Korg M1 mit Software
Gestern und heute: Korg M1 mit Software · Quelle: Korg

Die Korg M1 heute

Meine persönliche Beziehung zur M1 ist kompliziert. Als sie erschien, war ich ganz versessen auf Industrial-Bands wie Skinny Puppy und Throbbing Gristle. Das Letzte, was ich wollte, waren realistische Natursounds und sanfte New-Age-Pads. Mein musikalisches Interesse wendete sich bald darauf dem Techno zu – ebenfalls kein typisches M1-Territorium. Inzwischen habe ich aber am AI-Sound Gefallen gefunden und bin stolzer Besitzer einer M1R.

Die Welt scheint die M1 ebenfalls bis heute zu lieben. Das Preset „Organ 2“ ist dank des UK-Garage-Revivals wieder topaktuell. Und für elektronische Produzenten bestimmter Jahrgänge sind die M1-Sounds die perfekte Mischung aus Plastik und Nostalgie.

Korg iM1
Korg iM1 für iPad und iPhone · Quelle: Korg

Wenn du jetzt beschlossen hast, dass du keinen einzigen weiteren Tag ohne eine M1 auskommst, wirst du vielleicht von den aktuellen Gebrauchtpreisen überrascht sein (ich war es jedenfalls). Glücklicherweise gibt es eine Reihe moderner Alternativen, die deutlich schonender für den Geldbeutel sind. Zuallererst wäre da natürlich die von Korg entwickelte Software-Version aus der Korg Collection, die alle Daten und Sounds der M1, M1EX und aller 19 ROM-Karten enthält. Für iPad und iPhone gibt es die App iM1.

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Zwar gibt es noch keine moderne Hardware-Neuauflage (hey Korg, wo bleibt die volca M1?!). Aber der Wavestate enthält einige Sounds der M1. Außerdem hat Korg die M1-Sounds für den Nautilus herausgebracht.

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