Pedalboard-Verstärker: Die 6 besten Amps für dein Setup
Kaufberater für die besten Pedalboard-Amps auf dem Markt
Pedalboard-Verstärker sind im Kommen. Wir haben vor einigen Wochen bereits über das Konzept geschrieben (I’m an Amp in a Box), nun folgt der Kaufberater. Eine Übersicht für alle, die sich mit einem Pedalboard-Amp ein tragbares und einfaches Setup direkt auf dem Effektboard bauen möchten. Wir schauen, welche Amps am Markt sind und für wen sich die einzelnen Teile tatsächlich eignen.
Wichtig ist bei der Auswahl des perfekten Amps vor allem der geplante Usecase. Während der ambitionierte Ambient-Gitarrist sicherlich nicht auf einen FX-Loop verzichten kann, braucht der Röhren-Enthusiast eine echte Röhrenendstufe, die ordentlich Dampf macht. Anschlussmöglichkeiten, integrierte Effekte, grundlegende Technologie — die Auswahl ist riesig. Also, packen wir es an!
Pedalboard-Amp für Gitarren — zwei Ansätze
Während die Auswahl auf dem Markt immer größer wird, haben sich in der letzten Zeit vor allem zwei Ansätze etabliert. Auf der einen Seite stehen die von mir sehr geschätzten Verstärker-Simulationen, die für den DI-Betrieb entwickelt wurden: Strymon Iridium, DSM Simplifier und Co. Sie arbeiten im Grunde als Verstärker-Simulationen mit Gehäuse und erschaffen den Sound, ohne jedoch eine tatsächliche Leistung auszugeben. Die Bezeichnung „Verstärker“ ist daher auch nur fast zutreffend. Durch die Integration von Boxensimulationen sprechen sie FRFR- bzw. PA-Anlagen an und sind so vor allem für bereits ausgestattete Locations geeignet.
Dem gegenüber haben sich seit einiger Zeit die „echten“ Verstärker in Pedal-Format breit gemacht. Ob Victory V4 Serie, Kyro Dulo oder Harley Benton GPA-100 — diese Amps liefern echten Saft an eine Box eurer Wahl.
Dabei ist die Arbeitsweise je nach Modell entweder klassisch als Röhrenverstärker, „normaler“ Transistor-Amp oder eben modern als Class-D Verstärker ausgelegt.
Unsere Auswahl — Pedalboard-Verstärker im Vergleich
Um einen guten Überblick zu den teilweise recht unterschiedlich konzipierten Pedalboard-Amps zu geben, haben wir uns 6 Modelle näher angeschaut. Darunter findet ihr Röhrenverstärker, voll digitale DI-Boxen und Transistor-Amps im modernen Class-D Gewand. Und auch wenn Systeme wie der Quad Cortex im Grunde einen ähnlichen Auftrag haben, sind solche Multieffektgeräte von diesem Vergleich ausdrücklich ausgenommen. Wer hieran Interesse hat, findet einen entsprechenden Kaufberater hier: Es dürfte also für jeden etwas dabei sein. Neben den wichtigsten Features haben wir dazu noch eine Empfehlung formuliert: Für wen ist der jeweils vorgestellte Amp wirklich geeignet, wer sollte sich lieber nach einem anderen Produkt umschauen.
Orange Terror Stamp
Den ganz großen Britischen Sound im mini Pedalboard-Format verspricht der Orange Terror Stamp. Bereits seit 1968 tüfteln die Briten rund um Clifford Cooper am perfekten Röhrensound. Wo früher jedoch kräftige Roadies notwendig waren, ist heute die Jackentasche ausreichend.
In dem kleinen Gehäuse (13,5 x 6,1 x 9,9 cm) finden satte 20 Watt Leistung aus einer vollwertigen ECC83 Röhre Platz. Mit einer integrierten Boxensimulation, einem vollwertigen FX-Loop und Kopfhörerausgangist der kleine Orange damit sowohl für „echte“ Gigs, als auch für das lautlose Üben zuhause perfekt geeignet. Gerade der integrierte FX-Loop dürfte Freunde von sauber eingestellten Delays freuen. Mich persönlich hat der Mangel an FX-Loops in der Vergangenheit immer wieder von Pedalboard-Verstärkernabgebracht. Sauber, Orange!
Du solltest den Orange unbedingt in Betracht ziehen, wenn du großen Wert auf echten Röhrensound legst und dennoch kompakt bleiben willst. Ob als reine Pedal-Plattform oder als vollwertiger Amp zum Ansteuern von Speakern: Der Orange Terror Stamp bedient vor allem den klassischen, britischen Crunsh-Sound perfekt und liefert dank integrierter (sehr satt klingender) Boxensimulation auch als lautloser Begleiter sehr guten Sound.
Victory Amplifiers V4 The Kraken Power Amp TN-HP
Metalheads aufgepasst, hier kommt der Pedalboard-Verstärker, auf den ihr schon immer gewartet habt. Der Kraken von Victory Amplifiers ist in Kooperation mit dem britischen Gitarristen und Influencer Rabea Massaad entstanden. Und wer Rabeas Musik kennt, der weiß, was kommt.
Die kompromisslosen Metal-Sounds liefert der kleine Kasten (mit richtig geilem Artwork dank einer geschickten Hybridlösung: Während die vier verbauten Röhren (1x EC900, 3x CV4014) in der Vorstufe für einen fetten, strukturierten Sound sorgen, liefert eine 180 Watt (!) Transistorendstufe für den notwendigen Schub.
Zwei Kanäle (Gain 1 + 2), Reverb und ein klassisches 3-Band-EQ wirken auf den ersten Blick vertraut. Zusätzlich ist ein FX-Loop sowie eine amtliche Boxensimulation mit am Start, so dass sich das Pedal auch als DI-Device hervorragend eignet.
Klar ist, dass hier nur wenig Luft für cleane, knackige Tweed-Sounds ist. Der Kraken richtet sich eindeutig an Gitarristen, die den Metalsound suchen und möglichst kompakt aufs Pedalboard bringen möchten. Jazzer sollten sich eher nach Alternativen umschauen. Und wenn es größer sein darf, schaut mal hier: VX Kranken MKII.
Kyro Dulo Pedalboard Amp
Aus Sofia in Bulgarien kommt ein weiterer Kandidat in unserem Kaufberater: Der Dulo Pedalboard Amp von Kyro Audio ist bereits seit Anfang 2021 auf dem Markt, jedoch lange unter dem Radar geflogen.
Dabei liefert der kleine Pedalboard-Verstärker ein echt fettes Paket: 60 Watt starker Class-D Verstärker, 3-Band EQ, XLR/DI-Output, Input-Gain und so weiter und so fort. Im Grunde alles, was wir von einem einfachen, einkanaligen Amp erwarten. Dabei befeuert er so ziemlich alles an Speakern, das ihr ihm in den Weg stellen könnt: Von 4-16 Ohm ist alles drin und wenn es mal nicht passen sollte, sind natürlich auch IRs mit an Bord. Oder lassen sich bypassen, wenn es direkt ans Recording gehen soll.
Ich finde den Kyro Dulo super erfrischend, er versucht garnicht erst, einen Tweed-, Vox- oder JCM-Sound zu reproduzieren. Wer auf der Suche nach einer zurückhaltenden, schlanken und eigenständigen Pedalplattform ist, sollte hier zugreifen. Klar ist aber auch: Dieser Amp lebt von den Pedalen, die um ihn herum arbeiten. Wer eine fette klangliche Basis mit Effekten gebaut hat, kann sich auf die Leistung des kleinen Transistors stützen und echt große Sounds machen. Also ist ER vielleicht wirklich der perfekte Pedalboard-Verstärker?
Harley Benton GPA-100
BILD Sparfüchse aufgehorcht! Natürlich liefert auch Harley Benton einen Pedalboard-Amp, der in dieser Liste nicht fehlen darf. Und das aus gutem Grund: Mir ist kein anderer Verstärker bekannt, der derart minimalistisch rüberkommt. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Produkten in dieser Liste, versucht der GPA-100 nicht einmal, in irgendeiner Art und Weise zu „klingen“. Das kleine schwarze Kästchen ist im Grund wirklich das, was wir rein physikalisch als „Verstärker“ bezeichnen: Ein leises Signal wird auf ordentlich Lautstärke angehoben, Ende.
Und Lautstärke, die liefert der GPA-100: 190 Watt an 4 Ohm kommen aus der Box und lassen sich noch geringfügig mittels 3-Band EQ und Master-Volume formen. Ein Klinkenein- und ein Klinkenausgang, Stromanschluss, ein paar LED-Leuchten, mehr braucht’s nicht, um den Klang deines Equipments ordentlich laut zu machen.
Der GPA-100 ist nichts für Verstärker-Enthusiasten. Er ist jedoch eine einfache, extrem kostensparende Lösung, um Pedalboards oder Multieffektgeräte (Quad Cortex, Helix und Co.) zu verstärken. Ein Ansatz also für alle, die ihren Sound bereits gefunden haben und ihn nun noch lauter machen möchten.
Walrus Audio ACS 1 Amp+Cab Simulator
Ich gebe es gerne offen und immer wieder zu: Ich liebe Walrus Audio für ihre Effektgeräte. Da ist es auch nicht schädlich, dass der ACS 1 bereits seit Anfang 2021 auf dem Markt ist und seit dem dauerhaft als Gegenkandidat zum Strymon Iridium (siehe unten) herhalten muss.
Der ACS 1 ist der Versuch von Walrus, einen kompletten DI-fähigen Pedalboard-Amp zu bauen, der gleich drei klassische Verstärkermodelle simulieren soll: Fender, Vox und Marshall können wir hier mit drei unterschiedlichen IR-Cabinets frei kombinieren, sogar ein simuliertes Dual-Amping ist möglich.
Der Ansatz des ACS 1 ist klar näher an einem Effektgerät, denn an einem Amp. Das Teil selbst liefert keine Leistung, Speaker lassen sich nicht betreiben. Dafür sind die Soundoptionen bei drei Amps und drei Cabinets schon fast unübersichtlich — nicht umsonst werden bis zu 128 Presets unterstützt, je nach Wunsch auch mit eigenen IRs, die per USB aufgespielt werden können.
Der ACS 1 spricht ganz gezielt Effektfreunde an, die auf ihrem Board eine Möglichkeit suchen, DI-Optionen zu schaffen, ohne direkt in Richtung Multieffektgerät zu gehen. Der Walrus-Treter bietet hier einen schönen Mittelweg aus klassischer Amp-Bedienung und modernen Modeling-Ansätzen. Wer allerdings live ohne PA auftreten möchte, braucht eine zusätzlich Endstufe.
Strymon Iridium Amp & IR Cab
Schon seit 5 Jahren ist der Strymon Iridium auf dem Markt und hat nichts von seinem Charme eingebüßt. Als einer der ersten Amp-Simulationen in Pedalformat hat das edle Teil die Konkurrenz lange Zeit hinter sich gelassen. Und mit Blick auf den eben vorgestellten Walrus ACS 1 auch ordentlich „inspiriert“, nehme ich an.
Das Iridium liefert drei Verstärkermodelle, die auf klassischen Combos aus USA und GB basieren. Dazu lässt sich aus 9 wählbaren IRs ein schöner, sehr originalgetreuer Sound basteln. 3-Band EQ, Room, Drive und Level lassen sich allesamt mittels sauberer Potis regeln, ein Favoriten-Fußschalter erleichtert den Live-Einsatz durch schnelles Wechseln der Sounds ohne Knöpfchen zu drehen — im Grunde ein zweiter Kanal.
Über USB- und MIDI-Schnittstellen lassen sich die inneren Werte des Iridium weiter anpassen und diverse Favoriten und Einstelllungen speichern (und per MIDI schnell abrufen).
Der Strymon Iridium spricht vor allem Fans klassischer Amps an, die einen schnellen, kurzen DI-Aufbau bevorzugen. Alle simulierten Verstärker vertragen sich hervorragend mit Pedalen und geben ihre eigene Färbung nur so stark an den Sound weiter, wie ihr es zulasst. Der OG unter den Pedalboard-Amps hat also noch immer seine Daseinsberechtigung — wenn ich auch nach wie vor einen FX-Loop fordere!
Pedalboard-Verstärker — Mein Fazit
Die kleinen Teile machen einfach Spaß und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie ihren großen (und schweren und unhandlichen) Kollegen in einigen Punkten den Rang abgelaufen haben. Je nach Einsatzgebiet und persönlicher Neigung ist alles möglich — vom nackten Poweramp (GPA-100) bis zum 180 Watt Röhrenmonster (Kraken). Die Welt der Pedalboard-Verstärker ist bunt und lohnt sich entdeckt zu werden.
Werden die kleinen Kisten die großen Amps irgendwann abgelöst haben? Bestimmt nicht. Aber das müssen sie auch nicht, ihren Usecase und ihre Daseinsberechtigung haben sie allemal unter Beweis gestellt.
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