von Andreas Cordes | Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Jeff Beck war ein Genie und Virtuose zugleich. Eine große Lücke hat er hinterlassen, die wohl auch heute noch niemand so schnell füllen kann.

Jeff Beck live on stage on at the Symphony Hall, Birmingham.  ·  Quelle: Katja Ogrin / Alma Stock Foto

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Jeff Beck war ein Genie und Virtuose zugleich. Eine große Lücke hat er hinterlassen, die wohl auch heute noch niemand so schnell füllen kann. Doch warum ist das so?

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Dieser Artikel ist nicht dazu da, die gesamte Diskografie von Jeff Beck zu durchleuchten. Vielmehr ist es mir ein Anliegen darzustellen, warum und weshalb er so besonders war. Ganz gleich, ob du bereits ein Kenner von Jeff Beck und seinem Gitarrenspiel bist oder ob dich dieser Artikel erstmalig dazu verleitet, genauer hinzuhören.

Technisch so fein und ausgereift wie ein sehr guter Wein

Jeff Beck war eine lebende Legende und eine Quelle der Inspiration. Seine Spieltechnik war absolut herausragend und sein Sound unverkennbar. Die Fähigkeit, die Gitarre auf so vielfältige Weise zu beherrschen, faszinierte mich immer wieder. Seine Fingerfertigkeit, sein Vibrato, seine Bending-Technik und der Umgang mit dem Tremolo-Arm waren einmalig. Absolut jedes Detail in seinem Spiel ist eine Art Meisterwerk.

Dabei war sein Spiel sicher nicht immer „Easy Listening“, sondern gewiss auch sehr speziell und manchmal schwer nachvollziehbar. Man konnte bei Jeff Beck regelmäßig Kopfschütteln im Publikum erkennen. Das war bewundernde Ungläubigkeit angesichts dessen, was man da hören konnte. Sein Gitarrenspiel in Noten oder Tabulatur festzuhalten ist praktisch unmöglich, selbst wenn es theoretisch möglich wäre, so wird man es ungehört niemals annähernd so spielen können.

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Der Ton kommt aus den Fingern

Jeff Beck klang immer nach Jeff Beck, völlig unabhängig vom Gitarrenverstärker, den er gerade benutzte. Der Ton kommt aus den Fingern. Diesen Satz hat schon jeder Gitarrist irgendwo gehört, doch er ist so wahr. Nur wenige Gitarristen oder überhaupt Instrumentalisten haben es geschafft, einfach immer sofort eine ganz eigene Note zu transportieren und unverwechselbar zu sein. So spielte Beck häufig mit seinen Fingern, also ohne Plektrum. Die Art, wie er die Gitarrensaiten bearbeitete, war ein Wechselspiel auf Zupfen und Anschlagen.

Ihr solltet mal den Selbstversuch machen und eure Gitarrensoli ohne Plektrum spielen. Die Erfahrung, die ich dabei gemacht habe ist, dass meine Soli unmittelbar interessanter wirkten und an Charakter gewinnen konnten. Das funktioniert natürlich nicht immer bei jedem Solo, aber zu meinem Erstaunen doch recht häufig ausgesprochen gut.

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Jeff Beck und das Tremolo

Er spielte die Töne mit dem Tremolo-Arm niemals gleich. Es scheint, dass er im Umgang mit dem Tremolo auf ein fast unendliches Repertoire an Ideen zugreifen konnte. Diese Töne wurden obendrein von ihm niemals farblos oder gar inflationär eingesetzt. Ich denke auch nicht, dass man bei ihm sagen darf, dass er Töne einsetzte. Bei Jeff Beck kamen diese Klänge von einer höheren Instanz und wurden von ihm geformt. Er war ähnlich wie ein Maler, der mit endlos vielen Farben malt und sich beim Malen von sich selbst hat inspirieren lassen.

Der musikalische Weg war für Jeff Beck immer das Ziel

Was Jeff Beck wirklich auszeichnete, war seine Kreativität. Er experimentierte mit Klängen, Effekten und unkonventionellen Gitarrentechniken auf eine Weise, die dich als Gitarristen dazu ermutigt, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Wege in deinem eigenen Spiel zu erkunden. Seine Fähigkeit, verschiedene Genres wie Blues, Rock, Jazz und Fusion zu verschmelzen, zeigt, dass die Grenzen der Musik nur durch die Kreativität eines Künstlers gesetzt werden.

Seine emotionale Tiefe und Ausdruckskraft durch die Gitarre waren beeindruckend. Jeder Ton, den er spielte, schien eine Geschichte zu erzählen. Sein unverwechselbarer Klang und seine musikalische Sensibilität haben maßgeblich beeinflusst, wie ich die Gitarre wahrnehme. Er war nicht nur ein Gitarrist, sondern ein Geschichtenerzähler, dessen Gitarre die Emotionen unmittelbar zum Ausdruck brachte.

Der große B.B. King soll einmal über Jeff Beck gesagt haben: „Die Töne, die Jeff Beck spielt, kommen nicht aus meiner Gitarre heraus.“

Jeff Beck in concert at the Bataclan, Paris
In concert at the Bataclan, Paris · Quelle: Philippe Gras / Alamy Stock Foto

Jeff ließ Töne atmen

Jeff Beck hatte die Gabe, Noten atmen zu lassen. Er machte Pausen an den richtigen Stellen im Solo und ließ die Töne wirken. Dadurch ergab sich auch immer sehr viel Dynamik. Dieses Wechselspiel aus leisen, fast schon geflüsterten Passagen und dann wieder explosiven Noten, die aus seiner Gitarre heraus sprangen, hat seinen Stil maßgeblich geprägt.

In Jeff Becks Spiel steckte eine Tiefe und Vielschichtigkeit, die es unendlich spannend macht, seine Musik zu erforschen und zu verstehen. Er war einzigartig, ein Meister seines Fachs, der die Gitarre auf eine Weise beherrschte, die Generationen von Musikern inspiriert hat und bis heute prägt.

Das war nun gewiss eine mächtige Lobeshymne auf einen ganz besonderen Musiker. Wer allerdings sagt, das sei alles Lobhudelei und so besonders und herausstechend war Jeff Beck doch gar nicht gewesen, dem möchte ich persönlich einfach widersprechen. Es gab und gibt glücklicherweise auch immer noch außergewöhnliche Gitarristen auf dieser Erde. Wenn man das ganze Thema jedoch etwas evolutionär betrachtet, so hat Jeff Beck einen großen Teil zur Entwicklung dessen, was mit dem Instrument möglich ist, beigetragen. Sein Einfluss kann als unbestritten stehen bleiben.

Zum Abschluss noch ein wunderbares Zitat vom Meister persönlich: „I don’t care about the rules. In fact, if I don’t break the rules at least ten times in every song, then I’m not doing my job properly.“ 

Jeff Beck ist am 10. Januar 2023 im Alter von 78 Jahren verstorben.

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Fender Jeff Beck Stratocaster

Die Stratocaster war sein liebstes Instrument. Eine von ihm modifizierte Version der klassischen Stratocaster gibt es seit Jahren bei Fender im Programm. Auch Tonabnehmer diverser Hersteller tragen seinen Namen. Hier eine Auflistung:

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