Tangible Waves IMDI: Ist MIDI die Zukunft für modulare Systeme?
Tangible Waves zeigt auf der Superbooth 24 vier neue Module des AE Modular Systems, die im neuen IMDI-Standard kommunizieren. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als MIDI, das über die kleinen Breadboard-Kabelchen übertragen wird. Was sind die Vorteile?
Tangible Waves IMDI
Vor einem Jahr enthüllte Tiptop Audio auf der Superbooth 23 den neuen ART-Standard für Eurorack-Systeme. Die Idee dahinter: ein System, das so einfach zu patchen ist wie CV/Gate, aber verschiedene Informationen über ein einziges Kabel übertragen kann. Zum Beispiel sollen sich polyphone Verbindungen über nur ein Kabel realisieren lassen. Die ersten ART-Module erschienen schließlich im März dieses Jahres.
In der Community rund um das kompakte AE Modular System von Tangible Waves, das mit Breadboard-Kabeln gepatcht wird, gibt es einen ähnlichen Ansatz. Auf der Superbooth 24 zeigt der Hersteller die ersten vier AE-Module, die mittels IMDI kommunizieren.
IMDI steht für „Internal MIDI“. Die Module kommunizieren also im Prinzip über MIDI-Daten, nur dass diese innerhalb des geschlossenen Systems viel schneller sein können als üblich, weil man sich nicht an die in der uralten MIDI-Spezifikation festgelegten Datenraten halten muss. Die Daten werden über die gleichen Kabel übertragen, über die im AE-System auch CV/Gate-Signale laufen.
Die erhofften Vorteile sind ähnlich wie bei ART: Einfache Polyphonie, einfache Modulation mehrerer Parameter gleichzeitig, einfaches Speichern und Laden von Einstellungen und vieles mehr.
IMDI-Module
IMDI Main ist sozusagen das Herz des Systems. Das Modul empfängt MIDI-Daten über TRS oder USB und verteilt sie auf bis zu 16 Ausgänge. Die Zuweisung erfolgt über ein Menü. Für Clock und Start/Stop-Daten gibt es zusätzliche Outputs.
μOSC ist ein Oszillatormodul, das ein breites Spektrum an Schwingungsformen liefert. Neben Sägezahn, Dreifach-Sägezahn mit Detune, Rechteck (variabel), Dreieck und Sinus bietet das Modul drei Wavetables zu je 16 Waves. Auch ein Sub-Ausgang ist vorhanden. Der Oszillator ist sowohl über IMDI als auch über CV steuerbar.
μIMDIPROC ist ein flexibler Prozessor für die MIDI- bzw. IMDI-Signale. Hiermit kann man zum Beispiel Velocity-Daten ändern, Noten filtern, quantisieren und verzögern, oder Daten zusammenführen.
μIMDIBUF ist ein Signal-Puffer ähnlich einer MIDI-Thru-Box. Dieses Modul ist für größere IMDI-Systeme vorgesehen.
Wird IMDI sich durchsetzen? Werden wir auch Eurorack-Module möglicherweise bald nur noch über MIDI patchen? Ist IMDI am Ende sogar besser (weil einfacher) als ART? Ich denke nicht, dass CV/Gate bald aussterben wird, aber neue Ansätze sind auf jeden Fall immer spannend!