Workshop: Löten für Gitarristen
Glänzende Verbindungen für besten Sound
Löten — Buch mit sieben Siegeln und doch unverzichtbare Fähigkeit für jeden Gitarristen. Ob nun ein neuer Tonabnehmer einzubauen oder eine Verbindung an einem Effektpedal zu reparieren ist — Löten eröffnet Gitarristen neue Möglichkeiten bei der Instrumentenpflege und -anpassung. Grund genug, diesen kurzen Workshop rund ums Löten zu schreiben.
Das erste Projekt, bei dem ich einen Lötkolben ansetzen musste, habe ich vor rund 20 Jahren (mehr schlecht als recht) abgeschlossen. Damals mussten es unbedingt (gebrauchte) EMGs für die eigene Epiphone Les Paul sein.
Seither ist viel passiert. EMGs werden heute gesteckt und meine Finger haben etwas mehr Übung und weniger Brandblasen als früher.
Und das ist, was Kern dieses Artikels sein soll: Löten lernen ist kein Hexenwerk. Sondern es hilft euch, Geld für Reparaturen zu sparen und tiefere Einblicke in die technische Seite eures Equipments zu erhalten. Schon mit einigen einfachen Werkzeugen und Techniken könnt ihr die Kontrolle über euer Equipment übernehmen und sichergehen, dass alles so funktioniert, wie ihr es möchtet.
Löten für Gitarristen — Equipment, Part I
Bevor ihr allerdings mit dem Löten beginnt, ist es wichtig, die richtige Ausrüstung am Start zu haben. Es folgt ein kurzer Überblick zu den wichtigsten Werkzeugen:
Im Zentrum der ganzen Thematik steht natürlich der Lötkolben. Über eine beheizte Spitze schmilzt er das Lötzinn und trägt es (möglichst) präzise an der gewünschten Stellen auf. Besonders sinnig ist der Einsatz eines Lötkolbens mit regelbarer Temperatur. Er ermöglicht eine genaue Kontrolle über die Arbeiten, da verschiedene Materialien unterschiedliche Temperaturen erfordern.
Gerade empfindlichere Bauteile wie Kondensatoren oder Platinen (Effektgeräte und Co.) können bei zu hohen Temperaturen Schaden nehmen. Mit einer regulierbaren Einstellung verhindert ihr überhitzte Bauteile. Oder eben eine unzureichende Verbindung durch zu niedrige Hitze…
Wer sich mit dem Gedanken trägt, das Löten für Gitarristen ins eigene Repertoire aufzunehmen, sollte sich direkt mit einem hochwertigen Gerät ausstatten. Lötstationen, die über eine feste Stromversorgung und frei regulierbare Temperaturen verfügen, sind dabei der Königsweg. Die kleinen, handlichen „Lötkölbchen“ aus dem Baumarkt taugen zwar auch für schnelle Arbeiten, bringen aber meist bei komplexeren Tätigkeiten nicht das gewünschte Ergebnis.
Weitere Hilfsmittel — Equipment, Part II
Neben dem Lötkolben bzw. einer Lötstation gibt es weitere essentielle Werkzeuge, die in keiner echten Gitarristen-Werkstatt fehlen sollten.
So ist etwa die Entlötpumpe ein wichtiges Hilfsmittel. Sie wird zum Entfernen bzw. Absaugen von überschüssigem Lötzinn oder dem Abtragen von fehlerhaften Verbindungen verwendet. Dabei hilft das Teil euch, Sauberkeit und Präzision eurer Arbeit zu steigern und unschöne Zinn-Seen zu vermeiden.
Entlötlitzen helfen ebenfalls, überflüssiges Material aufzunehmen und das Ansammeln von all zu viel flüssigem Metall zu vermeiden. Das meist aus einem geflochtenen Kupferdraht bestehende Teil saugt verflüssigtes Metall durch die Kapillarwirkung auf und reinigt die entsprechenden Arbeitsstellen von Lötzinn.
Schutzbrillen, Gummihandschuhe und eine gute Lüftung sind ebenfalls unverzichtbar. Besonders die Lüftung ist relevant, um euch vor den Dämpfen schützen, die beim Löten entstehen.
Eine Löthilfe (auch Dritte Hand genannt) erleichtert die Arbeit erheblich, indem sie Bauteile oder Kabel in Position hält, ohne eine wichtige Flosse zu besetzen.
Einige zusätzliche Werkzeuge wie Zangen, Pinzetten und kleine Schraubendreher vervollständigen die notwendige Grundausstattung zum Löten für Gitarristen. Sie helfen dabei, Bauteile zu positionieren, Kabel festzuhalten und einmal hergestellte Verbindungen zu überprüfen. Und eine kleine Packung Pflaster nicht vergessen. JEDER verbrennt sich bei den ersten Lötaufgaben. Oder etwa nicht?
Das richtige Lötzinn für den Job
Apropos Lötzinn: Das Lötzinn selbst ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche und schöne Lötstelle. Während man in der technischen Anwendung zwischen Hartlot und Weichlot unterscheidet, ist nur Letzteres für die Anwendung in der Elektronik wirklich relevant.
Es wird typischerweise in einer Mischung aus Zinn und Blei angeboten, was einen niedrigen Schmelzpunkt und gute Fließeigenschaften ermöglicht. Der auf einer Spule gewickelte Draht ist in unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Stärken erhältlich. Ein zusätzlicher Flussmittelkern im Inneren des Zinns sorgt zudem für eine gute Verbindung und verhindert Oxidationsschichten.
Übrigens: Bleifreies Lötzinn erfordert zwar höhere Temperaturen, ist jedoch eine umweltfreundlichere (und weniger gesundheitsschädliche) Alternative zu klassischen Bleiloten. Bei schnellen und gelegentlichen Arbeiten ist jedoch auch das herkömmliche Lötzinn eher unbedenklich, solange die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen (Lüften, Handschuhe) eingehalten werden.
Richtig löten für Gitarristen — Theorie
Das Beherrschen einer vernünftigen Löttechnik ist entscheidend, um sichere und dauerhafte Verbindungen herzustellen. Bevor es losgeht, ist es wichtig, den Arbeitsplatz sorgfältig vorzubereiten. Eine gut beleuchtete, saubere und organisierte (!) Arbeitsfläche sorgt dafür, dass alle Werkzeuge griffbereit und die Bauteile sicher positioniert sind.
Und ja, ich habe auch schon am Sofatisch im Proberaum zwischen Flaschen, Schalen, Notizen und Büchern „mal eben schnell“ gelötet. Ist Mist geworden.
Der erste Schritt beim Löten besteht darin, den Lötkolben auf die richtige Temperatur zu bringen. Für die meisten Anwendungen (und bleihaltigem Lötzinn) liegt diese meist irgendwo zwischen 350 und 400 Grad.
Ist der Lötkolben komplett aufgewärmt, sollte die Spitze frei von Oxidation und Rückständen alter Lötarbeiten sein. Hierzu eignen sich beispielsweise feuchte Schwämme oder spezielle Reinigungswolle, an der die Spitze mehrfach abgestrichen werden sollte. Denn: Nur eine saubere Spitze gewährleistet eine gute Wärmeübertragung und verhindert Verunreinigungen an der Lötstelle.
Um eine stabile (und leitende) Verbindung herzustellen, müssen die zu lötenden Teile zunächst gut vorbereitet und positioniert werden — idealerweise mit einer Klemme bzw. einer Löthilfe. Freie Leitungen gegebenenfalls zuerst verzinnen, um die Verbindung mit der Lötstelle (z. B. Poti-Litze) zu erleichtern.
Das eigentliche Löten erfordert dann präzises Arbeiten: Der Lötkolben so an die Lötstelle bringen, dass sich beide zu verbindenden Teile gleichzeitig erhitzen. Das Lötzinn sollte dabei nicht direkt auf die Lötkolbenspitze, sondern auf die erhitzten Teile aufgetragen werden. Durch die hohe Temperatur schmilzt das Lötzinn und fließt in die Lötstelle. Dort erkaltet es und hat eine (hoffentlich) stabile und leitende Verbindung hergestellt.
Qualitätskontrolle
Eine gleichmäßige Wärmeverteilung und ein optimaler Zinnfluss sind für die Qualität der Verbindung entscheidend. Das Lötzinn sollte die Lötstelle möglichst glatt und gleichmäßig umschlossen haben, wenn ihr fertig seid. Nach dem Löten ist es zudem ratsam, die Verbindung kurz abkühlen zu lassen, bevor sie bewegt wird. Und nicht pusten: Das ist schlechter Stil.
Eine gute, saubere Lötverbindung erkennt man an einem glänzenden Aussehen und daran, dass sie fest an beiden Teilen haftet. Zu viel oder zu wenig Lötzinn kann schnell zu Problemen führen: Überschüssiges Lötzinn kann benachbarte Verbindungen kurzschließen, während zu wenig Lötzinn keine stabile Verbindung herstellt und das Kabel nach dem nächsten hektischen Umstecken nicht mehr will.
Bevor es also ans Eingemachte geht, ist daher wichtig, die Technik in Übungsprojekten zu verfeinern und Fehler durch wiederholtes Üben zu vermeiden. Und genau dazu kommen wir jetzt!
Übungen: Löten für Gitarristen in der Praxis
Die Theorie zu kennen, ist das eine. Aber Theorie leitet nunmal nicht. Einsteiger sollten daher mit einfachen Übungen beginnen, ein Gefühl für die Hitze, den Zinnfluss und die erforderlichen Bewegungen (oder Verrenkungen) zu bekommen.
Übungsplatinen bieten eine hervorragende Möglichkeit, verschiedene Lötstellen und -positionen zu testen und ein Gespür für die Handhabung des Lötkolbens samt Zubehör zu entwickeln. Mithilfe dieser Platinen übt ihr das Einlöten von Widerständen oder Kondensatoren am besten. Auch das Entfernen von überschüssigem Lötzinn mithilfe der Entlötpumpe oder einer Entlötlitze lässt sich hier gefahrlos und vor allem oft (!) üben.
Eine der nächsten Übungen sollte dann das Verzinnen und Verbinden von Drähten oder Leitungen sein. Hier ist Präzision und eine ruhige Hand gefragt. Wer schon einmal im Inneren einer Semi-Hollow Gitarre versucht hat, eine lose PU-Ader zu flicken, weiß, wovon ich rede. Wichtig ist gerade im Umgang mit feinen Leitungen der taktische Einsatz von Klemmen oder Löthilfen, um die Bauteile zu fixieren.
Mit all diesen Übungen erlangt ihr schnell einen gewissen Erfahrungsschatz, der das Arbeiten mit dem heißen Eisen erleichtert. Doch auch nach vielen Jahren der Übung habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, jedes Projekt zunächst einmal theoretisch durchzugehen bzw. mit Ersatzteilen und Schrott zu simulieren. Kaputte Potis haben wir doch alle irgendwo rumliegen, oder?
Nach dem Werk: Wartung und Pflege
Die Verbindung ist hergestellt und die Lötstelle glänzt? Sorry, aber noch habt ihr es nicht geschafft. Nach dem Löten ist die richtige Pflege von Verbindungen unerlässlich, um eine langfristige Funktionalität sicherzustellen und Störgeräusche zu verhindern.
Eine gründliche Überprüfung der Lötstellen ist der erste Schritt zur Wartung. Dabei solltet ihr alle Verbindungen auf Risse, Oxidation oder lose Kontakte überprüfen. Zu schnell bricht oder reißt im Eifer des Gefechts eine Verbindung. Eine Lupe oder ein Vergrößerungsglas erleichtert diese Aufgabe erheblich, insbesondere bei kleineren Verbindungen.
Eine gründliche Reinigung der Lötstellen verbessert nicht nur deren Aussehen, sondern stellt auch eine zuverlässige Leitung sicher. Flussmittelreste könnt ihr mit speziellen Reinigungsmitteln oder Alkohol entfernen. Bei älteren Lötverbindungen, die durch Oxidation oder mechanischen Verschleiß beeinträchtigt sind, kann es notwendig sein, die Lötstellen nachzuarbeiten.
Die Pflege des Lötkolbens selbst gehört ebenfalls zum richtigen Löten für Gitarristen. Die Spitze des Lötkolbens gehört nach der Arbeit gereinigt und verzinnt, um eine optimale Wärmeübertragung zu ermöglichen. Nichts ist nerviger, als vor dem Projekt erstmal Altlasten zu entfernen und ewig zu warten, bis die Spitze heiß ist.
Löten für Gitarristen: Die wichtigsten Projekte im Überblick
Ja, wozu denn nun den ganzen Aufwand betreiben? Es gibt unzählige Projekte, bei denen es hilfreich sein kann, gut mit dem Lötkolben umgehen zu können. Die häufigsten davon sind:
- Konfektionieren von Kabeln und Steckern
- Austausch und Einbau von Tonabnehmern
- Ersatz von Potentiometern, Buchsen und Schaltern
- Reparatur von Verbindungen und Lötstellen bei Instrumenten, Effekten und (fortgeschritten) Amps
Besonders das Konfektionieren von Kabeln, also das genaue Zusammenstellen von passenden Kabeln für Effektgeräte, Pedalboards und Co. eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Und ein enormes Sparpotenzial für den strapazierten, GAS-geplagten Geldbeutel!
Löten für Gitarristen — Fazit
Nach unserem kleinen Workshop sollte klar sein, dass das Löten für Gitarristen eine unschätzbare Fähigkeit ist. Ob es kreative Modifikationen oder kleinere Reparaturen am eigenen Equipment sind: Durch regelmäßige Übung wird das Arbeiten mit dem Lötkolben zur Routine und öffnet die Tür zu vielfältigen Projekten.
Und es soll sogar Gitarristen geben, die nur deshalb in der Band geblieben sind, weil sonst keiner löten konnte …
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