von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Programmer

Programmer  ·  Quelle: Sequencer.de

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Eigentlich sind Programmer eine Erfindung von Roland – sie haben einfach die Regler und Knöpfe des Synthesizers „separat“ in Form einer neuen Hardware verkauft. Das war eigentlich nicht gut für den Nutzer, der mit dem Synth Sounds bauen wollte. Dazu sollte das die Geräte möglichst günstig machen. Aber die Welt der Programmer ist noch nicht zu Ende. Es gibt solche Geräte auch heute noch.

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Immer mehr Firmen lassen Bedienelemente, MIDI-Thru oder Aftertouch weg. Das ist bei komplexeren Syntheseformen leider noch immer so, weshalb eigentlich andere Hersteller aufgerufen sind diese zur Verfügung zu stellen. Bei den klassischen Rolands war das zunächst ein Spezialanschluss, später stets MIDI. Dadurch konnte Roland schon früher als andere ein Gerät bringen, was in Echtzeit per SysEx-Steuerbefehl live programmiert werden kann, den JD-800. Es war nämlich keineswegs Standard, dass diese neben einigen wenigen Controllern in Echtzeit reagieren können.

Programmer für Synthesizer-Klassiker

Auch wenn bei Roland die Idee bis zum D-50 durchgehalten hat (PG-1000), so gab es danach eine längere Menü-Welle und kam über die „virtuell analoge“ Welle zurück in die Geräte. Dennoch gab es etliche Hersteller, die die neue Fähigkeit aufgriffen. Kein geringerer als Access hat mit zwei Programmern gestartet. Einer für den Waldorf Microwave und der andere für den Oberheim Matrix 6.

Das waren sehr gängige und gute Synthesizer – aber ohne gute Bedienung. Heute gibt es den großen Stereoping Programmer mit dem sogar Wavetables erstellbar sind. Typisch sind schlicht alle Parameter des Synthesizers auf einer Hardware-Oberfläche zur Verfügung zu stellen. Das wird bei Geräten wie dem Matrix 6 sicher schwerer und hatte Grenzen.

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Generell könnten aktuelle Synthesizer mit Programmern ergänzt werden, solange sie einen Zugang über MIDI-Controller oder/und notfalls SysEx verfügen. Das ist heute leider nicht mehr alles selbstverständlich, denn einige Synthesizer erwarten einen kompletten Block und könnten damit dann nur zäh editiert werden. Geräte vor dem JD-800 und dem Microwave verstehen nur dieses archaische SysEx, was in einem Block einen kompletten Sound vorgibt. Der Yamaha Reface DX ist ebenso nicht als Echtzeit-Edit-Maschine gedacht, dennoch klappt das Handling sehr gut und „in Echtzeit“. Deshalb kann man dich dem getrost hingeben.

Stereoping Microwave Programmer
Stereoping Microwave Programmer · Quelle: Stereoping

Die FM-Programmer

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Bei FM-Synthesizern gibt es noch immer keine echte vollständige Beknopfung. Deshalb gibt es den Nachbau des Jellinghaus Programmers für den alten DX-7. Aber nachdem John Chowning die FM-Rezepte an Yamaha übergab, gab es etliche Programmer, die innerhalb des Hauses Yamaha geblieben sind.

Auf diesen wurden oft die Original-Sounds und Möglichkeiten erforscht, denn die Synthese war für Chowning als experimentellem Musiker und Yamaha als Firma zunächst neu und deshalb gab es erst einmal einen Preset-Synthesizer mit 2 Operatoren und ohne Bedienelemente. Später wurden weitere erbaut, die zu der heutigen Struktur mit 4 und 6 Operatoren führte und den bekannten Verknüpfungs-Presets mit dem Namen „Algorithmus“.

Programmers for FM by Sequencer_de
Programmers for FM by Sequencer_de · Quelle: https://www.sequencer.de/blog/yamaha-an1x-app-and-synthbook/21602

Der Reface Dtronics DX Programmer ist wieder da!

Die niederländische Firma DTronics hat sich neben Stereoping ebenfalls zur Aufgabe genommen die Hardware nachzubauen, die heute noch an älteren Synthesizern fehlen. Die andere Seite ist die Verbesserung von Synthesizern, die zu wenig Knöpfe anbieten. Der bekannteste war und ist der DX Programmer für den Yamaha Reface DX. Er wird jetzt neu aufgelegt und für knapp 269 Euro angeboten. Der Vorverkauf ist bereits angelaufen. Dazu kannst du einen Blick auf die Website von DTronics werfen. Die wirkliche News war jedoch bisher nur auf Instagram zu lesen.

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FM-Programmer? wie sinnvoll ist das?

Bei solchen Hardware Tools, die nicht vom Hersteller vorgesehen waren, muss man nur sagen – der DX wird den eingestellten Parameter nicht darstellen, so er nicht auf der passenden Page steht, etwa für Hüllkurven, wenn diese verstellt werden. Manche Synths geben ihre Werte über MIDI nicht an, sondern nur bei direktem „dran drehen“. Dennoch ist der Nutzen hoch.

Lohnt es sich denn bei FM? Besonders wenn es 6 Operatoren sind, aber man hat nur eine Reihe Knöpfe? Und was ist, wenn man mit dem Init-Sound beginnt, muss man dann nicht sowieso alles zurückdrehen, weil man ja Potis verwendet? In einem FM Synth würde ich heute auf jeden Fall eine Hüllkurve und ein Set der Basiseinstellungen als Hardware empfehlen und sie über 6 Taster als Mindest-Bedienung anwählen.

Aber dennoch lohnt sich ein Programmer für alle die Sounddesigner – definitiv JA!

Dr. Chowning und der GS-1 Programmer
Dr. John Chowning und der GS-1 Programmer · Quelle: Yamaha

Beispiel Reface Programmer im Liveeinsatz

Der Reface Controller hat nicht 4 separate Operatoren mit 4 Hüllkurven, sondern ein Set einer Hülkurve für Pitch und das für EINEN Operator jeweils. Angewählt wird per Select pro Operator. Dort wird festgelegt welcher angesprochen wird. Er kann damit auf Wunsch alle/mehrere Hüllkurven gleichzeitig ändern oder nur einige. Abschalten einzelner Operatoren, um zu hören, was sie wirklich beitragen, geht über weitere vier Taster.

Die im Livebetrieb effektivsten Parameter sind oft eine Kombination und allein die Kontrolle der Out Levels und deren Anschlagsempfindlichkeit zusammen mit den Feedback-Werten können schon Sounds verändern, die ihre Dynamik damit verbessern, da Parameter dafür ohnehin gedacht sind.

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Yamaha Reface DX
Yamaha Reface DX
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Als zweiter „Trick“ ist der Rate-2 Parameter, der meist dem Decay entspricht (bzw. einem zweiten Decay auf R3). Falls das kein Trägersignal ist, wirkt dieser auf den Klang und kann durch Hören eingeschätzt werden und schnell dorthin gebracht werden, um ihn dann feiner einzustellen. Das ist durchaus ein Parameter, den man an einem FM Synth live verstellen kann. Also schau dir den aktuellen Algorithmus an oder lass diesen immer anzeigen!

Welche Parameter live ändern?

Für mich sind die sehr schnellen LFOs ebenfalls eine gute und einfache Eingriffsmethode via Programmer oder die Umstellung der Operatorenbetriebsart von Fixed auf Ratio und zurück. Denn damit lassen sich „als LFOs“ missbrauchte Operatoren umfunktionieren.

Bei den Frequenzen hingegen solltest du vorsichtig sein, denn falsche Verhältnisse können eine Gesamt-Tonhöhen-Verstimmung zur Folge haben. Sehr effektiv und fast radikal ist die Änderung des Algorithmus, um schnell mal einen ganz anderen Charakter zu erhalten. Es ist auf jeden Fall musikalisch nutzbar und mit der Zeit bekommt man das Gefühl dafür, was damit passiert. Die FM Synthese ist lange schon bereit für eine solche Art Zugriff.

Yamaha Reface DX + Programmer DTX
Yamaha Reface DX + Programmer DTX · Quelle: sequencer.de

Beim DX-Programmer in dieser Demo siehst du ein Display für die direkte Anzeige und den Vorteil der langsamen kreativen Klangfindung. Hier stilecht mit einem DX-5.

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Wie ist es heute?

Programmer könnten auch Synths anbei gestellt werden, die nicht die beste Oberfläche haben. Wer noch Inspiration sucht, kann sich das nicht nur bei alten Synthesizern aufsüßen lassen. Stereoping und DTronics sind aktuell neben dem nicht mehr gebauten Kiwitechnics „Patch Editor“ wohl die bekanntesten Hersteller solcher universellen oder genau für exakt einen Synthesizer passenden Programmer-Einheiten. Es gibt bereits wechselbare Funktionen für einen Controller, der mehrere Geräte bedient. Ein Beispiel dafür ist der Electra One mit Touchscreen und diverse iPad Editoren.

electra one / Martin Pavlas
electra one / Martin Pavlas · Quelle: Martin Pavlas

Immerhin ist die grafische Darstellung bei FM Sounds durchaus hilfreich – wo die klassischen Programmer nicht immer perfekt sind. Der DX-Programmer ist dennoch ein Luxus, den man wohl kaum wieder sehen wird, dennoch hat man sogar schon einen FS1-R Programmer gebaut. Es ist einfach da, weil es möglich ist. Und ja, die Bedienung kann bei einem Gerät nur besser werden, was nicht gerade durch Bedienfreude in die Geschichte einging. Wer einen DX-7 hat, sollte jedenfalls zugreifen solange es möglich ist.

Die Zukunft der Controller-Hardware

So könnte ein Korg Volca FM mit einer Art DX-Programmer sogar zu neuen Ufern gelangen. Als weiteres Angebot können „Programmer“ Erweiterungen sein, die neue Funktionen mit sich bringen. Da gibt es aktuell den LFE, der meist zu gut ausgestatteten neueren Synthesizern gestellt wird, per MIDI-Controller LFOs und Hüllkurven hinzubaut und sie sogar parallel speichert. Auch das ist eine gute Idee, da heute immer noch genug Synthesizer mit nur einem LFO existieren.

Yorick LFE Low Frequency Expander
Yorick LFE Low Frequency Expander · Quelle: Yorick Tech

Als Hersteller hat man eine große Chance eine Reihe von Nutzern zu erreichen. Ebenfalls jene, die eher Controller-Boxen für Softsynths entwickeln (wie Soundforce) könnten zumindest überlegen die SysEx-Entsprechung hinzuzufügen. Sie würden dann von schnöden Controller-Versendern zur Doppelnutzung befähigt. Also bewegt euch, Hersteller!

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