Jazzmaster vs. Jaguar: Das sind die Unterschiede der Offset-Gitarren
Jazzmaster vs. Jaguar – welches Modell solltest du dir kaufen? Vor der Antwort solltest du erst einmal wissen, was diese E-Gitarren unterscheidet und was die Offsets gemeinsam haben.
Geschichte
Sie waren einst als Luxusausführung der Solidbody E-Gitarren von Fender gedacht und richteten sich an professionelle Gitarristen: Jaguar und Jazzmaster. Die beiden Offset E-Gitarren waren teuer und sehr flexibel. Dann verschwanden sie fast von der Bildfläche, bevor sie in den 1980ern von der Alternative-Rock-Bewegung wieder entdeckt wurde, um sich vom „Establishment“ abzugrenzen. Sie sahen nicht nach Stratocaster oder Les Paul, galten bei manchen Gitarristen gar als hässlich, klangen ganz eigen und waren zudem sehr günstig – keiner wollte diese „Gurken“ damals haben. Perfekt für mehr oder weniger mittellose Musiker/-innen, die auch mal ihre Instrumente auf der Bühne zerstörten oder viele gleichzeitig anhäuften, um nicht umstimmen zu müssen. Vor allem im Grunge hat diese Gitarrenform ihre zweite Renaissance gehabt. Heute sind die Modelle in den normalen Runs integriert und keine Seltenheit mehr. Auch der Preis ist schon lange kein Schnapper mehr.
Doch zwischen Jazzmaster, Jaguar und den anderen Offset-Gitarren wie Mustang, Duo Sonic oder Jag-Stang gibt es einige Unterschiede. Die solltest du kennen.
Fender Jazzmaster vs. Fender Jaguar: Gemeinsamkeiten
Auf den ersten Blick sind Jazzmaster und Jagar ziemlich ähnlich. Die damals als Strat-Nachfolger geplante Jazzmaster hat wie auch die Jaguar einen sehr ergonomisch geformten Body, der über die Mittelachse bzw. die beiden Einbuchtungen verschoben ist – also asymmetrisch oder eben „offset“. Sie verfügen beide über ein längeres, oberes Horn (Cutaway) und ein sehr flaches Cutaway an der unteren Seite. Der Hals ist auf den oberen Lagen trotzdem gut zu erreichen. Der Body besteht klassisch aus Erle oder Esche, der Hals aus Ahorn.
Beide sind mit Single Coils ausgestattet, die einen sehr perligen, offenen und klaren Klang abliefern und daher auch viel im Surf-Rock zu finden sind. Zusammen mit dem Federhall liefern sie den charakteristischen, knalligen Sound. Sie lassen sich jedoch auch gut verzerren und haben deswegen auch ihre Fans im Rock.
Außerdem verfügen beide über die Floating Bridge, ein besonderes Vibratosystem, das für mehr Obertöne sorgt – was bei mehr Zerre im Signal auch nachteilig sein kann und zur schnelleren Rückkopplung neigt.
Jaguar und Jazzmaster haben beide den damals revolutionären Rhythmus-Schaltkreis verbaut, der mit einem Kippschalter oberhalb der Saiten aktiviert wird. Dann ist nur der Hals-PU aktiv und die beiden in den Body eingelassenen Regler oberhalb der Saiten. Diese haben auch andere Widerstandswerte als die unteren Regler, weswegen der Modus dunkler klingt. So sind zwei Sounds direkt abrufbar.
Unterschiede: Jazzmaster vs. Jaguar
Der Body wird oft als identisch betitelt, doch im Direktvergleich sieht man die kleinen Unterschiede. Doch zwei sind viel wichtiger: Bundzahl und Mensur. Die Jazzmaster hat nur 21 Bünde bei einer Gesamtmensur von 25,5″, die sich auch bei Stratocaster und Telecaster großer Beliebtheit erfreuen. Die Jaguar verfügt über 22 Bünde bei einer Mensur von 24″, daher ist die Haptik der Bundabstände am ehesten mit der Les Paul vergleichbar. Viele Fender-Fans fühlen sich daher auf der Jazzmaster etwas wohler, da die Bünde sich gewohnter nach „Fender“ anfühlen. Am Ende entscheidet wie immer der Geschmack.
Klanglich liegen zwischen den Gitarren keine Welten, die Jaguar ist eher etwas heller und knalliger. Die Single Coils sind optisch denen der Stratocaster sehr ähnlich, sind aber heißer gewickelt und sollen laut Fender mehr nach Humbucker klingen. (Was sie aber nicht tun – meine Meinung.) Zudem sind bei der Jaguar neben den Tonabnehmern Metallplatten eingelassen, die elektrische Störgeräsche abschirmen sollen.
Die Tonabnehmer der Jazzmaster werden oft fälschlicherweise als P90s betitelt. Es sind aber Single Coils, die voll und klar klingen und auch verzerrt eine gute Figur machen. Natürlich immer im Rahmen von Single Coil Zerr-Sound. Sie sind breiter und flacher als P90s gewickelt und die Polepieces sind selbst die Magneten – bei P90 sind die Magneten unter der Spule. Einer der Tonabnehmer ist „Reverse Wound“, dass in der Mittelposition kein Singlecoil-Brummen entsteht.
Die Jaguar besitzt zusätzlich eine Out Of Phase Schaltung, die über einen der drei Schiebeschalter unterhalb der Saiten aktiviert wird. Die anderen beiden sind PU On/Off Schalter. Einen 3-Wege-Wahlschalter wie bei der Jazzmaster gibt es nicht. Zudem hat die Jaguar unter den Reglern Control Plates aus Metall statt Plastik, wie bei der Jazzmaster. Das ist optisch eindrucksvoller – aber macht sie auch etwas schwerer.
Beispiele für Fender Jazzmaster
Wenn du auf der Suche nach einer Fender Jazzmaster bist, dann kannst du für vergleichsweise wenig Geld schon sehr viel Jazzmaster bekommen. Die Fernost-Tochter Squier hat einige spannende Modelle im Programm. Natürlich ist nach oben keine Grenze gesetzt. Es gibt auch günstigere Nachbauten, dann allerdings keine 1:1 Kopien. Hier ein paar prominente Beispiele:
Beispiele für Fender Jaguar
Die Fender Jaguar sieht nur auf den ersten (sehr ungenauen) Blick so aus wie die Jazzmaster. Sie ist eine eigenständige E-Gitarre. Allerdings mit weit weniger Auswahl als bei der JM, die bei fast jedem Release neue Modelle bekommt, während die Jag nur manchmal dabei ist. Doch es ist von Squier über MIM, MIJ und USA alles dabei:
Fender Mustang, Duo Sonic, Musicmaster, Bronco und Jag-Stang
Es gibt noch andere Offset-Modelle, die ihr auf jeden Fall kennen solltet. Zu den Populärsten zählt heute die Mustang. Charakteristisch sind die beiden schrägen Single Coils mit (meißt weißer oder schwarzer) Kappe, den beiden PU-Wahlschaltern direkt über den Tonabnehmern und der Bodyform, die an eine verkleinerte Strat mit Offset-Kontur und kürzeren Cutaways erinnert. Diese Form stammt eigentlich von der Duo Sonic bzw. Musicmaster, die als Schülerinstrumente mit 3/4 Aufbau und kürzerer Mensur für „Kinderhände“ passender sein sollten.
Aus der Mustang wurde später dann auch noch die Bronco „entwickelt“, indem Fender nur einen Steg-PU verbaute. Allerdings hatte die Bronco immer die lange 24″ Mensur, bei der Mustang war es optional – meist gab es da aber die 22,5″ Mensur. Ähnlich war es auch bei Musicmaster und Duo-Sonic – erstere hatte nur einen Pickup, die andere zwei.
Die Jag-Stang hingegen ist etwas jünger. Sie wurde von Kurt Cobain, dem Frontmann, Gitarristen und Sänger von Nirvana, entwickelt. Dazu setzte er beim Body die Oberseite der Jaguar und die Unterseite der Mustang zusammen, verpasste ihr im Mustang-Stil zwei offene, und schräg montierte Tonabnehmer (Humbucker und Single Coil) nebst Mustang-PU-Schaltern direkt darüber. Und die Mustang-Vibrato-Bridge. Cobain selbst hatte die Prototypen nur wenige Male live eingesetzt. Heute gibt es das Artist-Modell, wobei sich vor allem die älteren, japanischen Modelle unter Kennern großer Beliebtheit erfreuen. Die letzte Inkarnation stammt aus Mexiko und ist auch schon wieder vergriffen.
Kaufberater für Jazzmaster vs. Jaguar
Du hast nun Lust auf deine eigene Offset? Du hast sicherlich schon eine Idee, in welche Richtung es gehen soll. Wenn in dieser Liste keine für dich dabei ist, dann schau doch mal in den Offset-Kaufberater, in dem du noch mehr Modelle Jazzmaster vs. Jaguar findest.