Boss DM-101 Analoges Delay Pedal – Angecheckt
Effektpedal für Gitarre und Synthesizer
Schon Ende Juni hatten wir vom neu vorgestellten Boss DM-101 berichtet. Nach einigem Betteln und Bitten hatte ich Glück und durfte das analoge Delay ausgiebig in der heimischen Recording-Umgebung testen. Warum Eimerketten und Multi-Heads großartig sind.
Boss DM-101 – Das Wichtigste in Kürze
- Komplett analoges Delay Pedal mi CPU-gestützter Steuerung
- 12 Delay-Modi, davon 6 Mono und 6 Stereo
- Midi-Steuerung via Mini-TRS
- Intuitives Design mit coolem Retro-Charme
- Tap-Tempo
- Carryover für verlustfreie Signalübertragung
- Die besten, sehr musikalischen (analogen) Delay-Sounds seit langer Zeit
Design und Verarbeitung
Die Köpfe hinter der Erfolgsmarke Boss sind bekannt für das bühnenfeste, unkaputtbare Design ihrer Effektgeräte. Da bildet auch das DM-101 keine Ausnahme: Ein solides Metallgehäuse mit schwarzer, strukturierter Lackierung und eine robuste Bodenplatte aus Metall bilden die Basis. Die sechs strukturierten Regler geben vernünftiges haptische Feedback, auch kleinste Änderungen lassen sich an den feinfühligen Potis einstellen.
Die Modi-Auswahl geschieht über den zentral angeordneten Wahlschalter, der angenehm einrastet, wenn die gewünschte Delay-Variante eingestellt wurde. Lediglich der Tap-Division- und der Memory-Knopf kommen etwas einfach daher.
Glücklicherweise hält sich Boss beim Einsatz von LEDs zurück. Wo bei anderen Herstellern gern auf viel Blinken und Blitzen zurückgegriffen wird, beschränkt sich das DM-101 auf die wichtigsten Anzeigen. Das rote Leuchten ist auch im dämmerigen Licht angenehm zurückhaltend. Sehr schön.
Boss DM-101: Technische Features
Als analoge Delay-Maschine mit digitaler Steuerung will das DM-101 das beste beider Welten miteinander verbinden. Dazu ist das Teil vollgestopft mit Möglichkeiten. Sämtliche Anschlüsse befinden sich dabei auf der Rückseite des Pedals. Besonders angenehm für alle, die auf dem Pedalboard Platz schaffen müssen.
Neben dem 1/4“ Input finden sich die beiden Outputs, A/Mono und B für die Stereo-Funktionen der entsprechenden Delay-Modi. Die Möglichkeit, das Pedal mit einem externen Fußtaster oder einen Expression-Pedal zu nutzen, ist eine nette Dreingabe. Einzig der kleine USB-Eingang wirkt, gerade beim analogen Ansatz, etwas fehl am Platze. MIDI-Eingänge ermöglichen das Anschließen eines entsprechenden Controllers – dazu später mehr.
Mitgeliefert werden neben der Stromversorgung auch die vier obligatorischen Gummifüßchen, mit denen das Pedal auf sicheren Beinen steht. Doch nun genug um den heißen Brei herumgeredet – das Teil muss gespielt werden.
Wie klingt’s denn nun – der Versuchsaufbau fürs Boss DM-101
Um das Boss DM-101 ausgiebig zu testen, habe ich zwei komplett unterschiedliche Setups gewählt:
Zum einen spiele ich das Delay vor meinem Laney Lionheart L5. Vorgeschaltet ist neben dem stets eingeschleiften tc electronics Polytune 3 nur noch eine Maybach Lester ’59. Die Wiedergabe kommt über eine 2×12“ Box mit zwei Celestion G12M Greenbacks.
Neben dieser sehr, sehr analogen Welt habe ich entschieden, das Boss DM-101 neben meinem TONEX Pedal laufen zu lassen. Analog trifft digital, gewissermaßen. Als Gitarren kommen hier eine Telecaster mit den großartigen Gristle Tone Pickups sowie eine frisch geplekte Gibson Les Paul Custom Lite zum Einsatz.
Soundcheck – Aufbau Nr. 1
Analoge Delays sind dank der BBDs (auf Deutsch Eimerkettenspeicher) sehr warm und satt klingende Effekte, die eher dunkle Sounds produzieren. Die Obertöne und Höhen moderner Digital-Delays werden von den kleinen Chips nicht derart stark wiedergegeben – zum Glück, möchte ich hier vorgreifen.
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Kombiniert mit einem kleinen, sehr ausdrucksstarken Vollröhrenamp wie dem Laney L5 kommt diese Charakteristik voll zur Geltung:
Ich teste mich durch die Mono-Abteilung des DM-101 und beginne mit dem Classic-Modus. Die warme, sehr traditionelle Klangbreite ist super variantenreich und kann mit bis zu 1200 ms Delay-Zeit ausgereizt werden. Zu viel für alles, was ich vorhabe, aber dennoch eine Einladung, in die Welt der sphärischen Klänge einzutauchen.
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Highlight: Der Multi-Head Modus des Boss DM-101
Über Vintage- und Modern-Modi gehe ich hinweg, hier vermag mich der modernere Delay-Sound nicht ganz abzuholen – zu höhenbetont für meine Ohren, die sich nun auf analoge Wärme freuen. Dafür geht beim Multi-Head Modus so richtig die Sonne auf:
Die sehr gelungene Interpretation eines Tape-Delays ist wahnsinnig musikalisch und gibt mir genau das, was ich gesucht habe. Beim Spielen einiger „Dotted-Eights-Riffs“ (wie beschreibe ich das auf Deutsch? Egal!) bin ich hin und weg von der Komplexität des Klangs. Die Möglichkeit, den Variation-Regler nun zu nutzen, um zwischen zehn Head-Kombinationen zu wählen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Hut ab, der Sound gefällt.
Der nächste Modus, Non-Linear, ist dann eine Kaskade lauter werdender Delays – mir soundmäßig zu komplex, aber definitiv überzeugend.
Shit, das Teil kann ja Stereo
Damit endet die Mono-Welt. Und mein schön zurechtgelegtes Test-Setup ist obsolet, zumindest in Teilen. Gut, dass hier noch ein wirklich sehr überzeugender AC30-Klon steht, mit dem ich nun ein hastiges Stereo-Setup einpegeln und an die Box schicken kann.
Das gelingt – allerdings mit einem kleinen Dämpfer. Zwar beherrscht das Boss DM-101 ein paar hervorragende Stereo-Modi, kann aber keinen Stereo-Eingang vertragen. Wer also ein Stereo-Chorus vor dem Pedal nutzen möchte, hat leider Pech gehabt… Schade, denn bei einem Preis von um die 500,- € hätte ich mir hier die komplette kreative Freiheit gewünscht.
Stereo Sounds
Beginnend mit dem Reflect Setting kommt die breite Stereobühne sofort voll in Spiel, unterstützt von einem zurückhaltendem, sehr räumlichen Reverbanteil im Klang.
Im Doubling+Delay-Modus sind die Virtuosen unter den Knöppfchen-Drehern gefragt: Die Kombination aus gedoppeltem Sound mit längerem Delay muss über den Variation-Regler sorgfältig eingepegelt werden, um klangliche Irrwege zu verhindern.
So richtig geil, entschuldigt die Wortwahl, ist für meine Ohren dann wieder der Wide-Modus: Variation fast auf 0 gedreht, Delay Time bei 12-Uhr, Intensity bei 3, Volume wieder bei 12 – geniale, breitbandige Stereo-Darstellung. Das macht richtig Spaß, trotz des maximal halbprofessionellen Stereo-Settings.
Mit der Dual Mod Funktion tauche ich dann endgültig in die Klangmalerei ab – nicht meine Art, Gitarre zu spielen. Aber der Klang ist schon abgefahren. Gerade mit einem leicht angezerrten Grundsound ist hier viel Spielkram möglich. Pan und Pattern schließlich machen den Abschluss und geben mir einmal mehr dieses U2-Feeling, wenn die Maybach die Röhren ein klein wenig mehr anfeuert.
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Soundcheck Boss DM-101 – Aufbau Nr. 2
Keine Sorge, ich wiederhole nicht den gesamten Part mit einem digitalen, per Tonex-Soundcapture erstellten Amp. Nur hatte ich das Bedürfnis, das Boss DM-101 unter meinen täglichen Setup-Bedingungen zu testen.
Selbst eher in härteren musikalischen Gefilden zuhause, komme ich nicht umhin, den einen oder anderen Soldano-, Friedman– oder Diesel-Klon mit dem Boss DM-101 zu befeuern. Nichts zu krasses, aber ein bisschen rumpeln darf’s schon.
Was soll ich sagen – das Boss Delay liefert ordentlich ab. Besonders bei Palmmutings und schneller gespielten Passagen liefern die unterschiedlichen Modi ein sehr harmonisches, offenes Klangbild, das nie (auch nicht in diesem rein digitalen Setup) seinen analogen Touch verliert. Toll, was so ein paar BBDs aus dem „Standard-Effekt“ Delay alles rausholen können.
Analoge Delays kosten Geld
Kommen wir zum Elefanten im Raum. Der Preis des DM-101 ist mit über 500,- Euro beachtlich. Legt man den fehlenden Stereo-Eingang mit dazu, könnten einem doch glatt Zweifel an der lohnenswerten Investition kommen.
Doch eines muss dabei klargestellt werden: Analoge Delays kosten eine ordentliche Stange mehr Geld, als ihre digitalen Counterparts. Zudem liefert das DM-101 eine ganze Palette an Features und vor allem Sounds, die es von der Masse abheben.
Auch die Ausstattung ist beachtlich. Die Memory-Funktion etwa erlaubt das Speichern von diversen voreingestellten Presets, die sich mit dem optionalen MIDI-Controller auf bis zu 128 Voreinstellungen speichern und abrufen lassen. Ich glaube, nicht mal David Gilmour nutzt so viele Delays.
All die Funktionen und Sounds packt Boss hier in ein hochwertiges und wirklich einzigartiges klingendes Gerät, das auch den härtesten Bühneneinsatz überstehen wird. Der Preis ist hoch, die Qualität allerdings noch viel höher – ein jeder entscheide selbst, wo die Schmerzgrenze liegt.
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Abschluss und Fazit zum Boss DM-101
Ich habe die Zeit mit dem Boss DM-101 genossen. Ich selbst bin hauptsächlich mit digitalen Delays „groß geworden“ und hatte bisher nur geahnt, was ich vermisse. Zu selten kamen die Möglichkeiten, ein wirklich hochwertiges, analoges Setup zu zocken.
Eins muss klar sein – ein Pedal wie das DM-101 will ausgetestet werden. Nichts wäre tragischer, als wenn es auf einem festgesetzten Setting dahinvegetieren würde. Ich mache eine Ausnahme für die Multi-Head Einstellung, ok.
Nach einiger Erkundungs- und Einarbeitungszeit liefert das Boss DM-101 jedoch genau das, was es verspricht: Unverfälschte, volle und vor allem im höchsten Maße musikalische Delay-Sounds. Und denen werde ich mich nun noch einmal ausgiebig widmen.
Du willst auch? Das Pedal bekommst du hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 519,00 Euro.
Pro und Kontra Boss DM-101 Delay Machine
Pro
- Komplett analoges Delay-Pedal mi CPU-gestützter Steuerung
- 12 Delay-Modi, davon 6 Mono und 6 Stereo
- MIDI-Steuerung via Mini-TRS
- Intuitives Design mit coolem Retro-Charme
- Tap-Tempo
- Carryover für verlustfreie Signalübertragung
- Die besten, sehr musikalischen (analogen) Delay-Sounds seit langer Zeit
Kontra
- relativ hochpreisig
- kein Stereoeingang
Mehr Infos zum Boss DM-101
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