Eurorack Ambientloops: So baut Ihr Euer erstes System
Heute stellen wir euch im Detail spannende Eurorack Systeme für Einsteiger vor. Sie sind maximal 84 Teileinheiten breit und kosten unter 1500 Euro. Mit diesem Budget kann man im Eurorack so einiges anstellen – vorausgesetzt, man weiß, in welche Soundrichtung es in etwa gehen soll. Heute stehen Systeme im Fokus, mit denen sich einmalige Eurorack Ambientloops und breite Flächensounds erzeugen lassen.
Ambientloops im Eurorack: Welches Hauptmodul nehme ich?
Natürlich stellt sich beim Thema Ambientloops zuerst die Frage: Welches Gerät nutze ich als Looper? Dieser Frage sind auch bereits einige Eurorack-Hersteller nachgegangen. Daher gibt es inzwischen eine recht große Auswahl an Modulen, die diese Aufgabe erfüllen können. Dabei funktionieren sie alle auf unterschiedliche Arten und Weisen, weshalb wir zunächst drei von ihnen präsentieren wollen: das Make Noise Morphagene, den Instruo Lubadh und das 4ms Dual Looping Delay.
Eurorack Ambientloops mit dem Make Noise Morphagene
Fangen wir mit dem Make Noise Morphagene an. Es ist das wohl beliebteste Eurorack Modul für Ambientloops. Um solche zu erstellen, folgt es dem Modell einer Bandmaschine, auf der Tapeloops laufen – aber natürlich digital. Zur Erstellung des ersten Loops muss nur ein Sample auf die mitgelieferte SD-Karte geladen werden. Dieses spielt das Morphagene dann im Loop ab. Um Ambient-Texturen zu erstellen, eignen sich natürlich langsame Flächen-Samples oder Fieldrecordings am besten. Die Samples können von Hand oder mit Steuerspannung während des Loopings modifiziert werden: Ihr könnt sie langsamer oder schneller laufen lassen oder nur kleine Schnipsel abspielen. Das Ganze läuft übrigens in Echtzeit und in Stereo!
Das Morphagene baut auf dem Konzept alter Bandmaschinen auf
Live-Looping kann das Morphagene auch!
Aber damit noch nicht genug, denn das Morphagene kann auch Sounds aufnehmen. Dafür müsst ihr einfach nur eine Klangquelle in den Stereoeingang oben links am Modul patchen. Das Modul passt die Pegel automatisch an – und erlaubt dann Overdubbing. Auf diese Weise können auch Klänge von externen Synths oder anderen Instrumenten mit den Loops auf der SD-Karte kombiniert werden. Es ist sogar möglich, daraus ganz neue Aufnahmen zu fertigen und das Morphagene zu einem kreativen Live-Looper werden zu lassen. Leider ist die Aufnahmezeit recht begrenzt: 2:51 Minuten können maximal pro digitalem Tapeloop aufgenommen werden, danach muss eine andere Datei geladen werden.
Zwei Ambientloops auf einmal: Der Instruó Lubadh
Wer mehr Zeit für seine Ambientloops im Eurorack braucht, sollte eher auf den Instruó Lubadh setzen. Mit seinen zwei Seiten emuliert das Modul nicht nur eine, sondern gleich zwei Bandmaschinen. Jeder ihrer Loops kann zehn Minuten lang sein. Auch ist es möglich, einen Loop von der einen Seite modifiziert auf die andere aufzunehmen. Ansonsten weist der Lubadh ähnliche Funktionen wie das Morphagene auf: Ihr beschleunigt und verlangsamt Loops, spielt sie rhythmisch zu einer Clock ab oder verändert ihre Tonhöhe gezielt per CV. Wie das Modul von Make Noise, bietet auch der Lubadh eine Stereo-Option, allerdings könnt Ihr dann nicht mehr resampeln. Denn dafür werden beide Seiten des Moduls für die linken und rechten Kanäle der Stereoaufnahmen benötigt.
Bis zu 10 Minuten lange Loops kann der Instruó Lubadh aufnehmen
4ms Dual Looping Delay: Loop-Maschine und Effektmodul
Ähnlich ist es auch beim letzten Modul, das wir genauer vorstellen wollen, dem 4ms Dual Looping Delay. Wie der Name schon sagt, ist es weniger ein Looper als ein (Tape-) Delay. Dennoch kann es auch genutzt werden, um Eurorack Ambientloops zu erzeugen, allerdings nur mit live eingehenden Signalen. Anders als der Lubadh oder das Morphagene, verfügt es nämlich über keine SD-Karte. Trotzdem bietet es knapp drei Minuten Aufnahmespeicher für Klänge. Entweder sie werden geloopt und faden wie bei einem Delay nach und nach aus – oder sie werden mit „Hold“ im Buffer gehalten. Aufgrund dieser fluiden Konstruktion ist das Modul sowohl ein Looper-Modul zur Klangerzeugung als auch ein Effektmodul zur zeitbasierten Manipulation geeignet. Diese Eigenschaft macht es in Patches sehr flexibel einsetzbar. Allerdings braucht es natürlich noch eine weitere Klangquelle, um überhaupt etwas loopen zu können.
Zwischen Delay und Looper hat sich das 4ms Dual Looping Delay situiert
Den passenden Effekt finden
Habt ihr euch für eines der drei Module entschieden, geht es als nächstes darum, mit welchen es kombiniert werden kann. Für ordentlichen Ambient braucht es natürlich noch einen passenden Reverb als Effekt. Auch ein Delay ist womöglich nicht verkehrt. Wenn ihr in ein Multi-Effektmodul wie das endorphin.es Milky Way oder das Tiptop Audio Z5000 investiert, habt ihr diverse Möglichkeiten in beide Richtungen. Das Make Noise Mimeophon und das Strymon StarLab kombinieren als Premium-Optionen ebenfalls Delays und Reverbs miteinander.
Und seit Kurzem gibt es auch noch das endorphin.es GHOST. Bei diesem Modul handelt es sich um einen besonders vielseitigen Multieffekt, der sich ideal für Ambientloops eignet. Es verfügt nicht nur über ein Delay und einen Reverb, sondern auch noch über einen Kompressor, ein Filter und diverse Distortion-Optionen. All diese Features eignen sich hervorragend dazu, Eurorack Ambientloops zu verfremden.
Wer einen vielseitigen Effektprozessor für das Eurorack sucht, sollte sich den GHOST ansehen
Eurorack Ambientloops lieben Modulation
Besonders spannend wird es aber erst, wenn die Loops per Steuerspannung moduliert werden. Hier gibt es grundsätzlich zwei Optionen: Sequencer oder automatische Modulation. Wenn ein Mix aus beiden gewünscht ist, solltet ihr auf kompakte Lösungen setzen. Im After Later Audio uO_C ist etwa ein Step-Sequencer mit Quantisierung auf Tonleitern enthalten. Der Befaco Muxlicer ist eine zweite, analoge Option ohne Quantisierung, dafür aber mit mehr Hands-on-Steuerung. Kombinieren könnt ihr solche Sequencer mit dynamischen LFOs und Hüllkurven aus Funktionsgeneratoren wie dem Cre8audio Function Junction. Dieses Modul bietet separate ADSR-, Funktionsgenerator-, LFO- und Mixer-Funktionen für kreatives Bearbeiten von Ambientloops im Eurorack.
So könnte das finale System aussehen
Fassen wir also zusammen: Um Eurorack Ambientloops zu erstellen und zu bearbeiten, braucht ihr mindestens fünf Module. Zunächst entscheidet man sich für ein Looper-Modul, unten ist das Make Noise Morphagene zu sehen. Dann braucht es noch mindestens ein Effektmodul wie das Milky Way sowie Modulationssignale von Sequencern und LFO- bzw. Funktionsmodulen. Entscheidet man sich dabei für das uO_C und das Function Junction und vervollständigt das System mit einem Output-Modul, liegen die Modulkosten bei knapp über 1300 Euro. Zusammen mit einem (vielleicht gebrauchten?) Case von ca. 60 Teileinheiten Breite liegt man bei 1500 Euro – und hat einen mächtigen Synthesizer für einmalige Ambientloops gebaut.
Ein Eurorack System für Ambientloops kommt mit wenigen Modulen aus
Videos zu den Modulen im finalen System
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