Angecheckt: Universal Audio Sphere DLX & LX Modeling-Mikrofone
Der Hard- und Software-Hersteller Universal Audio veröffentlichte vor Kurzem mit Sphere LX und Sphere DLX zwei neue Modeling-Mikrofone mit Software-Anbindung. Durch die Übernahme von Townsend Labs und die Zusammenarbeit mit den Entwickler beider Firmen entstanden so weiterentwickelte und die ersten UA-eigenen Modeling-Mikrofone. Und genau diese mussten wir uns natürlich einmal in unseren Studios anschauen und ausgiebig testen.
Universal Audio Sphere DLX und LX
Modeling-Mikrofone – das ist am Markt nichts Neues. Hier gibt es einige Anbieter in der Musikindustrie. Eine bekannte Firma aus diesem Bereich ist Townsend Labs, die vor einiger Zeit mit Universal Audio fusionierten. Und das nicht ohne Grund, wie wir jetzt wissen. Denn aus dieser Zusammenarbeit entstanden die beiden neuen Mikrofone Sphere DLX und LX. Und diese sind so konzipiert, dass ihr mit nur einem Mikro im Studio und der dazugehörigen Software Zugriff auf den Klang etlicher legendärer und bekannter Mikrofone habt. Das hört sich doch genial an (und definitiv nach weniger Ausgaben für die teure Mikro-Sammlung).
Wie klingen eigentlich die neuen Modeling-Mikrofone Sphere DLX und LX und wie funktioniert die Simulation anderer Mikrofone überhaupt? Das durfte ich hier in meinem Studio testen. Danke an Universal Audio für das zur Verfügungstellen beider Mikros für dieses Angecheckt!
Ausgepackt
Schon das Unboxing neuer Hardware von Universal Audio erinnert mittlerweile an Auspack-Zeremonien, die wir eigentlich nur von Apple Produkten gewohnt sind. Die Mikrofone werden in einem schönen schwarzen Kasten geliefert, in dem sich ein Hardcase befindet, das ihr für den Transport der Mikros nutzen könnt. Das lässt sich wiederum per Reißverschluss öffnen. In dem Case des Sphere DLX befinden sich natürlich stoßfest eingebettet das Mikrofon, eine große Spinne zur elastischen Aufhängung mit zwei zusätzlichen Ersatzgummis, eine „normale“ Stativbefestigung, ein ca. 7,5 m langes Audio-Anschlusskabel (zweimal XLR auf 5-Pol-Stecker) und eine Karte mit der Seriennummer zur Registrierung der Hardware.
Das kleinere Modeling-Mikrofon Sphere LX wird in einer ähnlichen, aber wesentlich kleineren Box geliefert. Der Inhalt ist identisch bis auf die fehlende Spinne sowie ein kürzeres 3 m XLR-Kabel (5-Pol auf zweimal XLR). Beide Mikros fühlen sich durch das recht hohe Eigengewicht sehr hochwertig an und machen Lust, diese endlich anzuschließen und auszuprobieren.
Die ersten Schritte mit dem Sphere DLX
Als Gear Nerd interessiert mich natürlich zu allererst die Stereovariante des neuen UA Mikrofons: das Sphere DLX. Das „D“ steht sicherlich für „Dual“ und bedeutet, dass die Hardware mit zwei Großmembranen ausgestattet ist. Diese sitzen auf engem Raum in der Kapsel gegenüber und können somit die eine und die gegenüberliegende Seite aufnehmen. Das heißt, dass ihr alles (360 Grad) um das Mikrofon herum perfekt abdecken könnt. Aber das ist natürlich nicht das Besondere des Pakets. Denn der Clou ist das perfekte Zusammenspiel mit der Software. Und das kann der Hersteller!
Nach der Registrierung des Sphere DLX in der UA Connect Software kann ich nun verschiedene native Plugins, aber auch UAD-Versionen installieren. Dazu lassen sich einige Tutorial-Videos abspielen und das Handbuch einsehen. Sehr schön und absolut selbsterklärend. Das Mikro schließe ich nun mit dem mitgelieferten Kabel an mein UA Apollo Audiointerface (hier steht ein neues Software Update zur Verfügung) an, das über eine wirklich ausreichende Länge verfügt. Hier benötigt ihr natürlich zwei Eingänge, um die Stereofunktionalität nutzen zu können. Ihr könnt natürlich auch ein anderes Audiointerface einsetzen! Zum perfekten Ausmessen des Mikros gibt es eine Kalibrierungsfunktion (siehe Handbuch).
Im Software-Mixer der Apollo müsst ihr die beiden Monokanäle zu einem Stereokanal zusammenfassen. Das ist wichtig, da sonst das Modeling des Sphere DLX nicht richtig funktioniert. Jetzt muss ich nur noch die Phantomspeisung aktivieren. Und voilà, der obere Teil des Mikros fängt an hellblau zu leuchten. Das ist definitiv ein Hingucker. Aber jetzt möchte ich den Klang hören.
Achtung! Aufnahme: Sphere DLX
Ein Modeling-Mikrofon, wie das Sphere DLX, setzt auf ein Zusammenspiel mit Software. Denn nur so kann es alle Funktionen zeigen. Die zur Verfügung stehenden „UAD Sphere Mic Collection“ Plugins (für UAD und nativ) beinhalten für das DLX 38 Emulationen, beim LX liegen 20 Mikrofon-Simulationen im Paket bei. Folgende weitere Plugins können zusätzlich erworben werden: UAD Putnam Mic Collection (weitere neun Emulationen), UAD Ocean Way Mic Collection (weitere 12 Emulationen). Alle Plugins stehen jeweils in einer Mono- und Stereoausführung (180) bereit. Dabei sind bekannte Ribbon-, Kondensator- und dynamische Mikrofon-Vorlagen. Dazu lassen sich neben dem Mikro-Typ, das Polar-Pattern und andere Mikrofon-Charakteristiken einstellen. Und das sogar nach der Aufnahme!
Für eine Stereoaufnahme bedeutet das sogar noch viel mehr! Denn es lassen sich zwei verschiedene Mikrofontypen (aus der Auswahl) mit unterschiedlichen Polar Patterns und sogar anderen Filtereinstellungen und Achsenverschiebungen mischen. Und das bedeutet unendlich viele Möglichkeiten für die verschiedensten Aufnahmesituationen. Diese Flexibilität ist doch genau das, was man sich für ein Tonstudio wünscht. Durch die „neutrale“ Übertragung des Aufnahmesignals in eure DAW könnt ihr so auch im Nachhinein Änderungen vornehmen und andere Mikrofone testen. Stark! Und es funktioniert perfekt. Alle Funktionen und Eigenschaften lassen sich ebenso mit der LX-Variante realisieren.
Ab in die Box: IsoSphere erleichtert die Arbeit mit der mobilen Vocal-Booth
Achtung: Mit der Funktion IsoSphere im Sphere DLX und LX Plugin wird natürlich kein Reflection-Filter (auch mobile Vocal-Booth genannt) emuliert. Hier wird lediglich die Klangfärbung, die solche Klanghelfer erzeugen, minimiert und sogar eliminiert. Reflection-Filter kommen bei größeren und nicht klangoptimierten Räumen zum Einsatz. Man kann sich mit diesen Aufsätzen (und hier gibt es einige!) einen Aufnahmeraum „sparen“. Die durch diese Zusatz-Hardware geschaffenen Nebenwirkungen werden mit IsoSphere (so gut wie) aufgelöst. Ihr müsst lediglich den Abstand vom Kopf zum Mikrofon richtig einstellen – den Rest übernimmt das Plugin.
Die Drehung macht den Unterschied
Sprache, Gesang frontal ins Mikro für Monoaufnahmen und in Stereo für akustische Gitarre, Shaker oder Atmos meines Fender Rhodes Pianos 90 Grad gedreht. Einfacher geht es nicht. Bei der Aufnahme von Monosignalen lässt sich der Raumanteil frei dazuregeln, da dieser über das rückliegende zweite Mikro eingefangen wird. Spannend! Ihr habt „zu viel Raum“ in der Aufnahme? Auch kein Problem. Denn mit dem Plugin könnt ihr über die Regler Proximity Effect diesen minimieren (natürlich auch später). Das ist sehr interessant bei Sprach- oder auch Percussion-Aufnahmen. Sprache ist meist mit weniger Raum interessanter, Percussions wirken lebendiger mit mehr Raum. Ist eure Klangquelle vor dem Mikrofon zu laut, könnt ihr den Pad-Schalter an der Hardware umlegen. Diese dämpft das Signal um 20 dB.
Normalerweise arbeite ich bei Stereoaufnahmen mit zwei Stabmikrofonen, die auf einer „Stereoschiene“ sitzen. Das nimmt viel Platz ein und ist immer lästig aufzubauen (zwei Kabel, Ausrichtung der Mikros). Mit dem Sphere DLX kein Problem, da ich alles in der Software konfigurieren kann. Es macht auch Spaß, stufenlos alle Parameter zu verändern und sich die verschiedenen Mikrofone anzuhören. Alleine das richtige Polar Pattern bei „Standardmikrofonen“ zu finden, ist immer lästig – hier nicht. Im Gegenteil, man kommt sogar auf ganz andere Ergebnisse. Und soundtechnisch? Im Vergleich zu meinem Neumann U87 Ai gibt es nur geringfügig hörbare Unterschiede zu dem Simulations-Pendant – das muss es preislich, wegen des Preisunterschieds. Aber zwei U87 im Stereopaket sind mir dann doch zu kostspielig.
Welches denn nun: Universal Audio Sphere DLX oder LX?
Das ist natürlich auch eine Budget-Frage, welches der beiden Pakete man sich leisten möchte (oder kann). Trotzdem solltet ihr vorher gut überlegen, ob ihr nicht direkt in das größere „echte“ Stereomikrofon investiert, das eben zwei separat steuerbare Abnehmer in einem besitzt, dazu durch die verwendeten und hochwertigeren Bauteile wesentlich niedrigeres Eigenrauschen entwickelt und obendrein 18 weitere Mikrofon-Simulationen enthält. Darüber hinaus sieht das Größere natürlich ein wenig schicker im Aufnahmeraum aus. Und Look spielt oftmals bei G.A.S. ebenso eine große Rolle. Das LX-Modell ist eher auf Monoaufnahmen ausgerichtet, kann aber ebenso (durch den Stereoanschluss) den regelbaren Raumanteil einfangen und zwei verschiedene Mikro-Typen mischen (aber ohne Panorama – eben „nur“ in Mono).
Die Sphere Mic Collection ist bei beiden Mikrofontypen enthalten. Beide lassen sich zusätzlich und optional mit den Ocean Way und Putnam Sphere Plugins (weitere Simulationen) erweitern. Diese sind nicht im Paketpreis inbegriffen.
Fazit
Die Modeling-Mikrofone Sphere DLX und LX von Universal Audio machen sich echt gut in meinem Studio. Und das für alle möglichen Einsatzgebiete in meiner kleinen Recording-Booth. Aber auch in anderen Bereichen des Studios, wie zum Beispiel im „Regieraum“, der nicht perfekt gedämmt ist, klingen die Aufnahmen professionell und nach „perfekter Umgebung“. Natürlich müssen hier ein paar Tweaks im Plugin vorgenommen werden, um den Raumklang zu reduzieren – das ist ja genau das Interessante an den neuen Modeling-Mikrofonen. Die Beleuchtung des Mikrofons ist eher eine Spielerei, aber auch die macht sich schick im Studio.
Klanglich erzeugen die Mics von Universal Audio ein wirklich (fast) identisches Abbild der nachgebildeten Mikrofone. Zum Beispiel höre ich keinen großen Unterschied zu meinem Neumann U87 Ai. Hier wirkt das Echte ein minimal seidiger in den Höhen im Vergleich zur Emulation – das war es auch schon. Dazu kommt die Möglichkeit, das Sphere DLX als wirklich gutes Stereomikrofon einzusetzen, was die Einsatzgebiete nochmals erweitert. Ausgeliefert werden beide Mikrofone mit einer passenden Grundausstattung, sodass ihr direkt anschließen und loslegen könnt. So soll das auch sein! Für mich ist das DLX eine Bereicherung für jedes Recording-Studio, die in ein hochwertiges duales Großmembranmikrofon investieren möchten. Von mir eine absolute Kaufempfehlung und Tendenz zur DLX-Version. Eine gute Investition!
Preise und Spezifikationen zum Universal Audio Sphere DLX
Universal Audio Sphere DLX erhaltet ihr ab sofort hier bei Thomann.de (Affiliate) zum Preis von 1.649,- Euro.
Sphere LX gibt es ebenso hier bei Thomann.de (Affiliate) für 1.099,- Euro.
Mehr Infos zu Universal Audio, Sphere DLX und LX
- Mikrofone bei Thomann.de
- Sphere DLX Produktseite bei Universal Audio
- Sphere LX Produktseite bei Universal Audio
- Mehr vom Universal Audio
Videos zu den Modeling Mikrofonen von Universal Audio
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Eine Antwort zu “Angecheckt: Universal Audio Sphere DLX & LX Modeling-Mikrofone”
Wenn jemand nicht richtig Singen kann, dann helfen ihm die teuren, netten Spielereien von Universal Audio Sphere DLX & LX Modeling-Mikrofone auch nicht viel. Es gibt genügend Mitbewerber, die ein ähnliches Angebot bereits seit längerem im Portfolio haben.