Wissen: Die wichtigsten Gitarren-Typen – Stratocaster bis Les Paul
Kennst du dich aus in der Geschichte der E-Gitarren? Welches war die erste Solidbody E-Gitarre? Welche die erste mit Humbuckern? Diese E-Gitarren-Typen solltest du kennen!
Die wichtigsten E-Gitarren-Typen!
Kennst du dich schon aus in der Welt der E-Gitarren oder hast du bei dem einen oder anderen Modell noch Nachholebedarf, was Historie oder Specs angeht? Wir haben für dich alle (aus unserer Sicht) nennenswerten Originale der E-Gitarren-Welt zusammengesucht und in aller Kürze die Eigenheiten zusammengefasst. Außerdem haben wir versucht, jeweils zwei Modelle vom Originalhersteller zu finden, die am unteren und oberen Ende der Preisspanne des jeweiligen Modells rangieren – damit du einen Eindruck bekommst, was alles möglich ist.
Und natürlich ist die Überschrift nicht ganz richtig, denn wenn wir nur von Strat zu Paula berichten würden, dann würden wir gerade einmal 2 Jahre der Solidbody-Frühgeschichte abdecken. Es gibt so viele Originale mehr.
Telecaster (Fender)
Die Initialzüdung für die E-Gitarren mit Solidbody (also ohne Schallkammern) war die Esquire 1950 – noch mit einem Pickup und ohne Trussrod. Im selben Jahr folgte die Broadcaster, mit zwei Pickups und Trussrod, gegen das Krumme-Hals-Problem. Gretsch hatte allerdings die Namensrechte, woraufhin Fender die Namen von den Headstocks der restlichen, vorproduzierten Modelle kratzte (die legendäre Nocaster) und später das gleiche Modell als Telecaster auf den Markt brachte. Nach wie vor mit einer 25,5″ Mensur.
Mittlerweile ist es eine der bekanntesten, meist gespielten und flexibelsten Gitarren am Markt. Glaslares Clean ist damit genau so möglich wie brettharte Metal-Riffs, dann aber mit anderen Pickups. Und durch den geschraubten Hals nicht nur preiswerter produzierbar als die bisherig geklebten Gitarrenhälse, sondern auch sehr stabil.
Les Paul (Gibson)
Die Antwort folgte 1952 von Gibson in Form der Les Paul. Die wurde damals in Gold lackiert und mit den neuartigen P90-Tonabnehmern bestückt. Erst 1957 kamen die ersten Humbucker überhaupt (PAF) zum Einsatz. Damals verkauften sich die Goldtop und die Sunburst (1958 – 1960) eher solala und es wurden wenige Modelle gebaut. Heute gelten beide als wohl beste Modelle und kosten richtig viel Geld. Schon damals war die Les Paul mit gewölbter Decke, geleimten Hals und etwas kürzerer 24,75″ Mensur – dem Abstand zwischen Brücke und Nut und damit der Länge der vibrierenden Saite.
Die Les Paul ist quasi das Gegenstück zur einfach produzierten und sehr klar klingenden Telecaster. Sie klingt durch Mahagoni-Body und -hals mit Humbuckern deutlich wärmer und eignet sich auch mit P90s besser für verzerrte Sounds. Allerdings ist die Les Paul meist recht schwer (mittlerweile gibt es sie mit gekammerten Weight Relief Body) und die etwas schmaleren Bünde sind nicht für alle bequem. Am Ende aber Gewohnheit.
Duo Jet (Gretsch)
Gretsch hatte sich 1953 das Singlecut-Design der Les Paul vorgenommen, leicht verändert und mit von Beginn an gekammerten Body als Duo Jet veröffentlicht. Sie ist nicht nur leichter, sondern brachte auch die ersten (heute als Tune-O-Matic bekannten) Bridges auf den Markt – vorher war Saiten verstellen schwierig. Der Sound war eher hell, aber immer noch dick. Und gleichzeitig mit dem Gibson PAF brachte Gretsch 1957 den Filtertron Humbucker auf den Markt. Vielleicht ist die Duo Jet nicht so berühmt wie die Les Paul, hatte über die Jahre viele berühmte Musiker überzeugt, die sie sich um den Bauch hängten.
Stratocaster (Fender)
Die erste erste Double Cut von Fender ist die allseits bekannte Stratocaster von 1954. Die Form ist neben der Les Paul der Inbegriff von „E-Gitarre“ und bei Musikern sehr beliebt – wegen der guten Bespielbarkeit und den erstmalig drei Singlecoils und der damit erreichbaren klanglichen Vielfalt. Außerdem war ein Vibratosystem verbaut, das dem bisher viel verwendetem Bigsby an den Gibsons und Gretschs Konkurrenz machte, allerdings nicht bei allen Gitarristen beliebt ist. Anfangs hatte PU-Wahlschalter nur drei Positionen. Musiker versuchten, die Zwischenpositionen zu finden und es wurde so pupulär, dass Fender letztendlich den 5er-Wahlschalter in Serie einbaute. Die Strat ist ein guter Allrounder und daher auch unter Einsteigern oft gesehen.
SG (Gibson)
Die Solid Guitar, oder auch SG, wurde 1961 von Gibson veröffentlicht. Als Standard mit zwei Humbuckern und Custom mit 3 Humbuckern – ohne gewölbte Decke wie die LP. Anfangs wurden sie noch als Les Paul Standard vermarktet, später wurde sie dann wegen Unmut von Les Paul himself umgenannt. Klanglich ist sie so gar nicht der LP gleich, sondern etwas offener und heller und ist nicht von ungefähr ein Rockbrett sondergleichen. Gerade die Mitten kommen hier durch die Humbucker gut zur Geltung – und die SG ist wohl synonym mit der Band AC/DC zu gebrauchen. Durch die beiden Cutaways spielt sie sich sehr leicht, ist allerdings ziemlich kopflastig.
Explorer + Flying-V + Firebird (Gibson)
Gibson war auf der Suche nach neuen und flippigen Designs und kam schlussendlich mit den Modellen Explorer (1958), Flying-V (1958) und Firebird (1963) ums Eck. Auch wenn beide sehr flexibel einsetzbar waren, wurden sie doch zumeist im Rock-Bereich eingesetzt. Einer der bekanntesten Spieler der Flying-V in den 60s war wohl Jimi Hendrix. Kein Wunder also, dass sie noch heute eines der beliebtesten Modelle von Gibson ist. Der Name kommt von der unverkennbaren Form, die sich im Sitzen nur bedingt gut bespielen lässt, aber immer gut aussieht. Anfangs allerdings ein kommerzieller Flop.
Auch die damals futuristische Explorer mit den beiden Humbuckern und der extremeren X-Form war ein Ladenhüter und wurde 1963 eingestellt. Als Konkurrent Hamer ein sehr ähnliches Modell veröffentlichte, startete Gibson 1976 wieder mit der Produktion und wurde dafür mit viel Verbreitung in den damals aufkeimenden Hard Rock und Heavy Metal Szenen (und deren Abkömmlingen) beehrt. Besonderheiten ist neben der Form auch der Bananen-Headstock.
1963 veröffentlichte Gibson noch die Firebird, die wie eine rundgelutschte Variante der Explorer anmutet. Durch den erhabenen Center-Teil des Bodys war ein durchgehener Hals, auf dem die Mini-Humbucker montiert waren, wirkte sie wie Autos der damaligen Zeit. Kein Wunder, denn der angeheuerte Designer war eigentlich für Autos zuständig. Ein weiteres, besonderes Merkmal waren die Banjo-Tuner auf der Rückseite des Headstocks. Außerdem ist sie recht kopflastig.
Jazzmaster + Jaguar (Fender)
1958 wurde die Fender Jazzmaster veröffentlicht. Zu dem Zeitpunkt war es eine luxuriöse E-Gitarre, hatte zwei breit gewickelte Singlecoils, zwei Schaltkreise und wurde vor allem im Surf Rock verwendet. Bis zu den 1980ern verlor sie extrem an Popularität und wurde von den Alternative-Rockern wieder entdeckt und kam mit Bands wie Sonic Youth, Dinosaur Jr und Co. zu neuer Popularität. Die Tonabnehmer waren etwas dunkler als die Tele- und Strat-Singlecoils. Das Tremolo war „fliegend“ und lud zum wabern ein. Sie hatte die gleiche, lange Mensur, die auch Strat und Tele vorwiesen.
1962 kam dann die Jaguar auf den Markt und hatte noch mehr Schaltungsmöglichkeiten. Statt dem PU-Wahlschalter in Form eines Kippschalters wurden nur Schiebeschalter verbaut – und eine Menge verchromter Bauteile, was sie wie eine Deluxe-Jazzmaster erscheinen lies. Vor allem hatte sie als erste Fender 22 Bünde und eine kürzere Mensur, was die Bünde etwas schmaler an Gibson erinnern lies. Eine der bekanntesten Jaguars dürfte wohl das Signature-Modell von Kurt Cobain sein.
ES-Modelle (Gibson)
1958 kamen die Semi-Hollowbody E-Gitarren auf den Markt. Die Gibson ES-335 war der Nachfolger der Hollowbody ES-200er Modelle und hatte einen Center-Block aus einem Stück Holz. Auf diesem waren die Pickups angeschraubt und der Hals verklebt. Es half der Gitarre, die Rückkopplungen im Zaum zu halten und machte sie zu einem sehr flexiblen Werkzeug – auch dank des verlängertem Sustains durch die Bauweise. Vor allem findet man die ES-Modelle im Blues, Jazz und Rock, aber erlaubt ist, was gefällt und subjektiv passt. Ich habe auch schon Metalbands damit gesehen.
Mustang (Fender)
Etwa 1964 wurde die Fender Mustang vorgestellt, aus der sich später auch die Musicmaster und die Duo-Sonic entwickelten. Sie wurde bis 1982 produziert und dann aufgrund steigender Popularität in der Alternative-Szene (u. a. Nirvana) 1990 wieder aufgelegt. Die Mustang ist mit zwei schräg montierten Singlecoils ausgestattet und wurde mit 24″ und 22,5″ Mensur produziert und galt lange als preiswerte Schülergitarre. Und als erste „Lern-Gitarre“ hatte sie ein Vibratosystem, das an das der Jazzmaster erinnerte und den Ruf innehat, zu sensibel zu reagieren. Vor allem in Japan hatte die Mustang einen großen Erfolg, in Europa und den USA wird die Gitarre aber auch immer wieder gern von Künstler/-innen „unter dem Radar“ gespielt und gilt immer noch als eine Art Underdog.
Andere Hersteller
Natürlich gibt es abseits von Fender, Gibson und vielleicht noch Gretsch viele andere Hersteller. Allerdings basieren die allermeisten Designs doch auf den ikonischen Modellen der beiden Riesenmarken. Es gibt aber doch ein paar Vertreter, die durchaus eine Erwähnung verdient haben und eigenständige Modelle entwickelt haben oder eine so besondere Variante vorgestellt haben, dass es als eigenständig durchgehen könnte.
Rickenbacker Modelle
Der amerikanische Hersteller Rickenbacker existiert seit 1932 und hatte sich anfänglich auf Steel Gitarren (Lap Steel und Co.) spezialisiert. In den späten 1950ern fokussierte sich die Firma dann auf E-Gitarren und veröffentlichte die Combo 400 und den noch berühmteren 4000er Bass – beide mit durchgehendem Hals. Später kam auch die 600er Serie dazu. Außerdem hatte Rickenbacker die erste 12-Saiter vorgestellt. Berühmte Musiker/-innen bzw. Bands waren The Beatles, The Who, Steppenwolf, R.E.M. – und an den Bässen Lemmy (Motörhead), Deep Purple, Rush, Yes und so viele andere. Eine Rickenbacker erkennt man oft am Design – die Gitarren sind entweder sehr ikonisch abgerundet und irgendwie futuristisch oder haben wie die Bässe die besondere Double Cut Form mit „Haken“ am oberen Horn oder Headstock. Einige Modelle verfügen über zwei Buchsen, die parallel abgenommen werden können.
Ibanez Modelle
Angeblich war Ibanez einst eine spanische Marke, die in Japan Popularität erlangte. Nachdem die Werke in Spanien zerstört wurden, wurde die Marke in Japan weitergeführt und ist vor allem für Super Strat bzw. Power Start Modelle bekannt. Die Variation der Stratocaster zeichnet sich durch tolle Bespielbarkeit durch dünnere Bodys, flache Hälse mit flacherem Griffbrettradius und vor allem Humbuckern an Hals und mindestens Steg aus. Eines der bekanntesten Modelle dürfte die Steve Vai Signature sein. Optisch durch den eingebauten Handgriff besonders leicht erkennbar.
PRS Modelle
PRS Guitars von Paul Reed Smith möchten wir auch eine gewisse Eingenständigkeit zuschreiben, auch wenn sie vom Design her doch sehr an abgeänderte Stratocaster oder Les Pauls erinnern. Der US-Hersteller hatte 1985 mit „Custom“- und „Standard“-Modellen begonnen. Klanglich sind sie irgendwo zwischen Strat und Paula angesiedelt, auch die 25″ Mensur ist genau dazwischen. Und sie gelten als sehr flexibel und hochwertig. Später folgten CE-Modelle mit geschraubtem Hals und SE-Modelle mit Produktion in Fernost – mit entsprechendem Preisschild und der Verbreitung bei weniger betuchten Gitarristen. Mit der Silver Sky als quasi-Strat-Kopie hatte PRS zuletzt für Aufsehen gesorgt. Der bekannteste Spieler dürfte wohl Santana sein. Und natürlich viele andere.
Steinberger Modelle
Das bekannteste Steinberger-Modell dürfte wohl die L-Serie sein, auch liebevoll Cricket-Schläger genannt. Es sieht aus wie ein Paddel und kommt ohne Headstock daher. Sie sind gut bespielbar und dank fehlender Kopfplatte nicht im geringsten kopflastig. Aber optisch mindestens gewöhnungsbedürftig.
Zwischenzeitlich gehört Steinberger zu Gibson und es gab auch mal etwas „normalere“ Modelle mit Hörnern bzw. Cutaways – etwa die M-Serie mit Design von Rutherford von Genesis – geblieben sind aktuell im Handel vor allem die „Paddel-Modelle“ für den fairen Taler.
Dein Favorit
Das waren eine Menge Modelle – sorry, aber die muss man einfach kennen.
Verrate uns doch mal:
Ist deine Gitarre ein Original oder spielst du eher „Variationen“ von anderen Herstellern?
Oder setzt du komplett auf eigene Designs und baust nur rote Gitarren aus gut gut getrocknetem Kaminholz mit Geldstück als Plektrum?
Haben wir ein ikonisches Modell vergessen oder hat sich gar irgendwo der Fehlerteufel eingeschlichen?
Schreib einen konstruktiven Kommentar! Wir freuen uns drauf.
12 Antworten zu “Wissen: Die wichtigsten Gitarren-Typen – Stratocaster bis Les Paul”
Spannend finde ich auch die modernen Shapes:
– Strandberg
– Abasi Concepts (der „Buckelwal“)
und tatsächlich fehlt mir in eurer Auflistung die Explorer. Die ist ja bereits sehr ikonisch. Aber ansonsten ein schöner Guide für Einsteiger.
Stimmt, Strandberg ist noch ein Ding. Abasi orientiert sich ja quasi daran.
Die Explorer ist allerdings dabei. Direkt bei der Flying-V. :)
Abasi finde ich schon sehr anders. Weder Headless, noch double-cut. Ist in meinen Augen schon etwas eigenes. Am ehesten ist es eine Abwandlung einer Gibson single-cut. Aber dafür auch schon wieder zu speziell irgendwie.
Ohja, die Explorer habe ich dann übersehen. Eigentlich meinte ich auch die X-förmigen Desgins (sind das nicht auch Explorer?) :D
Meinst du die Moderne?
https://www.gearnews.de/leak-neues-gibson-modell-moderne-gesichtet/
X-förmig … denke, das sind die „Warrior“-Modelle
Meinst du die Jackson?
Auf jeden Fall diskutabel, allerdings sieht es teils auch aus wie eine „erweiterte“ Explorer.
Vermutlich. Ich weiß nicht, wer da der erste mit der Shape war (alles weit vor meiner Zeit). Ist mit Sicherheit inspiriert von der Explorer, nur eben extremer ausgeführt. Würde für mich in eine Auflistung der Shapes aber reingehören (darf bei euch gern auch anders sein).
„Claas“ aus Norddeutschland hat schon einige Jahre vor „Abasi Concepts“ diese speziellen Merkmale im Gitarrenbau verwendet, auch „Padalka Guitars“ aus Russland.
Nicht dass das Konzept von Abasi nur Kopie ist, es ist vielmehr eine „logische“ Form die Ergonomie, Balancing und Schwingungsverhalten optimiert.
Abasi baut m.M.n. die derzeit schönste „Telecaster“, neben der „Sälen“ von Strandberg…
Meinst du vielleicht das Dean-ML-Modell (Dimbags Gitarre), oder die Warlock von B.C. Rich?
Aber auch wenn du keine davon meintest, sind das doch zwei Modelle die man kennen sollte ;-)
Ich denke die nennt man „Striker“, (Akira Tagasaki) das war eingentlich eine Serie von Kramer, die heutige Jackson Warrior ist die ursprüngliche X-Form, von Dean gab es dann die Dimebag und noch die Razor, die Warlock von BC. Rich wäre noch erwähnenswert…
Äh nein, prompt verwechselt, nicht „Warlock“, die „Mockingbird“ meinte ich eigentlich, sorry…
Richtig „fehlen“ tut eigentlich die RG von Ibanez, im Register gilt die als eigene Form auch wenn sie von der Stratocaster abgeleitet wurde…
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