Angecheckt: Korg Volca FM 2 – die neue Generation im Test
Mit dem Korg Volca FM 2 gibt es den populären FM-Synthesizer im Kleinformat jetzt in der zweiten Generation. Korg hat ihn gründlich überarbeitet und ihm viele Features spendiert, die er wahrscheinlich schon in der ersten Generation hätte haben sollen. Im Angecheckt testen wir den winzigen, aber charakterstarken Möchtegern-DX7.
Hinweis: Dieser Artikel von Robin Vincent erschien zuerst in englischer Sprache auf gearnews.com.
Volca FM 2 – Was gibt’s Neues?
Auf den ersten Blick sind die Änderungen kaum zu sehen – abgesehen von den Farben des Displays und der LEDs. Der 5-polige MIDI-Port ist Geschichte und einem Paar MIDI-Ein- und Ausgängen im Miniklinkenformat gewichen. Dadurch ist der Volca FM 2 der erste Volca mit einem MIDI-Ausgang. Allein das ist schon Grund zur Freude, bedeutet es doch, dass man mit seinem Sequencer nun auch externe Geräte steuern sowie MIDI Clock und Start/Stop-Befehle senden kann.
Außerdem hat Korg zusätzlich zum bisherigen Chorus-Effekt einen Reverb integriert. Beide arbeiten als globale Effekte. Die Effekt-Levels lassen sich jedoch unabhängig voneinander einstellen und sind über die Funktionstaste und die Arpeggiator-Regler jederzeit im Zugriff.
Die wichtigste Nachricht ist aber die Verdoppelung der Polyphonie von drei auf sechs Stimmen. Mit nur drei Stimmen kam der ursprüngliche Volca FM dem Spielzeugsegment gefährlich nah. Natürlich machten seine FM-Sounds Spaß, aber er fühlte sich nie wirklich wie ein „richtiger“ FM-Synthesizer an. Mit sechs Stimmen, die sich zudem jetzt auch mit MIDI-Velocity spielen lassen, spielt der neue Volca FM 2 in einer ganz anderen Dimension.
Wenn man ein MIDI-Keyboard anschließt und das emotionslose Touch-Keyboard umgeht, hat man nicht nur die Sounds des DX7 unter den Fingern, sondern fast auch das dazugehörige Feeling. Fast, weil die MIDI-Implementation des Volca FM 2 nicht ganz ins Schwarze trifft. Mit einer begrenzten Auswahl unterstützter CC-Nummern (die weder das Sustain-Pedal noch das Modulationsrad umfasst) ist sie etwas eingeschränkt. Auch Aftertouch wird nicht unterstützt.
Zu guter Letzt wurde der Volca FM 2 um eine erstaunlich gute Randomizer-Funktion ergänzt. Statt einfach ein zufällig generiertes Patch auszuspucken, variiert sie den gewählten Sound mittels eines Algorithmus. Erfreulicherweise sind die dabei entstehenden Klänge fast immer benutzbar – anders als bei den meisten anderen Zufallsfunktionen.
Sounds
Hier kommt alles zusammen. Die sechs Stimmen, der Hall und die Anschlagdynamik sorgen zusammen dafür, dass die Klänge sich wunderbar spielen lassen. Der erste Volca FM war süß und eigenwillig, aber jetzt eröffnet sich eine ganz neue Tiefe und Eleganz. Unter den 64 Sounds des FM 2 sind natürlich die üblichen Verdächtigen, aber auch einige Überraschungen und viel gut durchdachtes Sounddesign.
Natürlich kann man das Touch-Keyboard einfach ignorieren und stattdessen ein besser geeignetes MIDI-Keyboard verwenden. Aber dann verpasst man einige der interessantesten Designentscheidungen, die Korg getroffen hat. Zum Beispiel ist der Velocity-Fader jetzt eigentlich überflüssig – schließlich wird ja MIDI-Velocity unterstützt. Aber der Fader macht eben viel mehr, als nur die Lautstärke zu steuern. Auf die Velocity reagieren viele Patches mit so drastischen Klangveränderungen, dass ihr zeitweise eine ähnliche Rolle zukommt wie einem Filter. Gerade in Verbindung mit dem Arpeggiator kann das fantastische Resultate liefern – unabhängig von der verwendeten Tastatur.
Der Arpeggiator bietet die drei Modi Rise, Fall und Random und einen Oktavumfang von 1-3 Oktaven. Zur Auswahl gibt es einen dezidierten Regler auf dem Bedienfeld; ein weiterer steuert die Notenwerte. Leider spielt der Arpeggiator nur drei Noten und es ist auch keine Latch-Funktion vorhanden, was wirklich schade ist.
Sounds programmieren am Volca FM 2
Allen, die einen intuitiven Zugriff auf die komplexe FM-Klangerzeugung erwarten, zeigt Korg erneut die kalte Schulter. Bei meinen ersten Versuchen mit dem Volca FM 2 fand ich die Benutzeroberfläche geradezu lächerlich. Wie ist es möglich, ein noch schlechteres Interface zu entwickeln als das des DX7?
Mit den paar Knöpfen und dem kaum zu gebrauchenden Display hat Korg es jedenfalls geschafft. Die Feinstimmung von Carrier- und Modulator-Signalen, die Zuweisung von Envelopes und das Experimentieren mit Pitch-Offsets sind eine Herausforderung, um es höflich auszudrücken.
Bald wurde mir aber klar, dass das nicht der Punkt ist. Zwar sagt Korg, dass man jeden Parameter editieren kann, aber ob man das wirklich tun sollte, steht auf einem anderen Blatt. Stattdessen lädt der Volca FM 2 dazu ein, mit den Algorithmen und den Attack- und Decay-Parameter von Gruppen von Modulatoren und Gruppen von Carriern zu experimentieren. Dann vielleicht noch ein LFO, und das reicht dann auch.
Diese Herangehensweise wird FM-Einsteiger genauso begeistern, wie Experten sich frustriert abwenden werden. Einfach gesagt steuert die Modulator-Hüllkurve die Veränderung der Klangfarbe im Zeitverlauf, während die Carrier-Hüllkurve die Lautstärke steuert, ähnlich einer traditionellen Amp-Hüllkurve. Wenn man zu einem anderen der 32 Algorithmen wechselt, ändert sich die Konfiguration der Modulatoren und Carrier und es ergibt sich eine unerwartete Variation, die zu weiteren Experimenten einlädt.
Auch der neue Randomizer eignet sich hervorragend dafür, Klangvariationen zu generieren. Statt alles durcheinander zu würfeln, erzeugt er behutsame und interessante Veränderungen, die im Zusammenhang mit dem stehen, was man vorher gemacht hat.
Experten wird das jedoch kaum genügen. Auf sie wartet der Edit-Button, mit dem man durch jeden Operator und jeden Parameter steppen kann und sich bald fragt, ob das wirklich eine gute Idee war. Vielleicht gibt es aber auch bessere Wege, um den Volca FM 2 zu editieren, und dazu kommen wir gleich noch.
Sequencing
Wie bei allen Volcas ist der Motion Sequencer ein toller kleiner Pattern-Recorder mit 16 polyphonen Steps und der Möglichkeit, Patterns zu Songs zu verketten. Das Konzept ist einfach: Aufnahme drücken und spielen. Es gibt keine Step-Eingabe und Step-Bearbeitung; alles passiert in Echtzeit und mit Overdubs. Mit der Funktion Active Step kann man Steps überspringen und die Sequenz verkürzen. Hinzu kommt die ungewöhnliche Warp-Funktion, die eine verkürzte Sequenz streckt, bis die volle Länge wieder erreicht ist. Und per Motion Sequencing lassen sich alle dafür vorgesehenen Parameter im Sequencer aufzeichnen.
Volca FM 2: SysEx und Editoren
Korg bietet bislang keinen eigenen Software-Editor für den Volca FM 2 an. Deshalb muss man sich bei anderen Anbietern umschauen, wenn man die kleinen Knöpfe und das mickrige Display der Hardware hinter sich lassen möchte.
Korg empfiehlt den Editor Synthmata von Oscillatorsink, der eine browserbasierte Oberfläche mit einer grafischen Übersicht aller Operatoren bietet. Die andere Möglichkeit ist DEXED, ein kostenloser Open-Source-DX7-Emulator, der als Plug-in in der DAW läuft.
Beide Varianten sind nicht clever genug, um Informationen vom Volca zu empfangen. Man erstellt also im Editor ein Patch und überträgt es dann über MIDI an den Volca. Der Editor von Synthmata arbeitet mehr oder weniger in Echtzeit; allerdings muss man stets mit einem Default-Patch beginnen. Bei DEXED muss man den Übertragungsvorgang zum Volca manuell auslösen.
Die Möglichkeit, Presets mittels eines Editors auf den Volca FM 2 zu laden, eröffnet die Welt der unzähligen DX7-Patches, die im Internet zu finden sind. DX7-Sounddaten liegen als SysEx-Daten vor, die über MIDI an den Volca FM 2 gesendet werden können. Oftmals handelt es sich um ganze Sammlungen von Patches, die als Cartridge-Dateien zusammengefasst sind. Leider unterstützt Synthmata nur einzelne Patch-Dateien; hierfür ist DEXED also definitiv die beste Option. So oder so müssen Sounds einzeln auf den Volca übertragen werden. Soll ein Patch dort dauerhaft gespeichert werden, muss man ein bestehendes Preset dafür opfern.
DX7-Sounds
Eine der besten mir bekannten Quellen für DX7-Sounds ist Bobby Blues. Die Werkspresets findet man unter anderem auf YamahaBlackBoxes.com.
Alles in allem erscheint mir das Verfahren aber unnötig kompliziert. Eigentlich sollte viel einfacher sein, diese Patches zu laden und zu speichern. Auch gibt es derzeit keine Möglichkeit, selbst erstellte Sounds als SysEx-Dateien zu speichern, was angesichts des neuen MIDI-Ausgangs eine verpasste Chance ist. Man kann die Daten zwar über den Sync-Ausgang als Audiodatei speichern (als wäre es 1984!), aber SysEx wäre die wesentlich bequemere Möglichkeit.
Es gibt aber noch eine Alternative zum Laden von Patches, die ich für die einfachste halte. Das Retrokits RK002 ist ein „intelligentes“ MIDI-Kabel, das unter anderem dazu dient, MIDI-Velocity auf dem ursprünglichen Volca FM nutzen zu können. Dazu gehört auch eine kleine Browser-Anwendung, die DX7-Cartridges laden und an den Volca schicken kann. SysEx-Dateien lassen sich per Drag&Drop laden und dann wählt man einfach das gewünschte Patch aus der Liste aus. So einfach geht es also auch!
Fazit
Der Korg Volca FM 2 bietet viel FM-Spaß im Kleinformat, solange man nicht allzu tief in die Soundprogrammierung einsteigen möchte. Er enthält eine Auswahl hervorragender Presets, die sich über MIDI sehr dynamisch und ausdrucksstark spielen lassen. Trotz der eingeschränkten Regelmöglichkeiten kann man stundenlang in die faszinierende Welt der FM-Synthese eintauchen, und wenn man den Volca FM 2 als das nimmt, was er ist, macht er jede Menge Spaß und ist einfach zu bedienen.
Möchte man hingegen tiefer in die FM-Synthese einsteigen, ist die Arbeit mit dem Volca FM 2 eher frustrierend. Aber man kann theoretisch auf alle Parameter zugreifen, wobei die verschiedenen verfügbaren Editoren eine große Hilfe sind.
Es macht großen Spaß, das riesige Angebot an DX7-Sounds zu erforschen. Allerdings wäre es schön, wenn Korg sowohl das Verfahren zum Laden von Sounds als auch das Prozedere zum Speichern von Eigenkreationen einfacher gestalten würde. Großartig wäre zum Beispiel auch eine Möglichkeit, den Volca FM 2 mit dem Opsix zu verbinden und Sounds auszutauschen, oder den Opsix sogar als Editor zu verwenden. Für alle, die vollständig in das FM-Sounddesign einsteigen möchten, ist der Opsix wahrscheinlich die bessere, wenn auch teurere, Option.
Unter dem Strich ist der Volca FM in der zweiten Version deutlich besser und ausdrucksstärker spielbar geworden, ohne jedoch den Charme der Volca-Serie zu verlieren. Natürlich gäbe es immer noch Raum für weitere Verbesserungen, aber zu diesem Preis ist er eine fantastische Quelle klassischer FM-Sounds.
Preis und Verfügbarkeit
Der Volca FM 2 ist hier bei Thomann* erhältlich und kostet 189 Euro.
Mehr Infos zum Korg Volca FM 2
Video
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6 Antworten zu “Angecheckt: Korg Volca FM 2 – die neue Generation im Test”
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FM, Arp2600 und nen Sampler,…mehr brauche ICH nicht für meine Insel…herrlich!❤️
Schöner Test, stimmt die eigentliche FM Programmierung hätte besser gelöst werden können.
Man kann anscheinend Sysex importieren, aber nicht exportieren. Damit nur umständliches Sound-Backup möglich. Wenn es so ist, finde ich das Gerät sehr beschränkt.
Hi Endless,
genau so ist es – genau diesen Umstand hat unser Autor im Test ja auch bemängelt.
Grüße
Lasse
Ich verstehe das auch nicht und hoffe, das kommt noch per Firmware. Mein „alter“ Volca FM mit nachgerüstetem MIDI-Out und der alternativen 1.09 Firmware kann das nämlich, und ich nutze es gerne zum Austausch mit Dexed
Dann warten wir halt erst mal auf die Firmware Updates … Trotzdem peinlich für eine Hersteller wie Korg.