CLAP: Neues Open Source Plug-in-Format in Arbeit!
Die spannendsten News kommen manchmal so ganz nebenbei. Während Urs Heckmann von u-he nämlich das MFM2.5 Update in einem Forum ankündigt, nennt er ganz nebenbei ein neues Plug-in-Format, das als Open Source erscheinen soll. CLAP heißt dieses Format und scheint eine Kooperation mehrerer Firmen zu sein.
Was ist CLAP?
Hinter dem Namen CLAP steckt ein neues Open Source Format für Audio-Plug-ins. Das neue Format wird aktuell von mehreren Unternehmen entwickelt, dazu gehören Bitwig und u-he.
Gut, so viel wissen wir schon, leider ist aktuell noch nicht mehr bekannt. Das bedeutet, dass wir also wieder unser Lieblingsspiel betreiben und wild spekulieren. Eine Website, die über fast jedes erscheinende Plug-in berichtet, interessiert sich für diese Thema nämlich ganz besonders. Und auch ihr sollt hier euren Senf dazu beitragen. Vielleicht wisst ihr ja schon was – bei uns sind Geheimnisse immer in guten Händen! Kann aber auch gut sein, dass ihr spontan ein paar gute Ideen habt, welche Features so ein neues Plug-in-Format erfüllen sollte.
Fangen wir mal ganz von vorne an. Wie eingangs schon gesagt, taucht zumindest für uns der Name das erste Mal bei der Ankündigung eines neuen Updates für die More Feedback Machine – kurz MFM2.5 – auf. Chefentwickler Urs Heckmann teilt im Forum der Website KVR die neusten Installer und erwähnt ganz nebenbei, dass einigen bei der Installation vielleicht ein neues Plug-in-Format auffällt. Die Rede ist von CLAP. Das neue Format soll Open Source sein – so viel wissen wir bereits. An der Entwicklung sitzen mehrere Firmen, neben u-he wird auch Bitwig genannt. Eine Betaversion wird für das Jahr 2022 angepeilt.
Wir können vermuten, dass die Arbeit an CLAP schon länger im Gange ist. Während Steinberg also ein neues SDK für VST angekündigt hat, saßen bereits einige Coder an der Entwicklung eines „alternativen“ Plug-in-Formats. Es scheint demnach so, als ob nicht alle mit der VST-Entwicklung glücklich sind und nach neuen Lösungen suchen.
CLAP ist mit Sicherheit eine Abkürzung. Wenn wir mal annehmen, dass die Buchstaben „A“ und „P“ am Ende für „Audio“ und „Plugin“ stehen, was hat es dann mit „C“ und „L“ auf sich?
Welche Features sollte CLAP bieten?
Spekulieren wir mal weiter. Welche Features sollte ein neues, alternatives Plug-in-Format bieten? Oder anders gefragt: Was könnte es besser machen, als die bisher verfügbaren Formate?
Tatsächlich gibt Urs Heckmann einen kleinen Hinweis auf Nachfrage im KVR-Forum: „Also, what’s not to like about an open standard which does not require a vetting process, a law degree or learning a new language to get started?“ Das zeigt auf jeden Fall schon die Idee dahinter. Schnellere und einfachere Entwicklung scheint der Fokus zu sein und auch der rechtliche Aspekt spielt demnach eine Rolle.
Vorher antwortet der Entwickler auf die Frage nach mehr Infos mit: „A safety net, an opportunity and something possibly a lot better in many ways than the status quo. Even if it never picks up, it will still be useful for us.“ Demnach lassen sich Plug-ins, die mit dem CLAP SDK entwickelt werden, auch schnell für andere Plug-in-Formate kompilieren.
Eine plattformübergreifende Entwicklung von Plug-ins könnte ein ebenfalls angestrebtes Ziel sein. Und auch die unkomplizierte Implementierung von anderen Technologien wie ARA spielt möglicherweise eine Rolle. Verbesserte Routing-Optionen, das Verwalten von Presets oder eine einfache Schnittstelle für alternative Tunings (zum Beispiel über MTS-ESP) wäre denkbar. Support für MIDI 2.0 und MPE sind auch sehr wichtig. Die Kompensation von durch Plug-ins entstehende Latenzen ist vielleicht ein weiterer Aspekt.
Die Entwicklung eines eigenen Plug-in-Formats ist definitiv ein umfangreiches Unterfangen. Denn am Ende müssen die Hersteller von DAWs mitspielen. Genau da sehe ich Probleme. Dass Steinberg von VST oder Apple von Audio Units abrückt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Zumindest Bitwig arbeitet an einer Alternative, so viel ist sicher. Am Ende hängt die Zukunft von CLAP an den beteiligten Firmen. Vielleicht gibt es da demnächst noch einige Überraschungen. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn zum Beispiel Native Instruments mitmischt. Es bleibt spannend!
Update:
In einem weiteren Formusbeitrag auf KVR erläutert Urs Heckmann weitere Details zu CLAP. Tatsächlich geht es demnach vorwiegend um eine liberal gestaltete Lizensierung, weiterhin soll CLAP für eine fehlerfreie Implemtierung von Plug-ins sorgen und moderne Features heutiger Hosts berücksichtigen. Diese seien laut Heckmann immer häufiger modular aufgebaut — Bitwig ist da wahrscheinlich das derzeit beste Beispiel. Nichtdestrukive Modulationen von Parametern (im Gegensatz zu klassischer Automation) und polyphone Modulationen spielen neben der Berücksichtigung von Event-basierten Paramteränderungen oder Tempo- und Timing-Änderungen ebenfalls eine tragende Rolle.
Und auch schnelleres Scannen, Multithreading und implementierte Metadaten zum Organisieren der Plug-ins gehören zu den Features. Die Entwicklung geschieht über C ABI, so dass mit beliebigen Programmiersprachen entwickelt werden kann. Und wie wir schon richtig vermutet haben, geht es auch um eine größere Kompatibilität beziehungsweise leichtere Portierung. Die Plug-ins sollen auf fast jeder Hardware laufen und auch diverse Betriebssysteme unterstützen.
Erste Specs gibt es möglicherweise noch vor der Veröffentlichung von MFM2.5 (siehe oben).
Das Statement von Urs Heckmann findet ihr hier auf KVR. Danke muki für den Hinweis!
21 Antworten zu “CLAP: Neues Open Source Plug-in-Format in Arbeit!”
eine genauere beschreibung von urs heckman findet sich hier:
https://www.kvraudio.com/forum/viewtopic.php?f=31&t=574861
Ah, super! Danke für den Link!
Interessant ist das ja, aber alles steht und fällt damit, ob dass von den DAW Hersteller angenommen wird.
Das Theater bei dem VST2/3 Format ist ja auch nicht lustig. Der eine bekommt keine VST2 Lizenz mehr, der andere der schon eine hat, darf munter weiter neue VST2 Plugins veröffentlichen.
Grundlegend stimme ich zu. Auf der anderen Seite ist es nicht klar, warum an dem alten Standard festgehalten werden muss, wenn doch eigentlich alle nennenswerten DAWs VST3 anbieten.
Warte mal, bis die ersten keine VST3-Lizenz mehr bekommen. Denn genau das ist in der Lizenzvereinbarung von VST3 schon eingearbeitet. Ich übersetze mal auf Hochdeutsch: „Wenn ein neues VST3 SDK rauskommt, dann erlischt die aktuelle Lizenz automatisch nach 6 Monaten und das neue Lizenzabkommen ist zu unterschreiben, egal was drinsteht“
Das VST-Lizenzmodell ist auf alle Fälle … sagen wir es nett: hinderlich.
@Urs: Ich habe zwar dein Statement auf KVR gelesen, aber nicht so richtig verstanden, warum ihr nicht auf LV2 setzt, das ja schon ein vorhandenes, freies Format ist.
Über LV2 haben wir lange diskutiert. Für mich klingt es so, als käme es einfach mit zu vielen Altlasten (LADSPA…) und einer zu komplexen Struktur. Soweit ich weiß, muss man beispielsweise bei jedem Prozessaufruf alle Parameter behandeln. Das hat bei Zebra wohl gar nicht funktioniert, weil das einfach zu viele waren.
Leider bin ich hier aber der falsche Ansprechpartner, und ich möchte ungern Quatsch erzählen. Ich weiß nur, dass wir’s mit LV2 versucht haben und es eben einfach nicht hingehauen hat.
Danke für die Info! :)
Clap ist übrigens „Straßensprech“ für Tripper. ;) Hoffentlich wird das Plug-in-Format nicht so lästig.
Alternative heisst: noch ein weiteres Pluginformat, daß man auf der Platte haben muss.
Nur dann, wenn es automatisch installiert wird. Wenn ich die Wahl habe, muss ich es ja nicht anklicken. AAX installiere ich zum Beispiel nie.
Zum Artikel ganz kurz:
CLAP ist seit 2014 vollkommen öffentlich zugänglich. Es gibt da eigentlich gar kein Geheimnis drum. Wir haben uns nur vor gut einem Jahr entschieden, CLAP als unser eigenes, internes Zwischenformat zu nutzen, weil uns das aus Entwicklersicht Vorteile bringt.
Das haben wir auch anderen vorgeschlagen, und so entstand die Idee, es doch einfach mal auf den neusten Stand der Technik zu bringen und in den Raum zu stellen.
(die Notwendigkeit, CLAP als internes Format zu nutzen ansteht schon dadurch, dass VST2 als Option vollkommen wegzufallen scheint. Da ein Großteil unserer internen Test- und Entwicklungsstruktur auf VST2 aufsetzt, musste hier eh was passieren bevor’s zu spät ist)
Danke für die Infos, Urs!
Ich habe mich bisher nie groß mit den verschiedenen Plug-in-Formaten beschäftigt. Nachdem ich als Mac-User aber immer wieder mal Abstürze mit Diva hatte, bin ich von AU auf VST umgestiegen. Nur um dann festzustellen, dass es nicht am Plug-in lag, sondern an dem Skin. War natürlich die letzte Option, die ich ausprobiert habe :D
Ja, sorry, mit den Skins gab es einmal richtig Probleme, nachdem wir den Presetbrowser upgedated hatten. Da mussten Skins angepasst werden, weil’s sonst einen Crash gab.
Hi Urs,
du sagst, ihr verwendet CLAP als internes Zwischenformat, d.h. VST3, AU und AAX werden praktisch daraus erzeugt, oder verstehe ich das falsch? Ich denke, der Workflow könnte für einige Entwickler interessant sein. Könntest du dazu an passender Stelle was zu schreiben?
Ist das evtl. eine C API statt ein C ABI?
Eine Plugin Format wird nur erfolgreich wenn es viele Anbieter (DAWs, Plugins) unterstützen. Sieht man ja an den Lunix Plugin Schnittstellen die wenig Unterstützung finden und keine wirklich professionellen Plugins existieren.
Nett wäre es in RUST zu programmieren nach Webassembly. Das wäre platform unabhängig.
Meine natürlich Linux 🤣
Zumindest ein Anfang: https://github.com/glowcoil/clap-sys
Bin zwar kein Plugin-Entwickler, sehe aber die Vorteile von Rust bzgl. Speichersicherheit gerade bei Plugins, die auch sonst gerne den Host crashen können.
Yess!!! Ich warte schon sooo lange darauf, dass es irgendwann endlich mal möglich wäre alle meine Plugins mit Bitwig auf Linux laufen zu lassen. Das wäre ein Traum!!!!
Ob man mit CLAP mehr Plugins unter Linux zum Laufen bekommt als mit yabridge (VST2+3) ist zu bezweifeln, solange die Entwickler nicht zumindest auch CLAP anbieten. Wobei ich mir natürlich wünschen würde, dass alles als CLAP erscheint!
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