Angecheckt: Novation Circuit Rhythm Sampling Groovebox
Circuit Rhythm aus dem Hause Novation ist eine Sample Drum Machine aus der Serie der inzwischen vier „Circuit“ Geräte mit Einzel-Slice-Spielbarkeit. Zusammen mit der Circuit Tracks gehört sie zur neuen Generation mit einem etwas anderen und neueren Bedienkonzept und einer neuen USB C Hardware mit echten MIDI-Buchsen und 32-Step Patterns für bis zu 256 Steps.
Ist Circuit Rhythm eine Groovebox oder eine Drum Machine?
Eigentlich ist es beides. Denn mit der Rhythm kann man komplette Tracks bauen. Damit wären die Kriterien für eine Groovebox erfüllt. Es stehen acht monophone Spuren zur Verfügung, deren Sounds pro Step ein anderer sein kann. Dadurch kann selbst ein Tracker kaum viel effizienter die 8 Stimmen nutzen als die Circuit Rhythm. Das reicht auf jeden Fall, um einen Song zu bauen. Jedoch ergänzt sich das Gerät durch einen sicher großen Zufall mit der „Tracks“, die polyphon angelegt ist. Statt mit Samples ist sie mit zwei sechsstimmigen Nicht-Sample-Synthesizern, zwei MIDI-Spuren und vier (Sampling)-Monospuren ausgestattet, die jedoch ebenfalls pro Step verschiedene Samples zulassen. Zur Steuerung externer polyphoner Geräte ist somit auch Tracks die bessere Wahl. Für eher Sampling-basierte Beats und Melodien hingegen ist Rhythm da. Sie ist also exakt beides – eine Sampling Drum Machine UND eine Groovebox.
Praktisches
Auch „die Rhythm“ sendet individuell auf jedem der wählbaren MIDI–Kanäle. Es gibt nur eine Regel: Kein MIDI-Kanal darf identisch sein. Somit lassen sich externe Synths steuern, jedoch nur monophon, aber dafür in 8 eigenen Spuren. Effekte wie etwa Delays lassen sich vordefinieren mit passendem Timing als Taster-Aufruf vorbereiten. Ersteres geht am Gerät, Zweiteres ist in der Components Software zu erledigen. Die Parameter sind für Samples jedoch im Gegensatz zur „Tracks“ fest, haben aber eine sehr vollständige MIDI-Controller-Implementation.
Circuit Rhythm vs Circuit Tracks
Eigentlich ist es jetzt schon klar: Anhand des obigen Abschnitts sind die Samples in der „Tracks“ nur für ein paar Drums gedacht und es gibt auch weniger Speicherplatz in „Tracks“ als in Rhythm dafür. In „die Rhythm“ lassen sich über die Software nicht nur eigene Samples (31 Packs, je 128 Samples) einladen, sondern auch direkt über den Stereoeingang aufnehmen. Das Prinzip ist für alle 8 Spuren gleich – „Klänge auszusuchen und diese tonal zu spielen“, aber stets monophon. Die Samples lassen sich als Loop oder One-Shot definieren und mit einer Art Shift-Funktion umdrehen (rückwärts spielen) oder in den „Group Modus“ versetzen, um andere Samples abzustoppen – gegenüber „vollständigem abspielen“. Das ist allerdings sehr einfach, da die Maschine eben monophon „denkt“. Die „coolste“ Funktion für Loops ist aber der Chop Mode.
Sehr „eigen“ und durchaus clever sind sogenannte Chops. Aus einem beliebigen Sample sind damit 8, 16 oder 24 Einzelteile eines Samples als eigene Pads bereit, um nur einen Einzel-Drum-Sound aus diesem (Drum) Loop spielen zu können. Die wichtige Idee dabei ist, dass die Startpunkte sich editieren lassen. Und das noch direkt am Gerät. Damit ist die effektive Nutzbarkeit der langen Samples groß und erinnert an die ähnlich pragmatische Slice-Funktion der Electribes. Die Maschine denkt in 32-Sekunden-Abschnitten, die aber auch gekoppelt werden können.
Beim Sequencing gefällt vorallem die Lösung über die MicroSteps, um Sounds leicht für ein Microtiming zu versetzen und in einer Art selbstprogrammierbare Snarewirbel (Roll-Funktion) pro Step. Das ist sehr direkt und zugänglich. Ideal für die Bühne. Mit 8 Steps sind damit innerhalb eines Steps hochauflösende Wirbel möglich!
Als Default-Einstellungen sind die 8 Knöpfe mit Sample-Start, Filterung und einfacher Hüllkurve (Attack oder Decay) belegt, so dass Stimmen und die Länge stets mit einem Knopf zu setzen sind. Da es nicht mehr als diese Parameter gibt, müssen sie nicht per Software editiert werden. Eben wie in der Tracks, die eine große Zahl davon bietet, da der Synthesizer-Part schon fast einem kleinen Ultranova-Synthesizer entspricht. Hoch- und Tiefpass mit Resonanz lassen sich neben Distortion direkt einstellen. Das ist also durchaus praktisch genug, selbst wenn man nichts selbst vorbereiten möchte oder kann. Wer die „Tracks“ kennt, wird sich auf der Rhythm sehr schnell zurecht finden. Auch Neulinge werden das, denn kompliziert ist es nicht. Sampling ist generell universeller und „eindrucksvoller“, als ein VA-Synthesizer, deshalb ist eine Sample Engine eigentlich immer richtig. So auch hier. Die Bedienung des Sequencers ist faktisch identisch bei beiden Maschinen.
Basics Circuit Rhythm
Generell sind es 256 Steps, die zusammenhängend mit dynamischen Pads zu spielen sind. Jedoch ist die kleinste Instanze in 32-er Häppchen frei arrangierbar und verkettungsfähig. 64 Projekte enthalten jene „Patterns“ und alle Samples für 256 Steps pro Spur. Es sind auch Songs über mehrere Projekte verteilbar. Allein 256 Steps wären sonst etwas knapp. Es gibt daher immer 2 Herangehensweisen beim abspielen und ändern. Ideal stellt man sich dann einfach für Projekte identische Farben ein, um zusammengehörige Projekte optisch leicht zu finden. Intern (über den Editor) haben sie sogar Namen. Patterns sind immer 32 Schritte lang, werden aber über Chains mit benachbarten Patterns zu der erwähnten maximalen Länge von 256 verkoppelt. Das ist fast schon im Ableton-Stil einfach pro 32-Step mit den Pads zu realisieren. Wenn das nicht reicht, nimmt man einfach ein weiteres Projekt hinzu und kopiert es einfach.
Bei der Hardware sparte man nicht an der Thru-Buchse, was für einen Sequencer auch wichtig ist. Wer das tut bekommt immer Punktabzug (aus Prinzip), da es die Arbeit mit mehreren Sequencern erschwert. Beide Maschinen sind mit einem Akku ausgestattet. So ist die Circuit-Familie auch leicht unterwegs einzusetzen und per USB C ladbar. Abgehört wird per Miniklinkenkopfhörerbuchse. Gespeichert wird auf MicroSD und der Sync funktioniert auch über einen Miniklinkenanschluss. Die Audioanschlüsse liegen in je zwei große Klinken vor. Außerdem gibt es keiner der schrecklichen Klinkenadapter für MIDI, was trotz der geringen Größe sehr schön das Gerät in die Pult-Keilform gebracht hat.
Components
Die Software von Novation gilt immer für alle Geräte und ist im minimalen Fall für Patches, Samples und Pattern-Sicherung zuständig. Hier können alle Samples aus der Maschine und in die Maschine geladen werden. Es gibt hier auch die Vorbereitung der Effekte, wenn sie abweichend von den Voreinstellungen sein sollen, was die Maschine selbst nicht kann. Aber am Gerät selbst ist bei der Circuit Rhythm, bis auf die Effekt-Timings, alles machbar. Controller-Zuweisungen sind nicht nötig gegenüber dem aufwendigen Synth in der „Tracks“. Die Übertragung der Samples dauert allerdings schon einige Minuten. Das sollte man eher nicht kurz vor einem Gig tun.
Wie praktisch im „Alltag“?
Trotz des fehlenden Displays, lassen sich Ideen wirklich schnell vorbereiten. Da das Sampling nun an Bord gelandet ist, ist auch das ziemlich einfach umgesetzt. Der Vorgang ist einfach und folgt der Idee „ein Sample anwählen, Start & Ende per Drehknopf und Licht-Pad-Anzeige nach dem Recording-Vorgang einstellen und das Sample ist bereit für den Einsatz“. Das ist sicher deutlich fixer, als mit dem Einladen in den Kollegen „Tracks“. Generell ist das Handling und Ausprobieren von ein paar Beats und Melodien sagenhaft einfach. Deshalb bekommt man schnell Lust mal eben etwas aufzunehmen oder zu samplen. Wenn es gefällt, wird SAVE gedrückt.
Dabei ist durch die dynamischen Pads und die schnelle Eingabe für Dynamik und Co. auch ein Detail schnell geändert. Interessant ist die Rhythm auch für die, denen eine Art Drum Machine oder Groovebox fehlt. Oder für jene, die eher aufwendige und behäbige Sequencer-Konzepte verwenden. Denn Vieles ist hier einfach schneller mal umgesetzt. Wer die Farbcodes nicht verwendet, braucht allerdings auch ein gutes Positionsgedächtnis, wo welche Patterns und Songs sind und wie diese zusammengehören. Speziell dafür wünscht man sich ein kleines Namensdisplay. Aber dennoch ist die Bedienung erstaunlich lernkurvenlos. Es gerät nicht auf der Bühne mit aufgeregtem Kopf in Vergessenheit. Für den aufgerufenen Preis ist das verdammt viel. Wer Akkorde vermisst, könnte diese samplen, was in den Demosongs reichlich gemacht wurde. Nicht nur im Hiphop funktioniert das recht gut.
Der geheime Superpunkt und Plus ist klar der Sequencer, der Zugriff mit dem Pattern-Chain-Konzept und das sehr einfache Sampling mit den beiden Knöpfen zum Aussuchen der gewollten Stelle. So können auch „Leute wie ich“, die eher längere Melodiebögen umsetzen möchten, auch glücklich werden. Bei nicht zu schnellen Timings ließe sich auch das Timing halbieren, um noch längere Takte zu füllen. Diese Situation ist für Drones mit Sampling durchaus zu realisieren. Besser noch ist, dass über die Chops lange Samples auch in Teilen besser rhythmisiert werden können. Die Chops gefallen mir ebenfalls, da man sich selbst diese bei nicht erkannten Beats selbst genau einstellen kann. Für’s Einspielen und Remixen von Amen Breaks ist das eine sehr effektive Arbeitsweise. Die MicroSteps und die Pro-Step-Schnelleingabe von Dynamik gefallen mir besonders. Auch die Echtzeiteinspielung mit Parameterautomation funktioniert, wie sie soll.
Mehr Information
Die Website von Novation findest du hier. Mehr von Novation gibt es hingegen hier. Die Maschine kostet hier bei Thomann.de (Affiliate) aktuell 389 Euro, während die „Tracks“ bei 379 Euro liegt. Beide muss man als günstig bezeichnen und mit etwas unterschiedlichen Stärken genau abwägen, welche zur eigenen Performance passt.
Video
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Ausführliche Demo der Bedienung der Circuit Serie des Tracks
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