Angecheckt: Harley Benton AirBorne Go & Dullahan Headless
Lange hat es gedauert, doch heute ist es soweit: Ich checke erstmals zwei Produkte von Thomanns Hausmarke an. Dazu gehören der niedliche Harley Benton AirBorne Go Mini-Komboverstärker und zwei spannende Dullahan Headless-Modelle.
Hinweis: Die Geräte wurden uns kostenlos und ohne Anspruch an den Text oder eine Aussage von Harley Benton zur Verfügung gestellt.
Erstkontakt: Im Wandel der Zeit
Zugegeben, ich habe die unfassbar günstigen Instrumente von Harley Benton lange mit einem Lächeln als ausschließlich für Anfänger abgetan. Mein Erstkontakt mit dem Hersteller dürfte ungefähr acht Jahre her sein. Einer meiner E-Bassschüler erhielt damals ein günstiges Einsteiger-Set von seinen Eltern geschenkt, von dem mir lediglich der enorm hohe Output der Tonabnehmer in Erinnerung geblieben ist. Sein Bass war wirklich 4x so laut wie alle anderen Instrumente.
Seitdem hat sich der Hersteller mächtig verändert. Das konnte ich in den über zwei Jahren, die ich inzwischen für GEARNEWS.de tätig bin, hinreichend beobachten. Immer neue Modelle mit einer immer beeindruckenderen Ausstattung wurden veröffentlicht. Zumindest auf dem Papier. Doch können die Produkte am Ende überzeugen? Ich werde es am Beispiel des Harley Benton AirBorne Go und zweier Dullahan Headless-Gitarren herausfinden.
Harley Benton AirBorne Go (ANGECHECKT Teil 1)
Los geht’s mit einem Verstärker, der ausgepackt vor mir stehend sogar noch kleiner als auf den Produktbildern wirkt. Ist der aber niedlich! Doch halt, kommt euch der AirBorne Go auch bekannt vor? Die Grundlage des kompakten Übungs- und Reiseverstärkers basiert auf dem NUX MightyLite BT*. Beim AirBorne Go ist allerdings zudem ein überaus praktischer WLAN-Sender verbaut. Doch dazu später mehr. Jedenfalls zeigt sich hier, dass Harley Benton nicht ausschließlich in Eigenregie fertigt, sondern auch Produkte anderer Firmen ins Programm nimmt.
Großer Spaßfaktor!
Der erste Eindruck ist positiv. Das Gerät ist super kompakt, leicht und trotzdem vollgepackt mit Funktionen und zugleich sehr übersichtlich. Der im Lieferumfang enthaltene Sender bereitet unglaublich viel Spaß! Vier RX-Kanäle stehen zur Auswahl, die am Amp und am Sender händisch abgeglichen werden müssen. Ein Sender für so einen kleinen Verstärker, ergibt das überhaupt Sinn?
Und ob! So albern das klingen mag, es ist unglaublich befreiend, ohne Kabel durch die Wohnung zu laufen und dabei Riffs zu jammen. Dadurch könntet ihr das kleine Gehäuse theoretisch auch in der Schrankwand verstauen, was für Ordnung und manchmal auch für einen voluminöseren Klang sorgt. Aufgeladen wird der Sender über Micro-USB. Also nicht über den Klinkeneingang des Verstärkers, wie die Werbebilder es vielleicht vermuten ließen. (Das war wohl lediglich die Lösung des Photografen, um alle Geräte auf dem Bild zu platzieren.)
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Stabiles Netz
Aus Jux und Tollerei hatte ich den kleinen AirBorne Go mit zu einer Bandprobe in einem großen Raum ohne Drummer geschleppt. Mittels Lehle P-Split* hatte ich das Signal der Gitarristin gesplittet und mir einen mobilen Gitarrenmonitor gebastelt. Der Amp ist für eine normale Bandbesetzung natürlich viel zu leise, doch hierfür gerade noch ausreichend gewesen.
Während meiner gesamten Testzeit hatte ich keinen einzigen Funkaussetzer, trotz weiterer WLAN-Netzwerke der Nachbarn und bei gleichzeitigem Betrieb mit einem Line6 Relay G10* und einer IEM-Funkstrecke von Sennheiser für die Sängerin im Nebenraum. Keine Aussetzer, keine Verbindungsprobleme. Sehr gut!
3 Kanäle: Clean, Overdrive, Distortion
Nach dem Einschalten des Combos lädt immer das gespeicherte Setting des Clean-Kanals. Insgesamt gibt es drei Kanäle, denen feste Amp-Modelle zugewiesen sind: Clean, Overdrive, Distortion. D. h. man kann sich nicht 3x Clean mit unterschiedlichen Halls oder Mods bauen. Ich finde das nicht sonderlich schlimm. Die Kanäle werden über einen kleinen Schalter am Amp immer in der Reihenfolge Clean, OD, Dist. durchgeschaltet.
Wie so oft gefällt mir der Clean-Kanal am besten. Overdrive ist in Ordnung, Distortion kommt mir gefährlich vor: Dem programmierten Algorithmus wurde eine ordentliche Portion Bassfundament spendiert, was den kleinen Lautsprecher bei gehobener Lautstärke an die Kotzgrenze bringen kann. Hier solltet ihr Vorsicht walten lassen! Der dritte Kanal hat mir als einziges nicht gefallen. Er erfüllt aber die zu erwartenden Klischees, zum Beispiel in Kombination mit einem solierten Bridge-Pickup.
Effekte
Zu den weiteren Funkionen gehört ein rudimentärer Drumcomputer (Metronom + 9 verschiedene Beats) sowie eine Effektsektion. Am Anfang stehen Reverb und Delay. Die beiden Effekte können nicht gleichzeitig genutzt werden. Es stehen jeweils 4 verschiedene Delays und Reverbs (Room, Hall, Plate, Spring) parat. Spring gefiel mir sogar überraschend gut!
Außerdem warten noch die Modulationseffekte Phaser, Chorus, Tremolo und Vibe auf ihren Einsatz. Abgesehen vom Dry/Wet-Verhältnis hat der Verstärker selbst keine weiteren Regler zur Feinjustierung. Dazu müsst ihr wohl oder übel die dazugehörige App benutzen.
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App-Anbindung & Bluetooth
Nachdem ich den AirBorne Go und mein iPhone einmal über Bluetooth miteinander verbunden hatte, erfolgten alle zukünftigen Kopplungen problemlos von allein, sobald ich die App geöffnet hatte. Hier stehen ebenfalls eine Menge Funktionen bereit, z. B. Tap-Tempo und Channel-Switching, super einfaches Speichern der Sounds mit einem einzigen Knopfdruck und eben auch tiefere Anpassungsmöglichkeiten aller Klänge.
Der Verstärker ist grundsätzlich ohne App nutzbar. Jedoch ist diese sehr zu empfehlen, da man nur über sie wirklich alle Funktionen erreicht – beispielsweise das Umschalten/Anpassen der Modulationseffekte. Auch die Speicherfunktion ist nur über die App gegeben. Über die Bluetooth-Schnittstelle könnt ihr zudem ganz entspannt Musik an das Gerät streamen und zu euren Lieblings-Riffs spielen. Cool!
Kopfhöreranschluss & AUX
Das Anschließen eines Kopfhörers an den Verstärker muted automatisch den internen Lautsprecher. Der Sound klingt erstaunlich gut. Auch der AUX-Eingang funktionierte ohne Probleme. Die über den Speaker abgespielte Musik klingt nicht vollkommen furchtbar, aber beim besten Willen nicht fett. Der AirBorne Go ersetzt also keinesfalls eine Boombox und ist weniger zum Musikgenuss und mehr zum Üben geeignet. Ich habe ohnehin keine Wunder erwartet und freute mich, dass das Feature dabei ist!
Mein Fazit
Meine Bewertung fällt positiv aus: Der kleine Verstärker machte mir besonders wegen des inkludierten Senders große Freude und ist dank der geringen Maße und des schmalen Preises ideal im Urlaub, im Büro oder bei spärlichen Platzverhältnissen zu Hause und zum Riffen zwischendurch geeignet. Die Lautstärke für sich allein geht völlig in Ordnung, man könnte damit auf jeden Fall „die Akustiker am Lagerfeuer“ oder die Nachbarn im Altbau nerven. Für Proben oder mehr wurde das Gerät schlichtweg nicht konzipiert, also erwartet keine Wunder. Einziger Wermutstropfen: Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich.
- Preis: 139 Euro*
- Website des Herstellers
Teil 2: Harley Benton Dullahan Review
Weiter geht’s. Erstkontakt, nicht nur mit einer Gitarre von Harley Benton sondern auch mit einer Headless-Gitarre. Gänzlich unbekannt ist mir die Thematik allerdings nicht, denn ich besitze und schätze den Traveler Guitar TB-4P Reisebass.
Der erste Eindruck
Eins muss man Harley Benton lassen, sowohl die Dullahan AT24 mit Riegelahornfurnier* als auch die FT 24 mit geröstetem Ahornhals* in Shell Pink sind echte Hingucker! Besonders Letztere wäre ganz klar mein Favorit. Was mir auf Anhieb sehr positiv auffällt, ist die auf der Rückseite des Halses angedeutete Kopfplatte. Dieser kleine Stummel sorgt nämlich dafür, dass ich mich sofort wohlfühle und überhaupt nicht darüber nachdenken muss, dass ich es mit einer Headless-Gitarre zu tun habe. Sehr gut! Auch der Hals selbst war eine erfreuliche Überraschung, denn entgegen meiner Erwartung einer Sportgitarre ist dieser nicht zu dünn geraten. Ich mag das sehr! Die Bundkanten empfand ich übrigens als besonders gut verarbeitet!
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Hardware
Die brandneue Ausführung der Dullahan-Serie verfügt neben ansehnlichen Farben über eine verbesserte Apollo-Mono-Brücke für ein solides Tuning sowie eine überarbeitete Kopfplatte für einen schnelleren und einfacheren Saitenwechsel. Tatsächlich war ich erstaunt, dass beide Gitarren nach dem Auspacken noch sehr gut in Tune waren. Der Plan scheint also aufgegangen zu sein.
Das ist auch gut so, denn für mich als Neuling ist das Stimmen zunächst etwas fummelig, sodass ich mich freue, wenn ich nicht so oft nachbessern muss. Als Optimierungsvorschlag würde ich die sechs Drehknöpfe an der Bridge in zwei Längen unterteilen, sodass man immer ein längeres und ein kürzeres Ende fühlt. Das würde der Orientierung helfen und einer Verwechslungsgefahr vorbeugen.
Saitenwechsel & Setup
Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist, ihr habt es geahnt, der Saitenwechsel und das Setup. Alle erforderlichen Werkzeuge gehören zum Lieferumgang und das Vorgehen ist im unten verlinkten Video wunderbar erklärt. Einen klaren Punktabzug gibt es für die Nutzung von Spezialwerkzeug, das man im schlimmsten Fall verliert und nicht im normalen Fachgeschäft nachkaufen kann.
Das ist nämlich für das Einstellen der Saitenhöhe erforderlich, was man aber zum Glück nicht jeden Tag ändern möchte. Alles in allem hatte ich mich recht schnell an die Umstellung gewöhnt. Wer die Vorzüge einer Headless-Gitarre genießen will, der muss eben ein paar Kompromisse in Kauf nehmen.
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Wie klingt’s?
Die Elektronik umfasst zwei Humbucker, einen Volume- und einen Tone-Regler. 5 Position stehen euch zur Verfügung: Humbucker Bridge, Neck & Bridge Singlecoils zusammen, Neck & Bridge Humbucker zusammen, Neck Humbucker parallel, Neck Humbucker seriell). Naturgemäß sind die Singlecoil-Klänge schwächer als die der Humbucker.
Klanglich geht das schon in Ordnung, doch es besteht definitiv noch Luft nach oben. Beim Volumen-Poti sieht es über den Regelweg verteilt ähnlich aus. Im Vergleich zum Rechtsanschlag gehen ein paar Höhenanteile verloren, wenn man leiser dreht. Das kennen wir aber auch von teureren Gitarren. Für den aufgerufenen Preis ist das zu verschmerzen. Bastler erhalten hier eine wunderbare Modding-Plattform.
Mein Fazit
Harley Benton mag eine preisgünstige Marke sein, die sich an Einsteiger richtet. Doch diese beiden Gitarren sind keine Eintagsfliegen und sehen, nicht zuletzt wegen der fehlenden Kopfplatte, überhaupt nicht danach aus. Die Konstruktion ist exzellent und sie sehen beide wirklich gut aus. Mein Favorit wäre die FT 24, weil ich ein großer Fan von gerösteten Ahornhälsen und Shell Pink bin. (Letzteres darf beim nächsten Run gern intensiver ausfallen.)
Das geringe Gewicht ist ganz wunderbar angenehm und die bescheidenen Maße machen das Modell zur perfekten Reisegitarre sowie zur platzsparenden Backup- oder Sofa-Gitarre. Wer kein Auto besitzt und viel mit der Bahn fährt, wird das sehr zu schätzen wissen. Der Preis geht total in Ordnung, auch wenn bei den Tonabnehmern noch ein wenig Luft nach oben ist und das Stimmen etwas gewöhnungsbedürftig ist.
- Preis: 449 Euro
- Website des Herstellers
Weitere Informationen
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