Sind Vintage-Pedale sinnlos?
Wenn du Effektpedale spielst, bist du sicherlich schon mehr als einmal über die Grabenkämpfe in Foren oder den sozialen Medien gestolpert – sind die Vintage-Originale der Ikonen besser als ihre aktuellen Versionen? Gemeint sind hier die offiziellen Nachbauten der Hersteller.
Was denkst du: Können die aktuellen Versionen ihren Vorgängern das Wasser reichen? Schreib jetzt bitte schon mal einen Kommentar zum Vintage-Vergleich und lies erst dann den Artikel!
Vintage-Pedale
Es gibt Effektpedale, die haben Geschichte geschrieben. Entweder weil sie bei den ganz großen Gitarristen auf den ganz großen Alben zu hören waren oder weil sie dir „früher“ selbst zu tollen Sounds verholfen haben. Je älter du bist, umso mehr hast du vermutlich von den Anfängen der Pedale mitbekommen. Wer in den 70ern und 80ern an der Gitarre unterwegs war, hat wohl die besten Karten.
Heute gibt es aber ein Problem: Alte Pedale sind in der Regel kaputtgespielt oder kosten, je nach Zustand und Hype-Status, mehr als man für die eigenen Verwandten bei eBay bekommt. Also ist es vielleicht sinnvoller, auf aktuelle Versionen zu setzen und man liest sich in ein Thema im Netz ein.
Reissues
Im Internet kann jeder seine Meinung sagen. Das ist das meiner Meinung nach höchste Gut und erhaltenswert. Das heißt aber auch, dass es eine Menge Falschinformationen gibt, die Meinungen als Fakten tarnt. In Sachen Effektpedale stehst du so vor einer Wand an unterschiedlichen Aussagen. Die einen behaupten, dass nichts über die Originale geht. Chip X in Pedal Z klingt am besten, größere Gehäuse und Schaltungen haben Vorteil Y … und du stehst da wie nicht abgeholt. Andere sagen, es klingt identisch und der Hype ist überbewertet? Wem glaubst du?
Hier hilft nur selbst testen.
Leichter gesagt als getan, denn selbst kaufen ist oft nicht drin, in Videos/Sounddemos wird oft unterschiedliches Equipment von verschiedenen Musikern gespielt. Wie soll man da den Überblick bekommen? Die Lösung:
A/B-Vergleiche
Pedalbauer, Effektguru und -sammler Josh Scott, das Brain hinter JHS Pedals, hat vier wirklich bedeutsame Effektpedale der vegangenen Tage mit ihren aktuellen Nachbauten in einem Video verglichen. Vier Pedale, um deren alte Versionen es vermutlich mehr Sagen und Grabenkämpfe allein in deutschen Foren gibt als Lügen von Donald Trump. Mit dabei sind:
Schreib vorab mal deine Meinung zum Vintage-Vergleich in die Kommentare. Und dann starte das Video. Welches der Pedale klingt „vintage“ besser als ein „Reissue“?
Video
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9 Antworten zu “Sind Vintage-Pedale sinnlos?”
Schon schräg, wenn ein Boutique Pedal Hersteller keine Klanguterschiede mehr hören kann und dann allen Ernstes ein solches Video online stellt – traut sich wohl keiner seiner Angestellten, ihm die Wahrheit zu sagen, der Job ist ja wichtig… Alle Pedale klangen leicht unterschiedlich, für die letzten 5-10 % zahlt man eben den vintage Preis, wenn es unbedingt genau wie damals klingen soll. Es ist verrückt zu behaupten, neu und alt klingen „virtually identical“, totaler Schwachsinn.
Der neue Small Stone klang lasch und mumpfig, der alte hatte mehr Höhen und das Phasing klang deutlicher/akzentuierter.
Die alte RAT klang im Bass roher und in den Höhen offener, die neue enger und matter.
Die Tube Screamer lagen tatsächlich nah beieinander.
Von Boss kann man Qualität erwarten, die Waza Pedale sind spitze! Aber auch hier gibt es klangliche Unterschiede, das neue hat mehr Höhen. Mehr lässt sich durch das „störende“ Schlagzeug nicht heraushören ;-)
Lieber el-folie. Nein, Josh hat Recht, man hört keinen Unterschied. Und zum Schlagzeug. So hört man das normalerweise., mit Schlagzeug und Bass. Zuhause für sich allein mag man vielleicht als Corksniffer irgendwelche Unterschiede raushören, aber im Bandkontext definitiv nicht. Gut gemacht Josh
Ich denke auch, dass der Unterscheid, sofern im A/B ohne weitere Instrumente, nur mit viel Liebe und evtl Einbildung hörbar ist. Im Kontext fällt das überhaupt nicht mehr ins Gewicht-
Ich glaube Euch beiden, dass Ihr die Unterschiede nicht hört, aber trotzdem sind sie halt ja da… Habt Ihr mit Kopfhörer abgehört? Über Monitore, mit Raummoden und Reflektionen sind derartige 10 % Unterschiede natürlich schwer oder nicht zu hören…
Was mich an dem JHS Video stört, ist die Aussage „virtually identical“. Das ist schlicht falsch und für Interessenten von Equipment irreführend. Klar lässt sich mit dem Nano Small Stone etwas anfangen, mit einem alten Original geht aber die Sonne auf, es klingt völlig anders, ich hatte beide hier.
Das sehe ich genau so. Würde man den Test so gestalten, dass man nicht sehen würde, welches Pedal aktiv ist, wäre es noch deutlicher. Zudem: Die Bearbeitung im Mixingprozess mit EQ, Compressoren, paralleldistorsion usw. und alle anderen Komponenten wie Seiten, Plektrum, usw. haben einen deutlich höheren Einfluss auf den Sound und der Preisunterschied zwischen den Pedalen ist reine Liebhaberei. Auch das hat seine Berechtigung und man darf auch Freude daran haben, doch es hat auf die Qualität des Sounds null Einfluss. Zudem: ein guter Song tönt auch mit schlechtem Pedal hot, umgekehrt leider nicht :-)
Ich unterstellen mal, dass wir alle irgendeinen Geschmack oder ein Klangideal haben.
Klingen wie XY klappt eh nicht, selbst wenn man das entsprechende Originalpedal nutzt. Man muss eben ggf. verschiedene Pedale, Klampfen, Plektren etc. testen, bis man „seinen“Sound gefunden hat. Vor dem Hintergrund ist es völlig wurscht, ob die Kopie wie‘s Original klingt.,.
Es gibt bichts heiligeres als Vintage. Damals wusste man eben noch, wie Instrumente und Effekte gebaut wurden. Der Müll von heute kann im Prinzip direkt ins Recycling.
Gilt übrigens auch für Software. Die Algorithmen von damals klingen einfach deutlich besser.
Ja, ich finde die Algorithmen der Software aus den 70ern auch viel truer.
Ich hatte irgendwo gehört, dass der Inhalt von Vintage-Pedalen zuweilen eher stümperhaft zusammengelöteter Billig-Kram ist, der manchmal sogar gefährlich sein soll?
Na klar, da wurde noch mit Elektronik experimentiert. Da kamen Klänge raus, die heute nicht mehr machbar wären. Deutlich wärmer. Dass da die Bauteilesicherheit nicht immer state of the art war sei den Jungs (und Mädels) verziehen.
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