von Julian Schmauch | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums

40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums  ·  Quelle: Pixabay, Pexels

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Wir feiern 40 Jahre CD! Sie löste Schallplatte und Kassette als letztes Musikmedium ab, das man noch anfassen konnte. Sie wurde geliebt und gehasst, steht für das Hoch der Musikindustrie der Neunziger genauso wie ihren Niedergang im Napster-Zeitalter. Heute konsumieren wir Musik größtenteils digital. Eine Geschichte.

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40 Jahre CD – Die Vorgeschichte

Mit Musikaufnahmen Geld zu verdienen, diese Idee ist noch gar nicht so alt. Die Schallplatte zeigte als erstes Musikmassenmedium in den Fünfzigern und Sechzigern, dass genau das möglich war. Plötzlich waren Bands nicht mehr allein auf Konzerte und Merchandise als Einnahmequelle angewiesen. Und man konnte sich die Songs seiner Lieblingskünstler- und -künstlerinnen zu Hause so oft anhören, wie man wollte. Jedoch waren Schallplatten ein empfindliches und sehr raumeinnehmendes Medium.

40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums

Vinyl. · Quelle: Eric Krull, Unsplash

Und so kam mit der Kassette ein Medium auf, dass längere Aufnahmezeiten und ein kompakteres Design versprach. Daszu erschienen Ghettoblaster und Walkman. Musikhören gab es nicht nur zu Hause, im Radio oder im Club, sondern überall. Dazu konnte man nun Songs selbst aufnehmen, vom Radio, vom 4-Spur-Recorder – das Homerecording war geboren. Aber auch die Kassette hatte als Medium so ihre Tücken. Bandsalat, Bandeiern- und Rauschen – mit Bleistift und Reparaturklebeband wurde man selbst zum Tontechniker.

Entstehung der CD

Vorgestellt wurde die Compact Disc bereits 1979 als Zusammenarbeit von Philips und Sony in Japan. Philips brachte Expertise über die Erstellung digitaler Medien mit, die sie in der Entwicklung der LaserDisc gesammelt hatten. Sony wiederum verfügte über Experten und detailliertes Know-how im Bereich der Analog-zu-Digital-Wandlung.

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Die letztendliche maximale Länge von 74 Minuten soll mit eben dieser Dauer von Beethovens 9. Symphonie in der Interpretation von Dirigent Herbert von Karajan bei den Wiener und Berliner Philharmonikern zu tun haben, dem angeblichen Lieblingsstück der Frau von Sony’s Vizepräsident Norio Ohga (via Heise). Genauso gut möglich ist aber auch, dass Sony die ursprüngliche Länge von Philips Prototypen von 60 Minuten und 11,5 Zentimetern Durchmesser aus marketingtechnischen Gründen schlicht übertrumpfen wollte.

40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums

Orchester. · Quelle: Arindam Mahanta, Unsplash

Drei Jahre später am 17. August 1982 startete die erste Herstellung eines CD-Albums – „The Visitors“, das Abschiedsalbum von ABBA – im Polygram-Werk in Langenhagen. Als erste Veröffentlichung eines Albums in Deutschland auf CD wird jedoch gemeinhin Billy Joel’s „52nd Street“ angesehen, dessen Produktion zwar später begann, das aber vor „The Visitors“ in die Läden kam.

Die CD wird Massenmedium

In den Anfangsjahren wurde der Sound der CD von vielen als kalt und klinisch empfunden. Man war so viel Detail, so wenig Grundrauschen einfach nicht gewohnt. So erschien zwar 1983 der erste CD-Player und ein Jahr später der erste Discman, beide von Sony, bis CDs und Abspielgeräte aber massenhaft genutzt wurden, verging noch ein halbes Jahrzehnt.

40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums

CD Stapel · Quelle: Brett Jordan, Unsplash

Die Kassette hatte zu diesem Zeitpunkt Anfang der Achtziger die Schallplatte bereits abgelöst und war, was Kompaktheit und Mobilität der Abspielgeräte betraf, äußerst beliebt. Jedoch waren die qualitativen Unterschiede beim Klang zu gering. Das wiederum war ein echter Quantensprung bei der CD. Die Klangqualität traf die Hörgewohnheiten der meisten unerwartet, so viel Detail und Klarheit musste erst einmal verdaut werden. Zweiter Vorteil: Unterwegs widerstanden Discmen Erschütterungen weiter mehr, als es Walkmen je gekonnt hatten – kein Eiern, Aussetzer nur bei starkem Wackeln.

Und 1989 war es soweit. Die CD wurde das Massenmedium Nummer 1. Und blieb es für gute 15 Jahre, ehe Downloads und dann Streaming übernahmen.

Niedergang der CD

Ihr größter Trumpf war zugleich der Auslöser für den Niedergang der CD. Denn sobald es im Laufe der Neunziger für das Massenpublikum möglich war Eins-zu-eins-Kopien jedes Albums zu brennen, Mix-CDs in Studioqualität anzufertigen und jeden Song ohne Qualitätsverlust auf den Rechner zu kopieren, waren vielen die überhöhten Preise neuer Alben Grund genug, auf Privatkopien umzuschwenken. Und dann kam Napster. Wozu noch CDs kaufen, überhaupt noch brennen, wenn es jeden Song in kaum schlechterer Qualität kostenlos zum Download gab?

40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums

Nach dem iPod, vor der Vinyl · Quelle: Oleg Sergeichik, Unsplash

Zwischen 2000 und 2005 brachen die CD-Verkäufe um mehr als die Hälfte ein. 2020 war in den USA das Niveau etwa auf dem von 1986, ca. 95 Prozent unter dem Höchststand von 2000. Jedoch wächst die Zahl der Fürsprecher für das totgesagte Medium, nicht zuletzt Ableton-Erfinder Robert Henke. Weniger Umweltbelastung, geringere Herstellungskosten, höhere Audioqualität – ist es Zeit für eine Renaissance der Compact Disc?

Infos über CDs und Musikstreaming

Videos über 40 Jahre CD

https://www.youtube.com/watch?v=gxlOcdoM7aw

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10 Antworten zu “40 Jahre CD: Geschichte des letzten haptischen Musikmediums”

    Ted sagt:
    2

    Die inflationär falsche Verwendung des Begriffes Haptik nimmt langsam lächerliche Ausmaße an.

    mike sagt:
    0

    1982 Wow!
    Man das ist schon sehr lange her. Als DJ und Radiomoderator war mein Medium bis dato immer das Vinyl. Nebenher baute ich mir mein erstes „Studio“ auf. Die Habtic einer CD war zu diesem Zeitpunkt chaotisch. Im Radio war es gut, da man dort kaum technisch mit dem Mixen performte. On Stage allerdings hatte man da so seine Probleme. Techics hatte schon den „Technics SL-P1200“ (pondon zum sl-1200 mk) auf den Markt gebracht, this waren in der Regel oft kaputt und brauchten so viel Aufmerksamkeit in der Wartung. Dann kamen die Denon CD-Mixteile auf den Markt. . . später andere.
    Irgendwann wurden die Vinyls immer weniger und es gab fast nur CDs zu kaufen, das war mitte der 90er. Ein guter Grund um als DJ auszusteigen, damals.
    Zumindest war die Klangquaität sehr gut, wenn man keine höheren Ansprüche verfolgte.
    Als Speichermedium würde ich von einer CD, DVD oder Blu-Ray-Rom abraten. Viele Sample Sounds kann ich nicht mehr lesen, die ich als CD-Rom gesichert hatte, um die 2000er. Als kurzzeitige Speichermedium Ok, mehr nicht. Ob die Qualität dabei immer so eine grosse Rolle spielt kann ich nicht nachvollzihen.
    Komisch ist, dass heut zu Tage immer noch CDs angeboten werden, obwohl die Nachfrage nicht hoch ist

      Widescreen sagt:
      3

      Also ich kann alle gebrannten CDs aus den 90ern und 2000ern noch lesen, wie auch die gepressten. Außer eine Charge Billig-Rohlinge, aber die waren schon nach wenigen Monaten Schrott.
      Ich kaufe teilweise noch neue CDs zusätzlich zu Lossless-Formaten (am liebsten in 24 Bit), wenn es schöne Artbooks dazu gibt. Die CDs selbst fasse ich nicht mehr an.
      Allerdings geht das nicht bei gebrauchten Raritäten. Da wird das Angebot immer kleiner. Hier braucht man die CDs zum Einlesen. Denn „gebrauchte“ MP3, FLAC etc. sind ja leider illegal.
      Früher konnte man mit dem Verkauf seiner CDs ca. die Hälfte zurückbekommen. Das entfällt damit leider auch.

    CD_Forever;) sagt:
    4

    Hallo! Anfang der 80er Jahre gab es in Düsseldorf noch eine große Hifi Messe.
    Dort hatte ich am Stand von Blaupunkt Gelegenheit die neue CD zu hören. Nach den ersten Takten war mir klar, dass die Schallplatte tot war. Kein Rauschen, kein Knistern. 1985 kaufte ich den Philips CD150, der damals Referenz bei Audio oder Stereoplay war. Meine erste CD war von Phil Collins „Face Value“. Die kann ich immer noch abspielen.Ich bin bis heute der CD treu geblieben, auch bei meiner eigenen Musik. Ich hoffe natürlich, dass es auch in Zukunft noch bezahlbare Player gibt.
    -Schöner Rückblick. Danke!

    Ragnar sagt:
    3

    Wenn es die Quelle sowieso nur mit 44,1/16 gibt, kaufe ich immer noch lieber die CD. Inlays, Beigaben und Booklets waren mir schon immer egal. Meine letzte LP war Dire Straits – Brothers In Arms, bei Karstadt gekauft, war ein Kratzer drauf. Wollten die nicht zurücknehem, bzw. tauschen. Da bin ich um die Ecke in den HiFi-Laden, habe mir den Philips CD 104 (14 Bit!), im CD Laden eben das Album gekauft und nie wieder zurückgeschaut. Seit dem liegt der 1200er mit Grado-System immer auf dem Dachboden der jeweiligen Wohnstätte und hofft auf Reaktivierung.

      Tom sagt:
      0

      Philips CD 104:
      Ein Panzerschranklaufwerk von dem heutige Geräte nur noch träumen können!
      Fand ich als Kind super toll einfach nur diese „Tresortür“ (=CD Schublade aus Druckguss) auf und zu zu machen :-)

      Selbstverständlich läuft der CD Player dank Philips CDM Laufwerk immer noch!

    strassen sagt:
    0

    «Geschichte des letzten haptischen Musikmediums» Habt ihr die Blu-ray vergessen? Dies wird (wahrscheinlich) das letzte haptische Medium sein.

    Marco sagt:
    0

    1985 war ich in St. Leon Rot beim Spiess, es gab dort diese CDs. Herbie Hangkock gekauft. Ein paar CDs konnte ich mir leisten, jedoch war mein Budget knapp. Auch die hifi Anlage war sehr teuer. Alles war heilig, alles war wichtig und faszinierend. Ich habe in den letzten 20 Jahren eine beträchtliche Menge an CDs geschenkt bekommen, im Sperrmüll gefunden etc. Das gleiche gilt für Hifi Anlagen. Die tollsten Dinger haben die Leute weg geschmissen! Cassette und Schallplatten CDs alles nix mehr wert! Aber mp3 am Handy über ohrstöpsel scheint der neue Genuss zu sein. Es ist einfach nur schlimm.

    Speckschwert sagt:
    0

    „Geschichte des letzten haptischen Musikmediums“
    Nach der CD kamen SA-CD und DVD-Audio.

    Labellosuppe sagt:
    0

    „Heute konsumieren wir Musik größtenteils digital.“
    Der Autor übersieht, dass die CD ebenfalls digital ist und dass die CD nicht das letzte physische Musikmedium ist – danach kamen noch einige andere.

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