15 nicht mehr produzierte DJ Tools: Equipment, um das es eigentlich schade ist
Der Markt für DJ-Gear ist traditionell ja eher ein konservativer. Ganz im Gegenteil zu manchem Plattenaufleger, besonders der Tech/EDM-Szene. DJ = Rockstar? So ist wohl die Zeit. Doch auch was die geliebte Hardware wie Mediaplayer, Turntables und Controller angeht, gibt es – gerade auch mit dem Aufkommen digitaler DJ-Lösungen – immer wieder Hersteller, die an eigenwilligen Produkten schrauben, sich äußerst innovativ geben oder etwas ganz besonders für die „Auflegende Zunft“ auf den Markt bringen. Nur wird das leider oftmals nicht gleich mit Kohle scheffeln respektive großartigen Absatzzahlen honoriert. Hier möchte ich euch aktuell nicht mehr produziertes DJ-Equipment zeigen, um das es eigentlich schade ist. Augenzwinkern inbegriffen.
Vestax Faderboard
Mit dem Vestax Faderboard wollte der japanische Hersteller den Plattenauflegern einen Sample-Player an die Hand geben, der DJ-typisch über Fader statt Tasten gespielt wird. Wie ein Instrument. Das Gerät kann einerseits samplen, hat aber andererseits auch eigene Effekte, Schlagzeug- und Synthesizerklänge im Gepäck. Der Soundchip stammt von Korg. Ein innovatives wie seltsames Produkt, dem der kommerzielle Erfolg ausblieb. Gebaut wurden lediglich 700 Einheiten, das Gerät ist auf 2004 datiert. Und so wird es gespielt. Heute würde man wahrscheinlich zum Pioneer 1000-Sampler greifen.
Numark Orbit
Numarks Orbit ist ein Wireless-Controller zur Befehligung des Computers (Erinnerungen an alte Science-Fiction-Filme werden wach) beziehungsweise der darauf laufenden DJ-Software über das MIDI-Protokoll. Man schnallt sich das Teil ganz simpel um das Handgelenk und schon ist man ohne lästige Kabelage in der Lage, das Audiotool seiner Wahl aus der Kanzel oder von der Bühne zu bedienen – egal, ob im DJ- oder Band-Kontext.
Nicht nur, dass der Orbit auch noch Videogame-Controller-Elemente (Schultertasten), 16 knallbunter beleuchtete Performance-Pads und ein Jogwheel an Bord hat, sogar einen Neigungssensor hat der Hersteller spendiert, der dem Receiver X/Y-Koordinaten übermittelt, wie man es auch von Produkten wie dem Source Audio Hot Hand USB kennt. Numark schneiderte der Kontrolleinheit gar eine eigene DJ-Software auf den Leib, die ich seinerzeit auf der Musikmesse begutachten konnte, die aber nicht weiterentwickelt wurde. Vor dem Hintergrund, dass auch Hersteller wie Pioneer und Hercules mittlerweile ihre eigene Vollversionen den hauseigenen Controllern beilegen, hätte man dies vielleicht überdenken sollen. Wie dem auch sei: der Orbit ist ein funktionaler und optischer Leckerbissen.
Vestax VRX-2000 Plattenschneider
Welcher DJ und Produzent hätte – selbst im Zeitalter von MP3 – nicht gerne seine eigene kompakte Vinyl-Fertigungsmaschine im Studio stehen. Zwar gibt es auch heutzutage noch die Möglichkeit, sich ein Gerät wie den Vinylrecorder zuzulegen und sich mit Schneidstichel, Rohlingen und den nötigen Mastering- und Messgeräten auszurüsten, doch das nur mit 70 Einheiten und für rund 5000 Dollar aufgelegte Vestax VRX-2000 war eher auf easy-to-use ausgelegt und nebenbei bemerkt schon ein echter Hingucker. Die auf der „Harmo Disk“ basierenden Rohlinge sind zudem haltbarer, als die gemeine Dubplate.
Schaut man sich brandaktuelle All-in-One DJ-Workstations wie Pioneers XDJ-RX2 oder auch Denons MCX-8000 an, muss man schon fast von eierlegenden Wollmilchsäuen sprechen, denn sie können nicht nur von USB-Medien spielen, sondern bedienen auch DJ-Softwares via MIDI-Controller und lassen einen externes Equipment über den Standalone-Mixer mischen. Doch mancher Hobby- wie Profi-DJ benötigt das alles mitunter gar nicht, ihm reicht es, wenn das Gerät MP3-Musik vom Datenträger oder Flash-Speicher abspielen und mischen kann, so wie dieser „Veteran“.
Wacom Nextbeat
Wacom brachte bereits im letzten Jahrzehnt ein megakompaktes Standalone-DJ-Tool namens Next-Beat auf den Markt, das sowohl mit einem DJ-Mischer wie auch einem Dual-Audioplayer und obendrein noch mit einem abnehmbaren Funk-Controller ausgerüstet war. Freedom on Stage könnte man meinen. Das Desktop-Gerät zeigt auf einem Farbbildschirm Titelinformationen und Wellenform an, es spielt WAV, AIFF, MP3 und AAC via Compact Flash Karte ab. Mittels Sync-Taste lassen sich Decks automatisch beatmatchen. Juckt es einen in den Füßen (oder Fingern), klemmt man die tragbare Einheit ab und begibt sich damit auf den Dancefloor zum Mittanzen – diverse Knobs, Tasten und Touch-Feldern auf der Remote erlauben Klanganpassungen vorzunehmen, Decks zu pitchen, loopen oder FX abzufeuern – selbst eine Sample-Funktion ist dabei, zudem zwei separate Play-Outs, um die Signale der Mediaplayer an die Mischpultkanäle auszugeben.
Für 2009 ein echt innovatives Konzept – doch was nützt dies, wenn essentielle Dinge wie Playlisten fehlen, die Analysedaten der Wellenformen nicht gespeichert (Stichwort Ladezeiten), sondern immer wieder neu berechnet werden und noch nicht mal ein Kopfhöreranschluss am Mobilteil vorhanden ist …
Columbia Portable Mixing Rig GP-3 und GMX
Stichwort Portablism: Mobiles Scratching mit batteriebetriebenen Plattenspielern und externen MINI-Crossfadern von Stokyo und Konsorten ist sehr beliebt. Hier habe ich ein Rig ausfindig gemacht, das seinesgleichen sucht. Heute würde man wohl zum Numark PT01 Scratch greifen und sich besagten Stokyo oder den Mixfader Bluetooth mit Breakout-Box dazu kaufen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Und wo wir gleich schon bei Plattenspielern sind – auch der Nachwuchs muss natürlich zeitnah angelernt werden. Das war auch schon in den Seventies nicht anders. Ein Beispiel hierfür ist das mobile DJ-Set
Corgi Disco Road Show Kids
bestehend aus zwei DJ-Turntables und einem Mixer – knallgelb und kinderzimmerfreundlich. Warum gibt es so etwas eigentlich nicht mehr? Wegen Fortnite?
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Numark HD-Mix und iDJ Pro
Hätte ihr das geglaubt? Numark haben bereits 1978 ein mobiles DJ-Komplettsystem auf den Markt gebracht, bei dem sie zwei Turntables, Mixer, Amp, EQs und Speaker in ein Case packten. Der Name lautete „Mobile Disc Jockey System“. Etwa 20 Jahre später brachten sie das HD-Mix heraus, noch bevor SD-Cards und USB-Sticks mit x-fachen Gigabyte-Größen kokettierten. Das System ist Mischpult und CD/Media-Player in einem, konnte zudem im Inneren mit Festplatten ausgestattet werden, sodass der mobile Dienstleister bei der Veranstaltung, Hochzeit oder wo auch immer abertausende Tracks zugreifen konnte, ohne ein Laptop mitführen zu müssen (eine Tastatur zur Suche durfte selbstverständlich auch nicht fehlen).
Sherman Rodec Restyler
Der Name ist Programm: Der Restyler ist ein externes Multimode-Filter für DJS und den Live-Einsatz und sich primär einer Aufgabe widmet: Frequenzen manipulieren. Hier kann DJ nun aber über sein Lieblingshandwerkzeug – den Flachbahnregler – Hoch, Tief und Bandpassfilter bedienen, an Amplituden und Frequenzen schrauben. Vor dem Hintergrund, dass externe DJ-FX rar gesät sind, wie wäre mit einem Relaunch? Solange werft mal einen Blick auf das zugegebenermaßen anders konzipierte, aber als DJ-Effekt empfehlenswerte MasterSounds EFX, hier vorgestellt.
Vestax Groove Caster, QFO und S1
Wer als DJ schon immer mal ausprobieren wollte, wie man sich ein „Guitar Hero“ auf der Bühne fühlt, hätte sicher seine Freude an Vestax Groovecaster, QFO und S1 gehabt. Man hängt sich die Geräte einfach mit dem Tragegurt in bester Gitarrenmanier um, kann damit über die Stage marschieren und seine Scratch-Künste zum Besten geben. Vestax batteriebetriebenen „Turntable-Stratocaster“ (1999) gab’s nur als Prototyp, ausgerüstet mit Crossfader und Tone-Potis. Dabei sorgte ein spezielles „Anti Skipping System“ das der Tonarm in der Spur bleibt.
Wie gesagt nur als Prototyp, doch der später veröffentlichte QFO (2004) wurde dann tatsächlich in 3 Ausführungen etwa 1200 x gebaut, zum Preis von etwa 1000 Euro pro Stück. Vestax wären nicht Vestax, hätten sie nicht auch eine Prototypen für die CD-Fraktion entwickelt, den S1. Doch was soll man sagen: Zum Mixen braucht es dann doch am Ende mehr, als ein Laufwerk…
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Han und Leia – ääh Casio XW-PD1 und XW-DJ1
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Hier geht es mir schlichtweg ums Design der beiden Produkte. Der rasende Falke von Han Solo stand wohl Pate, einmal in schwarz als DJ-Mixer für das iPhone, einmal in Rot als Groovebox. Lassen wir den Videoclip sprechen und bis zum nächsten Mal.
Weitere interessante Inhalte
- Die besten Turntables für Einsteiger und Profis
- Die besten DJ-Mediaplayer für Einsteiger
- DJs sind doch Musiker – mit Videobeweis
- DJ-Tool aus dem 19. Jahrhundert entdeckt?
- Schöner schrauben: CircleFade CF12 Rotary-Controller im Boutique-Look
- Knochen, Glibber und Rasierklingen: was man alles in Schallplatten pressen kann
- DJ-Kultur: 10 außergewöhnlich coole Vestax-Teile